Название | Die Evolution der Seele und Natur |
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Автор произведения | Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter |
Жанр | Эзотерика |
Серия | |
Издательство | Эзотерика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783963870590 |
Eine dieser Hypothesen ist die alte Ansicht, dass nicht nur das Auftreffen von Körper und Leben auf Mental und Seele, sondern auch das Auftreffen von Mental und Seele auf Körper und Leben berücksichtigt werden müsse. Hier finden wir ebenfalls die evolutionäre Idee, aber die physikalische und die Lebens-Evolution, auch das Wachstum des Mentals, werden nur für eine Begleiterscheinung zur Seelen-Evolution gehalten, für die die Zeit die Bahn und die Erde unter vielen anderen Welten der Schauplatz ist. In der alten indischen Version dieser Theorie sind Evolution, Vererbung und Wiedergeburt drei Parallelprozesse der universalen Entfaltung; die Evolution ist der Zweck des Vorgangs, die Wiedergeburt die Hauptmethode, die Vererbung eine der physischen Voraussetzungen. Dies ist eine Theorie, die zumindest den Rahmen für eine harmonische Erklärung all der vielfältigen Elemente des Problems liefert. Die naturwissenschaftliche Vorstellung geht vom physischen Wesen aus und macht das Psychische zur Folge- und Begleiterscheinung des Körpers; der andere Evolutionsgedanke geht von der Seele aus und sieht im physischen Wesen eine Instrumentierung für das Zu-sich-selbst-Erwachen eines in das Universum der Materie versunkenen Geistes.
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Kapitel 4
Wiedergeburt und Seelen-Evolution
Worte Sri Aurobindos
Die Vorstellungen, die sich die Menschen gegenwärtig vom Leben und seinen Umständen bilden, sind größtenteils pragmatische Konstruktionen. Es sind Formen einer Vernunft, die damit beschäftigt ist, sich von ihrer Umwelt nur insoweit sinnvoll Rechenschaft zu geben, als sie dadurch einen hinreichenden Schlüssel für das uns unmittelbar Angehende erhält: für unser Wachstum, unser Handeln und die Befriedigung der Persönlichkeit, für etwas Mögliches und Lebenswertes, das sich auf unsere Reise in der Zeit auswirkt, für etwas Lebensfähiges und Durchführbares. Ob dies irgendeiner wahren Wirklichkeit der Dinge entspricht oder in direkter Berührung mit ihr steht, scheint etwas ganz Zufälliges zu sein. Es genügt anscheinend, wenn wir unsere oberflächliche und willfährige Vernunft von dessen Wahrheit überzeugen können und feststellen, dass es in seinen Auswirkungen für Denken, Handeln und Lebenserfahrung sinnvoll und fruchtbar ist. Zwar gibt es noch eine andere unpragmatische Vernunft in uns, die sich abmüht, diese Forderung der intellektuellen und vitalen Persönlichkeit abzuschütteln; sie will die wirkliche Wahrheit der Dinge unverschleiert und unverstellt anschauen, um das eigentliche Bild der Wahrheit in den stillen Wassern eines leidenschaftslosen, klaren und reinen Mentals zu spiegeln. Aber die Tätigkeit dieser ruhigeren höheren Vernunft wird von zwei ungeheuren Schwierigkeiten behindert. Erstens scheint es nahezu unmöglich, die Vernunft ganz von unserer übrigen Natur zu befreien, von der normalen Verstandeskraft, von dem Willen zum Glauben, von jenem Instinkt der Intelligenz, der gewissermaßen durch ein subtiles Prinzip von Vorliebe und Auslese das Weiterleben der Denkweise unterstützt, die unserer persönlichen Neigung oder dem kultivierten Rahmen unserer Natur zusagt. Sodann: Welche Wahrheit wird von unserer Vernunft gespiegelt? Es ist im Grunde wohl ein indirektes Bild der Wahrheit, nicht eigentlich ihr Selbst und Körper von Angesicht zu Angesicht; es ist ein Bild, geformt aus Daten, Symbolen und Prozessen der Wirklichkeit – wenn es denn eine wahre Wirklichkeit gibt –, wie wir sie aus der sehr begrenzten Erfahrung des Selbsts und den dem menschlichen Mentals zugänglichen vorhandenen Dingen gewinnen können. So stehen selbst die höchste Macht und der weiteste Gang unserer Vernunft stets unter dem vertrackten Zugriff fortgesetzter Unzulänglichkeit und Ungewissheit, die alles Mühen der menschlichen Erkenntnis bedrängen, wenn es nicht eine Möglichkeit gibt, dass die Erkenntnis durch alle Schleier zur Erfahrung der Wirklichkeit selbst durchbrechen kann, oder wenn es nicht einen universalen Logos, ein göttliches Mental oder ein Supramental gibt, das sich selbst und alle Dinge kennt, und unser Bewusstsein dieses widerspiegeln oder damit in Berührung kommen kann.
