Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst

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Название Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)
Автор произведения Andreas Brandhorst
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Taschenbuch
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845331966



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nahm Notiz von ihm, nicht einmal mehr Talina. Er hätte mit Gewalt dazwischen gehen müssen, ein lächerliches, aussichtsloses Unterfangen. Ergriffe er Modestos Arm, selbst den verletzten, der Oxtorner würde ihn wie eine Fliege beiseite wischen. Und was brächte es schon? Die BANDIKOT war nur eines von knapp 500 Schiffen. Er konnte sie nicht aufhalten. Das konnte nur Jankoff, und der Interimskommandant würde ihn nicht einmal anhören. Lifkom schätzte Talina und ihr Urteilsvermögen, aber in diesem Fall ... der alte Oxtorner machte ihm Angst.

      Die Sekunden verstrichen.

      Nein, er war machtlos. Was immer er tat, würde ohne Wirkung bleiben. Ihm blieb nur zu hoffen. Auf ein Wunder. Darauf, dass die Fremden sich auf kein Gefecht einließen. Oder, noch ein größeres, dass die Oxtorner zur Vernunft kamen. Oder ...

      Ein neues Holo erschien in der Zentrale. Es zeigte ein scharf konturiertes, willensstarkes Gesicht. Entschlossene graue Augen nahmen Lifkom, die Zentralebesatzung, jeden einzelnen Oxtorner der Flotte in ihr Visier.

      »Hier spricht Perry Rhodan an Bord des Schlachtschiffs IMDABAN«, sagte der Mann. »Als Terranischer Resident steht mir das Oberkommando über alle Einheiten der Liga zu – und ich befehle den sofortigen Abbruch dieses Angriffs.«

       Kapitel 10

      Tag 43.

      Der Vormarsch des Kommandos eilte dem Plan voraus. Negan-Parr war euphorisch, seine Sprachblase vibrierte unentwegt, schickte einen Schauer von feinen Tropfen nach allen Seiten. An-Keyt achtete darauf, nicht in seine Nähe zu geraten. Auf solch eine Dusche konnte sie verzichten. Doch mehrmals am Tag musste sie den Flüssigkeitshagel erdulden. Negan-Parr hatte eine Vorliebe dafür, Befehle von Angesicht zu Angesicht zu geben. An-Keyts Helm war kein Schutz, sie hatte ihn seit einigen Tagen eingeklappt, wie alle übrigen. Es war bequemer so. Die Stielaugen konnten auf diese Weise ungehindert auf ihre volle Länge ausfahren. Ein Gefühl ungewohnter Freiheit. An-Keyt kam es vor, als wäre ein Druck von ihr genommen.

      Die Flachaugen ließen sich nur noch selten blicken. Wieso, wusste keiner. Möglich, dass die Zweidenker ihren Widerstand gebrochen hatten und eine Bugwelle von Flüchtenden vor sich herschoben, ohne mehr als sporadisch mit ihr in Berührung zu kommen. Das gesamte Kommando – auch Saleng-Merv – trug jetzt Projektilwerfer. Ihre Effizienz ließ keine Wünsche offen. Die Projektile fanden ohne Ausnahme ihr Ziel, die Loower mussten sich nicht einmal mehr die Mühe machen zu zielen. Abdrücken genügte, die Sprengkörper erledigten den Rest.

      Mev-Sopran hätte eigentlich noch aufgeregter sein sollen als der Vordenker. Ihr zügiger Vormarsch war zu großen Teilen dem Waffenwart zu verdanken. An-Keyt hatte aus dem Helk-Netz erfahren, dass nach und nach alle Kommandos mit den Projektilwerfern ausgestattet würden, sogar Helk-Module würden mit ihnen nachgerüstet. Lediglich der Materialmangel verhinderte, dass die Umrüstung schneller voranging. Mev-Sopran hatte allen Grund, sich zu freuen, ja zu triumphieren. Doch der Waffenwart wirkte abwesend, entrückt. Er erinnerte An-Keyt an einen Meister der Entelechie, der von den Emotionen gewöhnlicher Sterblicher Abschied genommen hatte.

      Während des Tages. Abends, ja die Nächte hindurch, wie die Loowerin feststellte, wenn sie aus ihrem zunehmend unruhigen Schlaf hochschreckte, war der Waffenwart ein anderer. Fieberhaft, ja besessen arbeitete er an weiteren Optimierungen. In den Nächten schien Mev-Sopran am Leben, an den Tagen erinnerte er An-Keyt an einen Mann, der einer ungeliebten Pflicht nachgehen musste und sich ihrer so kräftesparend wie möglich entledigte, während er seinen Geist abkapselte und in anderen Sphären weilte.

      Seit der Waffenwart mit Jevek-Kart die Projektilwerfer erprobt hatte, hatte er an keinem Gefecht mehr teilgenommen. Stets betrat er den Ort des Geschehens erst hinterher und wühlte in den dampfenden und glühenden Resten, auf der Suche nach neuen Grundmaterialien und Eingebungen für seine Optimierungen.

