Название | Onanieren für Profis |
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Автор произведения | Arne Hoffmann |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783944145662 |
Obwohl wir von Natur aus wissen, worum es im Prinzip beim Onanieren geht, macht uns das nicht unbedingt zu großartigen Wichsern. Das werden wir erst. Ich war jedoch schon immer der Meinung, dass man alles, was man tut, gut machen sollte. Finden Sie nicht auch, dass man Dinge, die man gut macht, viel mehr genießt? Beim Onanieren ist das nicht anders. Es sollte keine mechanische Handlung sein, sondern eine Erfahrung, die man von Anfang bis Ende genießt. Damit Ihnen das gelingt, müssen Sie wissen, was Sie tun.
Nirgendwo aber kann man erfahren, wie man es macht, geschweige denn, wie man es gut macht. Weder unsere Väter noch unsere Lehrer haben uns bei ihren Versuchen zur Sexualerziehung irgendwelche Anweisungen gegeben. Unseren Vätern können wir im Grunde keine Schuld geben: Wenn sie tatsächlich etwas über die Techniken wussten, war es ihnen viel zu peinlich, ihr Wissen an den Sohn weiterzugeben1. Und ein Lehrer, der im Unterricht Masturbationstechniken angesprochen hätte, wäre seinen Job sicher bald los gewesen.
Als Erwachsenen jedoch ist es vielen Männern peinlich, mehr über das Onanieren zu wissen oder ihre eigenen Fertigkeiten auf diesem Gebiet verbessern zu wollen, ja, manche schämen sich deshalb sogar. Denn welcher Mann möchte schon ein toller Wichser sein? Oder anders ausgedrückt: Wie kann er zugeben, dass er ein toller Wichser sein möchte, und dabei gleichzeitig ein echter Kerl bleiben?
Aus diesen Gründen habe ich beschlossen, ein Buch zu schreiben, das Männer die Kunst des Masturbierens lehrt, und ich hoffe, dass ich Ihnen anregende Ideen vermitteln kann, um sich ein Vergnügen zu bereiten, das Ihre wildesten Erwartungen übertrifft. Ich glaube, dass Onanieren Ausdruck und Feier unserer Gefühle sein sollte, und alles, was ich mir wünsche, ist brillante Selbstbefriedigung mit einer Phantasie meiner Wahl. Das scheint mir eigentlich keine zu große Erwartung zu sein. Wenn ich dazu beitragen kann, diesen Genuss auch bei meinen Lesern zu vergrößern, habe ich selbst in einsamen Stunden den besten Job der Welt. Bis ich nach Feierabend endlich meine Hände in den Schoß legen kann – um selbst dann nicht untätig zu bleiben …
1 Ausnahmen bestätigen die Regel: "[Toni war] etwa zehn Jahre alt und (…) ein widerlicher Balg. daß er meistens ungewaschen und immer ungekämmt einherkam, (…) daß er nicht grüßte und für einen Gruß nicht dankte - das alles hätte sich noch ertragen lassen, wären Herr und Frau Feldmann nicht gar so demonstrativ überzeugt gewesen, ein Prachtexemplar der Menschheit hergestellt zu haben, und hätten sie ihn nicht mit all der Affenliebe, zu der jüdische Menschen einem einzigen Sohn gegenüber fähig sind, verzogen und verwöhnt. Toni durfte sich einfach alles erlauben, und er ließ sich nur selten etwas entgehen. Noch heute denke ich mit Ingrimm an den Tag zurück, als ich seinem Vater eine dringende telephonische Nachricht übermitteln wollte und das Pech hatte, an Toni zu geraten: Er hob den Hörer ab, imitierte mit beharrlichem ›Tü-tütü-tütü‹ das Besetztzeichen und war durch nichts zu bewegen, die Verbindung aufzunehmen.
Auch wenn Gäste ins Haus kamen, litten sie unter Tonis Exzessen, die von seinen Eltern mit wohlwollendem Schmunzeln verfolgt und als Ausdruck seiner frühzeitig entwickelten Persönlichkeit interpretiert wurden. Nicht einmal vor der an jedem Donnerstag stattfindenden Tarockpartie machte er halt, und der Papa mochte sich auch dann nicht zum Eingreifen entschließen, wenn das geniale Kind unter den Tisch kroch, die Hosenaufschläge der Spieler mit Asche und Zigarettenresten füllte, ihre Schuhbänder durchschnitt oder ähnlich erfindungsreichen Unfug trieb.
Eines Nachmittags aber trieb er's zu bunt. Sei es, daß Papa Feldmann im Verlust und folglich mißgelaunt war, sei es, daß er (in Abwesenheit von Frau Feldmann) den Augenblick gekommen sah, endlich einmal den Herrn hervorzukehren - jedenfalls erhob er sich plötzlich mit energischem Ruck, packte seinen Sohn an der Hand und führte ihn aus dem Zimmer. Nach einigen Minuten kam er allein zurück, nahm seinen Platz wieder ein, (…) und die Partie nahm ihren erstmals ungestörten Fortgang (…).
