Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941. Группа авторов

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Название Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941
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Жанр Историческая литература
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Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783534720613



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läßt sich ein Gesamtüberblick über die Auswirkung dieser Aktion z. Zt. noch nicht geben.

      1.) Kriegerische Ereignisse1:

      Der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Lublin meldete am 22.6.1941, daß dort Truppen um 3.45 Uhr die Interessengrenze überschritten hätten.2 An allen Stellen des Bereichs wurde den vorrückenden deutschen Truppen heftiges Artilleriefeuer entgegengesetzt. Unter den Truppen befinden sich auch Angehörige der Grenzpolizei. Im Laufe des Vormittags des 22.6.41 drangen deutsche Truppen in Brest ein. Eisenbahnbrücke wurde unbeschädigt besetzt. Die Sicherheitspolizei hat in Brest das Gebäude des NKWD3 übernommen. Beim Übersetzen mit Schlauchboot in Gemeinschaft mit den vorgehenden Truppen wurde der Leiter des Grenzpostens Wlodowa, KOS4 Nitschke, von der Dienststelle des Kommandeurs der Sipo und des SD in Lublin durch Oberschenkelschuß schwer verwundet. Der Beamte befindet sich in Sicherheit auf dem Hauptverbandsplatz in Korolenka. Nachdem am Nachmittag des 22.6.41 der Angriff in der Gegend von Lubice im Kommandeurbereich Lublin vorübergehend stockte, ist er später fließend geworden, zudem die Brücke über den Bug fertiggestellt wurde und Panzer nachstießen. In den Wäldern bei Wlozimiercz leisten noch einzelne versprengte Gruppen Widerstand. Bisher sind außer in einer kleinen Ortschaft keine Wohngebiete des besetzten Gebietes durch das Vorgehen in Mitleidenschaft gezogen worden. Im Verlaufe der Nacht zum 23.6.41 wurde nach Einsetzung von Minenwerfern über den Bug nördlich der Eisenbahnlinie Cholm bis[unleserlich]. Die Verluste auf deutscher Seite sind 8 Tote unter den Pionieren. Der Widerstand der Russen ist ziemlich stark, doch geht der Vormarsch langsam weiter. Verschiedentlich wurden im Gebiet des Bereichs Lublin russische Fliegerbomben abgeworfen, ohne besondere Schäden anzurichten. Dabei wurden mehrere russische Flugzeuge durch deutsche Jäger abgeschossen. Der Sender Lemberg hat seine Sendungen seit dem 22.6.41 18.25 Uhr eingestellt.

      Der Befehlshaber in Krakau meldet, daß am 22.6.41 um 15 Uhr deutsche Truppen nach Artillerievorbereitung die Eisenbahnstrecke nach Przemysl genommen und Przemysl besetzt haben. Es wurde nur geringer Widerstand geleistet. 1 Offizier und 6 Mann sind auf deutscher Seite gefallen. Der San wurde mit Schlauchboot überfahren und auf russischer Seite besetzt. 1 russischer Major wurde gefangengenommen. Von russischer Seite wurden durch die Wehrmacht 1000 jüdische Flüchtlinge an der Grenze in Jaroslau herübergeschickt. In Brest-Litowsk wurden 10000 Russen gefangengenommen. Nach einer letzten Meldung aus Krakau rücken große Massen russischer Truppen mit etwa 80 Tanks in einer Breite von 80–100 km gegen russ. Przemysl vor. Kowel wurde von deutschen Truppen besetzt. Bei [unleserlich] wird hart gekämpft.

      2.) Politische Ereignisse:

