Название | Perry Rhodan 2169: Das Lichtvolk |
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Автор произведения | Leo Lukas |
Жанр | Языкознание |
Серия | Perry Rhodan-Erstauflage |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783845321684 |
Mein Körper leuchtete meine dunkelrot-violette Frustration so lichtstark hinaus, dass die Flammen der Brennstäbchen kaum mehr zu sehen waren.
Oh, das habe ich noch nicht erwähnt.
Alle Erwachsenen in Siv'Kaga verhüllten ihre Leiber immer, auch im intimen Privatbereich. Nur die Augen, die Mundpartie sowie die Hände mit den – auf dich wohl sehr dünn und lang gezogen wirkenden – Fingern blieben frei.
Wir Kinder hingegen liefen die ganze Zeit über nackt herum, bis auf knielange Hüfttücher mit handbreiten Gürteln sowie einfache Sandalen.
Die Erwachsenen konnten also den Kindern an den Leuchtsignalen auf ihrer Körperoberfläche ganz schön viel ablesen: sowohl gesundheitliches Befinden und Emotionen als auch grob die Gedanken.
Diese Überwachung, hatte mir Enguarti bei anderer Gelegenheit erklärt, war durchaus sinnvoll. Denn erstens erwiesen sich alle heranwachsenden Guyar als ziemlich anfällig gegenüber Krankheiten. Und zweitens entwickelten die meisten Mitglieder des Lichtvolks ihr Verantwortungsbewusstsein erst reichlich spät.
»Mein lieber junger Mann«, hatte der Vater gesagt, belustigt um den Mund strahlend, »wenn wir euch nicht auf diese Weise unter Kontrolle hätten, wäre in den Krippen und Schulen der Kosmokrat los!«
Der Kosmokrat ... doch dazu später.
Wir brachen also ohne meine Mutter auf. Ich hatte meine Enttäuschung darüber, dass sie wieder einmal ihrer Arbeit den Vorzug gegeben hatte, rasch überwunden. Zu aufregend war dieses Abenteuer.
Wir würden Siv'Kaga verlassen! Ich würde die große weite Welt außerhalb der Goldenen Kuppeln sehen. Ich würde Sivquox betreten, die Megalopolis, die Hauptstadt des pulsierenden, in der ganzen Thatrixdruum legendären Planeten Sivkadam.
Denn dies hatte mir der Vater, der nunmehr auch die Funktion meines Privatlehrers ausübte, im Vorfeld beigebracht: Wir Leuchter waren im Grunde nur Gäste auf Sivkadam.
Unser ursprüngliches Zuhause war ein Planet namens Caldera, was »Staubheimat« bedeutete. Der dort von Natur aus auftretende, fluktuierende Tymcal wurde hier, in den Goldenen Kuppeln von Siv'Kaga, durch Paradimensional-Generatoren künstlich erzeugt.
Wir lebten also in einer vergleichsweise winzigen Enklave, einer Art hyperenergetischem Biotop, das mit der Außenwelt kaum etwas gemein hatte.
Wie wenig, begriff ich erst, nachdem wir die Schleuse in der Kuppelwand durchschritten hatten.
*
Zwar hatte mich Enguarti behutsam darauf vorbereitet.
»Die Welt draußen«, hatte er mir erläutert, »ist anders. Ganz anders. Wir vom Lichtvolk sagen dazu tymvryn, parakalt. Da draußen tritt die Hyperstrahlung nicht auf. Oder genauer gesagt, nur in einem so geringen Maß, dass selbst du sie kaum wahrzunehmen im Stande sein wirst.«
Ich wusste also, dass es außerhalb der Goldenen Kuppeln keinen Para-Staub gab.
Doch Wissen und Erfahren sind, da wirst du mir sicherlich beipflichten, zwei sehr verschiedene Paar Fußbekleidungsstücke.
Ich habe bereits erwähnt, dass ich von klein auf meine Hyperfühligkeit als unangenehm, ja als in schwer beschreibbarer Weise peinigend empfand. Anfangs hatte ich so stark darunter gelitten, dass meine körperliche Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen worden war. Später dann hatte ich, nicht zuletzt dank der Vorkehrungen meines Vaters, mit den lästigen, immerzu präsenten Schmerzen leben gelernt.
Nun aber waren sie auf einmal nicht mehr da. Wie von Gigantenhand weggewischt, jählings und brutal, sobald das Schleusenschott hinter uns zugefallen war.
Der Schock raubte mir beinah die Besinnung.
Wenn mich der seltsame, zu Beginn noch dazu vollkommen unerklärliche Schmerz, den ich in jeder Faser meines Körpers spürte, als Kleinkind halb umgebracht hatte, so versetzte mir nun sein plötzliches Fehlen einen fast noch gewaltigeren Schlag.