Nirgends ist dieses Unvermögen unangenehmer als bei jenen Grundfragen zum Wesen der Welt und unseres eigenen Daseins, die doch die denkende Menschheit leidenschaftlich interessieren, denn dies ist letztlich von größter Bedeutung für uns, da ja alles, mit Ausnahme des grob unmittelbar Praktischen, von der Lösung dieser Probleme abhängt. Und bis diese große Frage entschieden ist, ist auch dies nur ein Vorwärtsstolpern auf einer Reise, deren Ziel oder Zweck, Bedeutung oder Notwendigkeit wir nicht kennen. Die Religionen treten für die Lösung dieser gewaltigen Probleme mit inspirierter oder offenbarter Gewissheit ein; aber ihre enormen Unterschiede zeigen, dass auch sie Ideen auswählen, dass es auch bei ihnen verschiedene Aspekte der Wahrheit gibt – der Skeptiker würde sagen, Schaustellungen von Imagination und Falschheit – und eine auf begrenzter spiritueller Erfahrung beruhende Form. Auch bei ihnen herrscht ein Element der Glaubensentscheidung und Glaubenswilligkeit und ein höherer pragmatischer Zweck und Nutzen, handle es sich nun darum, dass sich die Seele dem Leid oder der Unwirklichkeit des Daseins entzieht, oder um himmlische Seligkeit oder eine ethisch-religiöse Sanktionierung und Führung. Die philosophischen Systeme sind ganz offensichtlich nichts anderes als mögliche ausgewählte Reflexionsformen großer Ideen. Dies sind weit eher Möglichkeiten der Vernunft als gesicherte Gewissheiten oder, wenn auf spiritueller Erfahrung beruhend, doch Auswahlformen, eine Art groß angelegter Zugang zu einem Tor, das in das unwissbare Göttliche oder unausdrückbare Unendliche führt. Der moderne naturwissenschaftliche Geist trat für unsere Befreiung von allen nur intellektuellen Konstruktionen ein und wollte uns mit der Wahrheit und nur mit gesicherter Wahrheit konfrontieren; er nahm das Recht für sich in Anspruch, den Menschen von der wahnhaften Behinderung durch die Religion und von der nutzlosen Verschwommenheit der Metaphysik befreien zu können. Doch nun wandten sich Religion und Philosophie gegen die Naturwissenschaften und brachten ihnen auf Grund der von ihnen selbst behaupteten Tatsachen zum Bewusstsein, dass sie diesen beiden allgemeinen Schwierigkeiten der menschlichen Vernunft ebenso unterworfen seien. Das naturwissenschaftliche System scheint seinerseits nur eine andere mögliche fruchtbare Vernunftform zu sein, die sich für ihren eigenen Nutzen Rechenschaft über die physische Welt und deren Beziehungen zu uns ablegt, und weiter nichts. Und ihre Erkenntnis ist entscheidend eingeschränkt durch die Begrenzung ihrer Daten und ihrer Weltanschauung. Auch die Naturwissenschaften erzeugen nur ein von viel Ungewissheit geprägtes Teilbild der Wahrheit, das noch eindeutiger den verkehrten Stempel der Unzulänglichkeit trägt.
Wir müssen zugeben, dass die menschliche Vernunft, die von einem Ausgangspunkt der Unwissenheit ausgehend sich in einem großen Umkreis aus Unwissenheit bewegt, mittels Hypothese, Prämisse und Theorie vorgehen muss und der Nachprüfung in irgendeiner Form unterworfen ist, die unseren Verstand und unsere Erfahrung überzeugt. Es besteht jedoch dieser Unterschied, dass der religiöse Geist die Theorie oder Prämisse – die er überhaupt nicht so nennt, denn für ihn sind dies Gefühlsdinge – mit dem Glauben, mit einem Willen zum Glauben, mit gefühlsmäßiger Gewissheit akzeptiert und die Bestätigung in der zunehmenden spirituellen Intuition und Erfahrung findet. Der philosophische Geist akzeptiert sie ruhig und klug wegen ihrer deutlichen Übereinstimmung mit den Fakten und Notwendigkeiten des Seins; er verifiziert mittels einer alles durchziehenden und nie versagenden Harmonie mit allen Erfordernissen der Vernunft und der intellektualisierten Intuition. Doch das skeptische Mental – nicht der Geist des bloßen Zweifelns oder dogmatischer Verneinung, der normalerweise diese Bezeichnung für sich in Anspruch nimmt, sondern der offene und ausgewogene Geist sorgfältiger, unparteiischer und zurückhaltender Untersuchung – verleiht seinen Hypothesen einen gewissen provisorischen Charakter und erbringt den Nachweis durch die Berechtigung irgendeiner Ordnung oder Kategorie feststellbarer Tatsachen, die er als Beweisgrundlage nimmt und mit schlüssiger Glaubwürdigkeit beziehungsweise Faktizität ausstattet. Es gibt genug Platz für alle drei Methoden und es ist kein Grund vorhanden, warum unser vielschichtiger moderner Geist nicht mit allen dreien zugleich vorgehen sollte. Denn wenn die skeptische oder provisorische Haltung uns bereiter macht, unser Bild von