Название | Welpen |
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Автор произведения | Clarissa v. Reinhardt |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783936188622 |
Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie hoffentlich viele gute Ideen, Anregungen und Tipps gefunden haben. Gesagt ist dann aber längst noch nicht alles. Lassen Sie Ihren Welpen zu Wort kommen, denn er weiß noch einiges mehr zu berichten…
Einleitung
Einen Welpen groß zu ziehen ist eine wundervolle und zugleich gewaltige Aufgabe – und genau das gilt es zu bedenken. In der Regel denken Menschen aber über die Anschaffung eines Welpen nach, während sich in ihren Gedanken niedliche Bilder von kleinen, putzigen Hundekindern auftun, die sie unschuldig, verträumt oder auch mal etwas schelmisch anschauen. Mit diesen Bildern im Kopf suchen sie sich einen Welpen aus, nehmen ihn mit nach Hause – und erfahren, dass die Ernüchterung auf dem Fuße folgt.
Denn selbstverständlich ist es so, dass ein Welpe uns anrührt, wir ihn niedlich finden und am liebsten hegen und pflegen möchten, denn durch das von Konrad Lorenz beschriebene Kindchenschema im Aussehen werden unsere elterlichen Instinkte wach gerufen. Aber zu einer guten Aufzucht und Erziehung eines Hundekindes gehört viel mehr, als ihn niedlich zu finden, ihm Futter und Wasser bereit zu stellen und ab und zu mit ihm raus zu gehen. Da viele Hundehalter dies aber erst bemerken, wenn der kleine Kerl bereits seit einiger Zeit bei ihnen lebt, kommt es dann leider allzu häufig zu einer Rückgabe des jungen Hundes, weil sie sich schlichtweg überfordert fühlen.
Damit Ihnen das nicht passiert, möchte ich Ihnen raten, die Anschaffung eines Welpen noch einmal zu überdenken, auch wenn Sie dieser Rat als Einleitung zu einem Buch über Welpen vielleicht überraschen mag. Denn es gibt viele gute Gründe, sich für einen ganz jungen Hund zu entscheiden – aber auch einige dagegen. Betrachten wir letztere genauer.
Ich würde Ihnen zum Beispiel von der Anschaffung eines Welpen abraten, wenn ein oder mehrere Kinder unter fünf Jahren in Ihrem Haushalt leben. Die Erfahrung zeigt, dass die sorgfältige Erziehung eines oder mehrerer kleiner Kinder sehr viel Zeit, Mühe, Arbeit und Geduld erfordert. Als liebevolle Mutter oder Vater werden Sie all das sicher gern investieren, aber die Frage ist, ob dann noch ausreichend viel Energie, Zeit und Geduld dafür übrig bleibt, ein weiteres Baby, das noch dazu einer anderen Art angehört und daher ganz andere Bedürfnisse hat, aufzuziehen. Zusätzlich handelt es sich um ein Baby, das sich rasend viel schneller entwickelt als der eigene Nachwuchs – was den Vorteil hat, dass der Hund schneller aus den sehr pflegeintensiven Phasen herauswächst, aber auch den Nachteil, dass diese Phasen in ihrer Kürze sehr viele richtig gesetzte Lernreize beinhalten müssen, damit der Welpe sich dann auch zu dem ausgeglichenen, gut sozialisierten, erwachsenen Hund entwickelt, den Sie sich wünschen.
Es gibt viele unterschiedliche Überlegungen diverser Autoren und Kynologen dazu, was in diesen Entwicklungsphasen passiert und wann genau sie stattfinden. In Anlehnung an die Einteilung von Feltmann-v. Schröder hier eine kurze Beschreibung, die Ihnen einen Überblick darüber verschafft, wie schnell ein Hund heranwächst und wie viel er dabei über seine belebte und unbelebte Umwelt lernen muss, damit er sich später problemlos darin zurecht findet.
Die sozialen Entwicklungsphasen des Welpen
Das vegetative Stadium
(1. + 2. Lebenswoche)
Welpen sind Nesthocker, die taub und blind geboren werden. Sie sind noch völlig hilflos, weshalb die Aktivitäten der Mutterhündin beinahe ausschließlich der Betreuung der Welpen dienen. Der Tastsinn, Temperatursinn, Geschmackssinn, das Schmerzempfinden und der Gleichgewichtssinn wurden schon vor der Geburt und die Geruchswahrnehmung über das Mund-Riechorgan unmittelbar nach der Geburt entwickelt, während die Geruchswahrnehmung über die Nase erst später ausgeprägt wird.
