Seewölfe - Piraten der Weltmeere 140. John Curtis

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 140
Автор произведения John Curtis
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954394647



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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-464-7

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1.

       Kapitel 2.

       Kapitel 3.

       Kapitel 4.

       Kapitel 5.

       Kapitel 6.

       Kapitel 7.

       Kapitel 8.

      1.

      Es war wie verhext. Seit sie den spanischen Zweidecker „Inmaculada“ geentert und später weit draußen im Atlantik versenkt hatten, schien das Meer um sie herum spanische Kriegsgaleonen nur so auszuspukken. Immer wieder tauchten Mastspitzen über dem Horizont auf, manchmal auch die Umrisse eines großen Zweideckers, den der Seewolf auf mindestens vierzig Kanonen schätzte. Vielleicht sogar mehr, das war auf die große Entfernung nicht genau festzustellen. Und der Seewolf hütete sich, den spanischen Schiffen zu nahe zu geraten. Er wußte genau, daß das erste Seegefecht vor der spanischen Küste das Ende der „Isabella“ bedeuten würde. Denn der Kanonendonner würde die spanische Flotte, zumindest die Schiffe, die auf der Reede von Cadiz ankerten, sofort alarmieren.

      Big Old Shane, Ben Brighton und Ed Carberry standen auf dem Achterdeck der „Isabella“. Dan O’Flynn, der normalerweise inzwischen zur Schiffsführung gehörte und als Navigator oft für das Wohl und Wehe der „Isabella“ verantwortlich war, hockte im Großtopp. Denn Dan hatte die schärfsten Augen von allen Seewölfen, und Hasard wollte genau über alles informiert werden, was sich auf dem Atlantik in Sichtweite der „Isabella“ tat. Und das war nicht eben wenig.

      „Die segeln alle Kurs Cadiz“, murrte Ed Carberry und sah Big Old Shane an, der unmittelbar neben ihm stand. „Ben, welcher Meinung bist du?“ fragte er ein paar Sekunden danach den ersten Offizier der „Isabella“, der zugleich auch der Stellvertreter des Seewolfs war.

      Ben Brighton blickte wie seine Gefährten zu den Spaniern hinüber, von deren Schiffen hin und wieder eins wie ein Schemen gegen den Abendhimmel über dem Horizont auftauchte.

      „Da braut sich ganz gehörig was zusammen. Die Dons sammeln ihre Flotte in Cadiz, die haben etwas vor, soviel ist klar. Mir ist schleierhaft, warum die von uns überhaupt keine Notiz zu nehmen scheinen. Entweder halten sie uns auch für eins ihrer Schiffe, oder die Kerle pennen.“

      Ben Brighton schüttelte den Kopf.

      „Gut, daß es bald dunkel wird, Ben“, sagte Old Shane, der riesige Schmied und einstige Waffenmeister aus Arwenack, und reckte die Schulter. „Wir sollten uns im Schutz der Dunkelheit von den Dons absetzen. Ich fürchte mich vor diesen verdammten Schneckenfressern nicht, das wißt ihr. Aber manchmal ist Klugheit eben doch der bessere Teil der Tapferkeit. Und wenn ihr mich fragt, ich möchte England doch noch wiedersehen!“

      Ed Carberry, der Profos der „Isabella“, nickte düster.

      „Genau das habe ich eben auch gedacht. Aber ich wittere Unheil, ich spüre, daß es mit England noch gute Weile haben wird. Verflixt, was treibt Hasard eigentlich so lange in seiner Kammer?“

      „Er wollte sich die Karten der spanischen Küste ansehen. Er hat vorhin angedeutet, daß auch er nach irgendeiner Möglichkeit sucht, uns mitsamt der ‚Isabella‘ erstmal verschwinden zu lassen, bis die Dons sich wieder beruhigt haben oder bis wenigstens das Gros ihrer Schiffe auf der Reede von Cadiz liegt. Hasard geht davon aus, daß die Dons ganz gewiß nach uns suchen werden, wenn sie von unserem nächtlichen Gefecht mit einem ihrer Verbände erfahren. Und erst recht, wenn sie merken, daß auch die Admirals-Galeone auf unser Konto kommt.“

      Ed Carberry wußte so wenig wie seine Gefährten, daß sie im Dunkel der Nacht einen Verband englischer Schiffe angegriffen hatten, der unter dem Kommando von Sir Francis Drake stand. Und auch Drake ahnte nichts davon, daß es der Seewolf gewesen war, der ihn attackiert hatte.

