Drug trail - Spur der Drogen. Matthias Kluger

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Название Drug trail - Spur der Drogen
Автор произведения Matthias Kluger
Жанр Публицистика: прочее
Серия
Издательство Публицистика: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783969405406



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Baker war seit vielen Jahren Kongressabgeordneter der Demokraten und zählte zum Kreis der engsten Berater, dem sogenannten Inner-Circle, des Präsidenten.

      Mia, die Sekretärin, bedeutete Robert mit einem Kopfnicken zur Tür, dass er bereits erwartet wurde.

      „Hi, Dad. Was genau ist passiert?“, platzte es beim Eintreten in das geräumige Arbeitszimmer aus Robert heraus.

      „Schließ die Tür“, wies sein Vater ihn an. „Genaues wissen wir noch nicht. Der Präsident wurde erst vor wenigen Stunden darüber informiert, dass Sicherheitskräfte Winston leblos in einer Suite des Four Seasons gefunden haben.“

      „Ist es sicher, ich meine …?“

      „Noch wissen wir nichts Näheres über die Umstände, aber …“

      In diesem Moment klingelte das Telefon. William Baker ging um den mächtigen Mahagonischreibtisch herum und griff zum Hörer.

      „Baker.“ Gespannt lauschte der Abgeordnete in den Hörer, während er seinen Sohn stirnrunzelnd musterte. Nach etwa einer Minute angespannten Zuhörens antwortete Baker in den Apparat: „Sind schon auf dem Weg, Bob. Bis gleich.“ Er legte auf und drückte zeitgleich den grünen Knopf der Gegensprechanlage: „Mia, lassen Sie bitte den Wagen vorfahren.“

      Robert zog fragend die Augenbrauen in die Höhe. „Ins Weiße Haus?“

      William nickte, während er sein Jackett vom Kleiderhaken nahm, es sich überstreifte und die Krawatte zurechtrückte. „Bob hat eine Krisensitzung einberufen. Wir treffen uns im Oval.“

      Dreißig Minuten später betrat Robert mit seinem Vater William Baker das Oval Office im Westflügel des Weißen Hauses. Neben dem Präsidenten Bob Thompson waren die Direktorin der CIA, Julia Hobbs, sowie Verteidigungsminister Ashton Brown anwesend.

      „Ah, William, Robert. Gut, dass ihr da seid. Julia wollte gerade beginnen, uns Genaueres über die Umstände von Winstons Ableben zu berichten. Schreckliche Sache. Verflucht, er war ein verdammt guter Mann.“

      William und Robert begrüßten die Anwesenden mit Handschlag – dann nahmen sie auf dem Sofa gegenüber der Direktorin Julia Hobbs und dem Verteidigungsminister Platz.

      „Bevor ich auf die brisanten Details eingehe …“, Chief Hobbs legte eine bedeutungsschwangere Pause ein, „will ich eines klarstellen: Auf mein Anraten hin hat der Präsident bewusst den Rahmen der einzuweihenden Personen auf das notwendige Minimum beschränkt. Alles, was ihr hier und jetzt von mir erfahrt, bleibt in diesen vier Wänden. Keine Informationen nach draußen, weder an Mitglieder des Kongresses noch, Gott bewahre, an die Presse. Habt ihr das verstanden?“

      Allgemeines Kopfnicken schien der Direktorin auszureichen, denn sie fuhr umgehend fort: „Unser Vice President, Logan Winston, wurde durch einen meiner Beamten im Badezimmer seiner Suite des Four Seasons um exakt 10:17 Uhr aufgefunden. Der Exodus musste nur kurz zuvor eingetreten sein. Fremdeinwirkung derzeit ausgeschlossen. Alle lebenserhaltenden Sofortmaßnahmen bis zum Eintreffen der Sanitäter waren umsonst. Der hinzugezogene Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Das Brisante hierbei ist, dass die Todesursache – zumindest deutet derzeit alles darauf hin …“ Abermals legte die Direktorin der CIA eine Pause ein, um den nun folgenden Worten mehr Gewicht zu verleihen: „Vermutlich hat Logan eine Überdosis irgendeiner noch nicht näher untersuchten Substanz zu sich genommen. Auf dem Bettlaken wurde ein weißes Pulver gefunden, ebenso Spuren an seiner Nase und Oberlippe. Wir gehen von Kokain aus, es könnte aber auch irgendein anderer synthetischer Dreck sein. Genaueres werden wir in ein paar Stunden aus dem Labor sowie nach der Obduktion erfahren.“

      „Versteht ihr jetzt, warum ich diese Scheiße in kleiner Runde besprechen musste?“

      Etwas erstaunt über die derbe Wortwahl hefteten sich alle Augen auf den Präsidenten.

