Название | Perry Rhodan Neo 196: Entscheidung auf Kahalo |
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Автор произведения | Susan Schwartz |
Жанр | Языкознание |
Серия | Perry Rhodan Neo |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783845348964 |
Danke für die Aufmunterung. Ich hoffe, sie wird sich bewahrheiten.
»Die Amme kümmert sich während deiner Biorefraktionszeit nach jedem Durchgang um dich und hält dich am Leben. Deine Ziele sind im Situativ einprogrammiert, dafür brauchst du nichts zu tun.«
Nun lächelte mein Holobild mir doch schwach zu. »Glück auf! Hoffentlich ist es das alles wert.«
Das Bild erlosch, und es wurde wieder still.
Die holografische Gedächtnisstütze hatte mir einigermaßen geholfen, mich an meinen Auftrag zu erinnern. Vage geisterte der Name ANDROS durch meine Gedanken, die Bedrohung meiner Heimat und überhaupt der Milchstraße durch diese Entität. Gegenspieler von ES, richtig?
Und der Zellaktivator, den hatte ich auch nicht vergessen. Damit konnte ich den Zusammenhang zu dem seltsamen Gefühl vorhin herstellen, als mein Blutdruck reguliert wurde. Wie es aussah, nahm mich diese »Quest« so stark in Anspruch, dass selbst dieses Unsterblichkeitsding Mühe hatte, mich am Leben zu erhalten.
»Amme, wie ist mein Zustand?«
»Deine Vitalwerte haben sich im Normalbereich stabilisiert. Die Biorefraktion ist beinahe abgeschlossen.«
Ich verspürte einen Druck am Arm und hörte ein leises Zischen. Wahrscheinlich wurde mir gerade eine umfangreiche Muntermacher-Medikation verabreicht.
»Ich erinnere mich an vier glühende Punkte, einen roten Weltraum, mir wurde sterbensübel, weil ich auf der schlimmsten Achterbahn meines Lebens unterwegs war. Zumindest nehme ich das meinem Gefühl nach an. Ich wiederhole meine Frage: Wo befinde ich mich?«
»Wir haben Kahalo fast erreicht, den einzigen Planeten der Komponente A von Ras Algethi, etwa dreihundertsechzig Lichtjahre von der Erde entfernt. Ras Algethi A ist ein Doppelstern, ein heller Roter Riese, den ein Weißer Zwerg umkreist. Komponente B ist ebenfalls ein Doppelstern und ...«
»Muss mich das interessieren?«, unterbrach ich. Diese Informationsflut strengte mich zu sehr an, ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Dennoch blieb da eine unterschwellige Irritation. Es hing irgendwie mit dem Namen zusammen: Kahalo. »Nur das Wesentliche, bitte. Verstehe ich das richtig, wir haben das Endziel erreicht?«
»Ja.«
Das wiederum war eine reichlich karge Auskunft. Täuschte ich mich, oder klang die Amme verschnupft? Wahrscheinlich bildete ich mir das ein, weil ich einsam war, von Fesselfeldern gehalten. Körperlich und in meinem Kopf. Ab und zu blitzten Bilder auf, Erinnerungsfetzen an mein früheres Leben. Ich sah ein kleines Mädchen. Zwei hochgeschossene Jungs. Einen rothaarigen Mann. Und ein Paar wie gemeißelt, in Schwarz und Weiß ... Bin ich zum Mond geflogen? Hat so nicht alles begonnen? Außerdem war da ein komischer kleiner Kerl, der aussah wie eine zu dick geratene Maus auf zwei Beinen, der eine Möhre futterte und mich dabei unverschämt angrinste.
Da musste mehr als nur der Mond gewesen sein. Ja, natürlich – Creaversum, Einsteinraum, Große Ruptur. Protektor. Ich hatte schon einige Reisen hinter mir, und ich erinnerte mich vage an ein gewaltiges Raumschiff in Form einer Kugel. Sogleich zogen einige Bilder an meinem geistigen Auge vorbei, die ich nicht zuordnen konnte und die mich verwirrten.
Ich zwang mich, bewusst zu atmen. Konzentration! Mein vergangenes Ich hatte es richtig formuliert: Was früher war, hatte keinerlei Priorität. Ich hatte eine Aufgabe, die ich erledigen musste, bevor mein Verstand den Dienst vollständig quittierte. Und vielleicht auch mein Körper, Zellaktivator hin oder her. Die Amme hatte behauptet, meine Werte wären normal. Nur leider fühlte ich mich ganz und gar nicht so.
Du hast eine Pflicht. Das ist dein Wesen: Verantwortung zu übernehmen. Du willst dein Volk retten. Und mehr.
