Perry Rhodan 1341: Der Spion von Kumai. Robert Feldhoff

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Название Perry Rhodan 1341: Der Spion von Kumai
Автор произведения Robert Feldhoff
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845313405



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Hauptbildschirm ...«

      Unvermittelt fand sich Bull von einem nachtschwarzen Panorama umgeben. Aus der Dunkelheit erwuchsen simulierte, diskusförmige Umrisse. Farbige Blitze umhüllten die elf EXPLORER-Segmente und prallten ab, ohne Schaden anzurichten.

      »Sie können uns nicht gefährden«, beruhigte Bull. »Trotzdem fliegen wir ein Ausweichmanöver, Stronker. Nicht mit voller Beschleunigung – aber schnell genug, dass sie von solchen Triebwerken nur träumen können.«

      »Wird gemacht.«

      Der Bildschirm war plötzlich wie leer gefegt. Statt der diskusförmigen Umrisse schälten sich allmählich ferne Sterne aus dem Dunkel.

      »Sie können uns nicht folgen, Bully. Der Abstand reicht schon. Aber da ist ein Anruf per Hyperkom.«

      »Na endlich, Stronker! Vielleicht sind sie jetzt verhandlungsbereit. Auf den kleinen Bildschirm damit!« Er traf mit Hilfe der Virenintelligenz, der »Seele« des Schiffs, noch einmal das gleiche Arrangement wie vor drei Minuten. Im Vordergrund saß er selbst. Im Hintergrund stand neben ein paar Mitgliedern der Besatzung das Paratau-Behältnis.

      »Hier ist die EXPLORER«, begann Bull. Sein Abbild erschien ausreichend verfremdet. »Weshalb werden wir beschossen? Haben wir nicht friedliche Verhandlungen angeboten?«

      »Es handelt sich um ein Missverständnis. Mein Name ist Dri-Mei-H'ay. Ich bin die Protektorin des Planeten Kumai.«

      Bull spürte die Skrupellosigkeit hinter diesen Worten. Wenn es um übergeordnete Belange ihres Volkes ging, hatten die Lao-Sinh-Kartanin schon oft hart durchgegriffen. Welche Motivation steckte letzten Endes dahinter? Er wusste es nicht – aber er spürte, dass des Rätsels Lösung stetig näher rückte.

      »Wir haben es nicht anders erwartet«, log er ebenso unverfroren. »Dann nehmen wir also Verhandlungen auf?«

      »So lautet unsere Absicht, Fremder. Ich lasse euch einen Orbit um Kumai anweisen.«

      »Ein Orbit?« Bull erkannte den Gedanken dahinter. Im Orbit um Kumai war die EXPLORER in Reichweite planetarer Waffensysteme. Trotzdem durften sie die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Eine Warteposition nahe bei Kumai kam seinen Plänen optimal entgegen.

      »Wir benötigen kurze Bedenkzeit«, stellte er fest.

      »Keine Bedenkzeit!« Dri-Mei-H'ays Ausruf kam hastig, als suche sie unter allen Umständen ihre angeschlagene Souveränität zu wahren.

      »Das entscheiden wir. Ich rufe zurück.«

      Mit diesen Worten ließ Bull den Bildschirm verlöschen. »Was meinst du, Stronker?«

      Der kräftige Mann zögerte nur kurz. »Ich bin dafür«, sprach er dann. »Eigentlich kann dem EXPLORER-Verbund nicht viel passieren. Die Virenschutzschirme sind vermutlich stärker als alles, was die Kartanin in Planetennähe einsetzen dürfen.«

      »Lavoree?«

      »Keine Einwände. Wir sind so weit gekommen; jetzt will ich wissen, was dahintersteckt.«

      Ganz ähnlich äußerten sich, soweit im Steuerraum anwesend, auch die übrigen Vironauten.

      »Dann werde ich also zusagen«, schloss Bull. Er wandte sich an die »Seele« des Virenschiffs: »Noch einmal Verbindung zu Dri-Mei-H'ay. Und sorge dafür, dass ich nicht erkannt werde!«

      *

      »He, Bully, schau mal!«, rief Lavoree. Während Stronker Keen die EXPLORER in den angewiesenen Orbit gelenkt hatte, war sie an den Orterschirmen geblieben. »Hier haben wir den Grund, weshalb die Kartanin so nervös sind.«

      Auf dem Panoramaschirm zeichnete sich eine schattenhafte Kontur ab. Sie war fast achthundert Meter lang und in langsamer Kreiselbewegung begriffen.

      »Eine UMBALI-Endstufe«, staunte Bull. »Jetzt verstehe ich auch. Demnach ist gerade eine neue Ladung Paratau aus Pinwheel eingetroffen. Und wir kommen ihnen dabei in die Quere ... Eine ideale Gelegenheit zur Spionage!« Er rieb zufrieden seine Hände.

