Название | Einführung in das neue Gotteslob |
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Автор произведения | Friedrich Lurz |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783766642462 |
Buch für den Einzelnen, das Haus und die Gemeinde
Dennoch ist das Gotteslob nicht nur ein Buch für die Gemeindegottesdienste. Da es bei vielen Gläubigen vielleicht das einzige religiöse Buch ist, das sie neben der Bibel besitzen, muss es grundlegende Informationen zum christlichen Leben bieten (vgl. GL 29), aber auch zum Gebet. Das Gotteslob ist immer auch ein Gebetbuch des Einzelnen. Es muss Grundgebete bieten, aber auch Gebetstexte oder Formen, die in Krisenzeiten erst entdeckt werden können und dann auch tragen. Es muss ein grundlegendes Rüstzeug für das christliche Gebetsleben enthalten (vgl. GL 1–22). Dazu gehören sicher wichtige Psalmen (vgl. GL 30–80), die die kirchliche Tradition durchweg als verbindende Leitschnur des Gebets mit dem Judentum verstand.
Aber auch für Feiern in kleinen Gemeinschaften muss es Hilfen bieten. Als ursprüngliche kommt hier die häusliche Lebensgemeinschaft, speziell die Familie, in den Blick. Dieser Akzent ist in der Neuausgabe deutlicher herausgestellt, indem GL 23–28 bewusst häusliche Feiern zusammenfassen und dafür Modelle liefern.
Diözesane Eigenheiten
Und noch eine theologische Grundlage wird am neuen Gotteslob deutlich. Zwar ist es im gesamten Stammteil das gemeinsame Buch der beteiligten Diözesen. Dennoch haben die einzelnen Regionen ihre Eigenheiten in Frömmigkeit, Kirchenlied und Gottesdienstformen. Entsprechend besaß schon das Gotteslob von 1975 Diözesananhänge, mit denen das Eigengut weitergeführt werden konnte. Zugleich bildeten diese ein Scharnier zwischen den vorhergehenden diözesanen und dem erstmals erstellten gemeinsamen Gesangbuch. Es sollte vielen die Gewöhnung an das gemeinsame Gebetbuch und an neue oder fremde Lieder erleichtern.
Inwieweit sich auch die bei der Neuausgabe von 2013 wieder regelmäßig angefügten Diözesanteile als wirklich notwendig erweisen, wird erst die Praxis zeigen können. Dass im bisherigen Gotteslob die Anhänge nicht selten die im Stammteil verschmähten Lieder des 19. Jahrhunderts weitertradiert hatten, hat manchem dieser Lieder nun zur Übernahme in den Stammteil verholfen. Nicht weil jedes dieser Lieder theologisch oder musikalisch ach so wertvoll wäre, sondern weil die Gemeinden auch in diesem Liedgut „zu Hause“ sind. Und vielleicht haben die Diözesanteile auch die Funktion, in einer zunehmend globalisierten Glaubenswelt das wichtige Gefühl der Beheimatung zu geben.
In der anderen Richtung sind einige Lieder, die nicht mehr im Stammteil enthalten sind, nun in die Anhänge einzelner Diözesen aufgenommen worden, weil man dort nicht auf sie verzichten wollte: Von Ich steh an deiner Krippe hier (GL 1975 141) findet sich nun neben der Fassung im Stammteil (GL 256) die bekannte Wittenberger Melodie im Österreichanhang unter GL 806.
Gemeinsame Anhänge als eigene Form
Während die deutschen Diözesen zumeist ihre jeweiligen eigenen Anhänge herausgeben, geht man in der Österreichausgabe einen anderen Weg, weil es zu dem so genannten „Österreichanhang“ aller Diözesen des Landes keine weiteren Anhänge mehr geben wird. Dennoch kommen die diözesanen Eigenheiten insofern zum Zuge, als etwa zum Osterlied Der Heiland ist erstanden in Nr. 828–832 fünf verschiedene, in einzelnen Diözesen beheimatete Melodiefassungen aufgenommen sind. Im Kleinen sind auch einige deutsche Bistümer diesen Weg gegangen: Die Bistümer der Hamburger Kirchenprovinz (Hamburg, Hildesheim, Osnabrück) geben eine gemeinsame Gotteslob-Ausgabe heraus, ebenso die ostdeutschen Bistümer (Berlin, Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg). Schließlich sind auch die Anhänge der Diözesen Freiburg und Rottenburg-Stuttgart gemeinsam gestaltet.
Beide Wege aber zeigen: Das Gemeinsame des Liturgischen und seine regionalen Ausformungen und Stile gehören konstitutiv zum Glaubensleben der Kirche.
