Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane. A. F. Morland

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Название Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783956179556



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bereits gehabt? Dann lebte der Staatsanwalt nicht mehr. Roberto ließ sein Boot an der Steuerbordseite der Jacht ein Stück entlangschnurren.

      Von Bathseba Lane wusste er, dass sich George Burke noch nicht lange hier draußen befand.

      Die Zeit konnte natürlich gereicht haben, um den Staatsanwalt zu killen. Hatte sie aber auch für den Mörder gereicht, um sich nach der Tat ungesehen wieder abzusetzen? Oder befand sich der Mann noch an Bord dieses Schiffes?

      Fragen, auf die sich Roberto Tardelli sehr leicht eine Antwort verschaffen konnte. Er brauchte nur an Bord zu gehen.

      Das tat er jetzt unverzüglich.

      Mit schussbereiter Waffe huschte er über das Deck. Er war darauf trainiert, jederzeit sein Leben zu verteidigen. COUNTER CRIME nahm seine Agenten im Ausbildungslager jedes Mal so hart her, bis sie auf dem Zahnfleisch krochen.

      Nichts wurde diesen Männern geschenkt, denn die raue Wirklichkeit schenkte ihnen auch nichts. Darauf wurden sie gedrillt – aufs Überleben in allen Lagen.

      Burke noch einmal zu rufen, erachtete Roberto als sinnlos.

      Wenn Burke in der Lage gewesen wäre zu antworten, hätte er es längst getan. Roberto hielt den Atem an und lauschte. Kein verräterisches Geräusch. Er schien sich mutterseelenallein auf dieser großen Jacht zu befinden. Aber er war nicht so verrückt, das einfach als gegeben hinzunehmen, ohne sich gründlich davon überzeugt zu haben.

      Der Mafiajäger erreichte das Cockpit der Jacht.

      Im selben Moment entdeckte er George Burke.

      Der Anblick des Staatsanwalts drehte ihm den Magen um und sein Schweißausbruch verdreifachte sich.

      6

      Roberto Tardelli machte nicht den Fehler, vorwärtszustürmen und nur noch Augen für den ermordeten Staatsanwalt zu haben. Noch war nicht erwiesen, dass der Killer die Jacht bereits wieder verlassen hatte. Roberto verschaffte sich zuerst auf Deck und anschließend unter Deck Gewissheit, dass er mit dem Toten allein an Bord war.

      Erst dann kehrte er zu Burke zurück.

      Er schob die Luger in die Schulterhalfter und kniete sich neben den Leichnam, dessen Blut noch nicht geronnen war.

      Zu spät!, hämmerte es in Roberto Tardellis Kopf. Du bist zu spät gekommen!

      Obwohl ihn daran nicht die geringste Schuld traf, ging ihm dieser brutale Mord doch gewaltig an die Nieren. Er hatte sich gleich nach dem Anruf des COUNTER CRIME-Chefs Colonel Myer in Columbus, Ohio, in die nächste Maschine gesetzt, die nach Miami flog, und war unverzüglich zu Burkes Hotel gefahren, nachdem er eingetroffen war.

      Vielleicht wäre das hier zu verhindern gewesen, wenn COUNTER CRIME eine Stunde früher von der Sache Wind bekommen hätte. Wenn! Aber ...

      Zu spät.

      Man hatte Roberto Tardelli zu spät informiert und dann nur noch gehofft, dass der clevere Mafiajäger das Wunder vollbringen würde, mit dem keiner ernstlich zu rechnen wagte.

      Zu spät.

      Roberto Tardelli zählte insgesamt sechs Einschüsse. Jeder einzelne Treffer war tödlich gewesen.

      Roberto kannte nur einen Mann, der so arbeitete: Mel Kowalski. Jeder andere Killer hätte einmal, zweimal – höchstens dreimal abgedrückt, aber nicht sechsmal. Das tat nur Mel Kowalski. Weil er ein Satan war. Weil es ihm nicht genügte, ein Menschenleben zu vernichten. Er musste immer auch den Körper des Opfers zerstören.

      Roberto erhob sich.

      Er ballte die Hände und ließ seinen finsteren Blick über den Atlantik schweifen.

      „Irgendwann kriege ich dich, Mel Kowalski!“, murmelte er grimmig. „Und dann präsentiere ich dir die Rechnung für das hier! Und für all die anderen Morde, die auf dein verdammtes Konto gehen!“

      7

      Der schiefergraue Pontiac Firebird rollte die schnurgerade Straße entlang. In dieser Gegend waren die billigeren Quartiere. Vor den Spielsalons hockten Hippie-Typen auf dem Bordstein, rauchten Haschisch oder Marihuana. Zumeist lutschten sie zu zehnt an einer einzigen Zigarette, denn für einen eigenen Joint reichte das Geld nicht.

      Die Sonne stand schon tief am Horizont.

      Bald würde sie hinter den Dächern der Hotels verschwunden sein.

      Dann würden die Ratten, die es auch hier gab, wieder aus ihren Löchern kriechen, verbotene Geschäfte machen, Touristen hereinlegen, bestehlen, erpressen ... Und einige Verbrechen würden im Auftrag der Mafia verübt werden. Roberto Tardelli seufzte. Es war nirgendwo anders in den Staaten. Die Ehrenwerte Gesellschaft hatte ihre Drecksfinger überall. Und sosehr Roberto Tardelli dieser gefährlichen Unterweltorganisation auch schadete, indem er sie unerschrocken und mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln bekämpfte – sie restlos zu vernichten würde, das wusste er, ein Traum bleiben, der sich niemals erfüllte.

      Der Mafiajäger war zu einer kleinen Spelunke unterwegs, die sich „Little Tattoo“ nannte.

      Er hatte den Namen von Bathseba Lane.

      Gleich nachdem er den toten Staatsanwalt an Bord seiner Jacht gefunden hatte, war Roberto Tardelli nach Miami Beach zurückgekehrt. Bathseba hatte inzwischen weiter getrunken und sich dann mit einer ziemlichen Schlagseite auf ihr Zimmer zurückgezogen. Dort erfuhr sie von Roberto, was mit George Burke passiert war. Ihr Weinkampf bewies dem Mafiajäger, dass das Mädchen den Staatsanwalt mehr geliebt hatte, als er vermutet hatte.

      Er brauchte eine halbe Stunde, um sie so weit zu beruhigen, dass sie wieder ein vernünftiges Wort reden konnte.

      Zwischendurch alarmierte er die Wasserpolizei, damit diese Burke hereinholte.

      Und während diese Aktion lief, redete Roberto geduldig auf das gebrochene Mädchen ein. „Versuchen Sie sich an Dinge zu erinnern, die Ihnen in den vergangenen Tagen vielleicht ein wenig seltsam vorgekommen sind, Bathseba“, sagte Roberto eindringlich. „Die unscheinbarste Kleinigkeit kann mitunter von eminenter Wichtigkeit sein.“

      Das blonde Mädchen schüttelte verzweifelt den Kopf. „Es ist mir nichts aufgefallen, Roberto. Nicht das Geringste.“ Sie wollte nicht nachdenken, oder besser gesagt: Sie konnte nicht. Sie war zu sehr betrunken. Der Schock hatte sie zwar zum Teil wieder ernüchtert, aber fürs Nachdenken war ihr Gehirn einfach zu lahm.

      Doch Roberto ließ nicht locker.

      Er wusste, dass er das Mädchen quälte, aber er konnte jetzt keine Rücksicht nehmen.