Название | Thriller Spannung 2021: 13 Urlaubs-Krimis auf 1527 Seiten |
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Автор произведения | A. F. Morland |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956179891 |
„Was ist mit denen?“, fragte Roberto.
„Die haben den Mord mit angesehen. Das heißt - nur er. Sie nicht.“
„Bist du sicher?“
„Absolut. Die beiden haben die Polizei anonym angerufen.“
„Woher weißt du das?“
„Ich habe sie heimlich belauscht. Sie wollten zwar sehen, was hier passierte, aber sie drängten sich nicht in den Vordergrund. Sie merkten nicht, dass ich in ihrer Nähe war und so hörte ich, was sie leise miteinander redeten.“
Roberto fragte sich, was die beiden zu verbergen hatten. Sie waren armselig gekleidet, schienen aber ehrliche Leute zu sein. Sie hatten sicherlich einen triftigen Grund gehabt, die Polizei anonym zu benachrichtigen. Diesen Grund und noch einiges mehr hoffte Roberto Tardelli von ihnen zu erfahren. Er gab Keith Powers die zehn Dollar und steuerte auf das Mädchen und den Mann zu.
7
Die Massenmedien hatten ausführliche Berichte über den Tod der fünf Menschen gebracht, deren Jet mit einer Rakete abgeschossen worden war. Einige Zeitungen ließen es sich nicht nehmen, alte Storys neu zu garnieren und ihren Lesern noch einmal zu servieren. Das Thema Mafia hielt das Interesse der Leute immer wach. Wenn vom Syndikat die Rede war, gingen die Zeitungen weg wie die warmen Semmeln. Fotos von Kirk Douglas, Frank Sinatra und Gregory Peck erschienen. Die Schauspieler hatten mit ernster Miene die Hand zum Schwur erhoben, um zu beteuern, dass Frankie Boy kein Mitglied der Ehrenwerten Gesellschaft war. Dies und vieles andere wurde wiedergekäut, weil man den Lesern recht viel Mysteriöses und Suspektes bieten wollte.
Der Tod der fünf Mafiosi wurde nach allen Regeln der journalistischen Kunst ausgeschlachtet. Und alle Berichterstatter vergaßen nicht, darauf hinzuweisen, dass der Jet von einem unbekannten Mann abgeschossen worden war, der damit angeblich seinen privaten Rachefeldzug gegen die Cosa Nostra gestartet hatte.
Je nach politischer oder gesellschaftlicher Färbung wurde dem Leser eine melodramatische Story jenes Mannes geboten, der rot sah, nachdem er Frau und Tochter verloren hatte. Ein Mann, der überhaupt nicht existierte, rückte mit einem Mal in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Manche Leute sagten: „Bravo! So ist es richtig. Man muss der Mafia die Zähne zeigen!“ Andere drückten diesem Mann heimlich die Daumen und hofften, dass er unter den Mitgliedern der Ehrenwerten Gesellschaft weiter aufräumte.
Doch Pietro Gravina, ein angesehenes Mitglied des Syndikats, wollte die Geschichte des Unbekannten nicht so recht glauben. Er war es gewesen, der sich an die Commissione gewandt hatte, weil ihm aufgefallen war, dass Brian Cusack in letzter Zeit nicht mehr so viel wie früher ablieferte, obwohl die Geschäfte des Königs von Brooklyn nach wie vor gut florierten. Auf seine Veranlassung hin hatte die Commissione Sandrelli und seine Männer nach New York geschickt. Als Pietro Gravina hörte, dass Sandrellis Düsenflugzeug von einer Rakete zerfetzt worden war, hatte er sofort Brian Cusack mit diesem Anschlag in Zusammenhang gebracht.
Es gab keinen geheimnisvollen Unbekannten.
Der Mörder von Alfredo Sandrelli und seinen Freunden war Cusack, davon war Gravina überzeugt. Die Story mit dem unheimlichen Rächer war geschickt lanciert worden. Das wollte Gravina beweisen.
