Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean. W. A. Hary

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Название Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean
Автор произведения W. A. Hary
Жанр Космическая фантастика
Серия
Издательство Космическая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783745208009



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ihm zu dumm kamen, und dafür brauchten sie gar nicht so viel zu tun. Er würde...

       »Sei gegrüßt, Fremdling!«, rief ihm einer der Kerle entgegen, bevor er das Boot verließ.

       Er hatte sich imposant aufgeplustert wie irgendein König aus fernster Vergangenheit oder aus so einem »verkotzten Bühnenstück«. Damit stach er deutlich aus allen anderen hervor.

       »Willkommen bei den Hundeaugen! Ich bin dein König, der Hundeaugen-Hans!«

       Sergeant Proll vergaß völlig, dass er eigentlich vor gehabt hatte, die Neuankömmlinge nach Strich und Faden zu verprügeln. Er war so sprachlos wie kaum jemals in seinem Piratenleben.

       Hundeaugen-Hans?

       Im Ernst?

      14

       Posh blieb nichts anderes übrig, als deutlich auf Abstand zu dem Boot zu gehen, ehe allein schon sein Anblick die Menschen darin am Ende tatsächlich noch umbrachte.

       »Habt keine Furcht!«, rief er ihnen zu. »Ich bin völlig harmlos!«

       Er spürte selbst, wie wenig sie ihm das glaubten, und spielte bereits mit dem Gedanken, sie entsprechend zu beeinflussen. Wie er es gewöhnt war bei Begegnungen mit anderen Wesen.

       Ja, er wusste aus Erfahrung, dass er mit seinem Aussehen zwangsläufig bei jedem nicht-insektoiden Betrachter Erschrecken, Abscheu und Ekel erzeugte. Man fühlte sich von ihm tödlich bedroht.

       Ohne seine besonderen Fähigkeiten hätte er das niemals überleben können. Er wusste ja von Rassengenossen, die diplomatisch unterwegs waren, dass sie sich entsprechend tarnen mussten, um akzeptiert werden zu können. Dann wussten ihre Gesprächspartner zwar um ihre Besonderheit, aber solange sie eine Art Schutzanzug an hatten, war das nicht weiter schlimm.

       In der Regel wurde das ganz einfach damit begründet, dass die Atmosphäre auf ihrem Heimatplaneten eine andere Zusammensetzung besaß, obwohl das natürlich eine Lüge war.

       Posh selber hatte eben jeden beeinflusst, der ihm begegnete, um sich zu schützen. Dabei hatte er das sehr vorsichtig dosieren müssen, um kein Aufsehen zu erregen. Nicht auszudenken, wenn man ihm auf die Schliche gekommen wäre. Sicherlich würde er schon lange nicht mehr leben.

       Bis er eines Tages in einer Kneipe in eine wüste Schlägerei geraten war: Sergeant Proll hatte einige der Kneipenbesucher übel aufgemischt, wobei Posh ernsthaft um sein Leben fürchten musste.

       Obwohl er menschengroß war, wog er nämlich nur knapp über zwanzig Kilo. Eine Eigenheit seiner Rasse. Dabei musste er ständig bemüht sein, nicht angerempelt zu werden, damit niemand merkte, dass er ein solches Leichtgewicht und somit jedem normalen Menschen körperlich deutlich unterlegen war. Er beeinflusste also nicht nur, um allen die Furcht, die Abscheu und den Ekel vor ihm zu nehmen, sondern um sie auf Abstand zu halten.

       Was er natürlich auch bei Sergeant Proll versucht hatte.

       Ohne Erfolg!

       Es war das erste Mal in seinem Leben gewesen, zumindest seit er seine besonderen Kräfte entdeckt hatte, die ihm mit der Zeit mehr und mehr erwachsen waren.

       Er konnte zwar die Gedanken von Sergeant Proll lesen, wenn er sich besonders anstrengte, aber eben die Beeinflussung klappte bei ihm nicht.

       Und noch etwas war seltsam bei der Begegnung mit Sergeant Proll: Er hatte nicht wie üblich Angst und Ekel vor ihm! Er war sogar ausgesprochen... freundlich zu Posh. Und das, obwohl er kurz zuvor einige seiner eigenen Rassengenossen ordentlich versohlt hatte. Dass sogar der Wirt vor ihm Angst hatte und lieber mal nicht die Polizei rief. Zumal Sergeant Proll ihm versprach, die Verprügelten würden für jeglichen Schaden aufkommen. Immerhin wären sie ja selber schuld gewesen, weil sie es gewagt hatten, ihn zu provozieren.

