Dein innerer Heiler. James McGovern

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Название Dein innerer Heiler
Автор произведения James McGovern
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783941523753



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die alte Chinesische Medizin viele Modelle entwickelte, um Gesundheit und Krankheit zu erklären, darunter die Verbindung bestimmter Gefühle zu bestimmten Organen, bestand eines ihrer stabilsten Muster in der Verbindung von Typen des Pulsschlags mit körperlichen Gebrechen. Krankheit galt als Störung eines oder mehrerer Organe und entsprechend sollten die Pulsschläge gestört sein. In einer Untersuchung wurden zehn Bände dazu benötigt, um die große Anzahl von Pulstypen zu erklären, von denen unterstellt wurde, dass sie eine umfassende Bewertung des gesamten menschlichen Körpers gewährleisteten.6 Die unterschiedlichen Pulstypen erhielten aussagekräftige Namen wie ‚Weiden-Brise‘ oder ‚Blubbernder Bach‘, um Studenten und Praktikern sortieren und erinnern zu helfen. Mit anderen Worten: Die Sprache war wichtig für die Konzeptualisierung und Kodifizierung der Unterschiede.

      Die Theorie der Pulstypen unterstellt, dass das Blut zu und von allen Organen des Körpers fließt. Daher können Anomalien oder Probleme in einem Organ bestimmte Veränderungen im Blutkreislauf verursachen, die durch Fühlen des Pulsschlages beobachtet werden. Den Puls zu fühlen, um eine ‚Lektüre‘ aller Organe des Körpers durchzuführen, passte zu einer Kultur, die Bescheidenheit schätzte. So fühlten Priester (Behandler) den Puls einer Frau beispielsweise zuweilen durch einen Vorhang oder stellten eine kleine Puppe zur Verfügung, um den Körperteil zu zeigen, der verletzt war.

      Eine Beziehung zwischen den Veränderungen des Blutflusses und Problemen in unterschiedlichen Organen wurde mit höchst deskriptiven Begriffen ausgedrückt, um ein umfassendes Modell der Gesundheitsfürsorge auszubilden. Das Beispiel zeigt ebenso, wie die üblichen Sitten bzw. die kulturellen Muster die Typen der anerkannten Modelle und Praktiken ‚färben‘ können. Mit anderen Worten, derartige Formulierungen verwenden die gewöhnlichen Gedanken, Überzeugungen und Sitten.

      Die Werke des Hippokrates stammen aus der Hippokratischen Sammlung, die in der Bibliothek von Alexandria (Ägypten) zu Beginn des dritten Jahrhunderts v. Chr. zusammengestellt wurde. Allerdings ist es nicht sicher, ob alle oder einige dieser Bücher tatsächlich von Hippokrates geschrieben worden sind. Dennoch sind sie während seiner Lebenszeit geschrieben und sie sind zumindest von seiner Lehre beeinflusst.

      Hippokrates war Lehrer am Tempel des Äskulap in Kos, der nach Äskulap benannt wurde, dessen Existenz unbestimmt ist. Es kann sich um einen Gott, einen Mythos oder um eine Person handeln. Das Wichtige an den Äskulapischen Tempeln besteht darin, dass es sich um Kliniken oder Orte handelte, in denen Menschen ihren Körper, die mentalen Prozesse und den Geist stärkten. Man hat oft gesagt: Die Kunst des Äskulap entwickelte sich zur Wissenschaft des Hippokrates.7

      Hippokrates, der ‚Vater der Medizin‘, entfernte die Mythen und abergläubischen Überzeugungen aus medizinischen Bewertungen, indem er Ursachen und Wirkungen verband. Die moderne Gesundheitsfürsorge ist ihm darin verpflichtet, genaue Beobachtungen und genaue Interpretationen von Symptomen vorzunehmen. Er verstand Krankheit als Abweichung von der natürlichen Funktion und unterstellte, dass die natürlichen Gesetze bei voller und richtiger Funktionsweise die Gesundheit wieder herstellen könnten: „Die natürlichen Kräfte sind die Heiler der Krankheiten.“8 Hippokrates unterstellte vier Stimmungen bzw. Einstellungen und schrieb ihnen körperliche Pendants zu: Blut, Schleim, gelbe Gallenflüssigkeit und schwarze Gallenflüssigkeit. Seiner Ansicht nach war ein Mensch gesund, wenn die Stimmungen im richtigen Verhältnis zu einander standen. Andernfalls war der Mensch krank. Er glaubte zudem, dass jede Person und jeder Fall so voneinander verschieden waren, dass es nicht möglich sei, eine allgemeine Medizin für Individuen vorzuschreiben.