      An diesem Tag übernahm der Waffenwart den Posten direkt hinter An-Keyt, sicherte zusammen mit ihr den Rücken des Kommandos. Die Zweidenker waren längst dazu übergegangen, in enger Formation vorzurücken. Ihre Ausbilder hatten ihnen eingeschärft, niemals ein einfaches Ziel zu bieten. Aber diese eine Lehre von vielen hatte sich in ihren Gehirnen nicht festgesetzt. Sie widersprach ihren Grundbedürfnissen. Loower brauchten die Gemeinschaft, die Nähe. Ohne sie konnten sie nicht existieren, schon gar nicht auf der PAN-THAU-RA, die ihnen fremd und unheimlich geblieben war.

      Und wieso sollten sie der Nähe entsagen? Die Zweidenker hatten bereits so vielem entsagt, hatten ihre alte Existenz hinter sich gelassen, ohne zu wissen, ob ein neues Leben für sie möglich war. Der Kampf für das Leben war riskant, konnte mit dem Tod für das gesamte Volk der Loower enden, nicht nur dem der Zweidenker.

      Seit über vierzig Nächten campierten die Soldaten zusammen, ohne dass die Flachaugen ein einziges Mal versucht hätten, sie anzugreifen. Die Wachhelks hätten jeden Versuch gemeldet, hatten aber keinen registriert. Seit Saleng-Mervs Sturz am ersten Tag hatte es weder bei dem Trupp Verletzte gegeben, noch fanden sich im Helk-Netz Berichte von Verlusten.

      Es blieb nur ein Schluss: Die Zweidenker waren ihren Feinden unerreichbar überlegen.

      Das Kommando stoppte. Jevek-Kart, der an der Spitze marschierte, gab den Befehl lautlos, durch einen erhobenen Tentakel. An-Keyt nahm ihn trotz ihrer gedanklichen Abwesenheit augenblicklich wahr. Eine Gabe, die sie ihren Stielaugen zu verdanken hatte. Das optische Zentrum von Loowern war hoch entwickelt. Eine zwingende Notwendigkeit, um die ungleich höhere Menge von optischen Daten zu verarbeiten, die die Stielaugen der Loower aufnahmen. In einigen Millionen Jahren, wenn dem Volk der Loower eine solche Existenzspanne noch vergönnt sein sollte, würde sich das optische Zentrum möglicherweise zu einem Zweithirn entwickeln, einem zweiten organischen Bewusstsein. An-Keyt wusste, dass viele Loower davon phantasierten. Es wäre die Fleisch gewordene Erfüllung eines Wunschtraums: ein zweites, höheres Bewusstsein. Perfekte Entelechie, eingebrannt in die Hardware der Loower-Körper.

      Der Halt zog sich in die Länge. An-Keyt konnte sehen, dass Jevek-Kart seinen Helm ausgefahren hatte, Auswertungen über das Innendisplay huschten. Der Versuch der Loowerin, sich einzuklinken, wurde vom Gefechtssystem des Söldners abgeblockt. Ärgerlich fragte sie sich, was er vorhatte. Die Gefechtsdaten waren Allgemeingut.

      »Was ist los, Jevek-Kart?«, zischte der Vordenker scharf. Offenbar hatte der Söldner auch ihn ausgeschlossen. Negan-Parr konnte das nicht dulden. Er war der Vordenker – und ihm schien langsam zu dämmern, dass es nicht klug gewesen war, das Tagesgeschäft des Kriegs in die Hände des Söldners zu legen. Während Negan-Parr sich in den Sphären der strategischen Planungen verlor, hatte Jevek-Kart faktisch das Kommando über den Trupp an sich gezogen. In welchem Maß, zeigte seine Reaktion auf das Drängen des Vordenkers: Der Söldner ignorierte es.

      Mehrere von Beschimpfungen Negan-Parrs erfüllte Sekunden vergingen. Schließlich klappten die Helme des Trupps hoch, die Displays erwachten zum Leben. Der Söldner hatte es veranlasst.

      »Wir ändern den Vormarschplan«, verkündete Jevek-Kart.

      Der Protest des Vordenkers brach mitten im Wort ab, als der Söldner seinen Audiokanal abwürgte. »Direktive des Oberkommandos. Fronteinheiten ist es nicht nur gestattet, vom Vormarschplan abzuweichen, sie sind dazu verpflichtet, liegen gravierende Gründe vor.«

      »Wir kennen die Statuten«, schaltete Tolt-Sekolg sich ein. »Welches sind die Gründe?« Tolt-Sekolg war der Arzt des Trupps. Ein nahezu überflüssiger Posten bislang – unter körperlichen Gesichtspunkten. Unter psychologischen war Tolt-Sekolg mit mehr Wunden konfrontiert, als ein Einzelner heilen konnte. Doch Tolt-Sekolg ließ sich nicht entmutigen. Der Arzt war ein Mann des Ausgleichs, er verhinderte, dass die Soldaten einander in der Enge, die sie suchten und die ihnen aufgezwungen war, zerfleischten. Nur ihm war es zu verdanken, dass Lef-Krar und Mirton-Kehn einander nicht die Flughäute zerrissen hatten, als der Letztere die Alpha-Rolle des Paares für sich beanspruchte.

      An-Keyt kam ein Gedanke. Es würde gut tun, mit dem Arzt zu sprechen. Ihm konnte sie möglicherweise ihren verwirrenden Mangel an Enthusiasmus anvertrauen, die Zweifel, die sie plagten, ihre Unfähigkeit, ihr Tiefenbewusstsein zu erreichen. Vielleicht würde sie mehr daraus ziehen, als sich wieder mit Belor-Thon zu paaren. Heute Abend, nahm sie sich vor, im Lager,