Название | Schwarzes Bewusstsein: Das Leben des Steve Biko |
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Автор произведения | Johannes Woywodt |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783864080968 |
Doch Khaya Biko war nicht der Einzige, der Konsequenzen zu ertragen hatte. Als Steve Biko nach seiner unschuldigen Verhaftung seinen Schulbesuch in der Lovedale Institution fortsetzen wollte, wurde er von der Direktion suspendiert. Kurze Zeit später folgte gar der Verweis von der Schule wegen der Unterstützung verbotener Organisationen. Infolgedessen konnte Steve Biko über ein Jahr lang nicht zur Schule gehen. Erst 1964, als das neue Schuljahr begann, setzte er seine Ausbildung fort.20 Allerdings hinterließ diese persönlich negative Erfahrung bleibende Eindrücke. Biko begann sich zusehends zu politisieren. Sein Ärger richtete sich insbesondere gegen die vorherrschenden Autoritäten, ihren Einfluss und ihre Willkür Entscheidungen über den Einzelnen oder eine Gruppe zu fällen, die dadurch das Leben der Betroffenen maßgeblich beeinflussten. So wie bei ihm selbst. Deswegen war es nicht weiter verwunderlich, dass sich sein frühes Engagement vor allem aus der Verarbeitung des ungerechtfertigten Verweises von der Lovedale Institution ergab. Sie war eine Initialzündung, sich mit der Situation der Schwarzen auseinanderzusetzen. Dafür boten die politischen Ereignisse in den frühen 1960er Jahren genügend Anlass.
Als Sekundarschüler bekam er mit, wie die südafrikanische Polizei am 21. März 1960 eine friedliche Demonstration in Sharpeville bei Johannesburg brutal und gewaltsam niederschlug. 69 Tote. Viele davon wurden beim Weglaufen von hinten erschossen. Der Ausnahmezustand der daraufhin von der Regierung verhängt wurde und das später folgende Verbot von ANC und PAC. Mit 15 Jahren wurde er Zeuge wie ANC und PAC ihren bewaffneten Kampf begannen und wie der Apartheidsstaat daraufhin mit einer Verschärfung der Gesetze reagierte. Eineinhalb Jahre später, 1963, als Steve Biko die Schule zwangsweise ruhen lassen musste, folgte die Verhaftung führender Vertreter des ANC wie Nelson Mandela oder Walter Sisulu. Im Juni 1964 schließlich, als er seine schulische Bildung im St. Francis College in Mariannhill in der Nähe von Durban wieder aufgenommen hatte, wurden diese im Rivonia-Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt.21 Dies waren einschneidende Erlebnisse für den jungen Biko, die seine Politisierung mitgeprägt haben.
Als ein Glücksfall sollte sich das neue College erweisen. Ähnlich wie das Lovedale Institution wurde auch diese von Geistlichen geführt. Katholische Nonnen und Mönche kümmerten sich hier um die Ausbildung. Biko, der selbst aus einer vom christlichen Glauben stark geprägten Familie kam, lebte sich in Mariannhill schnell ein und schloss Kontakte. Die Lernumgebung erwies sich als frei, liberal und unabhängig vom staatlichen Einfluss. Ein günstiges Umfeld also, um eigene Ideen zu entwickeln und bestehende Verhältnisse zu hinterfragen. Durch die vielen Gespräche mit den Geistlichen setzte sich Biko verstärkt mit dem Christentum auseinander. Tiefgreifende Diskussionen über die Auslegung von Religion, Glaubens- und Vertrauensfragen, das Zölibat und die strenge hierarchische Ordnung in der Kirche wurden thematisiert. Konnten Fragen nicht zu seiner Befriedigung beantwortet werden, schrieb er an Aelred Stubbs22, einem anglikanischen Priester, der in Alice das Theologische Seminar des St. Peter‘s College leitete. Stubbs war es auch, der sich mit um die Familie Biko kümmerte, als Khaya und Steve Biko im Gefängnis saßen. Aus diesem regen Briefwechsel entstand eine langjährige Freundschaft, bei der Stubbs zunehmend die Rolle eines geistigen Mentors für Steve Biko übernahm.23
Neben der Religion beschäftigte sich Biko in seinen zwei Jahren in Mariannhill mit der Rolle der weißen liberalen Südafrikaner. Diese waren keine Befürworter der Apartheid und setzten sich für ein tolerantes und offenes Südafrika ein. Dennoch sah Biko auch in dem Handeln der Liberalen eine Ursache für die Unterdrückung der Schwarzen. Diese würden nämlich, nach Bikos Ansicht, immer eine Lösung für die Probleme im Sinne der schwarzen Südafrikaner suchen, ohne als Weiße jedoch zu wissen, wie es sich als Schwarzer in Südafrika lebt. Folglich blieben die Schwarzen weiterhin entmündigt, ohne Gleichberechtigung und Einfluss. Stattdessen müssten sich die Schwarzen viel stärker in allen gesellschaftlichen Bereichen selbst organisieren, um somit ihre Interessen vertreten zu können.24 Jene erstmals durchdachten Überlegungen Bikos waren wie eine Blaupause, auf die er später seine Ideen des Black Consciousness aufbauen sollte.
Im Alter von 19 Jahren, 1965, beendete Steve Biko die Schule mit einem erfolgreichen Abitur. Trotz der schlechten persönlichen Erfahrung im Kindes-und Jugendalter überwogen bei ihm Lebensfreude, Zuversicht und Optimismus. Neue Herausforderungen standen an, die er meistern wollte. Das Studium wartete auf ihn und auch die Auseinandersetzung mit der Apartheid sollte ihn nicht mehr loslassen.
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