Название | Perry Rhodan 839: Das große Feuerwerk |
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Автор произведения | Kurt Mahr |
Жанр | Языкознание |
Серия | Perry Rhodan-Erstauflage |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783845308388 |
»Manchmal«, sagte er mit gut gemeinten Spott, »hast du ziemlich gute Ideen!«
*
Aus seiner Wohnung, die er sich in der zweiten Etage eines ehemaligen Wohnturms mehr schlecht als recht eingerichtet hatte, beobachtete Homer G. Adams die Menschenmenge auf der Straße.
Vor einer Stunde etwa war die Straße noch leer gewesen. Dann waren sie gekommen, aus dem Nichts, zu Dutzenden, Hunderten, Tausenden. Es war, als hätte eine Flotte von Touristik-Raumschiffen sämtliche Fahrgäste auf einmal in die Ruinen von Terrania City entladen.
Homer G. Adams unterhielt ständige Radiokomverbindung mit dem Hauptquartier der Terra-Patrouille in Imperium-Alpha. Er war darüber informiert, dass andere ehemalige Großstädte der Erde dasselbe Bild boten wie die Hauptstadt. ES hatte drei Milliarden Konzepte mit einem einzigen Schlag abgesetzt.
Die Frage war: warum auf die Erde?
Verblüffend am Verhalten der Konzepte, die die Straße bevölkerten, war ihre Sorglosigkeit. Wenn sie zu einem bestimmten Zweck gekommen waren, dann hatten sie es offenbar nicht eilig, diesen Zweck zu verfolgen. Sie standen in Gruppen beisammen und unterhielten sich, andere gingen langsam die Straße auf oder ab und inspizierten die halb zerfallenen Gebäude mit neugierigen Blicken.
Die Menge setzte sich aus Menschen aller Altersgruppen zusammen. Frauen und Männer waren mit annähernd gleicher Zahl vertreten. Ihre Kleidung entsprach der, die man an Touristen zu sehen erwartet hätte: leger, sportlich, nur geringe Anzeichen von Eleganz.
Adams ging zum Radiokom. Das Gerät war ständig eingeschaltet.
»Heh!«, rief er.
Sante Kanubes Stimme meldete sich. Sante war derjenige gewesen, der vor knapp einer Stunde die ersten Konzepte gesehen hatte – unmittelbar, nachdem von den Messinstrumenten ein Hagel schwacher, hyperenergetischer Signale registriert worden war.
»Mr. Adams?«, fragte er respektvoll.
»Ja. Hat einer von euch schon versucht, mit den Konzepten zu sprechen?«
»Soviel ich weiß: nein, Sir.«
»Gut. Dann richte Kanthall aus, dass ich jetzt hinunter auf die Straße gehe und ein Gespräch anzufangen versuche. Vielleicht wissen die Leute, warum sie hier sind und wie es weitergeht.«
»Ich werde es ausrichten, Mr. Adams«, versprach der Afrikaner.
Homer G. Adams trat noch einmal ans Fenster. Da fiel sein Blick auf eine Szene, die unwillkürlich sein Interesse erregte. Eine Gruppe von etwa dreißig Konzepten wanderte auf der südlichen Straßenseite am Rand eines kleinen Parks entlang. Sie bestaunten die ungepflegte Wildnis. Einer in der Gruppe mochte plötzlich seine Ansicht über den Wert solchen Gaffens geändert haben. Er wandte sich um und wollte wieder dorthin zurück, woher er gekommen war.
Der Mann war hochgewachsen und kräftig gebaut. Er hatte kurzgeschnittenes, schwarzes Haar. Sein Alter konnte Adams wegen der großen Entfernung nicht schätzen. Um so deutlicher erkannte er die eigenartige, durch nichts gerechtfertigte Brutalität, mit der der Unbekannte zu Werke ging. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, zum Park hin auszuweichen und am Rand der Grünfläche entlang seinen Weg zurück zu nehmen. Statt dessen drängte er sich mitten durch die Gruppe, zu der er bis eben noch gehört hatte, und wenn ihm jemand in den Weg kam, dann trieb er ihn mit harten Faustschlägen beiseite. Die Konzepte reagierten zunächst unerwartet friedlich und wichen dem Wütenden aus. Das aber schien diesem wiederum nicht zu behagen. Da sich keiner mehr fand, den er aus dem Weg boxen konnte, setzte er den Ausweichenden nach. Zwei von ihnen schlug er nieder, dann erst begannen die übrigen Konzepte, sich zu wehren.