      Ed Carberry hob plötzlich den Kopf und musterte mißtrauisch den bedeckten Himmel, an dem dunkle Wolken von einem frischen Wind nach Norden getrieben wurden. Dann leckte er den Zeigefinger der Rechten an und streckte ihn hoch.

      Die anderen beiden beobachteten ihn, und Ben Brightons Züge spannten sich. Er kannte den Profos. Carberry hatte einen untrüglichen Instinkt dafür, wenn der Wind sich änderte oder wenn Schlechtwetter bevorstand. Er merkte das meist schon einige Stunden vorher.

      „Wir kriegen Sturm“, sagte Carberry in die Stille auf dem Achterdeck, die in diesem Augenblick nur vom Singen des Windes in der Takelage und dem Rauschen der Bugwelle durchbrochen wurde. „Und ich wette – in ein paar Stunden bricht er los. Der Wind beginnt zu schralen. Los, Freunde, hurtig, hurtig, hurtig. Wir wollen uns auf den Tanz vorbereiten. Stürme an dieser Küste sind tückisch.“

      In diesem Moment enterte der Seewolf zum Achterdeck auf.

      Hasard hatte die letzten Worte Carberrys gehört. Das war kein Kunststück, denn selbst wenn der Profos sich Mühe gab, sein gewaltiges Organ zu dämpfen, verstand man ihn mühelos noch auf dem Geschützdeck.

      Der Seewolf warf ebenfalls einen Blick zu den dahinziehenden Wolken hoch. Und wie zur Bestätigung von Carberrys Prophezeiung fegte ein kurzer Windstoß in die Segel der Isabella und ließ sie nach Steuerbord krängen.

      „Ed hat recht“, sagte er nur. „Der Sturm wird in den nächsten Stunden losbrechen, und er wird aus West blasen. Aber wir warten nicht ab, bis der Tanz losgeht. Ich habe auf einer der Karten eine Bucht entdeckt, rund fünfzig Meilen südlich von Cadiz. Ich erinnere mich, daß mir der Fischer, der Ben und mir damals bei eurer Befreiung von der ‚Tortuga‘ half, erzählte, diese Bucht sei wie geschaffen dazu, sich in einer ihrer Verästelungen zu verstecken. Auch mit einer Galeone. Und von der Landseite her ist diese Bucht ebenfalls ziemlich unzugänglich.“

      Der Seewolf sah seine Gefährten an, und plötzlich begann er zu grinsen.

      „Ed, man braucht wirklich kein Hellseher zu sein, um zu wissen, an was du jetzt denkst“, sagte er dann.

      Der Profos hob unbehaglich die Schultern.

      „Na, dann wundert es mich um so mehr, daß du an diesem Wahnsinnsplan festhalten willst“, antwortete er. „Fünfzig Meilen unterhalb von Cadiz. Fast in der Höhle des Löwen. Da braucht uns nur irgend so ein Kerl zu entdecken und nach Cadiz zu rennen, dann sitzen wir in der Falle. Ein paar Dons vorn in der Bucht genügen, um uns zur Hölle zu schikken!“ Carberrys Stimme wirkte in diesem Moment wie fernes Donnergrollen. Und es geschah nur ganz selten, daß er so mit dem Seewolf redete.

      Aber Hasard ließ ihn gewähren. Er hatte sich längst angewöhnt, wichtige Unternehmungen mit den Männern der Schiffsführung, zu der Carberry gehörte, durchzusprechen.

      „Was sollten wir deiner Meinung nach tun, Ed?“ fragte er daher.

      Wieder hob der Profos unbehaglich die breiten Schultern.

      „Das ist es ja eben“, grollte er. „Wir könnten in den Atlantik hinaussegeln. Die Dons sind langsamer als unsere ‚Isabella‘, wir würden ihnen schon entwischen. Andererseits aber müssen wir wissen, was sich hier in Cadiz zusammenbraut. Das können