Название | Sammelband 3 Thriller: Neue Morde und alte Leichen |
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Автор произведения | Thomas West |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745205671 |
Der dritte Mann gab auf.
Die plötzliche Ruhe hatte was Gespenstisches. Für Augenblicke kein Schuss, kein Geschrei, nicht mal Verkehrslärm.
Schließlich ein metallener Aufschlag auf dem Asphalt. Der dritte Mann hatte seine Waffe auf die Straße geworfen. „Nicht schießen! Nicht schießen!‟ Ein Ausländer, sein Akzent war nicht zu überhören. Mit erhoben Armen schob er sich aus der Deckung. Es war der Ägypter.
Ein paar Minuten später fuhren zwei Ambulanzwagen mit den Angeschossenen Richtung St. Vincents Hospital davon. Der Ägypter in Handschellen stand mit gesenktem Kopf zwischen Jay und Leslie neben dem Pick-up. Orry öffnete eine der beiden Aluminiumkisten, die sich noch im Kofferraum von Curseleys Wagen befanden.
„Plastiksprengstoff.‟ Orry machte sich daran, auch das Schloss der zweiten Kiste zu knacken. „Genug um einen Turm des World Trade Centers zu sprengen.‟ Auch die zweite Kiste enthielt Plastiksprengstoff.
Ich war enttäuscht. Wir hatten etwas anderes erwartet: Nitroglycerin!
3
Beteigeuze, der rote Riesenstern im Sternbild des Orions, schimmerte hoch im Westen. Darunter schob sich allmählich das Sternbild der Waage über den südlichen Horizont. Nur alle paar Minuten konnte Jerry es beobachten, dann trieb der Wind wieder Wolkenfetzen vor die Sterne. Überhaupt war der Himmel ziemlich dunstig. Keine günstige Nacht für Sterngucker.
Das Auge ans Okular seines Teleskops gepresst, suchte Jerry Richards trotzdem den Sternhimmel ab. Die Sternbilder und Planeten interessierten ihn an diesem Abend allerdings nur beiläufig. Einen künstlichen Himmelskörper wollte er beobachten und fotografieren: Die Internationale Raumstation.
Mit ihren riesigen Sonnensegeln konnte man sie bei klarem Himmel sogar mit bloßem Auge sehen. Doch heute jagte der Herbstwind Wolkenfetzen über den Himmel. Und die Dunstglocke über New York City riss nur stellenweise auf. Wie es aussah, würde Jerry selbst hier in Coney Island kein Glück haben.
Aber noch gab er nicht auf.
Bis vor drei Tagen hatte es noch geregnet. Für den späten Abend hatten die Meteorologen die ersten Ausläufer eines stabilen Hochdruckgebiets angekündigt. Mit zunehmendem Mond sollte der Oktober sich von seiner goldenen Seite zeigen. Und der Sternenhimmel ohne Vorhang.
Eigentlich hatte Jerry schon gestern nach Coney Island fahren wollen. Zusammen mit Amy und den Kindern. Aber ein Kollege war überraschend krank geworden, und Jerry hatte einen zusätzlichen Nachtdienst übernehmen müssen.
Am Morgen, gleich nach Dienstübergabe, war er direkt aus der Klinik nach Coney Island gefahren. Seine Familie hatte sich schon am Freitagabend spontan für ein Wochenende bei Amys Eltern in Tarrytown entschieden.
Kein Problem für Jerry. Im Gegenteil: Er brauchte sie hin und wieder – diese einsamen Stunden, in denen er seinem Hobby frönen konnte und an weiter nichts zu denken brauchte.
Ein heller Fleck schimmerte zwischen den Wolken. „Na, wer sagt’s denn?‟ Jerry Richards zoomte das Objekt heran. „Das ist sie! Ja, Glückwunsch, das ist sie!‟ Seine Rechte fuhr zum Auslöser der seitlich am Teleskop angeschraubten Kamera. Er wartete, bis die Wolken sich endgültig verziehen würden.
Irgendwo im Garten brach ein Ast.
Jerrys Kopf zuckte vom Okular weg. Er lauschte. Wieder ein Geräusch, leiser diesmal. Vielleicht eine Katze. Oder ein Fuchs? Jerry stand von seinem Drehhocker auf. Am Teleskop vorbei schob er den Kopf aus dem Fenster und spähte in die Dunkelheit.
