Ohne Liebe - nichts. Holger Finze-Michaelsen

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Название Ohne Liebe - nichts
Автор произведения Holger Finze-Michaelsen
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783290176716



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also aus Sklaven und Freigelassenen, Hafen- und Lohnarbeitern, Matrosen und Handwerkern u.ä., während eine Minderheit den sozial besser gestellten Kreisen zugehörte» (Wolfgang Schrage, 1, 32). Für die Gemeinde charakteristisch war offenbar die sozial fundamentale Unterscheidung von «Sklaven» und «Freien», worunter sowohl «Freigeborene» wie auch «Freigelassene (Sklaven)» zu verstehen sind (vgl. 1. Korinther 7,21–23; 12,13). Unter Sklaven sollte man |34| sich allerdings nicht einen leibeigenen Zwangsarbeiter mit der Peitsche des Aufsehers im Rücken vorstellen; Sklaven konnten auf sehr verantwortungsvollen und prestigeträchtigen Arbeitsgebieten tätig sein, allerdings in einer lebenslänglichen Abhängigkeit – es sei denn, sie wurden freigekauft, kauften sich selbst frei oder wurden von ihrem Besitzer freigegeben. Manche der «Freigelassenen» machten eine erstaunliche Karriere. Manche siedelten von Italien aus in die attraktive Stadt Korinth um und versuchten hier ihr Glück. Es ist möglich, dass Paulus an den erwähnten Stellen auf Animositäten zwischen den schon zu Ansehen gelangten Freigelassenen und den immer noch im Status des Sklaven Befindlichen anspielt.

      Zu den vermögenden Gemeindegliedern unter den Freien gehörte neben dem Hausbesitzer Gaius mit Sicherheit Erastus, dessen Amt (oikonomos tēs poleōs) mit «Schatzmeister der Stadt» oder «städtischer Verwaltungsbeamter» übersetzt wird (Römer 16,23); vermutlich war damit das Amt des Ädils gemeint, eines der vier höchsten in der Stadt, das man heute mit «Verwaltungschef» angeben würde. Es war sehr wahrscheinlich dieser Erastus, der zum Dank für das Ädilsamt einen Platz beim Theater pflastern liess. Möglicherweise fungierte er, wie bei Vereinen und religiösen Gemeinschaften damals üblich, als Schutzherr der korinthischen Christen.

      Bei der korinthischen Gemeinde kann man also nicht von einer reinen Versammlung der Unterschicht oder einer «Proletariergemeinde» sprechen. Es ist sogar davon auszugehen, dass Sklavenhalter (welcher gehobene Haushalt hatte damals keinen Sklaven, keine Sklavin!) und Sklaven sich in der gleichen Gemeinde begegneten. Allerdings: «Die Ärmsten der Armen, die Bauern, die Landsklaven und die für die Landarbeit gemieteten Tagelöhner kamen offensichtlich im |35| urbanen Umfeld der paulinischen Gruppen nicht vor» (Wayne A. Meeks, 156).

      Beim multinationalen Charakter der Stadt wird man davon ausgehen müssen, dass zur christlichen Gemeinde vor allem Heidenchristen gehörten; der judenchristliche Anteil wird gering gewesen sein. Ausgerechnet Crispus, der Vorsteher der dortigen Synagoge (Apostelgeschichte 18,8; 1. Korinther 1,14), gehörte jedoch zu den wenigen, die Paulus bei seinem Aufenthalt in Korinth getauft hatte.

      Diese Hinweise mögen genügen, um zu zeigen, dass die Gemeinde in Korinth inmitten von einem in vielerlei Hinsicht pulsierenden Umfeld entstanden war und dass die soziale Spannweite gross war.

      Die christliche Gemeinde, dieser Winzling unter den religiösen Phänomenen Korinths, hatte ihr besonderes geistliches Gepräge und ihre besondere Lebendigkeit – freilich in einer Weise, die Paulus beunruhigte. «Die Korinther sind stolz auf ihr reiches pneumatisches Leben. Sie ‹trachten› nach den höheren Geistesgaben, man könnte auch übersetzen: sie ‹eifern› darum. Es gibt bei ihnen so etwas wie ein charismatisches Prestigedenken, in dem die einen sich den Vorrang vor andern sichern» (Gottfried Voigt, 92). Die Gemeinde ist eben nicht nur «lebendig», sondern, wie oben zugespitzt formuliert, «unheimlich» lebendig. Im Besitz von pneuma (dem Geist Gottes) zu sein wurde als Hauptkennzeichen des Glaubens angesehen. Das allein wäre natürlich kein strittiger Punkt gewesen, ebenso wenig die Auffassung, dass sich Gottes Geist bei den Menschen realen und wirksamen Raum schafft, indem |36| er ihnen die verschiedensten Charismen (Gnadengaben) zuteilt. Dass aber die spektakulären, ungewöhnlichen und auffälligen dabei ein höheres Mass an Geistesgegenwart bedeuten sollten als die unspektakulären, eher stillen und verborgenen, diese Auffassung hatte Konsequenzen für das ganze Selbstverständnis der Gemeinde, seine gemeinschaftliche Atmosphäre und die Rolle des Einzelnen in deren Gefüge. «Die Korinther sind keineswegs allein ‹Irrlehrer›, sondern mindestens ebenso ‹Irrpraktiker›, speziell in ihrer gemeindlich-sozialen Lebensgestaltung. Paulus polemisiert eigentlich im gesamten Brief weniger gegen irrige Theorien und Lehren als gegen verfehlte Praktiken. […] Er hat zusammen mit einer irrigen Christologie eine verfehlte Christopraxie im Blick» (Wolfgang Schrage, 1, 62–63). Damit stehen wir vor einem letzten Gedankenschritt, bevor wie uns dem Kapitel über die Agape zuwenden.

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