Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 507 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399154 |
Impressum
© 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,
Pabel ebook, Rastatt.
eISBN: 978-3-95439-915-4
Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]
Roy Palmer
Auf dem Weg in die Hölle
Noch drei Strolche waren es – doch der Sensenmann stand bereit
Das Licht der frühen Sonne zeichnete die Schatten der Häuser auf die Kopfsteinpflaster der Gassen von Havanna. Eigentlich hätten die Ratten jetzt aus ihren Löchern kriechen können, doch Straßen und Plätze waren wie ausgestorben. Nirgends ließen sich die Plünderer und Galgenstricke blicken, um grölend und johlend den neuen Morgen zu begrüßen. Irgend etwas war noch in der Nacht dieses 13. Juli 1595 geschehen.
Stille lag über der Stadt. Der Frieden, den man so sehr herbeisehnte, schien eingetreten zu sein. Doch die Ruhe war geisterhaft, alles schien nur eine Täuschung zu sein. Konnte man dem Bild, das sich dem Auge darstellte, trauen? Die Zweifel waren angebracht. Es konnte sich um einen Trick, um eine mörderische Falle handeln.
Die Hauptpersonen des Romans:
Denaro – Ein junger Teniente, der Mut beweist und dabei eine erstaunliche Tatsache feststellt.
Maria – Das junge Mädchen gerät vom Regen in die Traufe, aber es ist klug genug, zu einer Finte zu greifen.
Arne von Manteuffel – Der deutsche Kaufherr erhält eine Einladung in die Residenz und empfängt ein Ehrengeschenk.
Carberry – Der Profos der „Isabella“ unternimmt eine Erkundung an Land und hat es mit zwei Galgenvögeln zu tun.
Sancho – Der Leibwächter des Kaschemmenwirts Bastida hat keine Freude an dem geraubten Goldrelief.
Inhalt
1.
Einer der ersten, der die veränderte Lage in ihrem vollen Ausmaß registrierte, war der junge Teniente Denaro. Er versah seinen Morgendienst auf der Wehrmauer, die die Gouverneurs-Residenz umgab, und hielt mit seinen Männern Wache.
Keiner der Soldaten sprach ein Wort. Es herrschte Niedergeschlagenheit, aber auch trotzige Erbitterung. Zu lange schon dauerte der Belagerungszustand an. Zu groß waren die Opfer und Entbehrungen, Tote und Verletzte hatte es bei den Kämpfen in Havanna gegeben. Der Kommandant der Stadtgarde selbst, Don Luis Marcelo, lag verwundet in einem Raum der Residenz.
Was noch schlimmer wog: Munition und Proviant der im Palast Eingeschlossenen gingen zur Neige. Es gab nur noch wenig zu essen, und auch das Trinkwasser war knapp. Die Soldaten mußten mit Pulver und Kugeln sparen.
Lange konnten sie die Residenz nicht mehr halten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, dann fiel diese letzte Bastion wie von selbst. Im Triumph würden die Aufrührer sie übernehmen – und jeden töten, der sich ihnen in den Weg stellte. Auch die Frauen und Kinder, die in der Residenz Unterschlupf gefunden hatten, würden von den Kerlen nicht verschont werden.
Gewiß, es gab noch ein anderes Bollwerk mitten in der Stadt, das bislang den Angriffen der Aufsässigen getrotzt hatte – das Stadtgefängnis. José Cámpora, der Direktor, hatte sich mit seinen fünfzehn Wächtern erfolgreich verteidigen können. Doch offenbar waren inzwischen auch ihm die Hände gebunden. Er konnte nicht wagen, einen Stoßtrupp zur Residenz zu schicken. Was war solch ein Trupp im Vergleich zu den hundert Schlagetots, die an der Plaza ihre Stellungen errichtet hatten?
All dies ging Denaro durch den Kopf, als er im blassen Morgenlicht auf die Plaza schaute. Dort regte sich nichts. Es herrschte absolute Ruhe.
Auch die Soldaten hoben jetzt die Köpfe. Sie standen bei Denaro auf der Wehrmauer oder den Wehrtürmen, die Musketen im Anschlag. Ihre Mienen wurden verblüfft und verdutzt. Lauernd spähten sie durch die Schießscharten.
„Teniente“, sagte einer der Soldaten. „Da ist gähnende Leere.“
„Abwarten“, erwiderte Denaro. „Es könnte eine Falle sein.“
„Um uns herauszulocken?“
„Oder um ein Zielschießen auf uns zu veranstalten“, erwiderte der junge Teniente.
Rasch zog der Soldat den Kopf wieder ein. Die Aussicht, eine Kugel einzufangen, war alles andere als heiter. Aber – wenn die Kerle da draußen auf die Männer der Garde und der Miliz feuern wollten, mußten doch zumindest die Läufe ihrer Musketen und Tromblons zu sehen sein. Und die Drehbassen? Warum wurden die nicht mehr auf die Mauer der Residenz gerichtet?
„Señor Teniente“, sagte ein anderer Soldat, ein in Ehren ergrauter Sargento. „Da ist wirklich keiner der Hundesöhne mehr zu sehen. Ich glaube nicht, daß es ein Trick ist.“
„Das wird sich herausstellen“, meinte Denaro etwas unsicher.
„Die Bastarde haben es doch gar nicht nötig, uns etwas vorzugaukeln“, sagte der Sargento.
„Sie sind unberechenbar.“
„Sie wissen ohnehin, daß wir uns nicht mehr lange halten können“, erwiderte der Sargento.
„Vielleicht ist ihre Geduld am Ende.“
„Kaum“, sagte der Sargento. „Sie haben doch alles, was ihr Herz begehrt.“ Seine Miene wurde grimmig. „Reichlich zu futtern, jede Menge zu saufen und sogar Weiber. Was will der Mensch noch mehr? Je länger sich die Belagerung für sie hinzieht, desto besser. Es ist ein Riesenfest. Bastida läßt sich nicht lumpen.“
„Nun ja“, sagte Denaro. „Aber was ist Ihrer Meinung nach passiert, Sargento?“
„Ich weiß nur eines“, entgegnete der ältere Soldat. „Seit ein Uhr nachts ist nicht mehr geschossen worden. Keine einzige Kugel mehr gegen die Residenz. Das geht nicht mit rechten Dingen zu.“
„Oder es gehört zu ihrer neuesten Taktik“, meinte Denaro.
Der Sargento schüttelte den Kopf. „Auch das glaube ich nicht. Sie sind gestört worden.“
„Von wem?“ fragte der Teniente überrascht.
Der Sargento hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Das weiß der Himmel. Aber es ist etwas geschehen.“
Tatsache war, daß die Bewacher der Residenz nicht einen Mann der Belagerer entdeckten – so sehr sie auch die Augen aufsperrten und Ausschau hielten. Die Belagerer, die sich bisher hinter den Barrikaden und sonstigen provisorischen Verschanzungen verborgen hatten, schienen sich buchstäblich in Luft aufgelöst zu haben.
„Sargento“, sagte Denaro. „Unterrichten Sie den Primer Teniente.“
„Sofort,