Todesluft. Thomas L. Viernau

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Название Todesluft
Автор произведения Thomas L. Viernau
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783967525144



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an die Einbruchsserie in den Residenzen, die seit dem vergangenen Herbst für viel Unmut sorgte. Immerhin gab es ja auch noch das geheimnisvolle Medaillon, welches der Triathlet auf dem Felsen gefunden hatte.

      Ja, und jetzt der Anruf des Malers, der sich Sorgen machte, was aus seinen Feriengästen geworden war. Langsam kamen die Mosaiksteinchen zusammen. Es würde wohl noch einige Zeit vergehen, bis sich ein ungefähres Bild abzeichne, aber Thiele und Heilmann waren sich sicher, dass dieser spektakuläre Leichenfund sich klären würde. Zu viele Spuren waren hinterlassen worden, man musste sie nur alle finden und sorgsam bewerten.

      Ob es möglich wäre, mal in die Unterkunft der beiden Belgier schauen zu können? Dornberger nickte, natürlich, er hatte immer einen Zweitschlüssel, man wusste ja nie…

      Er dirigierte die beiden vorsichtig durch sein Atelier, beobachte missbilligend aus dem Augenwinkel, wie die beiden Beamten die Nase rümpften beim Anblick seiner Kreationen, sorgsam darauf bedacht, keine Farbspuren an ihre Schuhe und Ärmel zu bekommen.

      Durch den kleinen Flur führte er die beiden Polizisten zu der separaten Eingangstür der Ferienwohnung.

      Die Ferienwohnung machte einen aufgeräumten Eindruck. Im Abwasch standen zwei benutzte Kaffeetassen, ansonsten wies nichts auf die beiden Bewohner hin. Als ob sie nicht existiert hätten, oder als ob sie es vermieden hätten, auf ihre Existenz hinzuweisen. Thiele war etwas ratlos.

      Was waren das für seltsame Leute? Kein Koffer, keine persönlichen Gegenstände, absolut nichts! Ein Blick in die Schlafzimmer ergab dasselbe Bild. Die Betten waren akkurat gemacht, als ob nie jemand in ihnen geschlafen hätte.

      Dornberger wies die beiden Kommissare darauf hin, dass die beiden wahrscheinlich jeder ein Schlafzimmer für sich bezogen hatten, sie also kein klassisches Paar waren. Er habe spätabends Licht in beiden Schlafzimmern leuchten sehen, was ihn ebenfalls gewundert habe.

      Die Kollegen von der Technik, die ebenfalls mit geübtem Blick die Räumlichkeiten durchmusterten, schüttelten stumm den Kopf. Hier war nichts zu holen.

      Dornberger kratzte sich am Kopf. Ob er denn die Ferienwohnung wieder nutzen könne, schließlich würden die beiden Gäste ja nicht mehr zurückkehren?

      Heilmann und Thiele verständigten sich kurz, jaja, kein Problem. Sie würden aber gern noch einen Blick auf das Auto der Belgier werfen.

      Ja, das habe man ja beinahe vergessen. Ein Nobelhobel sei das, was da schräg rüber vor dem Hoftor parke. Ungewöhnliches Gefährt, würde man nur sehr selten hier sehen.

      Die beiden Beamten gingen nach draußen. Dornberger machte die Außenbeleuchtung an, die aus drei von ihm selbst aufgestellten Laternen bestand und die mit ihrem milden, gelben Licht den kleinen Vorplatz vor der Hofeinfahrt beschienen.

      Manchmal machte er die Außenbeleuchtung an, wenn er wusste, dass Feriengäste erst spät ankamen. So würden sie die Auffahrt zum Tannenhof leichter finden, denn normalerweise war der kleine Weg hier hoch dunkel.

      Der dunkelgraue Peugeot Traveller war ein imposantes Fahrzeug, wirkte seltsam verloren hier inmitten der Naturidylle des Tannenhofs. Eigentlich gehörte so ein Wagen in die Großstadt.

      Die beiden Beamten umkreisten den Wagen mehrfach, notierten sich das Kennzeichen und überließen ihn den Technikern.

      Professionell traten sie ein paar Schritte zurück, man war ein eingespieltes Team. Die beiden Techniker in ihren dunkelgrünen Overalls hatten diverse Zündschlüssel zur Hand, mit denen sie probierten den Wagen zu öffnen. Keiner der Schlüssel reagierte jedoch. Dann probierte es einer der beiden Männer mit einem speziell geformten dünnen Draht. Das einzige Ergebnis war, dass die Autosicherung ansprang und ein durchdringendes, unangenehmes Geräusch abgab.

      Dornberger musste lächeln. Da hatte er ja zwei Spezialisten beherbergt. Thiele wandte sich ab. Heilmann grinste, seine knorpelige Nase leuchtete im Laternenlicht wie eine große Diode.