Nichts. Oder halt: Ein Schatten am Werkzeugschuppen. Keine Katze, kein Fuchs. Der Schatten war viel größer. Der Schatten ging aufrecht. Ein Mensch.
Was führte ein Mensch im Schilde, der anderthalb Stunden vor Mitternacht über einen Zaun kletterte und sich an ein unbeleuchtetes Haus heranschlich? Nichts Gutes jedenfalls. Sonst hätte er an der Haustür geklingelt.
Auf Zehenspitzen schlich Jerry durchs Zimmer zu seinem Bett. Das Mobiltelefon lag auf dem Nachttisch.
Jerry Richards war ein umsichtiger Mensch. Deswegen hatte er die Notrufnummer mit einem Code abgespeichert. Mit der Taste für die Ziffer eins sogar. Zwei war Amys Handy. Und drei das Beekman Downtown Hospital, wo er als Chirurg arbeitete.
Er drückte die 1. Die Frauenstimme, die ihn nach seinem Namen und dem Grund seines Notrufs fragte, klang so laut, dass Jerry ein „Psst!‟ entfuhr und er neben dem Bett in Deckung kauerte.
„Ein Einbrecher schleicht sich durch meinen Garten. Schicken Sie ganz schnell einen Streifenwagen vorbei ...‟
Im Flüsterton gab er die Adresse seines Wochenendhauses durch. Und schon erschien der Schatten des Eindringlings vor dem Fenster.
O Mist! Ich hab das Fenster offen gelassen.
Deutlich konnte Jerry die Silhouette des Revolvers in der Hand des Fremden sehen.
„Er ist bewaffnet ...‟ So leise zischelte er das in sein Handy, dass die Frauenstimme ihn bat, den Satz zu wiederholen. Jerry tat es nicht. Er warf das Handy aufs Bett und krabbelte auf allen Vieren zur Schlafzimmertür.
Der Mann vor dem Fenster machte Anstalten, ins Zimmer zu steigen. Jerry trug schwarze Kleidung und hatte schwarze Haut – so ohne weiteres war er in der Dunkelheit nicht auszumachen. Vielleicht hätte er sogar unbemerkt die Tür erreicht, wenn ihm der verdammte Gitarrenkoffer nicht im Weg gewesen wäre.
Das sperrige Ding kippte um, und eine heisere Männerstimme sagte: „Bleib bloß stehen, sonst brenn ich dir ein Loch in den Pelz!‟ Und im gleichen Moment hörte Jerry sein Teleskop auf dem Boden aufschlagen.
Er sprang auf. Mit zwei Schritten war er an der Tür. Ein Schuss krachte, links über Jerry schlug eine Kugel in die Holzwand ein. Er drückte die Tür, rannte zur Haustür und dann über den Kiesweg zum Gartenzaun. Mit einem Sprung setzte er drüber.
In seiner Erinnerung geschah das alles innerhalb einer einzigen Sekunde. Wie er das Gestrüpp auf der anderen Seite des Zufahrtsweges erreichte, konnte er später nicht mehr sagen.
Sand knirschte zwischen seinen Zähnen, als er auf dem Bauch lag und zurück zu seinem Haus blickte. In der offenen Haustür stand er, der Mistkerl, reglos, als würde er lauschen. Sekundenlang verharrte er so. Bis er sich umdrehte, und die Tür hinter sich schloss.
„Mist! Mist!‟ Jerry dachte an sein Teleskop, an die teure Kamera und das Bargeld in seiner Brieftasche. Sie lag auf dem Nachttisch. „Mist!‟ Zum ersten Mal bereute er, die Waffe, die Amys Vater ihm schon x-mal angeboten hatte, nicht angenommen zu haben.
Er bohrte die geballte Faust in den feuchten Sand. Bäuchlings rutschte er zwischen den Ginstersträuchern hindurch bis an den Rand des Weges. Dort spähte er nach links. Wenn die Cops kommen würden, dann aus dieser Richtung. Er glaubte eine Polizeisirene zu hören.
Was dann geschah, kapierte Jerry auch zwanzig Minuten später noch nicht, als die Cops längst an Ort und Stelle waren und mit ihm in die Trümmer seines brennenden Hauses starrten.
Für