Название | Die Marokko-Show |
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Автор произведения | Jeremias Schulthess |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783864080197 |
Bündnispolitische Überlegungen standen in diesem Kräftemessen auf der Agenda. Das Feindbündnis, die „Entente cordiale“, die seit 1904 zwischen Frankreich und England bestand, sollte ausgetestet und allenfalls gesprengt werden. Wie würde der Bündnispartner England auf ein forsches Auftreten des Deutschen Reichs reagieren? Die Antwort kam postwendend: Anstelle bündnispolitischen Auseinanderrückens von England und Frankreich, die sich das Auswärtige Amt erhofft hatte, wurden die Bündnispartner enger an einander geschmiedet. Deutschland stand einem monolithischen Block der europäischen Großmächte gegenüber, die allesamt den deutschen Vorstoß in Marokko verurteilten.
Die erste Marokkokrise entwickelte sich zu einer außenpolitischen Farce für die deutsche Außenpolitik. Die deutschen Weltgeltungsansprüche wurden im Keim erstickt. Mit einem deutsch-französischen Abkommen, dem „Algecirasvertrag“, fand die Krise 1906 vorerst ein Ende. Der koloniale Status Frankreichs über Marokko war zwar faktisch aufgelöst, durch die Kontrolle des Finanz- und Polizeiwesen blieb Frankreich allerdings die Hintertür in Marokko offen. Eine Souveränität Marokkos war aufgrund des asymmetrischen Beziehungsverhältnisses zu Frankreich sowieso von vornherein zum Scheitern verurteilt. Frankreich blieb der dominierende Faktor in dem nordafrikanischen Land.
In der Folgezeit zeigten sich deutsche und französische Montanunternehmen darum bemüht, den Abbau von marokkanischen Erzvorkommen zu fördern. Politische Rückendeckung war für wirtschaftliche Engagements in Marokko schließlich nicht Voraussetzung. Die Firma F. A. Krupp unternahm den Versuch, mit der französischen Schneider-Creusot eine deutsch-französische Interessengemeinschaft herbei zu führen. Daraus entstand die Union des Mines Marocaines. Andere Interessenten, wie die Gebrüder Mannesmann, die an den gleichnamigen Röhrenwerken nur noch beteiligt waren, blieben außen vor. Für die Mannesmanns bedeutete eine Einflussnahme in Marokko eine dringende Notwendigkeit – sie bezeichneten es als „das einzige Land, in dem [...] noch Eisenlager in erheblichem Umfang vorhanden sind.“16 Eine Beteiligung an der Union des Mines lehnten sie allerdings ab. Sie suchten auf direktem Weg mit dem marokkanischen Sultan Bergbaurechte zu verhandeln. Der Versuch scheiterte. Als einzige Möglichkeit blieb die politische Einflussnahme – man wandte sich an das Auswärtige Amt.
Nach dem unglimpflichen Verlauf der ersten Marokkokrise fand sich in der Wilhelmstraße, dem Sitz des Auswärtigen Amts in Berlin, vorerst kein Befürworter, die Marokko-Angelegenheit neu aufzurollen. Der neue Staatssekretär des Äußeren, Kiderlen-Wächter, stellte fest, „dass wir, solange die Marokkofrage in der Luft schwebt, überall auf der ganzen Welt in allen Fragen England auf Frankreichs Seite finden werden.“17
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