Sophienlust Box 17 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Название Sophienlust Box 17 – Familienroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Sophienlust
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740980665



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von dem anderen Paar schon erwartet. Es war jedoch noch ein Herr hinzugekommen. Hanko Borek stand lächelnd neben der rotblonden Dame aus London, die mit ihrem Mann den Orient bereiste.

      »Was für ein Zufall«, sagte er lächelnd und küsste Hella die Hand. »Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass wir uns noch einmal treffen würden. Sie hatten mir doch mit keinem Wort verraten, dass Sie auch nach Amman wollen.«

      Hanko Borek spielte seine Rolle vollendet. In Wirklichkeit hatte Hella ihm sofort telegrafisch eine Nachricht zukommen lassen, als festgestanden hatte, dass sie einige Zeit in Amman bleiben würden. Aber auch sie spielte die Überraschte. Da Hanko Borek sich mit den Engländern schon selbst bekannt gemacht hatte, bedurfte es keiner Frage mehr, dass er sie an diesem Abend begleiten würde.

      Hella tanzte später mit Hanko auf der winzigen Tanzfläche der nur matt erleuchteten Bar.

      »Der Dicksack hat endlich angebissen. Er macht ein Testament, das mir alles zuspricht, was nicht nach Recht und Gesetz seinem Sohn und seiner Eheliebsten zugebilligt werden muss. Es scheint ein ganz schöner Batzen zu sein. Morgen früh wird das Schriftstück aufgesetzt, Hanko«, raunte sie ihm ins Ohr, während der schwarzhaarige Südländer sie fest an sich drückte.

      »Bist ein Prachtmädel, Hella. Ich hab’ ja gewusst, dass du es schaffen wirst. Sieh nur zu, dass der Generaldirektor heute Abend nicht zu müde wird und nicht zu viel trinkt, damit er morgen auch wirklich fit ist, um sein Testament zu machen.«

      »Was soll dann eigentlich werden?«, fragte sie leise.

      »Eins nach dem anderen, Hellachen. Hab’ erst einmal das Testament in der Tasche. Dann sage ich dir, was weiterhin passieren wird.«

      »Manchmal bist du mir unheimlich, Hanko. Immerhin kannst du noch mal vierhundert Dollar von mir haben. Ich stecke das Geld morgen in dein Postfach beim Empfang. Zimmernummer?«

      »Siebenundzwanzig, Schätzchen. Bist ein Goldkind. Hatte schon Sorgen, wie ich meine Rechnung bezahlen soll. Es ist ein verflixt teures Pflaster. Aber auf dich kann man sich eben immer verlassen.«

      »Wenn ich bloß darum herumkäme, Schlüter heiraten zu müssen, Hanko. Er fängt an, mir mehr und mehr auf die Nerven zu gehen. Stell dir vor, dann muss ich doch auch noch die Mutti für den kleinen Jungen spielen. Das passt ganz einfach nicht zu mir. Er will ihn zu seinem Ebenbild formen! Ja, das hat er beinahe wörtlich gesagt. Er muss sich selbst wunderbar finden, der liebe, dicke, fette Kurt.« Jedes Wort von Hella war nackter Hohn.

      »Ich werde versuchen, dass wir um die Hochzeit herumkommen, Hella. Die knappe Hälfte seines Vermögens reicht uns auch. So sieht es doch dann aus, nicht wahr?«

      »Du weißt Bescheid wie ein richtiger Jurist«, staunte sie. »Es stimmt. Die Frau kriegt eine gesetzliche Mindestabfindung, der Junge die Hälfte, ich den Rest. Morgen macht er es dann amtlich.«

      »Klasse, Hella. Wenn ich das nötige Kleingeld hätte, würde ich dir einen Brillanten in Erbsengröße kaufen. So musst du mit meiner Hochachtung vorliebnehmen.«

      »Hochachtung? Darauf pfeife ich. Ich liebe dich, Hanko. Unsere Liebe ist das Einzige, das für mich zählt. Ich würde auch dann bei dir bleiben, wenn wir arm wären.«

      »Aber reich zu sein ist besser. Nicht wahr?« Er lachte leise.

      »Viel besser. Im Grunde genommen hasse ich schiefgetretene Absätze und Suppen aus der Tüte.«

      »Wirst auch beides kaum je haben, mein Schatz. So, nun ist die Kapelle zu Ende mit dem Tanz. Mir reicht es auch im Augenblick. Geh zurück zu Kurtchen. Er sitzt gar so einsam am Tisch, denn die beiden Engländer tanzen ja geradezu leidenschaftlich gern. Sag ihm, dass wir über eine Fahrt nach Israel gesprochen hätten.«

      Hella kehrte an Boreks Arm zu Schlüter zurück. Beide erzählten ihm von der geplanten Exkursion. Man könne fliegen, wenn man eine Maschine chartere. Das sei dann am wenigsten anstrengend und zeitraubend.

