Die Evolution der Seele und Natur. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Название Die Evolution der Seele und Natur
Автор произведения Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783963870590



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dazu bestimmt sein, plötzlich stehenzubleiben oder jäh, ohne Rücksicht auf den beabsichtigten Schritt, in das Überbewusste wegzuschießen. Die Beziehung unserer Geburt zum Leben auf anderen Stufen des Bewusstseins und zu irgendeinem beliebigen transzendenten Überbewusstsein sind wichtige Probleme, doch muss ihre Lösung etwas sein, das in Einklang mit der Absicht des Geistes im Universum steht; alles muss zu einer Einheit gehören und nicht zu einem Durcheinander spiritueller Unvereinbarkeiten und Widersprüche. Nach diesem Grundsatz muss unser erster Brückenschlag vom Bekannten zum Unbekannten die Entdeckung sein, wie weit die noch unfertige Leiter der Evolution in der irdischen Entwicklungsreihe emporsteigen kann. Die ganze ablaufbedingte Bedeutung der Wiedergeburt kann in dieser einen, noch nicht in Angriff genommenen Entdeckung stecken.

      * * *

      Kapitel 6

      Die aufsteigende Einheit

      Worte Sri Aurobindos

      Das menschliche Mental liebt eine klare Einfachheit der Auffassung; je schärfer eine Aussage, desto heftiger wird es von ihr erfasst, und um so mehr neigt es dazu, sie zu akzeptieren. Dies ist nicht nur natürlich für unser erstes, unfertiges Denken und nicht nur um so attraktiver, als es uns die Dinge mit wunderbarer Leichtigkeit handhaben lässt und uns eine Unmenge Nachforschungsärger und mühevolles Nachdenken erspart, sondern es begleitet uns auch in abgeschwächter Form zu den höheren Ebenen einer aufmerksamen Denkweise. Die Lösung des schicksalhaften Knotens nach der Methode Alexanders ist unser natürlicher Lieblingsumgang mit dem verworrenen Netzwerk der Dinge, der einfache Schnitt, der Königsweg, die leichte Philosophie des „Dies und nicht dies“, „Das und nicht das“, ein kraftvolles Ja oder Nein, eine simple Teilung, ein robustes Gegensatzpaar, ein sauberer Einteilungsschnitt. Unser Verstand handelt durch Teilungen, auch unser gewöhnliches, unlogisches Denken ist eine stammelnde und stümperhafte Kurzanalyse und Zusammenfassung der Erfahrung, die sich uns mit so endloser Kompliziertheit darbietet. Aber die reinste und klarste Teilung ist die, die am beruhigendsten für uns ist, weil sie unsere noch kindliche Intelligenz mit einem Gefühl lichter, schlüssiger Einfachheit beeindruckt.

      Doch ist von dieser Neigung zu einfachen Lösungen nicht allein das in ein direktes und schlichtes Denken verliebte Durchschnittsmental befallen – zu seinen Gunsten, um ein berühmtes Beispiel zu nennen, dachte jener große Doktor Johnson mit der allen starken Menschen teuren königlichen Kraft, als er Berkeleys ganze Philosophie über den Haufen warf, indem er einfach einen Stein wegkickte und sagte: „Damit beweise ich die Wirklichkeit der Materie“. Auch der Philosoph, obwohl er nebenbei zu komplizierter Beweisführung neigt, freut sich am meisten, wenn er durch sie zu einer herrlich überzeugenden Schlussfolgerung kommen kann, zu einer klar umrissenen Unterscheidung zwischen Brahman und Nicht-Brahman, Wirklichkeit und Unwirklichkeit oder zu irgendeinem der massenhaften mentalen Gegensätze, auf die so viele „Ismen“ gegründet worden sind. Diese Königswege der Philosophie haben den Vorteil, dass sie für die Schritte des metaphysischen Intellekts hoch und groß angelegt sind und zugleich durch die grandiose Gipfelhöhe ihrer souveränen, wie ein schneeweißes Matterhorn in den Himmel geschnittenen Formel, in der sie enden, das gewöhnliche Mental anziehen und übermannen. Was für einen herrlichen Kehraus hören wir zum Beispiel in jenem altbekannten Satz, brahma satyam jagan mithya, der Ewige allein ist wahr, die Welt ist eine Lüge, und wie siegreich scheinen diese vier Worte in ihrer kompromisslosen Antithese von Bejahung und Verneinung die ganze Angelegenheit von Gott, Mensch, Welt und Leben sofort und für immer zu regeln. Doch im Grunde, wenn wir die Sache etwas freier überdenken, können wir vielleicht erkennen, dass Natur und Existenz in diesem Punkt nicht vom selben Geist sind wie der Mensch, dass es hier eine große Vielfalt gibt, der wir geduldig nachgehen müssen, und dass diejenigen Denkweisen die größte Chance haben, fruchtbar und wahrheitsergiebig zu sein, die wie das inspirierte Denken der Upanishaden viele Seiten auf einmal in sich aufnehmen und viele gegensätzliche Schlussfolgerungen in Einklang bringen. Man kann aus den Upanishaden Material für hundert Philosophien heraushauen, als wäre es eines Titanen unermesslicher Steinbruch, und sie doch genauso wenig ausschöpfen wie den üppigen Busen unserer Mutter Erde oder die Reichtümer unseres Vaters Äther.

