Название | Sei Sonne, sonst bleibst du Fledermaus |
---|---|
Автор произведения | Maulana Dschelaluddin Rumi |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843803892 |
Rumi beantwortet allerlei Fragen
Ein plötzlich von der Zunge abgeschossenes Wort
Rumi über Eskalation und Eigendynamik
Sei offen, o Tor, für den, der das Tor sucht
Rumi kommentiert Franz Kafkas Text »Vor dem Gesetz«
Der weitschweifige, sich manchmal bremsende Rumi an seine Zuhörer
Er steckte die Flöte in den Hintern
Wer es als Spinnerei liest, ist selbst ein Spinner
Rumi über seines Liedes Zauberteppich, das Mathnawi
Ich bin der Sklave dessen, den ich nicht sehe
III. STIMMEN ÜBER RUMI UND SCHAMSUDDIN
Ein Magazin göttlicher Geheimnisse
Stimmenkonzert über Maulana Dschellaluddin Rumi
Niemand kannte seine Wirklichkeiten
Stimmenkonzert über Schamsuddin
Kommentierte Literaturempfehlungen
Nach ungefährer Wichtigkeit sortiert
Hier ist im Stroh ein Meer versteckt
Die Lebensgeschichte Maulana Dschelaleddin Rumis (1207–1273)
Sein Geburtsname lautet Muhammad Dschelaluddin (Celaleddin bzw. Djalal ud-Din) Walad.
Türken nennen ihn meistens Mevlana, auf Persisch: Maulana, auf Deutsch: Meister. (Meister Eckhart hieße also Maulana Eckhart.) Die ganze westliche Welt nennt ihn bevorzugt Rumi. Geboren in Balch in Transoxanien (heutigem Afghanistan), der »Mutter aller Städte«, Kulturzentrum und Wiege des Zoroastrismus, wuchs Rumi in türkischer Sprache auf und lernte zudem Persisch. Alsbald wurde er ansässig in Konja, der iranisch, persisch-arabisch, griechischrömisch (daher Worte wie rumänisch und Rumi), kappadokisch, byzantinisch, kurdisch, kurz: polykulturell quirlenden Metropole des kleinasiatischen Rum- Seldschukenreichs, im heutigen Zentralanatolien, damals unter dem kunst- und gelehrsamkeitfördernden Sultan Ala’uddin Kaikobad.
Rumi heiratete mit achtzehn Jahren, 1225, Dschauhar Khatun (Gevher Hatun, Gauhar Chatun). 1230 »habilitierte« sich der junge Prediger in Theologie, ohne in die mystischen Fußstapfen seines Vaters Baha’uddin Walad zu steigen, dessen verquer quasipantheistische Lehren er erst nach dessen Tod 1231 bei dessen Schüler Burhanuddin Muhaqqiq i-Tirmidhi (gestorben 1241) neun Jahre lang studierte, bis er dann doch noch hineinwuchs in gewisse Neigungen in Richtung Tassawuf (Sufismus).
Der alsbald recht angesehene eingesessene Grammatiklehrer, Hudavendigar (Urteile Fällender) und Fatwaschreiber lehrte in vier Madresen von Konya vierhundert Schüler, ehe er sich 1244 von einem durchreisenden Fremdling, von dessen Ausstrahlung und Suada, unverhältnismäßig beeindrucken ließ.
Vor diesem seltsamen abgerissenen, provokative Reden schwingenden Qalandar (Wanderderwisch), Schamsuddin al-Täbrizi, fühlte sich der beglückte Theologe unterlegen, neigte sein Haupt, atmete befreit auf, diskutierte mit ihm, trank, lachte, tanzte erst nächtelang, dann monatelang, erwählte den unverhofften Gast zum Leitstern, fühlte sich ihm verwandter als Mutter und Vater. Obwohl der Koran Sterndienst, Magie und Sabäertum als Götzendienerei abtat, mutierte der äußerst korankundige Maulana schier zum Schamsi (Sonnenanbeter). Ohnedies klang Rumis Maxime: »Werde Licht, und du hast nie wieder Angst vor der Finsternis!« eher zarathustrisch als islamisch, was Rumi nicht weiter aufzufallen oder zu stören schien. Abendgebete bekam er kaum noch zustande. Tag und Nacht kreiste er fortan als Spätzünder in pubertärer Überhitztheit um die alles überstrahlende Sonne (Schams) aus Täbriz. Anhimmelung mutierte zu Vergötterung. Rumi verübelte seinem Herzensfreund überhaupt nicht, daß der sich zwischen ihn und Allah hängte. Er zerbrach sein Schreibrohr, tauschte den Gebetsteppich mit dem Tanzboden, legte Gelehrtenturban und Juristenärmel ab (nicht aber die Juristenanrede »Maulana«), trug jetzt nur noch Lalischi-Turbane und ließ sich Schrittfolgen und Wirbeldrehungen beibringen. Wenn sie die Nacht durchtanzten, wünschte der herumwirbelnde Rumi mitten im rauschhaften Ablauf, daß heut Nacht der Schlüssel zum Tag nicht gefunden werden möge. Er versteckte sogar Schams’ Schuhe, damit der zu spät hierzulande Aufgetauchte nicht zu früh fortgehe.