Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane. A. F. Morland

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Название Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783956179556



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behilflich sein.“

      Der Kleine fing schrill zu lachen an. Kowalski kam sich wie ein Idiot vor. Er wurde ärgerlich, und er schnauzte McIntosh an: „Verdammt noch mal, was ist denn daran so komisch?“

      „Sie?“, kicherte der Mickrige mit Tränen in den Augen. „Sie wollen mir an Stelle Ihrer Schwester behilflich sein? Also wenn das nicht zum Totlachen ist ...“

      Kowalski witterte plötzlich etwas. Der Typ da hatte anscheinend ein paar Dollar zu viel, die er anbringen wollte. Er war nur für kurze Zeit in der Stadt. Er war bei Gott kein Frauentyp. Anscheinend wollte er in dieser Richtung aber doch etwas erleben. Deshalb war er zu Claire gekommen. Um sich für sein Geld ein bisschen falsche Zärtlichkeit zu kaufen.

      Dann war Claire ...

      Verdammt, wenn es stimmte, was sich Mel Kowalski gerade überlegte, konnte Claire sich auf ein Donnerwetter gefasst machen.

      Er wollte sich Gewissheit verschaffen. Ihm fiel ein, dass Claire mit ihm nicht über ihren Job reden wollte. Jetzt war ihm beinahe schon klar, weshalb sie dieses Thema gemieden hatte.

      „Mr. McIntosh, ich glaube, ich verstehe Sie nicht“, sagte Mel Kowalski mit rauer Kehle.

      Der Kleine rollte mit seinen Augen. „Sagen Sie bloß, Sie wissen nicht, dass Ihre Schwester ein Callgirl ist.“

      Kowalski hatte das Gefühl, jemand hätte ihm Eiswasser über den Rücken gegossen. „Sag das noch mal!“, verlangte er.

      „Sie ist ein Callgirl, und ich bin nicht zum ersten Mal hier.“

      „Dafür aber bestimmt zum letzten Mal!“, fauchte Kowalski wütend. Seine Schwester war eine Hure. Er konnte es kaum fassen. Für ihn gab es auf der ganzen Welt keinen schmutzigeren Job als diesen. Das hatte seine Schwester doch nicht nötig, verdammt noch mal. Was war denn bloß in Claire gefahren? Eine Zornwelle schoss Kowalski in den Kopf. Er holte mit der gesunden Rechten aus und gab McIntosh einen gewaltigen Kinnhaken, der den unvorbereiteten Mann voll traf und gegen die Wand schleuderte.

      Lester McIntosh stimmte ein schrilles Geheul an.

      Kowalski schlug erneut zu.

      Er nagelte den Kerl, den er stellvertretend für alle anderen Männer, die für Geld den Körper seiner Schwester benutzt hatten, hasste, mit nur einer Faust brutal zusammen. McIntosh versuchte zu fliehen, doch Kowalski ließ es nicht zu. Er war noch nicht fertig mit dem Burschen. Er hatte sich an dem Kleinen noch nicht genügend abreagiert.

      Erst als der Killer völlig außer Atem war, hielt er schwer keuchend inne.

      Mit hartem Griff riss er Lester McIntosh auf die Beine. Er öffnete die Tür und blaffte: „Merk dir‘s gut, du verdammter Lustmolch! Claire ist ab sofort nicht mehr im Geschäft! Hast du verstanden?“

      Der Kleine nickte hastig. Sein zuckendes Gesicht war blutverschmiert. „Ja!“, krächzte er, an Kowalskis eiserner Faust herabhängend. „Ja!“

      Der Killer setzte ihm den Fuß in den Hintern und beförderte ihn mit einem kraftvollen Tritt aus der Wohnung.

      „Lass dich hier nie wieder blicken!“, schrie er dem davonsausenden Mann nach.

