Название | Beziehungsstark |
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Автор произведения | Marc Bareth |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783775174800 |
Vielleicht liegt es daran, dass wir glauben, wir seien bereits mit der Fähigkeit zur Welt gekommen, eine gute Liebesbeziehung zu führen. Wir denken, wir müssten das nicht trainieren und keine Zeit extra dafür aufwenden, der normale Paaralltag sei genug Beziehungspflege. Diese Auffassung wird zwar nur selten laut ausgesprochen, geglaubt wird sie trotzdem.
In anderen Lebensbereichen ist für uns das Konzept »wenig investieren und viel erwarten« sehr irritierend. Stell dir einen Bauern vor, der auf einem Feld nichts sät und trotzdem reiche Ernte erwartet – er ist ja schließlich Bauer. Ein Bankkonto, auf welches wir nichts einzahlen und erwarten, dass es Rendite abwirft. Eine Fahrschülerin, die ohne Fahrlehrerin und ohne Fahrstunden unfallfrei Auto fahren können soll. Genauso absurd wäre es, wenn Carlos erwarten würde, ein guter Läufer zu werden, ohne dafür trainieren zu müssen.
Die meisten Leute können nicht einmal einen Marathon (42,2 Kilometer) zu Fuß gehen. Einen Marathon zu laufen, ist noch mal eine ganz andere Herausforderung. Selbst sportlich talentierte Personen schaffen das meistens nicht ohne spezifisches Training. Sogar für Sportler anderer Sparten ist ein Marathon oft ein zu großes Hindernis. Beispielsweise würden die meisten Fußballer der deutschen Nationalmannschaft scheitern, wenn man von ihnen verlangen würde, morgen einen Marathon zu laufen. Neben meiner Arbeit bei FAMILYLIFE bin ich mit einem ganz kleinen Pensum als Marathoncoach tätig und helfe den unterschiedlichsten Menschen, sich auf einen Marathon vorzubereiten. Was mich dabei immer wieder verblüfft, ist folgendes: Wenn eine nur durchschnittlich sportliche 55-jährige Frau ein Jahr lang viermal pro Woche ein Lauftraining macht, wird sie einen Marathon schaffen und damit sogar 25-jährige Männer auf dem Höhepunkt ihrer Fußballkarriere in dieser Disziplin übertreffen. Unglaublich, aber wahr.
Nun, das Gleiche gilt für unsere Beziehungen. Wer in seine Beziehung investiert und daran arbeitet, kann die schlechtesten Voraussetzungen überwinden und erfolgreicher sein als jemand, der weit bessere Voraussetzungen mitbringt.
Dario ist ein ungehobelter und gefühlskalter Bauarbeiter. Seine Eltern sind geschieden und er hat nicht gelernt, wie man konstruktiv mit Konflikten umgeht. Lena, seine Partnerin, ist eine zickige Buchhalterin, die viele Komplexe aus ihrer Kindheit mitbringt. Dario und Lena haben nicht die beste Ausgangslage, doch wenn sie regelmäßig in ihre Beziehung investieren, wird ihre Partnerschaft erfolgreicher sein als die Beziehung einer einfühlsamen Personalleiterin und eines kommunikationsstarken Sozialarbeiters, die viel bessere Voraussetzung mitbringen würden, aber ihre Beziehung nicht bewusst pflegen.
Viele Menschen wachsen mit einer gewissen Ernüchterung in Bezug auf langjährige Beziehungen auf. Entweder haben sich die eigenen Eltern scheiden lassen oder sie haben andere Scheidungen im näheren Umfeld erlebt. Wenn auch die Scheidungsrate im deutschsprachigen Europa in den letzten Jahren am Sinken ist, ist sie immer noch hoch.4 Viele trauen es sich gar nicht zu, eine lebenslange Beziehung zu führen, und verzichten deshalb von vornherein aufs Heiraten. Einen Schuss kenianische Naivität würde hier wohl manchen Paaren guttun.
Denn obwohl manche Beziehung scheitert, steht es um viele Partnerschaften auch sehr gut. Der Psychologe Eli Finkel hat mit seinen Untersuchungen gezeigt, dass die durchschnittliche Ehe von heute zwar schwächer ist als die durchschnittliche Ehe von einst, sowohl in Bezug auf die Zufriedenheit als auch in Bezug auf die Scheidungsrate. Aber die besten Ehen von heute sind deutlich stärker als die besten Ehen von einst, sowohl in Bezug auf die Zufriedenheit als auch auf das persönliche Wohlbefinden.5 Setzen wir also alles daran, dass wir zur zweiten Gruppe gehören. Die statistischen Chancen, dass wir eine lebenslange, starke Beziehung haben werden, stehen gar nicht so schlecht. Sie sind allemal höher als die Wahrscheinlichkeit, dass Carlos jemals in einem Flugzeug fliegen wird.