Er saß zu Hause an seinem Schreibtisch und telefonierte. Draußen graute der Morgen, und Gravina würde bald zu Bett gehen, denn er war ein Nachtmensch, der am Tag schlief. Er sprach mit seinen Mafia-Freunden über seinen Verdacht, und man bat ihn, die Beweise dafür zu beschaffen. „Das werde ich tun“, sagte er zu seinem letzten Gesprächspartner und legte den Hörer in die Gabel.
Die Tür öffnete sich, und Angela, seine dicke Frau, trat ein.
„Kannst du denn nicht wie ein normaler Mensch schlafen, Pietro?“, fragte sie gähnend. „Wir beide sind wie Sonne und Mond. Stehe ich auf, legst du dich nieder. Eine komische Ehe ist das. Manchmal frage ich mich, ob du mich überhaupt noch liebst.“
„Wie kannst du nur so etwas sagen, Angela?“, fragte Pietro Gravina und erhob sich. „Erfülle ich dir nicht jeden Wunsch? Wer hat dir den goldenen Ring in der vergangenen Woche gekauft? Der Mann, der dich nicht mehr ausstehen kann, eh?“
„Gewiss, du bist großzügig. Aber ich habe nicht sehr viel von dir. Wenn du nicht schläfst, arbeitest du, und wenn du nicht arbeitest, schläfst du. Für mich hast du kaum Zeit. Warum hat mich der Herr mit Unfruchtbarkeit bestraft? Wenn ich wenigstens Kinder hätte, würde ich alles leichter ertragen. Die einsamen Tage. Die einsamen Nächte.“
Er ging zu ihr und nahm sie in seine Arme.
„Wir könnten ein Kind adoptieren. Eins oder zwei ...“
„Man kriegt solche kleinen Würmer nicht so leicht. Manche Ehepaare warten mehrere Jahre. Bis dahin bin ich zu alt, um kleine Kinder großzuziehen. Ich bin neununddreißig.“
„Ich habe Beziehungen. Ich könnte die Sache beschleunigen“, sagte Gravina.
„Ist das dein Ernst? Oder sagst du das nur, damit ich dich in Ruhe lasse?“
„Wenn dir so viel daran liegt, Kinder um dich zu haben, sollst du welche bekommen“, versprach Pietro Gravina seiner Frau.
Sie küsste ihn.
„Verzeih mir! Ich habe dir unrecht getan. Du bist ein guter Mensch. Ich freue mich auf die Bambini. Ich werde endlich eine Aufgabe haben. Wir werden eine Familie sein. Eine richtige Familie, Papa.“
„Ich werde noch heute anrufen“, versprach Gravina, und seine Frau war davon überzeugt, dass er sein Wort halten würde. „Geh' jetzt“, sagte er. „Ich habe noch zu tun.“
„Soll ich dir einen Espresso bringen?“
„Ja. Der würde mir guttun.“ Angela Gravina verließ das Arbeitszimmer ihres Mannes. Er hörte sie in der Küche hantieren, wandte sich um und griff nach dem Telefonhörer. Er wählte eine siebenstellige Nummer. Eine verschlafene Stimme meldete sich.
„Guten Morgen, Tony“, sagte Gravina.
„Pietro?“, kam es verwundert und ärgerlich aus dem Hörer.
„Ganz recht.“
„Sag mal, du tickst wohl nicht richtig. Weißt du, wie spät es ist?“
„Zeit für dich, aufzustehen“, erwiderte Gravina.
„Ich denke nicht daran.“
„Ich brauche dich. Also wirst du deinen fetten Hintern aus dem Bett schwingen und auf dem schnellsten Wege hierherkommen, sonst lernst du mich kennen!“, sagte Pietro Gravina barsch.
Der Mann, mit dem er sprach, gab sich gleich weit weniger streitsüchtig.
„Was ist denn passiert?“
„Erzähle ich dir alles, sobald du hier bist. In zwanzig Minuten klingelst du an meiner Tür, wenn du keinen Ärger haben willst.“