Seewölfe - Piraten der Weltmeere 366. Burt Frederick

Читать онлайн.
Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 366
Автор произведения Burt Frederick
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397631



Скачать книгу

      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-763-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

El Tiburon, der Haitöter

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       1.

      Der karibische Wind war ungewöhnlich frisch an diesem Dezembertag des Jahres 1593. Es fehlten jene laue Luft und der Sonnenschein, die dem Leben in diesen Breiten zumeist etwas Paradiesisches gaben. Und immer wieder störten Haß, Mißgunst und Machtgier der Menschen den Frieden.

      Joaquin Solimonte hegte solche düsteren Gedanken an diesem Tag. Wenn er nicht den wahren Grund dafür gekannt hätte, wäre er geneigt gewesen, dem wolkenverhangenen Himmel die Schuld für seine Stimmung zu geben.

      Der breitschultrige Spanier aus Hispaniola stützte sich mit beiden Händen auf die Achterdecksbalustrade, als trüge er auf einmal besonders schwer an der Last seines muskelbepackten Oberkörpers. Nachdenklich starrte er in das Heckwasser des Zweideckers. Strudel und perlende Schaumkreise zogen sich als breite weißlich-blaue Bahn bis hin zur nördlichen Kimm.

      Die Stimme, die plötzlich über die Decks tönte, riß Solimonte aus seiner Nachdenklichkeit.

      „Ich glaube, ich sehe nicht richtig! Wer hat euch gestattet, herumzulungern? Bewegt euch gefälligst, ihr faulen Säcke, oder ihr kriegt’s mit der Neunschwänzigen! Und erzählt mir nicht, es gäbe nichts zu tun. Ich will diesen Dreckeimer glänzen sehen, verstanden? Los, los, das geht ein bißchen schneller!“

      Ein dumpfer Schlag folgte, und einer der Männer schrie empört auf. Dann aber waren nur noch hastige Schritte von nackten Fußsohlen auf den Decksplanken zu hören.

      Natürlich hatte sie einem der Kerle einen Fußtritt versetzt. Solimonte drehte sich nicht um, er wollte es nicht sehen. Es war schlimm genug, diese Frau zu hören.

      Frau?

      Ihrer barschen Stimme, ihrer Ausdrucksweise und ihrem ganzen Auftreten nach hatte sie mehr männliche als weibliche Eigenschaften. Und ihr Körper, den sie so ungeniert und herausfordernd zur Schau stellte, wirkte auf ihn kein bißchen verführerisch. Er begriff die Kerle nicht, die bei ihrem Anblick Stielaugen kriegten.

      Doch er mußte weiter so tun, als sei er ihren Reizen hoffnungslos erlegen. Es fiel ihm schwer, höllisch schwer. Es mochte an der trüben Stimmung liegen, daß ihm allein der Gedanke an ihre körperliche Nähe eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

      Er vernahm ihre kaum hörbaren Schritte und wußte, daß sie sich in einem Anflug von kindlich-mädchenhaftem Spieltrieb an ihn heranschlich. Allein die Vorstellung widerte ihn an. Aber er durfte sie nichts spüren lassen und mußte weiter den Verliebten spielen, wobei er sich wie ein Trottel fühlte.

      Nach allem, was er bisher mit ihr erlebt hatte, zweifelte er aber an einer Tatsache nicht mehr: Sie hatte einen Narren an ihm gefressen. Mehr als das. Das schwarze Teufelsweib war bis über beide Ohren in ihn verliebt. Und es kümmerte sie einen Dreck, was ihr eigentlicher Gefährte darüber dachte, dieser Bursche, der Caligula hieß.

      Joaquin Solimonte hörte die leise tastenden Schritte nun schon nahe hinter sich, und plötzlich mußte er grinsen. Wenn du meine Gedanken lesen könntest, würden dir die Spielchen rasch vergehen, dachte er in einem Anflug von grimmigem Humor. Er versuchte sich vorzustellen, wie ihr haßverzerrtes Gesicht in einem solchen Moment aussehen mochte.