      Der Mensch begann mit diesem bekannten Verfahren einfacher Schnitte durch Betonung seines Selbstgefühls als Mensch; er machte aus sich selbst ein getrenntes, einmaliges und eigentümliches Wesen in dieser Welt, für das oder um das herum alles andere erschaffen worden sein sollte – und alles Übrige, das Existierende unterhalb des Menschen, Tier, Pflanze, unbelebtes Objekt, alles bis zum Uratom, erschien ihm als eine von ihm verschiedene Schöpfung, abgetrennt, von anderer Natur; er erklärte alle für seelenlos, er allein war ein seelenbegabtes Wesen. Er sah das Leben, definierte es durch bestimmte Merkmale, die seinem Mental auffielen, und trennte alles andere Dasein als nichtlebend, unbelebt, davon ab. Er schaute seine Erde an, machte sie zum Nabel des Weltalls, weil sie der einzige von eingekörperten Seelen oder Lebewesen bewohnte Ort wäre; doch die unzähligen anderen Himmelskörper waren nur Lichter, um den Erdentag zu erleuchten oder die Nacht zu erleichtern. Die Erkenntnis der Unzulänglichkeit dieses einen irdischen Lebens war für ihn nur der Grund, um eine andere, entgegengesetzte Definition eines vollkommenen himmlischen Lebens zu schaffen, das er in den Himmel versetzte, den er über sich sah. Er nahm sein „Ich“ oder Selbst wahr und stellte es sich als ein abgetrenntes, eingekörpertes Ego vor, als das Zentrum seines ganzen irdischen und himmlischen Interesses, und schnitt alles andere Sein als das Nicht-Ich weg; dieses war für ihn da, damit diese seine kleine absorbierende Wesenheit den bestmöglichen Gebrauch davon mache. Blickte er über diese natürlichen, sinnenbeherrschten Aufteilungen hinaus, verfolgte er dieselbe logische Politik. Als er sich den Geist vorstellte, trennte er ihn scharf ab als eine Sache für sich, als den Gegensatz von allem, was nicht Geist war; die Antinomie zwischen Geist und Materie wurde die Grundlage seiner Selbst-Konzeption oder, weiter gefasst, zwischen Geist auf der einen und Mental, Leben und Körper auf der anderen Seite. Dann wurde die Vorstellung des Selbstes als Wesenheit, wobei alles andere Nicht-Selbst war, als von ganz anderer Art abgetrennt. Nebenbei sah er es mit den Augen seines unverbesserlichen trennenden Mentals als sein eigenes abgetrenntes Selbst, und wie er zuvor die Befriedigung des Egos zu seiner Hauptaufgabe auf Erden gemacht hatte, so machte er nun die individuelle Eigenrettung der Seele zu der einen, ganz wichtigen spirituellen Himmelsunternehmung. Oder er sah das Allgemeine und bestritt die Wirklichkeit des Individuellen, indem er ihnen jede lebendige Einheit oder gleichzeitig vorhandene Wirklichkeit absprach, oder er sah ein transzendentes Absolutes getrennt von Individuum und Universum, so dass diese eine reine Einbildung des Unwirklichen, Asat, wurden. Für sein säuberlich trennendes, scharfes und selbstsicheres Mental sind Sein und Werden zwei gegensätzliche Kategorien, von denen entweder die eine oder die andere geleugnet oder zu einer vorläufigen Konstruktion oder Summe gemacht werden oder von der Blässe der Illusion angekränkelt sein muss, und das Werden darf nicht als eine ewige Entfaltung des Seins akzeptiert werden. Diese Vorstellungen der von den Sinnen geleiteten oder intellektuellen Vernunft gehen uns immer noch nach, aber ein nachdenkendes Wissen kommt immer mehr zu der Erkenntnis, dass sie doch Konstruktionen sind, wie wir heute sagen, mögen sie noch so schlüssig und befriedigend scheinen und für das Wirken des Lebens, das Wirken des Mentals und das Wirken des Geistes noch so hilfreich sein. Es steckt eine Wahrheit dahinter, aber eine Wahrheit, die diese Isolierungen nicht wirklich zulässt. Unsere Klassifizierungen errichten allzu starre Wände; alle Grenzen sind ja nur Grenzen und keine unpassierbaren Abgründe. Der eine unendlich wechselnde Geist in den Dingen überträgt all das Seine in jede Form seiner Allgegenwart; das Selbst, das Sein ist zugleich einmalig in einem jeden, gemeinsam in unseren Gemeinschaften und ein einziges in allen Wesen. Gott bewegt sich gleichzeitig auf vielerlei Weise in seiner eigenen unteilbaren Einheit.

      Die Konzeption des Menschen als eines abgetrennten