      »Zuerst muss alles klappen«, wiegelte Lavoree ab.

      »Das wird es – und wenn nicht, seid immer noch ihr im Orbit.«

      »Ein neuer Anruf von Dri-Mei-H'ay!« Das war der Mentor der EXPLORER.

      »Übernimm du, Stronker«, erwiderte Bull. »Was bei den Verhandlungen herauskommt, ist mir egal. Hauptsache, ich werde mit den beiden Kartanin-Espern hinuntergebracht.«

      Und, Lavoree zugewandt: »Ich könnte jetzt Hilfe brauchen. Wie ist es mit dir?«

      »Warum nicht?«, antwortete die Frau zögernd. »Stronker kommt hoffentlich ohne mich klar.«

      »Keine Angst. Das regelt er spielend.«

      Gemeinsam suchten sie den Schleusenraum auf, worin Bull die beiden Esper untergebracht hatte. Die »Seele« des Virensegments hatte ihnen gerade eine Schlaf/Dunkelheit-Phase geschaltet. Trotzdem gewahrte Bull ziellose Bewegungen – die Kartanin litten Schmerzen.

      Ein Lagerraum nebenan beherbergte ein simples Gestell. Darin lag die Maske aufgebahrt, in der er sich bei den Kartanin von Kumai einschleichen wollte.

      »Du musst aufmerksam sein, Lavoree. Es bleiben nur fünf Minuten Zeit. Ich will in der Hälfte fertig sein. Zunächst ziehen wir den Füllkörper aus der Hülle.«

      Er schob die versiegelten Ränder des Mittelschlitzes beiseite. Darunter kam sein Körperabdruck zum Vorschein. Inzwischen war die halbelastische Masse grau angelaufen, aber Bull dachte sich nichts dabei. Er griff mit beiden Händen zu. Lavoree schob indessen den Maskenstoff beiseite. Nach kurzem Zerren und Rücken lag nur noch ein schlaffer Lappen im Gestell – den Abdruck hatte er achtlos beiseitegelegt.

      »Jetzt hinein mit mir ...«, murmelte er. »Hoffentlich hat Irmina gute Arbeit geleistet.«

      »Ich glaube nicht, dass du dir darum Sorgen machen musst«, antwortete Lavoree.

      Bull gab ihr im Stillen recht. Etwas zuversichtlicher legte er seine Kombination ab. Nur mit leichter Unterwäsche bekleidet, schob er zunächst die Beine vor und ertastete einen möglichst korrekten Sitz. Alles lief ohne Komplikationen. Das Innenmaterial der Maske lag sanft haftend am Körper und würde weder erschlaffen noch Falten werfen.

      Anschließend unterzog er sich mit Armen, Schultern und Rumpf der gleichen Prozedur. Eine Minute.

      »Du hast deine Geräte vergessen, Bully. Ich werde die Innentaschen nicht finden.«

      Fluchend zog er den rechten Arm zurück. Lavoree reichte ihm nacheinander den kleinen Paralysator, den er unter der linken Achselhöhle verstaute, dann den Psikom, der über dem Kehlkopf Platz fand, und zuletzt einen Vocoder, der seine Stimmlage verzerren würde. Nahrungsbehältnisse waren bereits in den Fußsohlen eingebaut. Sie konnten ihn, falls notwendig, per Infusion mit allem Nötigen versorgen.

      »Das ist alles, Bully.«

      Wortlos schloss er die Maske über seinem Kopf. Die Sauerstoffzufuhr war okay. »Kannst du mich hören?«

      »Perfekt! Jetzt klingst du wie eine der Kartanin-Esper.«

      »Dann können wir die Maske schließen. Du musst die Bioplaststreifen abziehen. Anschließend sorgst du dafür, dass beide Schlitzkanten aufeinanderliegen.«

      Die Frau folgte genau seiner Anweisung. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich der Riss geschlossen. Bull verfolgte auf einer spiegelnden Fläche, wie Pelz über die Narbe wuchs und sie schließlich spurlos verhüllte.

      »Steh auf, Bully!«

      Mühsam erhob er sich. Er tat ein paar stelzende Schritte. Bis zur Übergabe musste er gewohnt sein, die Maske zu bewegen. Ein großes Problem sah er nicht darin; waren doch auch die beiden Kartanin-Esper in ihrer Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkt.

      »Also dann: auf in die Zentrale!«, meinte er. Von der Maske verborgen, schaute er lange in Lavorees schwarze, mandelförmige Augen. Ein wenig erinnerte sie ihn an Irmina. Auch