Seewölfe - Piraten der Weltmeere 435. Burt Frederick

Читать онлайн.
Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 435
Автор произведения Burt Frederick
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954398430



Скачать книгу

      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-843-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

       Die Galeone der Komödianten

       Sie waren ein lustiges Völkchen – und verdrehten einigen Seewölfen die Köpfe

       Er war blond, blauäugig und ein stattlicher, schöner Mann, dem die Frauenherzen zuflogen. Die versklavten Indios in den Minen von Potosi verdammten ihn jedoch in die Hölle. Und würden sie jemals die Gelegenheit erhalten, über ihn herfallen zu können, dann würden sie Luis Carrero, den Oberaufseher über die Sklaven von Potosi, buchstäblich in der Luft zerfetzen – wie es seine Bluthunde taten, die er entflohenen Indios nachhetzte. Die Arbeit in den Minen war mörderisch. Dem entsprachen die Verluste unter den Indios. Darum erhielt Carrero die Order, für „Nachschub“ zu sorgen. Er beschaffte ihn sich aus den verstreuten Küstensiedlungen – mit Gewalt, versteht sich. Dann hatte er das Pech, Philip Hasard Killigrew zu begegnen …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Don Gonzale – bereist mit seiner Schauspieltruppe die Neue Welt und hat dazu eine Galeone gechartert.

      Doña Mariana – sein Eheweib ist eifersüchtig, nimmt es aber selbst nicht so genau.

      Edwin Carberry – wird bis aufs Blut gereizt und zertrümmert mit einem Vorschlaghammer ein Riff.

      Roger Lutz – der Frauenheld aus Jean Ribaults Crew plant einen Alleingang.

      Philip Hasard Killigrew – muß Distanz üben, um Komplikationen zu vermeiden, und ärgert sich über seinen Profos.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Im Bauch des Schiffes war es ruhig, so ruhig, daß jeder normale spanische Seemann vor Langeweile fast krank geworden wäre. Auf jedem Handels- oder Kriegsschiff wäre das so gewesen. Auf der „Torbellino“ war das jedoch anders.

      O nein, dachte Roviro Lloberas, das glaubt einem später wieder kein Mensch, was auf diesem Eimer alles passiert ist. Er kicherte leise in seinen sorgfältig gestutzten Vollbart. Aber die gekünstelte Heiterkeit vermochte seine Anspannung nicht zu dämpfen. Roviro zitterte innerlich, und er hatte die böse Ahnung, jeden Moment vor Aufregung zu platzen.

      Langeweile? Himmel, die hatte es auf der „Torbellino“ nun schon seit einem Jahr nicht mehr gegeben. Jeden Tag passierte etwas Neues, Unerwartetes. Und diesen 13. November 1594 würde Roviro Lloberas in seinem geheimen kleinen Tagebuch mit einem dicken Doppelstrich versehen.

      Daß er überhaupt schreiben und lesen konnte, hatte er seinen Eltern zu verdanken, die ihn damals in Cadiz bei einem gestrengen Kaufherrn in die Lehre gesteckt hatten. Es war wie in einem Gefängnis gewesen, und Roviro hatte die einzige Fluchtmöglichkeit genutzt, indem er sich in die Mannschaftsliste eines Handelsfahrers eingeschrieben hatte.

      Seitdem hatte er die halbe Welt gesehen und jede Menge Abenteuer erlebt. Doch die Krönung von allem würde er heute erleben, an diesem 13. November, vor der peruanischen Küste – jetzt, in wenigen Minuten.

      Doch wie, um Himmels willen, sollte er diese verdammte Nervosität bekämpfen? Er schalt sich einen Narren, daß er bibberte wie ein Kind vor der Bescherung. Immerhin hatte er seine ersten Erlebnisse mit Frauen schon hinter sich. Ganz schöne Erfahrungen hatte er gesammelt, wenn auch nur in den Hurenhäusern der Hafenstädte.

      Irgendwie hatten die käuflichen Damen ihn, den jungen Burschen, besonders gern gemocht. Ob es an seiner Jugend gelegen hatte, an seiner Schüchternheit oder an beidem – er hatte es bis heute nicht ergründet.

      Ungeduldig trat er von einem Bein auf das andere, biß sich auf die Unterlippe und plagte sich zum wiederholten Male mit der Befürchtung, einer von den anderen Kerlen aus der Mannschaft könnte plötzlich auftauchen. Oder Señorita Juana würde ihn vielleicht nicht finden, hier, am vereinbarten Treffpunkt vor der Segellast.

      Allein der Gedanke an ihren Namen brachte ihn in Verzückung.

      Juana!

      Die Silben waren wie Musik, wie eine zauberhafte Tonfolge, die sich dem Rhythmus ihrer graziösen Bewegungen anpaßte. Juana – das war ein sanftes Gleiten, geschmeidig und von fast katzenhafter Spannkraft. Natürlich, dieses „katzenhaft“ bezog sich nur auf ihr Äußeres. In ihrem Charakter war Señorita Juana sanftmütig wie ein Reh.

      Roviro hatte sie vom ersten Moment an bewundert. Ein Jahr hatte vergehen müssen, bis er endlich ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte. Aber sicherlich hatte es daran gelegen, daß er als jüngster Decksmann der „Torbellino“ meist in den entlegensten Winkeln des Schiffes seinen Dienst verrichtete.

      Nun aber hatte sich die glutäugige Juana mit ihm verabredet.

      Mit neuem Entzücken dachte Roviro Lloberas darüber nach, was es wohl sein mochte, das ihr an ihm gefiel. Denn gefallen mußte er ihr schon, sonst wäre sie wohl kaum bereit gewesen, sich mit ihm an diesem geheimen Ort zu treffen. Bei dem augenblicklichen prächtigen Wetter war es höchst unwahrscheinlich, daß sich jemand aus nicht dienstlichem Anlaß in die Unterdecksräume verirrte.

      Ohnehin war es auf der Kuhl und auf der Back viel abwechslungsreicher. Das wiederum hing mit der außergewöhnlichen „Fracht“ der Dreimastgaleone „Torbellino“ zusammen. Don Gonzale Jimenez de Tarragona und seine Komödiantentruppe waren für ständig neue Überraschungen gut.

      Capitán Gaspar Morales hatte seine liebe Last mit dem munteren Völkchen, das sich beim besten Willen nicht in den Rahmen einer strengen Bordroutine pressen ließ. Unter Schauspielern ging es eben locker zu, das wußte man aus dem alten Europa. Warum sollte es also in der Neuen Welt anders sein?

      Unvermittelt hörte Roviro Lloberas das Tapsen von nackten Fußsohlen. Er erstarrte zur Reglosigkeit. Sein Herz hämmerte bis zum Hals. Die Schritte näherten sich dem Niedergang zur Segellast und durchquerten den Stauraum, der mit Requisiten der Theatergruppe angefüllt war. Auch die übrigen Stauräume waren vollgestopft mit dem verrücktesten Zeug, von großen Ölbildern, die als Kulisse dienten, bis zur nachgeschneiderten Königsrobe, vom furchterregenden Drachenkopf bis zu Engelsflügeln, die man sich auf den Rücken schnallen und damit richtige Flatterbewegungen vollführen konnte.

      „Hallo, mein Herzblatt!“ rief eine halblaute Stimme.

      Roviros Herz tat einen jähen Hüpfer und schlug dann so heftig, daß