Die grossen Abschnitte des neuen Gotteslob
Hilfen für das persönliche Gebet
Bereits das Gotteslob von 1975 stand vor der Herausforderung, neben den Liedern und den Texten für die liturgischen Feiern einen Gebetsteil zu integrieren, der auf den einzelnen Christen ausgerichtet war. Begründet wurde dieses Vorgehen mit der zunehmenden Säkularisierung auf der einen Seite, die eine religiöse Sozialisation erschwere, und der Gebetsnot auf der anderen Seite, die bei kirchennahen wie kirchenfernen Christen anzutreffen sei. Der Gebetsteil sollte so etwas wie eine kleine christliche Gebetsschule sein. Damit trat neben die Funktion des liturgischen Rollenbuches für die Gemeinde die des individuellen Gebetbuches, als das das Gotteslob ebenfalls verstanden werden sollte.
Das individuelle Gebet
Die neue Gotteslob-Ausgabe hat dieses Konzept übernommen und Gebetsvorschläge für den Einzelnen in einem ersten großen Abschnitt I. Geistliche Impulse für das tägliche Leben (GL 1–29) zu Anfang des Buches gestellt. Dieser beginnt aber nicht direkt mit Gebeten, sondern mit einem kleinen Kapitel Gottes Wort hören – Umgang mit der Heiligen Schrift (GL 1). Aus der Erkenntnis, dass all unser Beten nur Antwort auf Gottes vorhergehende Anrede sein kann, die wir in der Heiligen Schrift erfahren, gibt es Hinweise, wie eine private Lektüre und eine gemeinschaftliche Bibellesung aussehen und fruchtbar gemacht werden kann. Es sind allesamt Anregungen, wirklich zu Hörern des Wortes Gottes (gerade im Sinne einer inneren Haltung) zu werden, bevor wir selbst unser Gebet artikulieren.
Entsprechend ist ein Großteil des weiteren Abschnitts mit Im Gebet antworten (GL 2–22) überschrieben. Hier haben die Grundgebete ihren Platz – einige auch mit lateinischen Fassungen, wenn diese im Gottesdienst noch Verwendung finden. Der Rosenkranz (GL 4) druckt nicht nur die Texte der Geheimnisse ab, sondern veranschaulicht mit Grafik und Erläuterungen, wie der Umgang mit der Perlenschnur vonstattengeht. Unter GL 5 findet sich dann ein ganz neues Element, nämlich eine Anleitung für eine spirituelle Erfahrung des Kirchenraumes samt Gebeten für einzelne Stationen. (Das Bistum Aachen hat im Anhang unter GL 845 noch eine eigene Form Einen Kirchenraum erfahren aufgenommen.) Gebete unterschiedlicher Art werden im Abschnitt Vor Gottes Angesicht (GL 6–9) abgedruckt, die an Gott, den Vater, an Jesus Christus, an den Heiligen Geist oder an den dreifaltigen Gott gerichtet sind. Aber auch Texte zum Beten nach der Kommunion oder mit weiteren Motiven wie Lobpreis, Vertrauen, Klage, Bitte oder Dank haben hier Aufnahme gefunden (GL 8–9). Sie werden durch Gebete zu Maria, den Engeln und den Heiligen (GL 10) ergänzt.
Der Abschnitt Meine Zeit in Gottes Händen (GL 11) knüpft im Gebet an der Erfahrung des Tageslaufs an, GL 12 enthält Tischgebete, GL 13 bietet Segensbitten und Reisesegen. Die nachfolgenden Nummern beinhalten Hilfen für das Beten mit Kindern, für Jugendliche und Erwachsene sowie für konkrete Lebenssituationen und Nöte (GL 14–18). Die Anliegen der Welt, zu der neben Frieden, Gerechtigkeit und Verantwortung für die Schöpfung auch der Dialog zwischen den Religionen gezählt wird, können ebenso ins Gebet gehoben werden wie die Anliegen der Kirche (GL 19–22). Darin enthalten sind unter der Rubrik Für das pilgernde Volk Gottes (GL 22) auch Gebete und Hinweise zur Wallfahrt als ganzheitlicher Ausdrucksform des Betens.
Gemeinsames Beten und Glauben
Ein eigenes, neu aufgenommenes Kapitel In der Familie feiern (GL 23–28) ist darin begründet, dass die Lebensgemeinschaft des Hauses seit neutestamentlicher Zeit den Urkern der Glaubensgemeinschaft bildet. Entsprechend der hauptsächlichen Bedürfnisse für solche Feiern sind Modelle für eine Segnung des Adventskranzes, für das Hausgebet im Advent und für die Feier am Heiligen Abend aufgenommen. Dank- und Segensfeiern aus unterschiedlichen Anlässen (z. B. Jubiläen) haben hier ebenso ihren Platz wie das Hausgebet für Verstorbene.
In einem letzten Abschnitt Den Glauben leben (GL 29) haben nicht so sehr Gebete Aufnahme gefunden, sondern