Big Ideas. Das Psychologie-Buch. Маркус Уикс

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Название Big Ideas. Das Psychologie-Buch
Автор произведения Маркус Уикс
Жанр Зарубежная психология
Серия Big Ideas
Издательство Зарубежная психология
Год выпуска 0
isbn 9783831082568



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      In den 1920er-Jahren stellte John B. Watson die These auf, selbst angeborenes Verhalten könne durch Konditionierung verändert werden. Der chinesische Psychologe Zing-Yang Kuo trieb die behavioristische Idee auf die Spitze, indem er die Existenz des Instinkts als mögliche Erklärung für das Verhalten ausschloss.

      Kuo glaubte, dass der Rückgriff auf den Instinkt nur ein bequemer Weg sei, Verhalten zu erklären, das zu keiner gängigen Theorie passe. Zu Kuos bekanntesten Experimenten gehörte die gemeinsame Aufzucht von Katzen- und Rattenbabys. Einige wurden ab ihrer Geburt im selben Käfig gehalten, andere später aneinander gewöhnt. Er stellte fest, dass eine junge Katze, die »mit einer Ratte im selben Käfig aufgewachsen ist, als ausgewachsenes Tier eine Toleranz gegenüber Ratten besitzt«. Sie griff diese – und auch andere Ratten – nicht nur nicht an, sondern akzeptierte sie sogar als »Spielgefährten« und entwickelte eine Bindung zu ihr. Kuos Forschungen wurden durch die politischen Ereignisse in China beendet. Er floh in die USA und emigrierte später nach Hongkong. Im Westen wurden seine Ideen erst bekannt, als der Behaviorismus seinen Zenit schon überschritten hatte und die Ära der kognitiven Psychologie begann. Seine Theorie einer fortgesetzten, nicht von Instinkten gesteuerten Entwicklung erwies sich als wichtiger Gegenpart zu der instinktbasierten Psychologie von Konrad Lorenz. image

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      Kuo wies nach, dass Tiere, die sich normalerweise feindselig begegnen, auch gut harmonieren können. Es gebe also keinen »angeborenen Mechanismus«, der sie zum Kampf zwinge.

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       LERNEN IST SCHLICHT NICHT MÖGLICH

      KARL LASHLEY (1890–1958)

       IM KONTEXT

      ANSATZ

       Neuropsychologie

      FRÜHER

      1861 Der französische Anatom Paul Broca entdeckt das Sprachzentrum des Gehirns.

      1880er-Jahre Der spanische Mediziner und Pathologe Santiago Ramón y Cajal stellt die These auf, das Nervensystem sei ein Geflecht aus Zellen (die der deutsche Anatom Heinrich Waldeyer-Hartz später »Neuronen« nennt).

      SPÄTER

      1949 Donald Hebb beschreibt die Bildung von Neuronenverbänden und Phasensequenzen beim assoziativen Lernen.

      seit 1980 Moderne bildgebende Verfahren wie CT, fMRI (funktionelle Kernspintomografie) und PET (Positronenemissionstomografie) ermöglichen die Lokalisierung bestimmter Gehirnfunktionen.

      Der amerikanische Physiologe und Psychologe Karl Spencer Lashley befasste sich damit, welche physiologischen Prozesse sich während des Lernens im Gehirn abspielen. Pawlow und andere Behavioristen hatten vermutet, dass die Konditionierung chemische Veränderungen oder Veränderungen der elektrischen Ladung im Gehirn bewirkt. Lashley hingegen suchte nach der Gedächtnisspur (»Engramm«), dem Ort im Gehirn, der für das Gedächtnis zuständig ist. Wie viele Behavioristen experimentierte er mit Ratten. Erst lernten die Tiere, ihren Weg durch ein Labyrinth zu finden, und wurden mit Futter belohnt. Anschließend entfernte Lashley ihnen Teile des Kortex und setzte sie dann erneut in das Labyrinth.

      »Es gibt keine größere Menge überschüssiger Zellen, die als Speicher für bestimmte Erinnerungen reserviert werden könnten.«

       Karl Lashley

       Das Gedächtnis hat keinen Ort

      Er stellte fest, dass sich die Ratten, unabhängig davon, welchen Teil ihres Gehirns er entfernt hatte, an die Aufgabe erinnern konnten. Ihr Lernvermögen und ihre Merkfähigkeit bei neuen Aufgaben waren zwar verändert, doch der Grad der Beeinträchtigung hing vom Ausmaß, nicht vom Ort der Schädigung ab. Lashley schloss daraus, dass die Gedächtnisspur nicht in einer bestimmten Region zu finden, sondern über das gesamte Gehirn verteilt sei; alle Hirnregionen seien daher gleich wichtig (Prinzip der Äquipotenz). Manchmal habe er geglaubt, gestand er später, die einzig mögliche Schlussfolgerung aus diesem Experiment sei, »dass Lernen schlicht nicht möglich ist«. image

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       PRÄGUNG IST UNWIDERRUFLICH!

      KONRAD LORENZ (1903–1989)

       IM KONTEXT

      ANSATZ

       Verhaltensforschung

      FRÜHER

      1859 Der englische Naturforscher Charles Darwin publiziert Über die Entstehung der Arten und erläutert seine Theorie der natürlichen Auslese.

      1898 Lorenz’ Mentor, der deutsche Biologe Oskar Heinroth, beginnt das Verhalten von Enten und Gänsen zu erforschen und beschreibt das Phänomen der Prägung.

      SPÄTER

      1959 Experimente des deutschen Psychologen Eckhard Hess zeigen, dass bei der Prägung das zuerst Gelernte am besten erinnert wird, während beim Assoziationslernen das zuletzt Gelernte am besten erinnert wird.

      1969 John Bowlby äußert die Überzeugung, dass das Bindungsverhalten von Säuglingen angeboren ist.

      Der österreichische Zoologe Konrad Lorenz war einer der Begründer der vergleichenden Verhaltensforschung, die das Verhalten von Tieren in ihrer natürlichen Umwelt beobachtet. Seine ersten Forschungsobjekte waren Gänse und Enten beim Sommerhaus seiner Familie in Altenberg. Lorenz stellte fest, dass die Jungvögel sofort nach dem Schlüpfen eine Bindung zu ihrer Mutter oder – wenn diese fehlte – zu einem Ersatzelternteil eingingen. Dieses Phänomen, das Lorenz »Prägung« nannte, war schon früher beobachtet worden, doch Lorenz war der Erste, der es systematisch untersuchte. Berühmt wurde er mit einem Experiment, bei dem er junge Gänse und Enten dazu brachte, ihn als »Ersatzmutter« zu akzeptieren.

      Anders als Lernen trete Prägung, so Lorenz, nur in einem bestimmten Stadium der Entwicklung auf, dieses nannte er »sensible Phase«. Anders als Lernvorgänge erfolge Prägung rasch, sei unabhängig vom Verhalten und unumkehrbar. Lorenz untersuchte andere instinktive Verhaltensweisen, die an bestimmte Phasen gebunden waren, z. B. das Balzverhalten. Er beschrieb sie als »Erbkoordination«: formkonstante Verhaltensmuster, die durch einen Außenreiz in einer sensiblen Phase »geweckt« würden. Sie würden also nicht erlernt, sondern seien genetisch programmiert und hätten sich durch natürliche Auslese entwickelt. image

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      Lorenz entdeckte, dass junge Gänse und andere Jungvögel sich direkt nach dem Schlüpfen an das erste sich bewegende Objekt binden – in diesem Fall seine Gummistiefel.

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