Erst als die Partie beendet (…) war, erkundigte sich einer der Teilnehmer: ›Sagen Sie, Feldmann - was haben Sie eigentlich mit Ihrem Buben gemacht, daß er uns nicht mehr gestört hat?‹
Herrn Feldmanns Antwort erfolgte (…) mit einwandfreier Klarheit (und offenbarte ein Maß an väterlicher Selbstüberwindung, wie es eben nur ein Kartenspieler aufbringen kann):
›Ich hab ihm onanieren gelernt.‹" (Friedrich Torberg, Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlands in Anekdoten, 1975, dtv 1266, S. 67 f. - Anmerkung des Verlegers).
Selbstbefriedigung – zwischen Terror und Tabu
BEVOR WIR UNS MITTEN INS THEMA STÜRZEN, wäre es doch einmal interessant, eine Antwort auf die Frage zu finden: Warum eigentlich gibt es auf dem riesigen Markt der Selbsthilfeliteratur und Sexratgeber nicht auch eine kleine Palette an Ratgebern für die bessere Masturbation? Wie kommt’s, dass Onanieren hier immer noch mit einem Tabu behaftet ist?
Die schlechte Propaganda, die die Selbstbefriedigung genießt, hat zunächst einmal zu einem guten Teil mit der christlichen Religion zu tun. Diese sorgte mit einigem Nachdruck dafür, dass der eigenhändige Lustgewinn als etwas Verwerfliches galt. So sah Kirchenvater Thomas von Aquin in ihr eine größere Sünde als in der Unzucht. Als grundlegend dafür gilt die alttestamentarische Geschichte Onans, der dieser Freizeitbeschäftigung ihren Namen gab. Dabei ist dies ein wenig kurios, denn die Geschichte spielte sich folgendermaßen ab: Onans Bruder ließ nach seinem Tod eine Witwe zurück. Gottes Wille nahm Onan in die Pflicht, mit dieser Frau an Stelle seines verstorbenen Bruders ein Kind zu zeugen. Onan wohnte seiner Schwägerin zwar tatsächlich bei, zog sich jedoch im entscheidenden Moment zurück, so dass sein Samen lediglich die Erde benetzte. Damit wird deutlich, dass Onans eigentliche »Sünde« keineswegs in Selbstbefriedigung bestand, sondern darin, dass er sich erstens dem Willen Gottes widersetzte und zweitens die Gelegenheit zur Reproduktion verschwendete. »Every sperm is sacred«, jede Spermie ist heilig – das sangen ja schon Monty Python.
Nun gelangten Tabuforscher jedoch zu der Erkenntnis, dass das Masturbationsverbot wesentlich älter ist als die jüdisch-christlichen Glaubenssysteme, die zu seiner Rechtfertigung herbeigezogen werden. Selbstbefriedigung wurde in der Frühgeschichte nicht als moralisch falsch oder Charakterfehler bewertet, sondern als Verschwendung einer Gelegenheit, Nachkommen zu zeugen, sowie von körperlicher Energie, Manneskraft. Logischerweise stand weibliche Masturbation bei weitem nicht so sehr im Zentrum dieses Tabus wie männliche.
Auch in unserem Zeitalter, in dem das Zeugen immer neuer Nachkommen längst nicht mehr von überragender Bedeutung für den Fortbestand von Völkern oder gar der Menschheit ist, hielt die katholische Kirche lange an diesem Tabu fest. Traktate aus dem vorigen Jahrhundert bezeichnen Selbstbefriedigung als »das stillschweigend übersehene Monster in unserer Mitte«. Noch am 29. Dezember 1975 ließ Papst Paul VI in einer »Kongregation für die Glaubenslehre« verlauten: »Tatsache ist, dass sowohl das kirchliche Lehramt in seiner langen und stets gleichbleibenden Überlieferung als auch das sittliche Empfinden der Gläubigen niemals gezögert haben, die Masturbation als eine zumindest schwer ordnungswidrige Handlung zu brandmarken.« 1994 bezeichnete Papst Johannes Paul II. die weibliche Onanie als sündige Wollust, die männliche ließ er als organisch bedingtes Übel gerade noch mal durchgehen. Man mag spekulieren, wie er zu jenem Entschluss gekommen sein mag …
Andererseits, so könnte man einwenden, war die Kirche – im Vergleich zu ihrer sonstigen Sexual- und Leibfeindlichkeit – gegenüber der Selbstbefriedigung geradezu noch zurückhaltend eingestellt. So steht im Pönitenzbuch von Cummean auf Homosexualität noch sieben Jahre Kerker und auf Hurerei drei Jahre, aber einen Onanisten ließ man laufen, indem man ihm ein wenig Psalmensingen und einen Tag Fasten auferlegte – etwas, was viele Gläubige gerne von sich aus taten. Und der Jesuitenpater Ignatius von Loyola erwähnt in seinen Geistigen Exerzitien, in denen er Todsünden von Lässlichkeiten unterscheidet, das Masturbieren nicht einmal. Insofern kann man sagen, dass die katholische Kirche das Wichsen wohl nicht gerade als eine Form der hochstehenden spirituellen Meditation betrachtet hat, sie machte aber auch