      »Chef, soll ich mal?«

      Thiele nickte nur.

      »Jungs, lasst mich mal ran! Ihr habt eure Chance gehabt«, Heilmann hatte eine Plastikkarte hervorgeholt, professionell untersuchte er die Türen, nickte und begann mit der Karte in dem schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen zu hantieren.

      Nach drei Minuten sprang die Tür auf. Heilmanns Nase leuchtete noch eine Spur intensiver. Die Techniker schüttelten die Köpfe.

      »War zwölf Jahre lang beim Dezernat Autodiebstahl gewesen. Da lernt man so etwas.«

      Das Wageninnere war ähnlich aufgeräumt. Im hinteren Frachtraum waren zwei schwarze Koffer, vorn am Fahrersitz befanden sich eine Autokarte Thüringens und ein Navigerät.

      Thiele wusste, dass die Navigeräte die letzten Fahrtrouten speicherten. Er suchte den Speicherchip, entfernte ihn geschickt und steckte ihn in ein kleines Plastiktütchen.

      Die Techniker hatten sich den beiden Koffern zugewandt. Keiner achtete auf den Wagen, der plötzlich von einer Detonation in Brand gesetzt wurde. Alle waren verblüfft. Was war das?

      Dornberger wurde es immer unheimlicher. Nicht, das auch noch seine Ferienwohnung in Flammen aufging.

      Sowohl die Techniker als auch die beiden Kripobeamten waren sichtlich überrascht. Die Autokarte war durch die Wucht der Detonation aus der offenen Tür geschleudert worden, brannte an den Rändern bereits. Geistesgegenwärtig trat Heilmann darauf und löschte die Flammen. Auch die beiden Koffer waren gerettet. Wahrscheinlich war ein Zeitzündermechanismus in Gang gesetzt worden. Ausgelöst durch das unsachgemäße Öffnen des Wagens hatte er dafür gesorgt, dass der potentielle Dieb nicht viel Freude mit dem Wagen haben würde.

      Heilmann hatte von solchen drastischen Sicherungsanlagen schon gehört. Sie kosteten viel Geld und waren offiziell nicht erlaubt.

      Thiele schüttelte nur den Kopf. Womit hatten sie es hier zu tun? Was waren das für Leute, die eines so seltsamen Todes gestorben waren? Die Angelegenheit wurde immer verworrener.

      Er wandte sich an die Techniker. Ob sie etwas gefunden hatten in den beiden Koffern? Nur edle Wäsche, allesamt Markenklamotten, nichts vom Discounter. Ach ja, ein Buch war in dem einen Koffer. Eine alte Ausgabe von Ludwig Bechsteins »Der Dunkelgraf«. Auf Deutsch. Wohl ein recht wertvolles Stück, wenn man der Jahreszahl Glauben schenken könne. Eine Erstausgabe aus dem Jahre 1854, mit einer persönlichen Widmung, diese allerdings auf Französisch.

      Thiele zog die Augenbrauen hoch. Er kannte die Geschichte des seltsamen Grafenpaares, das vor über zweihundert Jahren in einem kleinen Schlösschen bei Hildburghausen unter dem Namen Dunkelgraf und Dunkelgräfin in die Geschichte eingegangen war.

      Vielleicht hatten die beiden Belgier es ja auf antiquarische Bücher abgesehen? Gut möglich, dass hier im Umland noch einige seltene Exemplare herumgeisterten. Bechstein war Südthüringer, lebte in Meiningen.

      Aber war den beiden die Jagd nach bibliophilen Kostbarkeiten zum Verhängnis geworden? Er wusste im Moment nicht, wieviel eine Erstausgabe Bechsteins kostete. Aber das würde sich klären lassen. Dafür hatte er schließlich Heilmann.

      Die Techniker hatten inzwischen das brennende Auto gelöscht. Von dem teuren Fahrzeug war nicht mehr viel übriggeblieben.

      Seltsam! Äußerst seltsam das Ganze!

      Nach einer Stunde hatten die Polizisten alles verstaut, was sie als mitnehmenswert erachteten, also den Inhalt der Koffer und den halbverbrannten Autoatlas. Thiele hakte noch einmal bei Dornberger nach. Ob er die beiden einmal telefonieren gesehen habe? Ob die beiden vielleicht einen Laptop oder etwas Ähnliches benutzt hätten? Seltsam!

      Da waren die beiden mit einem solch technisch aufgerüstetem Auto unterwegs und hatten da nichts weiter drinnen als zwei Wäschekoffer?

      Die Polizisten verabschiedeten sich und ließen einen verdutzt dreinschauenden Dornberger zurück. Der würde diese Nacht wohl nur schwer schlafen können. Erst musste er einmal Ulla anrufen. Mein Gott, soviel Drama! Nur gut, dass die Kinder nicht da waren.

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