Название | Einfach Shakespeare |
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Автор произведения | William Shakespeare |
Жанр | Языкознание |
Серия | Literatur (Leinen) |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843804349 |
Gut, und in ihrer Person sage ich: ich will euch nicht.
ORLANDO
So sterbe ich in meiner eig’nen Person.
ROSALINDE
Mitnichten, verrichtet es durch einen Anwalt. Die arme Welt ist fast sechstausend Jahr alt, und die ganze Zeit über ist noch kein Mensch in eigener Person gestorben, nämlich in Liebessachen. Dem Troilus wurde das Gehirn von einer griechischen Keule zerschmettert; doch tat er, was er konnte, um vorher noch zu sterben, und er ist eins von den Mustern der Liebe. Leander, der hätte noch manches schöne Jahr gelebt, wäre Hero gleich Nonne geworden, wenn eine heiße Sommernacht es nicht getan hätte: denn der arme Junge, er ging nur hin, um sich im Hellespont zu baden, bekam den Krampf und ertrank, und die albernen Chronikenschreiber seiner Zeit befanden, es sei Heros Sestos. Doch das sind lauter Lügen: die Menschen sind von Zeit zu Zeit gestorben, und die Würmer haben sie verzehrt; aber nicht aus Liebe.
ORLANDO
Ich möchte meine rechte Rosalinde nicht so gesinnt wissen, denn ich beteure, ihr Stirnrunzeln könnte mich töten.
ROSALINDE
Bei dieser Hand! Es tötet keine Fliege. Aber kommt, nun will ich eure Rosalinde in einer gutwilligeren Stimmung sein, und bittet von mir, was ihr wollt, ich will es zugestehen.
ORLANDO
So liebe mich, Rosalinde.
ROSALINDE
Ja, das will ich, Freitags, Sonnabends, und so weiter.
ORLANDO
Und willst du mich haben?
ROSALINDE
Ja, und zwanzig solcher.
ORLANDO
Was sagst du?
ROSALINDE
Seid ihr nicht gut?
ORLANDO
Ich hoff es.
ROSALINDE
Nun denn, kann man des Guten zu viel haben? [...] Nun sagt mir, wie lange wollt ihr sie haben, nachdem ihr ihren Besitz erlangt?
ORLANDO
Immerdar und einen Tag.
ROSALINDE
Sagt einen Tag und laßt immerdar weg. Nein, nein, Orlando! Männer sind Mai, wenn sie freien, und Dezember in der Ehe. Mädchen sind Frühling, solange sie Mädchen sind, aber der Himmel verändert sich, wenn sie Frauen werden. Ich will eifersüchtiger auf dich sein, als ein Turteltauber auf sein Weibchen, schreiichter als ein Papagei, wenn es regnen will, grillenhafter, als ein Affe, und ausgelassener in Gelüsten als eine Meerkatze. Ich will um nichts weinen, wie Diana am Springbrunnen, und das will ich tun, wenn du zur Lustigkeit gestimmt bist; ich will lachen wie eine Hyäne, und zwar wenn du zu schlafen wünschest.
ORLANDO
Aber wird meine Rosalinde das tun?
ROSALINDE
Bei meinem Leben, sie wird es machen wie ich.
ORLANDO
O, sie ist aber klug.
ROSALINDE
Sonst hätte sie nicht den Witz dazu. Je klüger, desto verkehrter. Versperrt dem Witz eines Weibes die Türen, so muß er zum Fenster hinaus; macht das zu, so fährt er aus dem Schlüsselloch; verstopft das, so fliegt er mit dem Rauch aus dem Schornstein.
ORLANDO
Ein Mann, der eine Frau mit so viel Witz hätte, könnte fragen: »Witz, wohin willst du?«
ROSALINDE
Nein, den Einspruch könnt ihr versparen, bis ihr den Witz eurer Frau auf dem Wege zu eures Nachbars Bett anträft.
ORLANDO
Welcher Witz hätte Witz genug, das zu entschuldigen?
ROSALINDE
Nun etwa: sie ginge hin, euch dort zu suchen. Ihr werdet sie nie ohne Antwort ertappen, ihr müßtet sie denn ohne Zunge antreffen. O, die Frau, die ihre Fehler nicht ihrem Manne zur Last legen kann, die laßt nie ihr Kind säugen; sie würde es albern groß ziehen.
(IV, 1)
Die schon dem Bruder so viel Liebe zahlt
Orsino, Herzog von Illyrien aus Was ihr wollt, ist in Olivia verliebt, doch sie hat geschworen, ein Jahr lang um ihren verstorbenen Bruder zu trauern und alle Freier abzuweisen. Orsino tröstet sich in seiner Sehnsucht mit Musik.
ORSINO
Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist,
Spielt weiter! Gebt mir bis zum Exzeß davon, daß so
Die übersatte Lust erkrank’ und sterbe.
Die Weise noch einmal! Sie starb so hin;
O sie beschlich mein Ohr, dem Westwind gleich,
Der auf ein Veilchenbette lieblich haucht,
Und Düfte stiehlt und gibt. Genug! Nicht mehr!
Es ist mir nun so süß nicht wie vorher.
O Geist der Lieb’, wie bist du reg und frisch!
Nimmt schon beim Umfang alles in sich auf.
Gleich wie die See, nichts kommt in ihn hinein,
Wie stark, wie überschwänglich es auch sei,
Das nicht herabgesetzt im Preise fiele
In einem Wink! So voll von Phantasien
Ist Liebe, daß nur sie phantastisch ist. [...]
Valentin, ein Kavalier des Herzogs, kommt.
Nun wohl, was sagt sie?
VALENTIN
Verzeiht, mein Fürst, ich ward nicht vorgelassen.
Ihr Mädchen gab mir dies zur Antwort nur:
Der Himmel selbst, bis sieben Jahr verglüht,
Soll ihr Gesicht nicht ohne Hülle schau’n;
Sie will wie eine Nonn’ im Schleier gehn,
Und einmal tags ihr Zimmer rings benetzen
Mit augenschmerzendem gesalznem Maß:
All dies, um eines Bruders tote Liebe
Zu balsamieren, die sie frisch und dauernd
In traurigem Gedächtnis halten will.
ORSINO
O sie mit diesem zartgeformten Herzen,
Die schon dem Bruder so viel Liebe zahlt,
Wie wird sie lieben, wenn der goldne Pfeil
Die ganze Schar von Neigungen erlegt,
So in ihr lebt! Wenn jene hohen Throne,
Ihr Haupt und Herz, die holden Trefflichkeiten,
Erfüllt sind und bewohnt von einem Herrn!
Eilt mir voran auf zarten Blumenmatten!
Liebe träumt süß, wenn Lauben sie beschatten.
(I, 1)
Denkt euch ein Mädchen
Viola wird nach einem Schiffbruch an die Küste Illyriens gespült. Um in dem unbekannten Land nicht so wehrlos zu sein, verkleidet sie sich als Mann und tritt als