Название | Briefe über den Yoga |
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Автор произведения | Sri Aurobindo |
Жанр | Эзотерика |
Серия | |
Издательство | Эзотерика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783963870583 |
Das Zitat lautete: „Die Berührung der Erde stärkt immer wieder den Sohn der Erde, selbst wenn er überphysisches Wissen sucht. Es kann sogar gesagt werden, dass das Überphysische in seiner Fülle wirklich nur dann gemeistert werden kann – seine Höhen können wir immer erreichen –, wenn wir mit den Füßen fest im Physischen stehen. „Die Erde ist Sein Halt“, sagt die Upanishad, wann immer sie sich auf das Selbst bezieht, das sich im Universum manifestiert.“
13 Es ist heroische Hingabe, in welcher die Seele den Höhepunkt der freien Aktivität erreicht, in welcher die Person sich umwandelt, in welcher ihre Fähigkeiten durch die Gnade geläutert und vergöttlicht werden, ohne die Zerstörung ihrer Essenz.
14 Gnade ist keine Vorstellung, die der christlichen spirituellen Idee eigentümlich ist, es gibt sie im Vaishnavismus, Shivaismus, in der Shakta-Religion – dieser Begriff ist so alt wie die Upanishaden selbst.
15 Für den Christen ist die Kontemplation untrennbar mit dem Zustand der Gnade und des göttlichen Lebens verbunden. Wenn er sich auszulöschen hat, so ist es dennoch seine Person, die triumphiert, indem diese sich entreißen lässt, was nicht zu ihr gehört, indem sie alle Bande zerschneidet, die sie mit ihrer inkarnierten Individualität verbinden, damit der lebende Gott von ihr Besitz ergreifen, sie annehmen und bewohnen kann.
16 Freiheit besteht vor allem darin, das Niedere der eigenen Natur dem Höheren unterzuordnen.
17 Diese Einsamkeit der Seele (des asiatischen Asketen)... ist nicht die wahre spirituelle Muße, jene aktive Einsamkeit, in der sich die Umwandlung von der Sünde zur Heiligkeit vollzieht durch die Einung der Seele mit Gott in einem intellektuellen Licht voll Liebe.
18 ...das christliche Leben – mystisch, progressiv – das eine unendliche Bereicherung und Erhöhung der menschlichen Person ist.
19 Für den Asiaten ist die Personalität des Menschen sein Fall; für den Christen ist sie das eigentliche Ziel Gottes, das Prinzip der Einung, die natürliche Krönung der Schöpfung, die er insgesamt zur Gnade ruft.
3. Kapitel
Religion, Moral, Idealismus und Yoga
Das spirituelle Leben (adhyatma jivana), das religiöse Leben (dharma jivana) und das gewöhnliche menschliche Leben, zu dem die Moral gehört, sind drei grundverschiedene Dinge, und man muss wissen, was man will, und darf diese drei nicht miteinander verwechseln. Das gewöhnliche Leben ist das des durchschnittlichen menschlichen Bewusstseins, von seinem wahren Selbst und vom Göttlichen getrennt und gelenkt von den üblichen Gewohnheiten des Mentals, Lebens und Körpers, den Gesetzen der Unwissenheit. Das religiöse Leben ist eine Bewegung des gleichen unwissenden menschlichen Bewusstseins, das sich von der Erde abwendet oder abzuwenden versucht, dem Göttlichen zu, doch bislang ohne Erkenntnis und gelenkt von den dogmatischen Lehren und Regeln einer Sekte oder eines Glaubensbekenntnisses, die Anspruch darauf erheben, den Weg aus den Banden des Erdbewusstseins in irgendein glückseliges Jenseits gefunden zu haben. Das religiöse Leben mag die erste Annäherung an das spirituelle sein, doch sehr häufig ist es nur ein auswegloses Umherwandern in einem Kreis von Riten, Zeremonien und Praktiken oder von starren Ideen und Formen. Das spirituelle Leben hingegen schreitet direkt durch eine Bewusstseinsveränderung fort, eine Veränderung des gewöhnlichen Bewusstseins, das unwissend und von seinem wahren Selbst und Gott getrennt ist, in ein größeres Bewusstsein, in dem man sein wahres Wesen findet und mit dem Göttlichen zuerst in einen direkten und lebendigen Kontakt tritt und dann zu einer Einung mit ihm gelangt. Für den spirituell Suchenden ist diese Bewusstseinsveränderung das eine, das er sucht, und nichts anderes zählt für ihn.