So sprach mein Ich! Eine Grundeigenschaft meines Charakters, wie mir klar wurde. Eine Amnesie, selbst wenn sie vollständig war, konnte den ursprünglichen Charakter nicht auslöschen. Die Grundanlagen blieben übrig, sogar wenn Erfahrungen, Glücksmomente und Traumata, eben alles Erlebte, das einen geformt hatte, verloren waren. Es musste schließlich einen Grund geben, weshalb gerade ich auf diese Mission geschickt worden war. Allen Verlusten zum Trotz würde ich bis zum bitteren Ende gehen. Niemals aufgeben.
Hinzu kam, dass ich ein »Zeitträger« war und es vermutlich kein anderer tun konnte. Was das wohl genau bedeutete? Einen Zellaktivator zu tragen, reichte für diese Würde allein wohl nicht aus – und für diese »Quest«. Onkel Karl. Mir war warm ums Herz geworden, als der Holo-Perry ihn erwähnt hatte, und auch im Moment fühlte ich mich gut bei dem Gedanken an ihn. Ich konnte sein Bild nicht vor mir sehen, damals musste ich ein Kind gewesen sein. Aber er hatte mir gutgetan und mich vorwärtsgebracht. Zum Mond und ...
Konzentration!
Dauernd schweifte ich ab. Ich war müde und aufgedreht zugleich. Hoffentlich hatte mein Gehirn keinen bleibenden Schaden erlitten, dessen Folgen sich erst nach und nach einstellen würden. Ich presste fest die Lippen zusammen, spürte das Pochen der kleinen Narbe an meiner Nase. De...bo...rah?
»Was erwartet mich auf Kahalo?«, fragte ich barscher, als ich es beabsichtigt hatte. Ich wollte nicht die Amme anschreien, sondern mich endlich zur Ordnung rufen.
Kahalo. Den Namen hatte ich schon mal gehört, ich musste bereits früher damit zu tun gehabt haben. Kurzzeitig huschte das Bild eines gigantischen, dreiäugigen Wesens durch meine Gedanken, das ich energisch verdrängte. Sagte ich nicht gerade etwas von »zur Ordnung rufen«?
»Ein erdähnlicher Planet in der habitablen Zone«, lautete die nüchterne, emotionslose Antwort. »Seine Rotationsachse wird durch einen Mond stabilisiert. Bedingt durch die stark elliptische Bahn um den Hauptstern schwankt das Klima stärker als auf der Erde.«
»Und wie ist es im Moment? Erträglich?«
»Gut erträglich, es ist Spätsommer, die Temperatur bei unserem Zielort liegt im mittleren Bereich. Nicht zu kalt, nicht zu warm. Wir befinden uns im Anflug auf die Station.«
Das irritierende Gefühl im Hinterkopf, dass etwas nicht stimmte, war wieder da. Hinzu kam das Bild des schwarzhäutigen Riesen.
»Bildübertragung, bitte.« Ich war endlich konzentriert.
3.
»Das ist also die zentrale Steuerwelt der Transmitterkette«, murmelte ich. Ich lauschte in mich hinein, ob der Anblick einen Widerhall weiterer Erinnerungen hervorrief, doch alles blieb still. Entweder hatte ich es vergessen, oder ich war nie an diesem Ort gewesen. Also kannte ich ihn möglicherweise nur aus einem anderen Zusammenhang.
Das Situativ steuerte das Ziel in einem großen Bogen an, damit ich mir zuerst einen Überblick verschaffen konnte. Große Wasserflächen sah ich keine, nur Tümpel, Teiche und Pfuhle, die von Bächen und Rinnsalen gespeist wurden. Das allerdings so häufig, dass der überwiegende Teil des Gebiets, das wir überflogen, aus Sumpfland bestand.
Die Amme übermittelte mir ergänzende Daten. Es gab keine Tiere – also zumindest in dieser Hinsicht drohte keine Gefahr für mich. Aber auch Pflanzen wussten sich zu wehren, und die waren flächendeckend vertreten. Die Flora bestand ausschließlich aus Rhizomen bildenden Gewächsen, die zumeist kriechend, niederblättrig oder krautig waren. Der Wuchs ging in die Breite und Tiefe, kaum in die Höhe. Die »Wälder« waren nicht mehr als zwei Meter hoch. Die »Bäume« bildeten sich aus kräftigen Stängeln, die Nadeln austrieben. Diese waren recht lang und schoben sich vielfach zu einem stabilen Geflecht zusammen, das die Pflanze zusätzlich stützte. Es erinnerte ein wenig an ineinander verschränkte Finger. Viele der Bäume sahen aus wie Bambus, aber ich entdeckte auch krautige Pflanzen, deren mehrfache Austriebe an einer Sprosse sich miteinander verflochten und so zum geraden Wuchs stützten.
»Sehe ich das eigentlich richtig? Oder wird es mir falsch übermittelt?«, fragte ich. Impulsiv wollte ich mir die Augen reiben, aber ich war nach wie vor an die ungepolsterte Sitzschale