      Nach einem Bericht des Kommandeurs der Sipo und des SD in Lublin scheint sich die Nachricht vom Kriegsausbruch in polnischen Kreisen recht früh durchgesprochen zu haben, denn in den Vormittagsstunden, in denen an sonstigen Sonntagen die Bevölkerung in Massen auf den Straßen lustwandelt, fiel eine gähnende Leere auf. Offenbar erwartete man Sondermaßnahmen seitens der deutschen Sicherheitsbehörden. Gegen Mittag wurden die ersten Nachrichten in polnischer Sprache durch die Lautsprecheranlagen durchgegeben. Vor den Lautsprechern sammelte sich das Volk und verharrte in bemerkenswerter Geduld dort bis in die späten Nachmittagsstunden. Um 17.00 Uhr erschien eine Extraausgabe „Nowy Glos Lubelski“, die den Verkäufern förmlich aus der Hand gerissen wurde.5 Auch an den Anschlagtafeln der Redaktionsgebäude waren fortgesetzt ganze Trauben von nachrichtengierigen Polen festzustellen. Großes Interesse fand auch der Anschlag der Verordnung des Gouverneurs, nach der die Ausgangszeit für Polen auf 20 Uhr zurückverlegt, Lokalschluß für polnische Restaurationen auf 19 Uhr festgesetzt und verschiedene Vorschriften für den Luftschutz bekannt gemacht wurden. Die Gaststätten waren im Laufe des Tages fast leer, und auch die Kirchen hatten an diesem Sonntag wenig Zuspruch. Auffallend war, daß die Nachricht vom Ausbruch des Krieges zuerst in den Kreisen der polnischen Intelligenz verbreitet wurde. Hier wurden auch am lebhaftesten die Tagesereignisse erörtert. Man vermutet russische Luftangriffe und plant vielfach das Stadtgebiet zu verlassen. Auch wird angenommen, daß dieser Schritt Deutschlands Amerika nunmehr zum Eintritt in den Krieg veranlassen werde. Vereinzelt wird die Auffassung vertreten, daß es immer noch günstiger sei, unter deutscher Herrschaft zu verbleiben, als unter die der Russen zu gelangen. Soweit beobachtet werden konnte, herrscht in den Kreisen der polnischen Arbeiterschaft eine gewisse Gleichgültigkeit dem Kriegsgeschehen gegenüber vor. Zu einem Teil wünscht man sich einen russischen Sieg, weil man sich davon die Beseitigung der augenblicklichen Hungersnot verspricht,6 zum anderen Teil ist es den Arbeitern ganz gleichgültig, wer siegt, wenn nur nach Beendigung des Krieges bessere Verhältnisse eintreten. Sehr begrüßt wurde der Beginn der Kampfhandlungen naturgemäß in den ukrainischen Kreisen. Die jüngeren Jahrgänge planen, sich umgehend der Wehrmacht zur Verfügung zu stellen. Sie hören interessiert die in ukrainischer Sprache gegebenen Nachrichten des Bandera[-Senders] Weichsel7 und verbreiten sie weiter. U. a. erhofft man auch den Einsatz zahlreicher Ukrainer durch das deutsche Propagandaministerium. Man erzählt sich, daß Ukrainer durch das Propagandaministerium bereits für diesen Zweck vorgebildet worden seien. Besonders günstig wurde die Nachricht vom Kriegsbeginn von den Juden aufgenommen. Zwar fürchtet man für die nächsten Wochen einen noch größeren Brotmangel, aber man tröstet sich mit der Hoffnung, daß zumindest die kriegerischen Auseinandersetzungen nicht in das Gouvernement hereinreichen werden. Unter den Juden, die z.Zt. aus dem russischen Interessengebiet geflüchtet sind, fürchtet man geradezu die Sowjetrussen. Bei einem großen Teil der Juden besteht jedoch Sympathie für die SU, da geglaubt wird, daß endlich die Zeit gekommen sei, in der man nun Rache für die deutschen Judenunterdrückungen nehmen könne. Von Polen wird erzählt, daß die Juden bereits Vorkehrungen für den Empfang der russischen Truppen treffen wollen.8

      a) In den besetzten Gebieten:

      Aus dem Protektorat meldete bisher die Stapoleit Brünn, daß sie infolge ihres harten Zugriffs in den letzten Monaten gegen die Kommunisten von einer besonderen Aktion anläßlich des Kriegsausbruches mit der SU abgesehen habe. Es seien bisher keine besonderen Vorkommnisse zu verzeichnen. Abgesehen von einem kleinen Orte in der Nähe von Olmütz, wo rote Fähnchen verteilt wurden, sei nichts Bemerkenswertes vorgefallen.

      In Belgien wurde in Vereinbarung mit der Wehrmacht am 22.6.41 um 6.30 Uhr die Festnahmeaktion gegen die bisher nicht verbotene KP Belgiens durchgeführt.9 Die Durchführungsaktion verlief bisher reibungslos. Bisher wurden von insgesamt ca. 600 im Bereich der Dienststelle Brüssel festzunehmender Personen ca. 340 Personen inhaftiert.10 Unter den Festgenommenen befinden sich auch die sowjetrussischen Staatsangehörigen. Die russische Emigration in Belgien, vertreten durch den Leiter des russischen Selbsthilfeausschusses für Belgien, Georg Goyolchewski, hat um Weitergabe nachstehender Glückwunschadressen gebeten: „An den Führer und Reichskanzler! Als Vertreter der weißrussischen Emigration in Belgien, die sich seit Kriegsbeginn mit dem Nationalsozialistischen Deutschland im Kampfe um die Gerechtigkeit und Neuordnung in Europa eins fühlt, habe ich Ihnen zu melden, daß alle kampffähigen russischen Nationalisten zu ihrer Verfügung stehen. Im unbegrenzten Glauben an Sie haben wir in diesen entscheidungsvollen Stunden die Gewißheit, daß Sie von der Vorsehung dazu berufen sind, auch das Schicksal unseres geknechteten und unterdrückten Volkes in geordnete Bahnen zu lenken. Alle Ihre Entscheidungen und Befehle werden rücksichtslos durchgeführt.“

      b) Im Reichsgebiet:

      Von der Stapoleit Berlin wurden bei der Aktion am 22.6.41 674 sowjetrussische Staatsangehörige, die in der Hauptsache als Handelsvertretungsangehörige und z. T. als Abnahmebeamte tätig waren, festgenommen. Sämtliche, den sowjetrussischen Organisationen gehörenden Gebäude wurden besetzt und sind z. Zt. bewacht, um das dort vorgefundene Material zu sichten. In Königsberg wurde am 22.6.41 das dortige sowjetrussische Konsulat geschlossen und die Angehörigen desselben nach hier überführt. Eine Reihe von Stapostellen haben bereits Festnahmen von Sowjetrussen und vorbeugende Inhaftnahme früherer führender kommunistischer Funktionäre gemeldet. Abschließender Bericht wird noch vorgelegt.

      c) Im Ausland:

      In Preßburg haben in den Vormittagsstunden des Sonntags Demonstrationen vor der russischen Gesandtschaft stattgefunden, wobei die Fenster des Gesandtschaftsgebäudes eingeschlagen und der vor dem Hause stehende Wagen des Gesandten umgeworfen und angezündet wurde. Die Demonstration war vorwiegend von Deutschen