Moral ist ein Teil des gewöhnlichen Lebens; sie ist ein Versuch, das äußere Verhalten durch gewisse mentale Regeln zu lenken oder den menschlichen Charakter mit Hilfe dieser Regeln dem Vorbild eines gewissen mentalen Ideals anzupassen. Das spirituelle Leben überschreitet das Mental; es tritt in das tiefere Bewusstsein des Spirits ein und handelt aus der Wahrheit des Spirits. Was die Frage des ethischen Lebens anbelangt und das Erfordernis, Gott zu erkennen, so hängt das davon ab, was mit der Erfüllung der Lebensziele gemeint ist. Wenn das Erlangen des spirituellen Bewusstseins dazugehört, dann wird es dir die bloße Moral nicht geben.
Politik als solche hat nichts mit dem spirituellen Leben zu tun. Wenn der spirituelle Mensch etwas für sein Vaterland tut, dann geschieht es, um den Willen des Göttlichen zu erfüllen und als Teil einer göttlich ausgerichteten Arbeit und nicht aus einem üblichen menschlichen Motiv heraus. In keiner seiner Taten lässt er sich – wie die gewöhnlichen Menschen – von den üblichen mentalen und vitalen Motiven bewegen, sondern handelt aus der Wahrheit des Spirits und gehorcht einem inneren Befehl, dessen Ursprung er kennt.
Die Art der Anbetung, von der in dem Brief die Rede ist, gehört dem religiösen Leben an. Sie kann, sofern sie in einem zutiefst religiösen Geist durchgeführt wird, Mental und Herz bis zu einem gewissen Grad vorbereiten, doch nicht mehr. Wenn jedoch die Anbetung Teil der Meditation ist oder mit wahrer Aspiration nach spiritueller Wirklichkeit und spirituellem Bewusstsein geschieht, in der Sehnsucht nach der Berührung und Einung mit dem Göttlichen, dann vermag sie spirituell wirksam zu sein.
Wenn du in deinem Herzen und in deiner Seele ein wahrhaftes Streben nach spiritueller Wandlung hast, wirst du den Weg und den Führer finden. Das rein mentale Suchen und Fragen reicht nicht aus, um die Pforten des Spirits zu öffnen.
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Das Göttliche allein mit dem Ziel zu suchen, etwas von ihm erhalten zu können, ist bestimmt nicht die richtige Einstellung; doch wenn es ganz und gar verboten wäre, Ihn deshalb zu suchen, fänden die meisten Menschen auf der Welt den Weg zu Ihm überhaupt nicht. Daher ist es vermutlich erlaubt, damit sie einen Anfang machen; und wenn sie wirklich Glauben haben, ist es möglich, dass sie erhalten, worum sie bitten, und sie werden es für eine feine Sache halten und so weitermachen; und dann, eines Tages, mögen sie plötzlich auf den Gedanken kommen, dass dies schließlich doch nicht ganz das Richtige sei, dass es bessere Wege und eine bessere Einstellung gäbe, sich dem Göttlichen zu nähern. Wenn sie aber nicht erhalten, worum sie bitten, und sich dennoch an das Göttliche wenden und ihm vertrauen – nun das zeigt, dass sie bereit werden. Wir müssen es als eine Art Kinderschule für die Unreifen betrachten. Doch dies ist natürlich nicht das spirituelle Leben, es ist lediglich eine Art elementarer religiöser Annäherung. Die Regel im spirituellen Leben ist, zu geben und nicht zu nehmen. Der Sadhak kann aber um die Göttliche Kraft bitten, damit sie ihm helfe, seine Gesundheit zu bewahren oder sie wiederzuerlangen, wenn er dies als Teil seiner Sadhana tut, damit sein Körper für das spirituelle Leben bereit und fähig und ein brauchbares Instrument für die Göttliche Arbeit wird.
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Das ist richtig. Religionen verändern bestenfalls die Oberfläche der Natur. Sie degenerieren zudem sehr bald in eine Routine von zeremoniell gewohnheitsmäßiger Anbetung und starren Dogmen.
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Ich teile J.s Ansicht über die Hindu-Religion nicht. Religion ist immer unvollkommen; sie besteht aus einem Gemisch von Spiritualität mit den Bestrebungen des Menschen, seine niedere Natur ohne Wissen zu sublimieren. Die Hindu-Religion kommt mir wie eine Tempel-Kathedrale vor, halb Ruine, edel in der Substanz, oft phantastisch im Detail, doch immer von einer Phantastik, hinter der eine Bedeutung steht – niederbröckelnd