Das Stadium des Erwachens
(3. Lebenswoche)
Im Alter von ca. 10 bis 14 Tagen öffnen die Welpen die Augen und der Gesichtssinn wird aktiviert. Der Gehörsinn wird kurz darauf, etwa im Alter von 17 Tagen, ausgebildet. Beides ermöglicht, dass Umwelteindrücke differenzierter wahrgenommen werden können. Die Mutterhündin betreut ihre Welpen sorgfältig, aber sie hält sich nicht mehr ausschließlich bei ihnen auf.
Das Stadium der Eroberung der Umwelt
(4. bis etwa 20. Lebenswoche)
In dieser Zeit werden die motorischen Fähigkeiten verstärkt trainiert, die Umwelt erobert und die psychischen Reaktionen darauf erlernt. Das Sozialverhalten dem Artgenossen und dem Menschen gegenüber entwickelt sich. Es wird geübt und ausprobiert, welches Verhalten welche Reaktionen nach sich zieht. Die intensive Betreuung durch die Mutterhündin nimmt mit dem Selbständigwerden der Welpen ab. In dieser Zeit werden die Welpen den übrigen Rudelmitgliedern vorgestellt (sofern vorhanden) und diese dürfen selbständig Kontakt mit ihnen aufnehmen. Die ersten spielerischen Elemente von späteren Disziplinierungsmaßnahmen, wie zum Beispiel der Schnauzengriff, werden schon ab der vierten Woche ausprobiert. Ab der sechsten Woche muss der Welpe lernen, die Individualdistanz zu beachten.
Das Stadium des Umgangs mit der Umwelt
(etwa 21. Lebenswoche bis zur Geschlechtsreife)
Der junge Hund wird zunehmend selbstbewusster und unabhängiger. In den Spielinhalten findet sich verstärkt das Beute- und Jagdverhalten wieder und im Sozialverhalten gegenüber Artgenossen entscheidet in erster Linie die psychische Sicherheit darüber, wie Begegnungen verlaufen.
Das Ausbilden der Geschlechtsreife ist von hormonellen Schwankungen begleitet, die das Verhalten des Hundes beeinflussen. Er unterliegt Stimmungsschwankungen, ist unkonzentrierter und fahriger, manchmal auch betont alberner oder melancholischer als bisher. Bei der Erziehung ist die Geduld und das Einfühlungsvermögen des Halters jetzt besonders gefragt. Es gilt, dem jungen Hund das ein oder andere Verhalten verständnisvoll nachzusehen, während gleichzeitig aber auch klare Grenzsetzungen erfolgen müssen, wenn er allzu sehr über die Strenge schlägt. Diese Grenzsetzungen dürfen niemals durch übertriebene Strenge erfolgen, da dies das Vertrauen des Hundes in seinen Halter untergraben kann. Gerade in dieser Zeit der Gefühls- und Stimmungsschwankungen ist eine ruhige, souveräne und faire Führung besonders wichtig, an der sich der Hund vertrauensvoll orientieren kann.
Zusätzlich muss der junge Hund vieles lernen, durchlebt den Zahnwechsel und einige typische „Kinderkrankheiten“ und muss an das Mitfahren im Auto, das Alleinbleiben und viele weitere Verhaltensweisen und Dinge gewöhnt werden. Damit er keine Trennungsangst entwickelt, sollte er anfangs gar nicht und später nur kurz allein gelassen werden und zusätzlich muss er behutsam an Erfahrungen wie zum Beispiel den Tierarztbesuch herangeführt werden.
Deshalb empfehle ich Familien mit kleinen Kindern, aber auch Menschen, die beruflich sehr angespannt, chronisch krank oder sonst übermäßig belastet sind, lieber über die Anschaffung eines erwachsenen Hundes nachzudenken, der bereits über eine ausgereifte Persönlichkeit verfügt und schon gelernt hat, „…wo’s im Leben lang geht“.