      Hippokrates lehrte, dass Medizin sekundär sei, Übung und Ernährung dagegen primär seien. Als Grieche in einer Zeit des großen philosophischen Erwachens führte er logische Analyse ein und schlug vor, dass die Prognose bzw. Projektion zukünftiger Entwicklungen das Ziel des Arztes sei.9 Hippokrates war der Überzeugung, der Arzt solle mit den natürlichen Prozessen des Körpers arbeiten. Er beobachtete die Verbindung zwischen Struktur und Funktion im Körper und betonte stark die Wirbelsäule und den Bewegungsapparat System.10

      Hippokrates fasst seine Beobachtungen und Diagnosen zusammen, indem er eine ‚Sprache der Medizin‘ ausbildete, die von anderen benutzt und verbessert werden konnte. Anstatt isolierte Spekulationen zu äußern, begann Hippokrates mit einem System, das direkt auf Beobachtungen bezogen war. Daher konnten seine Schlussfolgerungen durch nachfolgende Beobachtungen und Analyse verfeinert und verbessert werden.

      Aristoteles wird gewöhnlich nicht im Zusammenhang der Entwicklung der Gesundheitsfürsorge genannt. Weil wir uns mit der philosophischen Entwicklung der Gesundheitsfürsorge beschäftigen, nimmt Aristoteles mit Recht hier eine zentrale Rolle ein. Dante und nahezu allen mittelalterlichen Wissenschaftlern galt Aristoteles als DER Philosoph. Er ist der Begründer der wissenschaftlichen Methode, nämlich des abwechselnden Gebrauchs der induktiven und deduktiven Formen der Logik. Diese Methode hat über 23 Jahrhunderte große Entdeckungen hervorgebracht. Anders als Platon, der lehrte, Erkenntnis komme von innen, lehrte Aristoteles, dass sie von außen komme, von den Sinnen zu den mentalen Prozessen vermittelt. Zudem lehrte er, dass wir zunächst eine allgemeine Vorstellung der Phänomene gewinnen sollten und dann die Besonderheiten untersuchen.11

      Es gelang Aristoteles den offenkundigen Streit von vier früheren Philosophen über das Wesen der Kausalität zu schlichten. Das Konzept der Kausalität antwortet auf die Frage, wodurch ein Ereignis verursacht sei. Thales lehrte, dass es sich um eine materielle Ursache handele: Ein Ding verursachte die Veränderung. Heraklit nahm an, dass es sich um eine Wirk-Ursache handele: Ein Macher verursachte die Veränderung. Pythagoras unterstellte, dass Veränderung durch eine Veränderung der Form verursacht sei: Eine neue Formation war verantwortlich. Plato lehrte, es gebe eine Finalursache in jeder Veränderung: Ein Ziel trieb bzw. verursachte die Veränderung. Aristoteles erklärte, dass diese vier Philosophen jeweils über einen Aspekt einer Ursache sprachen: über die Dinge, die daran beteiligt sind, die Macher, die Formationen bzw. die Ziele, die hinter einer Veränderung stehen.12

      Alexander der Große, ein Schüler des Aristoteles, eroberte einen großen Teil Asiens und sandte Exemplare der Flora und Fauna der eroberten Gebiete an ihn. Diese Geschenke ermöglichten es Aristoteles, außergewöhnlich stark Sektionen an einer großen Zahl von Tieren vorzunehmen und über Ähnlichkeiten und Unterschiede der Arten zu schreiben. Er schrieb 50 Bücher über vergleichende Anatomie und Naturgeschichte, indem er Organe wie die Nerven, das Herz, die Blutgefäße, die Membranen des Gehirns und den Magen beschrieb. Dazu entwickelte er Modelle für ihr inneres Funktionieren. Seine Bücher waren die ersten Bücher der Bibliothek von Alexandria. Sein Enkel Erasistratos schloss sich Herophilos an, um Hunderte von menschlichen Leichen zu sezieren und so das Wissen über den Körper beachtlich zu erweitern. Doch bald wurden die Sektionen von religiösen Autoritäten in Ägypten und Europa verboten, sodass der Fortschritt in dieser Richtung endete.

      Der berühmte Aphorismus des Aristoteles lautet: „Der Philosoph soll mit der Medizin beginnen. Der Arzt soll mit der Philosophie enden!“13 Es scheint, dass er keine substanzlose Spekulation billigte. Seine Philosophie basierte auf der Sammlung empirischer Daten und dem Herleiten allgemeiner oder letzter Ursachen (Prinzipien). Diese wissenschaftliche Methode blieb über viele Jahrhunderte verborgen. Es gab gelegentliche Ausnahmen wie Roger Bacon (13. Jahrhundert n. Chr.) und Francis Bacon (16. Jahrhundert n. Chr.). Der Letztere machte sie den medizinischen Forschern der vergangenen 400 Jahre zugänglich. Zusammenfassend: Der Beitrag des Aristoteles zur Medizin und der Gesundheitsfürsorge besteht darin, dass der Menschheit die Methode zu lernen und Wissen anzusammeln eröffnet wurde. Darüber hinaus werden wir einen weiteren umfassenden Beitrag des Aristoteles kennen lernen.

      Susruta verstand sich selbst als Fortschreiber des alten Ayurveda (Wissenschaft vom Leben), die wahrscheinlich von der brahmanischen Hindu-Religion inspiriert war.14 Die Brahmanen glaubten,