Doch trotz vielen wunderbar gesunden Ehen redet uns unsere Gesellschaft ein, dass die lebenslange Verbindung zweier Menschen ein veraltetes und zum Scheitern verurteiltes Konzept sei. Klar, wenn wir dem Glauben schenken, kann das durchaus zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Wenn wir dann nämlich an einen Punkt kommen, an dem unsere Partnerschaft anstrengend und mühsam wird (und an diesen Punkt werden alle Paare früher oder später kommen), werden wir der Stimme folgen, die sagt: »Siehst du, ich habe es ja schon immer gewusst. Eine lebenslange Beziehung kann gar nicht funktionieren.«
Heißt das jetzt, dass wir die gesellschaftliche Abwertung von lebenslangen monogamen Beziehungen bekämpfen sollen? Müssen wir Partei für die Ehe ergreifen, damit diese göttliche Lebensform nicht ganz verschwindet? Ich denke, nicht unbedingt und um jeden Preis. Der Mensch ist nämlich so geschaffen, dass er sich nach einer solchen Verbindung sehnt. Die Sehnsucht nach einem Gegenüber ist tief in uns angelegt und wird niemals ausgelöscht werden. Und deshalb bin ich überzeugt, dass die Institution Ehe diesen Sturm überleben wird und auch in Zukunft immer eine deutliche Mehrheit der Menschheit eine lebenslange Verbindung mit einem Partner suchen wird.
Wir können also für die Ehe im Allgemeinen und für unsere Partnerschaft im Speziellen hoffnungsvoll sein. Wir dürfen unseren Blick wie Carlos weg von den schwierigen Umständen und Voraussetzungen hin auf das richten, was gut läuft und uns Hoffnung auf einen Erfolg macht.
Eine frühzeitige Außensicht hilft
Was sowohl für den Erfolg von Carlos als auch für das Gelingen einer Beziehung hilfreich ist, ist eine Person mit einer Außensicht. Damit Carlos eines Tages ein schneller Läufer wird, braucht er einen Coach. Dieser Coach bringt Erfahrung, Werkzeuge und eine neue Perspektive ein, wovon Carlos zweifellos profitieren wird.
Trainieren muss er zwar immer noch selbst, das kann ihm auch der beste Trainer der Welt nicht abnehmen. Doch ein Coach kann ihm beim Training helfen, weil er schon viele Erfahrungen gesammelt hat. Er hat gesehen, was funktioniert und wo mögliche Stolpersteine liegen. Das wird Carlos helfen, die Fehler anderer nicht zu wiederholen. Zudem hat der Coach auch einige bewährte Trainingseinheiten in seiner Werkzeugkiste, von denen Carlos profitieren wird. Selbst erfahrene Sportler wie Roger Federer brauchen eine Trainerin oder einen Trainer. Nicht weil sie noch auf die Erfahrung oder die Werkzeuge anderer angewiesen wären, sondern weil sie jemanden brauchen, der ihre Leistung und Entwicklung von außen betrachtet und ihnen diese Außensicht vermittelt. Wer in einem Prozess steckt und selbst unmittelbar involviert ist, ist befangen und trifft häufig nicht die besten Entscheidungen.
Auch in einer Partnerschaft ist es nützlich, einen Coach zu haben. Das kann eine Beraterin sein, die durch ihre Erfahrung hilft, die Werkzeuge kennt, mit denen man an der Beziehung arbeiten kann, und die durch ihre Außensicht eine andere Perspektive vermittelt. Oder es kann ein befreundetes Paar sein, dem man vertraut und explizit die Erlaubnis gibt, einem ins Leben und in die Beziehung zu sprechen. Man kann das Coaching regelmäßig oder nur bei Bedarf punktuell in Anspruch nehmen.
Für viele Menschen ist auch Gott ein persönlicher Coach, den sie häufig um Rat fragen und dem sie die Erlaubnis geben, sie zu ermutigen und zu korrigieren. Eine persönliche Gottesbeziehung kann für die Partnerschaft sehr hilfreich sein. Sie darf aber nie zu einer Ausrede werden, um auf menschliche Hilfe zu verzichten. Gott hat uns aus guten Gründen in eine Gemeinschaft gestellt.
Wichtig ist nur, dass wir nicht zu stolz sind, auf Hilfe – menschlich und göttlich – zurückzugreifen. Die Enttabuisierung wird in diesem Bereich weitergehen und hoffentlich ist es schon bald gesellschaftlich nicht nur akzeptiert, sondern sogar geachtet, wenn man sich im Ehebereich coachen lässt.
Heute