Название | Mami Staffel 13 – Familienroman |
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Автор произведения | Lisa Simon |
Жанр | Языкознание |
Серия | Mami |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740980474 |
fall?«
Julia begann ihr kurz zu erzählen, was passiert war.
»Ich verstehe. Die Ärzte sind gut? Ich kann sonst Professor Martin bitten, sich Nele anzuschauen. Er ist ein enger Freund der Familie und ein begnadeter Arzt.«
»Ich glaube…, die Ärzte können nichts tun. Es gibt keinen konkreten Grund, sagen sie, warum Nele nicht aufwacht.«
Frau Dorn war eine kluge Frau, die sofort den zweifelnden Unterton heraushörte.
»Und Sie glauben, Sie kennen den Grund?«
Julia sah sie erschrocken an. Sie konnte nicht darüber sprechen, was der Grund für Neles Weigerung war, aufzuwachen…
»Sie fühlen sich schuldig, ist es das?«
Julia nickte stumm.
»Das sind Sie sicher nicht wirklich. Als Mutter glaubt man, man habe unfehlbar zu sein, aber das ist kein Mensch. Es ist anmaßend, das zu glauben und zu verlangen. Wir machen alle Fehler, immer wieder. Wir lernen hier auf der Erde, Kind, deshalb sind wir hier. Daran glaube ich fest. Sonst wären manche Dinge einfach nicht logisch.«
»Aber… ich hätte es verhindern können.«
»Ich glaube, wir sollten uns einmal in Ruhe unterhalten, meinen Sie nicht? Zu einem Fremden spricht es sich oft leichter. Und ich verspreche Ihnen, daß alles vertraulich bleibt. Kommen Sie zu mir, wann immer es Ihnen paßt.«
Julia fühlte einen Hauch von Erleichterung. Der Druck schien ein wenig zu weichen bei der Vorstellung, sich Frau Dorn anzuvertrauen.
»Wollen Sie morgen abend kommen? Um acht?«
»Ja… das ginge.«
Ihre Mutter würde sicher gern auf Patrick aufpassen. Julia ließ ihn keine Sekunde mehr ohne Aufsicht.
»Dann sehen wir uns morgen. Fein. Ich möchte Ihnen zeigen, daß es immer Wege gibt, wo es scheinbar ausweglos ist.«
»Danke…«
»Nichts zu danken. Wie gesagt, ich mag Sie. So, dann gehe ich jetzt. Ich mag mir jetzt keine neuen Ohrringe anschauen. Ach, die kleine Nele… Sie wird wieder gesund. Ich weiß es.«
Julia brachte ein schwaches Lächeln zustande.
Am nächsten Abend fuhr sie zu Frau Dorn.
Die Adresse führte sie in eine elegante Villengegend. Zuerst hatte sie noch absagen wollen, aber irgendwie brachte sie es nicht fertig.
Sie klingelte. Eine ältere Frau, wahrscheinlich die Haushälterin, öffnete die Tür.
»Guten Abend. Frau Dorn erwartet Sie. Wenn ich vorgehen darf…«
Julia wurde wie eine gute Freundin begrüßt. Frau Dorn bot ihr einen weichen Sessel an und schenkte ihr dann ein Glas Wein ein.
»So, und nun erzählen Sie. Was ist es, was Sie so bedrückt?«
»Ich war nicht da, als es passierte…«
»Sie können und müssen, nein, Sie dürfen doch nicht rund um die Uhr um die Kinder herum sein. Sie müssen den Kontakt zu anderen Menschen haben, das ist so wichtig wie ein Dach über dem Kopf und Essen.«
»Aber… sie war bei ihrem Vater. Ich hätte wissen können, daß es nicht gutgeht.«
»Warum denn nicht? Hat ihr Vater ihr je ein Leid angetan? War sie nicht freiwillig dort?«
»Doch, schon… Sie wollte unbedingt hin. Ihr Vater hat ihr kein Leid angetan, aber sich nie sonderlich um sie gekümmert. Ich war schon erstaunt, daß er überhaupt so schnell bereit war.«
»Gut, er war bereit, zu Ihrem Erstaunen, und Nele freute sich darauf. Das ist doch wunderbar. Was ist daran belastend für Sie?«
»Er hat sie allein gelassen. Er ist einfach weggegangen, um noch etwas zu erledigen. Nele hat sich im Stich gelassen gefühlt, ist aufgestanden und weggegangen. Und dann ist es passiert. Mitten in der Nacht… Und ich war nicht da. Sie hat mich nicht einmal anrufen können.«
»Aber sie hätte Ihre Mutter anrufen können, nicht wahr? Also wollte sie nicht telefonieren. Sie wollte ihren Vater bestrafen, indem sie einfach ging. Ich kann immer noch nicht sehen, wo Ihre Schuld liegen sollte.«
»Ich war bei… meinem Freund. Nele mag ihn nicht.«
»Aha. Ich verstehe. Sie fühlen sich schuldig, weil Sie glücklich waren. Während es Nele schlecht ging.«
Julia schlug die Hände vor die Augen. Sie weinte nicht, aber es klang alles so… merkwürdig, wenn es ausgesprochen wurde.