      »Ja, ja, das sollte man wirklich gesehen haben«, meinte Kurt Schlüter und verbarg ein Gähnen hinter der vorgehaltenen Hand. Sofort erinnerte sich Hella an Hankos Mahnung und erklärte, dass sie jetzt schlafen gehen wolle.

      »Morgen ist auch noch ein Tag. Werden wir uns wiedersehen, Herr Borek? Oder reisen Sie schon weiter? Wir bleiben nämlich noch eine Weile. Das Klima bekommt uns gut.«

      »Ich bleibe auch noch. Ich bin doch eben erst angekommen, gnädige Frau.«

      Kurt Schlüter führte Hella von Walden aus der Bar, während Hanko Borek mit dem englischen Ehepaar noch ausharrte, um nur ja bei Schlüter keinen Argwohn zu erregen.

      »Du hättest dem dunkelhaarigen Herrn Borek nicht unbedingt zu sagen brauchen, dass wir länger bleiben wollen. Er sieht dich immer ganz verliebt an. Beinahe könnte man auf die Idee kommen, dass er uns – also dir – nachgereist ist.«

      »Aber, Kurt, ich glaube wirklich, du neigst zur Eifersucht. Woher in aller Welt soll er denn gewusst haben, dass wir nach Amman wollten und länger bleiben werden, als ursprünglich geplant war? Er ist doch kein Hellseher. Das ist einfach ein Zufall. Aber wenn es dich stört, rede ich in Zukunft kein Wort mehr mit ihm, obwohl das unhöflich wäre. Denn er ist sehr nett.«

      Sie nahmen ein Taxi und ließen sich zu ihrem Hotel zurückbringen. Als Hella endlich in ihrem luxuriösen Bett lag und Kurt Schlüters Schnarchen unleugbar davon Zeugnis ablegte, dass er fest eingeschlafen war, fragte sie sich, ob der Mann, dem sie die ganze Zeit lang Liebe vorgespielt hatte, etwa Verdacht geschöpft haben könnte.

      Nein, beschwichtigte sie sich selbst. Es ist nicht möglich. Kurt hat bis jetzt nichts gemerkt, und wenn er morgen tatsächlich das Testament macht, dann steht fest, dass er mir vertraut.

      Hella von Walden konnte jedoch nicht verhindern, dass ihr Herz stark klopfte. Es dauerte bis zum Morgengrauen, ehe sie endlich einschlief.

      Am anderen Vormittag fuhr Kurt Schlüter mit Hella von Walden zu einem deutschen Rechtsanwalt, dessen Adresse er durch die Botschaft erfahren hatte. Er ließ sich wegen des Testamentes beraten, schrieb es dann sofort eigenhändig, setzte das Datum an die richtige Stelle und überreichte das Dokument Hella mit einem Lächeln.

      »Hier, mein Schatz. Das ist der vorläufige Ersatz für den Trauschein. Wenn wir erst verheiratet sind, erübrigt sich dieses Papier, denn dann erbst du nach dem Gesetz sowieso fünfzig Prozent. Bis dahin ist auch die Abfindung für Angela geregelt.« Er küsste ihre Hand.

      Hella zog ihn zu sich heran und legte die Arme zärtlich um seinen Hals. »Danke, Liebster. Du bist so fürsorglich. Es wäre wirklich nicht nötig gewesen, das Testament zu machen. Aber so bist du immer. Wahrscheinlich ist es das große Geheimnis deiner Erfolge im Leben und bei allen Geschäften, die du in die Hand nimmst. Dafür liebe und bewundere ich dich.«

      Er küsste sie. »Schon gut, Hella«, sagte er leichthin. »Ich werde erst dann ruhig und zufrieden sein, wenn wir getraut sind. Es tut mir leid, dass diese Reise nicht unsere Hochzeitsreise geworden ist. Aber leider kam mir Angelas Halsstarrigkeit dazwischen.«

      Hella spürte plötzlich mit erschreckender Deutlichkeit, dass er sie nicht liebte, dass er dieses Testament möglicherweise nur deshalb geschrieben hatte, um sie fester an sich zu binden. Das aber bedeutete, dass er ihr nicht traute. Deshalb nahm sie sich vor, auf der Hut zu sein.

      Doch Hellas gute Vorsätze wurden über den Haufen geworfen, als sie in in der Hotelhalle Hanko Borek sah. Ihr Herz schlug wie rasend, als er ihr ein Zeichen machte.

      »Schau, da ist Herr Borek«, sagte sie fröhlich zu Kurt Schlüter. »Wollen wir ihn begrüßen?«

      »Können wir. Aber danach möchte ich mit dir allein zu Mittag essen und nicht in Gesellschaft von anderen Leuten«, knurrte Kurt Schlüter.

      »Wir brauchen kein Wort mit Herrn Borek zu reden. So viel liegt mir nun auch wieder nicht an ihm«, säuselte Hella.

      »Ach wo, wir wollen ihn ja nicht vor den Kopf stoßen. Ich möchte nur vermeiden, dass er zu unserem ständigen Begleiter wird.«

      Hella