      „Wenn durchsickert, dass der Vizepräsident der Vereinigten Staaten durch Drogenkonsum gestorben ist – ihr könnt euch vorstellen, wie die Aasgeier im Kongress und die Presse über uns herfallen werden. Und das so kurz vor den Wahlen. Einen schlechteren Zeitpunkt, so makaber das jetzt klingen mag, hätte sich Logan kaum aussuchen können.“

      „Was gedenkst du zu tun?“, wandte sich Verteidigungsminister Ashton Brown an Julia.

      „Nun, egal, was die Obduktion ergibt, es wird unter Verschluss bleiben. Offiziell wird das Statement lauten, dass Winston an einem Herzversagen gestorben ist.“

      „Wir sind hier zu fünft“, schaltete sich William ein. „Sanitäter vor Ort, der Notarzt, das Obduktionsteam sowie deine Leute von der CIA und dem Secret Service. Da zähle ich schon mindestens weitere acht bis zehn Personen. Wird schwierig mit der Geheimhaltung, meinst du nicht auch, Julia?“

      „Meine Jungs halten dicht. Sie haben einen Eid auf die Verfassung geschworen, vergiss das nicht, William. Alle anderen lass meine Sorge sein.“

      „Okay“, entgegnete William, „ich schlage dennoch vor, einen Notfallplan auszuarbeiten, nur für den Fall der Fälle, dass doch an irgendeiner Stelle etwas durchsickert. Was meinst du, Bob?“

      William blickte zum Präsidenten, der mit verschränkten Armen und besorgter Miene am Resolute Desk, dem reich verzierten Schreibtisch, einst Geschenk der britischen Königin Victoria, lehnte und nickte.

      „Natürlich, William hat recht. Wir sollten vorbereitet sein. William, Robert, kümmert euch bitte darum.“

      Es war das erste Mal, dass Robert in seiner kurzen Amtszeit als jüngster Berater des Präsidenten von diesem direkt um etwas gebeten wurde. Auch wenn die Bitte nicht allein an ihn, sondern gleichzeitig an seinen Vater gerichtet worden war.

      „Julia, Ashton“, fuhr der Präsident fort, „ich hätte euch beide nachher gern an meiner Seite. Wir werden um 20:00 Uhr vor die Presse treten. Lasst ein Statement vorbereiten. Lebenslauf von Logan, Verdienste, das ganze Programm eben.“

      Straßensperre

      Oliver lenkte seinen ganzen Stolz, einen Oldtimer BMW 1600 Baujahr 1972, von der 29 M Street NW nach links auf das Four Seasons zu, wurde jedoch durch eine Straßensperre aufgehalten. Beamte der United States Capitol Police, kurz USCP, hatten den Gebäudekomplex an der 29th weiträumig abgeschottet.

      Zahlreiche Übertragungswagen der örtlichen Fernsehstationen sorgten, zusätzlich zu der teilweisen Sperrung der Hauptverkehrsader 29 M Street NW wie auch der nahe gelegenen Seitenstraßen, für erhebliches Chaos. Hinzu kamen die üblichen Gaffer, die dicht gedrängt in morbider Neugier die Gehwege blockierten. Kurzum: Die Einsatzteams der USCP hatten alle Hände voll zu tun, das Areal rund um das Gebäude Four Seasons zu sichern und gleichzeitig freundlich, aber dennoch bestimmt unnötige Zaungäste in die Wüste zu schicken.

      Oliver fuhr zwei Blocks weiter, bis er eine Möglichkeit zu parken fand. Zwar wies die Markierung an der Straße auf ein absolutes Halteverbot hin, doch er hoffte, die in der Frontscheibe angebrachte Plakette „Presse Washington Post“ würde eine Strafe abwenden.

      Fünfzehn Minuten später erreichte er die Straßensperre zu Fuß.

      „Washington Post, Oliver Konecki.“ Er hielt dem Officer der USCP seinen Presseausweis vor die Nase, was diesen sichtlich unbeeindruckt ließ, denn er war nicht willens, ihn auch nur einen Schritt weiter in Richtung Hotel kommen zu lassen.

      „Tut mir leid, Mister. Kein Zugang.“

      „Hören Sie, Officer. Dies hier ist ein Presseausweis der Washington Post. Ich bin seit über fünfzehn Jahren Reporter bei diesem Blatt und allein die Tatsache, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, informiert zu werden, sollte Anlass genug sein, mich durchzulassen.“

      „Gut, Mr. – ähh …“ Der Officer in schwarzer Uniform überragte Oliver um fast einen halben Kopf und neigte sich jetzt dem gezückten Ausweis entgegen. „Mr. Konacki, oder Konecki, egal, ich sagte bereits, Zutritt verweigert! Sie können gerne abseits der Straße warten, bis ich andere Anweisungen erhalte. So lange jedoch bewahren Sie bitte Ruhe. Haben Sie mich verstanden?“ Letztgesagtes hatte einen derartigen Befehlston,