Fasziniert verfolgte Homer G. Adams die Prügelei, die sich nun blitzschnell entwickelte. Drei Konzepte griffen den brutalen Unbekannten gleichzeitig an. Der Dunkelhaarige streckte eines von ihnen mit einem einzigen Hieb nieder. Dem zweiten rannte er die Faust in den Leib, und als der Mann sich wie ein Klappmesser zusammenfaltete, traf er ihn mit dem Knie von unten her gegen den Schädel. Den dritten packte er beim Kragen, zog ihn dicht zu sich heran und schleuderte ihn dann von sich. Mit wirbelnden Armen landete der Unglückliche in einem verfilzten Gestrüpp, aus dem er sich nur mit Mühe wieder hervorarbeiten konnte.
Der Dunkelhaarige hatte nun anscheinend genug von der Prügelei. Er ließ von seinen Opfern ab und kam mit weit ausgreifenden Schritten die Straße herauf, auf das Gebäude zu, von dem aus Homer G. Adams den Vorfall beobachtet hatte. Es gab keine Verfolgung. Die Konzepte schienen zufrieden, dass der Schläger sie in Ruhe ließ.
Je näher der Mann kam, desto aufmerksamer beobachtete ihn Adams. Erregung hatte sich seiner bemächtigt. Er glaubte, das Gesicht zu kennen – den markanten Schnitt der Physiognomie, den etwas kantigen Schädel, den kraftvollen, federnden Gang.
Der Mann bahnte sich einen Weg durch die Menge auf der Straße. Er ging jetzt etwas vorsichtiger zu Werke, als hätte er eingesehen, dass er mit seinen Kräften haushälterischer umgehen musste. Er kam unmittelbar auf den Wohnturm zu, und als er noch etwa zwanzig Meter von dem Gebäude entfernt war, da gab es für Homer G. Adams keinen Zweifel mehr.
Er wandte sich um und griff nach einer kleinen Kamera, die er sich vor kurzem griffbereit zurechtgelegt hatte. Er presste das Auge gegen den Sucher – aber der Mann, den er hatte aufnehmen wollen, war verschwunden. Adams suchte straßauf und straßab. Er hatte keinen Erfolg. Es war, als hätte der Erdboden den Schwarzhaarigen verschlungen.
Ein zweites Mal ging Adams zum Radiokom.
»Sante ...?«, rief er.
»Walik Kauk hier«, antwortete der Empfänger. »Sante ist vor ein paar Augenblicken abgelöst worden.«
»Gib Alarm, Walik!«, rief Adams. »Ich habe Trevor Casalle unter den Konzepten gesehen!«
2.
Der Mann, von dem Homer G. Adams sprach, hatte sich inzwischen von der Menge gelöst und war in der Ruine eines früheren Bürogebäudes verschwunden. Der Lärm verebbte hinter ihm, während er sich durch schuttbedeckte Korridore bis in den Hintergrund des Gebäudes vorarbeitete.
Er brauchte Ruhe. Unter einem offenen Fenster, durch das der kalte Wind strich, hockte er sich auf einen kleinen Berg aus herabgefallenem Putz und Mauerwerk. Er stützte das Kinn in die Hände und starrte vor sich hin.
Ich, Trevor Casalle, dachte er. Und wer war der andere gewesen?
Gleichgültig, gab er sich selbst die Antwort. Casalle hatte ihn verdrängt. Er war ein friedlicher Charakter gewesen, einer von den Emotio-Narren. Er hatte sich dagegen gesträubt, mit einem Bewusstsein, das den Regeln der reinen Vernunft gehorchte, in ein und denselben Körper gesperrt zu sein. Aber er verstand es nicht zu kämpfen. Trevor Casalle hatte nur zu warten brauchen, bis seine Wachsamkeit nachließ. Dann hatte er zugeschlagen – mit aller Härte, deren er fähig war. Das war das Ende des Narren gewesen.
Gut, dachte Casalle, ich bin also jetzt kein Konzept mehr. Ich habe mein Bewusstsein und meinen Körper.
Immerhin verdankte er es seinem Konzeptstatus, dass er auf dieselbe Weise wie rund drei Milliarden anderer Konzepte auf die Erde gelangt war. Er hatte die Stadt sofort erkannt, obwohl sie halb in Trümmern lag.
Und was jetzt?, fragte er sich.
Es konnte für Trevor Casalle nur eine Aufgabe geben: das Regiment der reinen Vernunft wiederherzustellen.
Casalle wusste, dass es kein anderes Bewusstsein mehr gab, dem das Licht der Vernunft leuchtete. Nur er allein hatte als Aphiliker überlebt.
Ich werde nirgendwo Unterstützung finden, sagte Casalle zu sich selbst.
Dann musste er sich eben allein an die Arbeit machen. Er kannte den Plan, der der Invasion der Konzepte zugrunde lag, in Umrissen. Was er nicht wusste, konnte er sich zusammenreimen. Es gab nur eine Möglichkeit, sein Vorhaben in die Wirklichkeit umzusetzen. Er musste so viele Menschen und Konzepte vernichten, bis die Überlebenden es mit der Angst zu tun bekamen und sich aus lauter Furcht unter die Herrschaft