Kannst du dich daran erinnern, wie es war, als du zum ersten Mal schwerelos wurdest?
Siehst du – so selbstverständlich, wie allen planetengebundenen Lebewesen die Schwerkraft ist, war mir die Hyperstrahlung in den Goldenen Kuppeln erschienen.
Hier aber fühlte ich ... nichts.
Weniger, schlimmer noch: eine schreckliche, gähnende Leere. Ich vermeinte, ins Bodenlose zu stürzen. Ich fiel, fiel, fiel.
Mein Vater fing mich auf. Er stützte mich, hob mich hoch, drückte mich an sich, hielt mich fest und warm. Streichelte mich, sang mir beruhigend ins Ohr, mit seiner tiefen, unerschütterlichen Stimme: »Buntes, kleines Leuchtkind, brauchst keine Angst zu haben, Papa ist ja da ... Papa ist ja da ...«
Ich könnte nicht sagen, ob es Gefrin dauerte, Adrin oder bloß Ofrin, bis ich mich wieder so weit gefasst hatte, dass ich die Augen aufzumachen wagte.
An Vaters verhüllten Hals gepresst, linste ich in die Welt hinaus.
Sie war so kalt. So leer. So farblos. So ganz und gar nicht golden.
»Ich habe mich auch gefürchtet«, sagte Enguarti leise, »als ich zum ersten Mal hier war. Dabei war für mich der Unterschied sicher nicht annähernd so frappant wie für dich, Anguela. Meine Tymaxul ist ja viel schwächer als deine. Dennoch: Jede und jeder von uns, die wir in Siv'Kaga geboren sind, hat Ähnliches durchgemacht. Sogar deine Mutter.«
»Nein! Wirklich? Sogar Panige?«
»Gerade sie. Denn sie ist ebenfalls sehr hyperfühlig. Wenngleich nicht so sensibel wie du. Ich weiß nicht, ob jemals jemand so ...« Er stockte. »Sollen wir wieder zurückgehen?«
»Ja! – Aber«, sagte ich trotzig, »ich will es wieder versuchen. Bis es mir gar nichts mehr ausmacht und ich die Stadt Sivquox erforschen kann und den Planeten und das ganze Universum!«
Mein Vater drückte mich an sich. »Das ist die richtige Einstellung, Goldbub!«
Wir drehten uns um. Wie ein Gebirge schwang sich die Außenhülle der nächstgelegenen Kuppel vor uns empor, viele hundert Varnon hoch. Nach wenigen Schritten war ich wieder in Sicherheit, wieder geborgen, daheim im Tymcal, im Para-Staub.
*
Stell dir das Flirren von unzähligen gerade noch sichtbaren Staubteilchen im Gegenlicht vor, verbunden mit einem goldenen Flimmern, Schimmern und Funkeln, einem warmen, milden Leuchten, das von überall und nirgends zu kommen scheint.
So war das Licht in den Kuppeln von Siv'Kaga.
Wobei der Eindruck keineswegs rein optischer Natur war. Zu einem Teil entstand er auch nur im Bewusstsein des Beobachters.
Die von den Vaia'Kataan mittels der Tymzheen, der Paradim-Generatoren, erzeugte Hyperstrahlung erreichte einen solchen Sättigungsgrad, dass permanent Tymcal-Partikel ausfällten, aber auch augenblicklich wieder vergingen.
Es handelte sich also um Psi-Materie, die beständig zwischen dem verstofflichten und dem freien hyperenergetischen Zustand fluktuierte und auf diese Weise das behagliche, sowohl mit den Augen als auch mit dem Tymcal-Geflecht wahrnehmbare Flirren bewirkte, das uns Guyaam an die Calditische Sphäre der Alten Heimat erinnern sollte.
Wohlgemerkt, der Para-Staub war für uns Angehörige des Lichtvolks keineswegs so unmittelbar lebensnotwendig wie Atemluft, Trinkwasser oder Nahrung.
Wir starben nicht, wenn wir uns für gewisse Zeit in Biosphären ohne Tymcal aufhalten mussten. Oder jedenfalls nicht gleich.
Wohl aber wurden Guyar nach einer individuell verschiedenen Zeitspanne ohne Para-Staub im wahrsten Sinn des Wortes trübsinnig, und ihre Tymaxul, also die Fähigkeit des Hyperfühlens, begann zu verkümmern.
Schließlich siechten sie nur mehr als Schatten ihrer selbst dahin, und irgendwann erloschen sie, schon lange vor ihrer Zeit.
Falls