      Aber es würde ihr niemals gelingen, seine wahren Absichten zu erraten. Er hatte sich so gut in der Gewalt, daß sie nicht die Spur eines Verdachts geschöpft hatte. Sein Verlangen nach Rache verlieh ihm eine fast übermenschliche innere Kraft. Er würde sie töten. Früher oder später. Doch bis zu dem Moment ihres Todes würde sie nicht ahnen, daß er dies plante.

      Sein Zorn begann in wilder Glut aufzuwallen, sobald er sich nur daran erinnerte, wie ihre Schergen Nazario und Sarraux versucht hatten, ihn umzubringen. Ein Menschenleben bedeutete ihr wahrhaftig nichts. Es interessierte sie nicht, was aus dem Portugiesen und dem Franzosen geworden war.

      Und wenn sie gewußt hätte, daß er an den beiden längst Rache geübt hatte, dann würde sie auch das vermutlich nur mit einem Achselzucken quittieren. Sie setzte alle Hoffnungen in ihn, Joaquin Solimonte. Sie rechnete fest damit, daß er für sie auf Tortuga spionieren würde.

      Unvermittelt spürte er ihren Atem in seinem Nacken. Dann legten sich zwei Hände blitzschnell über seine Augen. Harte Hände, die das Zupacken gewohnt waren. Ihre Armmuskeln spannten sich auf seinen Schultern, und ihre festen Brustspitzen drückten in seinen Rücken.

      Es gelang ihm, überrascht zusammenzuzucken und einen Laut des Erstaunens auszustoßen.

      „So in Gedanken versunken?“ hauchte ihre rauhe Stimme in sein Ohr. „Nun rate mal, wer dich hier in die Wirklichkeit zurückholt?“

      Er entspannte sich und zwang sich, ihre körperliche Nähe zu ertragen. Ja, er schaffte es, auf ihr frivoles Spiel einzugehen.

      „Hm, mal sehen.“ Er nahm die Rechte von der Balustrade, tastete hinter sich und begann, ihre rückwärtigen Rundungen zu erforschen. „Könnte dieser Kreole sein, dieser Decksmann mit dem dicken Achtersteven.“

      Ihr Kichern stach in sein Trommelfell.

      „Leidest du an Geschmacksverirrung, mein süßer kleiner Joaquin?“

      „Ah!“ rief er in gespieltem Erstaunen. „Jetzt hast du dich verraten. So eine katzenweiche Stimme hat natürlich nur meine hochverehrte Queen. Meine Gebieterin, der ich die Füße küssen würde, wenn sie es von mir verlangt.“

      Sie ließ die Hände sinken, beugte sich neben ihm über die Balustrade und blickte ihm verblüfft in die Augen.

      „Würdest du das wirklich tun?“

      „Aber ja. Ich habe keine Krone, aus der ich mir einen Zacken brechen könnte.“

      „Jetzt mal im Ernst, Joaquin. Du kannst doch nicht wirklich so verrückt sein, mir die Füße zu küssen.“

      „Es kommt auf die Situation an“, sagte er und grinste.

      Ihre Miene erhellte sich. „Dem Himmel sei Dank. Ich dachte schon, du hättest tatsächlich solche merkwürdigen Anwandlungen. Du bist doch mein stolzer Spanier, Joaquin, und das sollst du immer bleiben.“

      Sie strich mit den Fingerkuppen über seinen linken Unterarm und genoß es, seine entstehende Gänsehaut zu beobachten.

      Sie lächelte. „Du reagierst auf mich. Das ist gut. So soll es möglichst lange sein. Mit diesem einfachen Mittel“, sie verstärkte den Druck ihrer Fingerkuppen, „werde ich immer leicht feststellen können, was du für mich fühlst.“

      „Nimm’s mir nicht übel“, entgegnete er vorsichtig, „aber ich fürchte, daß Caligula solche Feststellungen