»Julia?«
»Ja. Ja, so ist es.«
»Lassen Sie mich raten. Jetzt haben Sie sich geschworen, Ihr Leben Ihren Kindern zu widmen. Kein Mann mehr, schon gar nicht der, bei dem Sie waren?«
»Ich komme Ihnen wohl sehr dumm vor?« fragte Julia kleinlaut.
»Aber nein«, gab Frau Dorn weich zurück. Sie strich Julia über die Hand und lächelte.
»Ich verstehe das besser, als Sie denken. Ich glaube, ich würde im ersten Moment genauso empfinden. Aber haben Sie schon einmal daran gedacht, daß jeder die Aufgabe hat, erst einmal selbst sein Leben in Ordnung zu halten, sich wohl zu fühlen? Erst dann kann man ein Beispiel geben. Menschen, die in sich ruhen, haben eine unbezwingbare Ausstrahlung auf alle, die mit sich im unreinen sind. Und wie wichtig ist das für die Kinder, die man aufziehen will, zu glücklichen Menschen machen will?«
Julia begann sich zu entspannen. Sie erkannte, daß Frau Dorn so ein Mensch war. Sie wirkte entspannt, gelassen, mit sich im reinen.
Deshalb war sie wohl auch hergekommen. Ihre Mutter gehörte auch dazu, aber die war ihr zu nah. Ja, solche Menschen hatten eine Wirkung, auch jetzt auf sie, die sie sich so verschlossen hatte, vor allem gegenüber ihren eigenen Gefühlen.
»Wissen Sie, Julia, so eine Frau wie Sie hätte ich mir für meinen Sohn gewünscht. Nein, keine Angst, ich will Sie nicht mit ihm verkuppeln. Er wäre ein guter Ehemann, liebevoll, freundlich. Aber nicht sehr aufregend, fürchte ich. Nun, eines Tages wird er eine Frau finden, die ihn zu schätzen weiß. Aber wenn Sie so jemanden haben, einen Mann, der Sie wert ist, dann lassen Sie ihn um Gottes willen nicht einfach fallen. Oder kümmert er sich nicht?«
»Er wollte, ich habe es nicht… zugelassen.«
»Ich verstehe. Dann rufen Sie ihn an. Fordern Sie ihn. Wenn er Sie in der Krise nicht im Stich läßt, ist es gut. Dann wissen Sie, daß Sie sich auf ihn verlassen können. Was ist mit Ihrem ehemaligen Ehemann?«
»Er geht jeden Abend ins Krankenhaus zu Nele.«
Ihre Stimme klang zurückhaltend. Julia merkte es gar nicht.
»Das gefällt Ihnen nicht. Sie wollen es allein auf sich nehmen? Das wäre falsch. Er muß die Chance haben, es wiedergutzumachen. Haben Sie schon mal überlegt, wie es ihm dabei gehen muß? Er hat sich doch immerhin Mühe gegeben, indem er bereit war, seine Tochter zu sehen, schnell, wie Sie sagten. Und dann… ja, das ist Schicksal. Das hätte ebensogut alles wunderbar laufen können. Er muß sich schrecklich fühlen.«
Julia wollte schon sagen, daß es ihr egal sei. Aber das stimmte gar nicht, wie sie zu ihrem Erstaunen merkte.
»Haben Sie noch Gefühle für ihn? Könnte es eine neue Chance für Sie beide werden?«
»O nein!«
Wieder lächelte Frau Dorn.
»Das klang überzeugend. Vielleicht führt es einfach zu einem besseren Verständnis.«
»Ja, das könnte sein.«
»Sehen Sie? In allem ist noch etwas Gutes. So, wenn Sie wollen, rufe ich Professor Martin an und…«
»Was möchtest du von Professor