      „Bestimmt nicht!“, stöhnte der Mickrige. „Ganz bestimmt nicht!“

      Und Kowalski knallte mit zornesrotem Gesicht die Tür zu. „Claire!“, zischte er mit verzerrtem Gesicht. „Wenn du nach Hause kommst, kannst du was erleben!“

      17

      Roberto Tardelli hörte sich in Chicago noch in derselben Nacht und noch mehr am darauffolgenden Tag um. Hartnäckig versuchte er eine Spur von Mel Kowalski zu finden. Doch alle Anstrengungen, die er unternahm, zeitigten vorläufig keinerlei Erfolg. Dadurch ließ sich Roberto aber nicht entmutigen. Es gibt einen Spruch, der besagt, dass Beharrlichkeit alles überwindet, und beharrlich war der CC-Agent weiß Gott.

      Am frühen Nachmittag gelang es ihm, einen Kerl aufzutreiben, der Mel Kowalski auf dem Flugplatz gesehen haben wollte. Und zwar nach dem Mord an Fatty Booger und nach der Schießerei auf dem Gelände der Lkw-Werkstatt. Der Mann erinnerte sich daran, dass Kowalski in der rechten Hand eine Reisetasche trug, während er anscheinend darauf achtete, den linken Arm so wenig wie möglich zu bewegen.

      Roberto Tardelli besorgte sich umgehend eine Liste von allen Maschinen, die in der vergangenen Nacht Chicago verlassen hatten.

      Über einen COUNTER CRIME-Kanal bekam er eine Stunde später sämtliche Passagierlisten. Aber Mel Kowalskis oberstes Gebot war die Vorsicht. Er war nicht unter seinem richtigen Namen abgereist.

      Es gab gut ein Dutzend Richtungen, in die Mel Kowalski geflohen sein konnte. Indianapolis, Harrisburg, Dover, Raleigh, New York ... und noch eine Menge Städtenamen mehr standen auf Roberto Tardellis Liste, aber welcher Name war der richtige?

      Das herauszubekommen war für Roberto im Augenblick ein beinahe unlösbares Problem, doch gerade dieser Umstand spornte ihn besonders an.

      Er wollte alles tun, was in seiner Macht stand, um diese harte Nuss so bald wie möglich knacken zu können.

      18

      „Black Friday“ hatte keinen festen Sitz. Sergio Patana liebte es, seine Gegner zu verwirren, und so wechselte er in zumeist kurzen, unregelmäßigen Abständen seinen Aufenthaltsort. Vor sechs Wochen hatte die gefährliche Unterorganisation der Mafia ihren Hauptsitz noch in Texas. Davor war die Gruppe in Ohio gewesen, und zur Zeit hatte Sergio Patana und der harte Kern von „Black Friday“ seine Zelte in New York, auf Long Island, aufgeschlagen.

      Das gemietete Grundstück war mehrere Morgen groß, und die Villa war ein hochherrschaftliches Gebäude, in dem man eher einen noblen Adeligen als eine gemeine Verbrecherclique vermutet hätte.

      Die Räume waren mit alten, kostbaren Möbeln eingerichtet.

      Patana hatte das Ganze von einem Strohmann mieten lassen, und er hatte seinen Männern eingeschärft, dass sie danach trachten sollten, in der Nachbarschaft so wenig wie möglich unangenehm aufzufallen.

      Sergio Patana war ein drahtiger, dunkelhaariger Mann mit schwarzen Knopfaugen, vollgepfropft mit Vitalität und Spannkraft. Er entstammte der Gosse von San Francisco und hatte schnell gelernt, dass es auf der Welt nur zwei Möglichkeiten gibt, wenn man nichts ist und nichts hat: entweder treten – oder getreten werden.

      Als er neunzehn war, hatte er genug von den Tritten, die er bis dahin bekommen hatte. Er fing an, die ersten Kontakte zur Cosa Nostra zu suchen, bekam alsbald kleine Aufgaben von der Ehrenwerten Gesellschaft übertragen, die