       Und dann hatte er sich näher mit Posh beschäftigt, weil er sich darüber wunderte, wieso ein Insektenmensch frei herumlaufen konnte, ohne sich zu verhüllen, und sogar eine öffentliche Kneipe besuchte, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt.

       Posh hatte nun seinerseits Angst vor Proll. Dieser aber lachte nur und erklärte ihm, dass er persönlich bereits auf dem Heimatplaneten von Posh gewesen war, seine Rasse also kannte und deshalb wusste, dass sie allesamt nur furchtbar aussahen, aber – so wörtlich – trotzdem ausnahmslos liebe und nette Kerle wären.

       Zum ersten Mal in seinem Leben gewann Posh so etwas wie Zutrauen zu einem anderen Wesen. Soviel Zutrauen hatte er noch nicht einmal seinen eigenen Rassegenossen gegenüber verspürt.

       Er hatte sogar gegenüber Sergeant Proll zugegeben, dass er sich nur deshalb hier so frei bewegen konnte, weil er alle entsprechend beeinflusste.

       Das hatte Proll doch ziemlich irritiert, und er hatte natürlich gefragt, ob Posh ihn ebenfalls beeinflussen würde.

       Posh hatte zugegeben, dass dies bei Sergeant Proll gar nicht möglich war. Zumindest nicht in der üblichen leichten Art und Weise. Wenn er vielleicht seine Bemühungen entsprechend verstärken würde...

       Sergeant Proll hatte mit beiden Händen dankend abgewunken. Und seitdem waren sie Freunde.

       Damals hatte Proll nur noch eines interessiert, ehe sie gemeinsam weitergezogen waren:

       »Bist du nun männlich oder weiblich?«

       Das hatte Posh gewundert, war doch Sergeant Proll nach eigenem Bekunden bereits persönlich auf seiner Heimatwelt gewesen.

       »Männlich natürlich! Wie jeder meiner Art!«

       »Ah, das wollte ich nur noch wissen«, bekannte Sergeant Proll. »Man hat es mir zwar schon auf deiner Heimatwelt erklärt, aber ich wollte es irgendwie nicht glauben. Zumal man sich weigerte, mir zu erzählen, wie ihr euch überhaupt fortpflanzt.«

       Posh hatte damit keine Probleme. Wieso auch? Obwohl er wusste, dass alle seiner Artgenossen normalerweise tatsächlich ein Problem damit hatten. Aber er hatte ja allem entsagt und war von dort geflohen, weil er es nicht mehr länger ausgehalten hatte.

       »Wir leben als einzelne Völker mit je einer Brutkönigin!«, sagte er, wobei Sergeant Proll große Augen machte und seine Kinnlade herunterklappen ließ.

       »Echt jetzt?«

       »Ja, echt!«, betonte Posh. »Die Brutkönigin ist riesig. Sie kann viele tausend Eier legen und verbraucht dabei natürlich auch viele tausend Besamer.«

       »Und du? Hast du auch mal...?«

       Posh hatte sich längst angewöhnt, dann das Lachen eines Menschen nachzuahmen, wenn es angebracht erschien, obwohl er eine ganz andere Art von Heiterkeit pflegte, nicht vergleichbar mit der Heiterkeit eines Menschen. Jetzt bewies er das Sergeant Proll gegenüber.

       »Natürlich nicht. Ich war noch viel zu jung, als ich abgehauen bin. Dazu muss man erst mal die Rituale zur Männlichkeit überstehen, und das ist nicht ganz so einfach wie es sich anhört. Das sind äußerst harte Prüfungen. Nur die wirklich Besten dürfen die Königin begatten, damit die Brut nicht an Qualität verliert.«

       »Krass!«, hatte Sergeant Proll fassungslos kommentiert. »Kein Wunder, dass mir das keiner sagen wollte. Das waren anscheinend welche, die diese Rituale beziehungsweise Prüfungen nicht bestanden haben oder wie?«

       »Durchaus möglich. Keine Ahnung. Mir persönlich ist das völlig egal. Was glaubst du wohl, wieso ich nicht mehr dort lebe, sondern hier bin?«

       Es hatte danach weitere Jahre gedauert, bis sie den Raumbären gefunden hatten, der sich Per-nat nannte, und der genauso immun gegen die Beeinflussung war wie Sergeant Proll.

       Das Trio war entstanden, das über Jahrzehnte hinweg schließlich das Imperium als Piraten unsicher gemacht hatte. Mit einem Raumschiff der Flotte, das sie nur hatten stehlen können, weil Posh seine besondere Begabung eingesetzt hatte.