Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean. W. A. Hary

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Название Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean
Автор произведения W. A. Hary
Жанр Космическая фантастика
Серия
Издательство Космическая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783745208009



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Angriff sah es tatsächlich aus. Denn es war zuvor kein Anruf erfolgt. Nichts und niemand hatte sich gezeigt.

       »Scheiße!«, brüllte Captain Dawn unkonventionell. Nicht weil er etwa die Nerven verlor, denn dazu musste es schon wesentlich heftiger kommen, sondern weil er sich einfach maßlos darüber ärgerte, dass man sie praktisch blind in die Falle hatte tappen lassen, ohne jegliche Hinweise. Als wäre Wolfhard-14 einfach nur eine zwar belebte aber ansonsten unbewohnte Welt, die es lediglich zu erforschen galt, also ganz klar eine Welt ohne intelligentes Leben.

       Nichts dergleichen! Wie sonst hätten sie dann den Rotalarm auslösen müssen?

       Und dieser war rechtzeitig ausgelöst worden, weil sie Danza mit an Bord haben.

       »Es nutzt nichts!«, sagte diese jedoch resignierend.

       »Was nutzt nichts?«, fauchte Fay Wray, die sich wünschte, Danza würde sich einmal klarer ausdrücken.

       Da sah sie es selbst:

       Einer der kleinen, tropfenförmigen und mit keinem erkennbaren Antrieb ausgestatteten Flugkörper war schneller als alle anderen. Insgesamt waren es fünf. Er erreichte den Schutzschirm, blitzte kurz auf, aber nicht, weil der Schutzschirm den Durchbruch verhinderte, ganz im Gegenteil: Das Beiboot hatte einen eigenen Schutzschirm, der sich innerhalb von Nanosekunden an den Schutzschirm der Stormraider anpasste, ja, regelrecht damit verschmolz, um so ungehindert weiterfliegen zu können, als würde es überhaupt keinen Schutzschirm geben.

       Im nächsten Moment schlug das Beiboot in die Hülle der Stormraider ein. Nicht, um sie völlig zu durchstoßen. Nein, die Kontrollen zeigten es deutlich: Um sich darin festzukrallen, wie eine Zecke im Fleisch ihres Opfers.

       Die nächsten Zecken folgten bereits. Eine nach dem anderen schlug in die Außenhülle ein. Die Stormraider war ja sowieso fast ungeschützt, weil sie eben kein echtes Kriegsschiff war, sondern ein Schiff der Entdeckerklasse. Dass sie überhaupt einen Schutzschirm besaß, war schon ein echter Gewinn, obwohl er in diesem Fall völlig nutzlos war.

       Die winzigen Beiboote hatten sich festgekrallt, und die Besatzung der Stormraider hatte nicht die geringste Ahnung, was das alles überhaupt sollte.

       »Sie sind schon vor uns her gekommen!«, berichtete Danza mit emotionslos klingender Stimme.

       »Wer denn?«, schrie Captain Dawn sie an.

       »Die Fremden!«, antwortete Danza, und sie alle wurden dadurch auch nicht schlauer als zuvor.

      3

       Fay Wray hatte noch niemals von einem auch nur ähnlichen Fall gehört. Sie reagierte dennoch mit der Präzision eines Uhrwerks, womit sie bewies, dass sie ihres Postens mehr als würdig war.

       Ihre Befehle knallten durch die Zentrale. Ihre Soldaten waren sowieso in Bereitschaft, wie die Situation es erforderte.

       Die Namen der Unterführer hatte sie sich längst eingeprägt. Sie wies fünf der Kommandos an, die für die Auswerfer bestimmt waren.

       Auch der Captain reagierte. Da es sich erwiesen hatte, wie wertlos die Schutzschirme waren, ließ er sie erlöschen, damit die Energie für die Waffensysteme zur Verfügung stand. Das konnte er veranlassen, auch wenn dafür in erster Linie der Sicherheitsoffizier zuständig war.

       Allerdings: Wogegen sollten sich die schiffseigenen Waffensysteme eigentlich wenden, wenn da offenbar überhaupt nichts war außer den fünf »Zecken«? Und die Stormraider konnte sich ja schlecht selber unter Beschuss nehmen.

       Dank der Kontrollen wusste Fay Wray zumindest, wo die Angreifer sich in die Außenhülle gekrallt hatten. Dass sie jetzt dabei waren, sich in das Innere durchzubohren, ohne dass Atmosphäre entweichen konnte, gerade wie es Insekten taten bei ihrem Opfer, änderte nichts an ihren Befehlen:

       Sie schickte die entsprechenden Soldateneinheiten an die entsprechenden Stellen innerhalb des Schiffes, um den Angreifern einen im wahrsten Sinne des Wortes heißen Empfang zu bereiten.

       Die Trooper waren bis an die Zähne bewaffnet. Zwar stand ihr nur eine Hundertschaft zur Verfügung anstelle von mindestens tausend Soldaten auf einem richtigen Kriegsschiff, aber das musste genügen. Dafür war halt auch die Stormraider bei weitem nicht so groß wie ein Kriegsschiff.

       Captain Dawn wandte sich indessen an den Chefwissenschaftler, der sich bei ihnen in der Zentrale befand. Der ältere Mann mit dem schütteren Haar und dem zerzausten Bart wackelte lediglich mit dem Kopf. Das war seine einzige Reaktion auf die Vorkommnisse. Zumindest war es das, was man ihm ansehen konnte. In seinem Innern indessen schien das reine Chaos zu herrschen, das ihn daran hinderte, überhaupt nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.

       Der arme Mann war naturgemäß völlig überfordert.

       »Ihre Leute sollen sich einigeln!«, wies Dawan ihn an.

       Der Chefwissenschaftler reagierte gar nicht.

       Captain Dawn grübelte darüber nach, wie der Mann eigentlich hieß. Es wollte ihm in dieser Stresssituation einfach nicht einfallen.

       »Hören Sie?«, brüllte er jetzt.

       Der Chefwissenschaftler zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb.

       »Ja?«

       »Sie sollen Ihre Leute anweisen, sich ein-zu-igeln. Kapiert?«

       »Einigeln? Was ist das?«

       »Bei Setna, dem allmächtigen Weltraumgott...«

       Captain Dawn hieb auf den Sprechknopf für den Innercom, und im nächsten Moment hallte seine Stimme durch das gesamte Schiff:

       »Wissenschaftler bleiben in ihren Kabinen. Von innen absperren. Schiff ist in unmittelbarer Gefahr. Angreifer unbekannt. Unbedingt einigeln und nicht rühren, bis Entwarnung erfolgt.

       Besatzungsmitglieder: Alle auf eure Posten. Ihr wisst, was zu tun ist, und wenn einer dieser verdammten Wissenschaftler außerhalb seiner zugewiesenen Kabine auftaucht: einsperren! Ich wiederhole...«

       Da erst erwachte der Chefwissenschaftler aus seiner Erstarrung. Er schickte sich an, den gleichen Befehl zu wiederholen, aber Captain Dawn winkte einfach nur ab.

       Verdattert blieb der Wissenschaftler auf seinem Platz.

       Der Außerordentliche Offizier Danza trat vor.

       »Es hat alles keinen Zweck. Die Fremden sind uns überlegen.«

       »Das kannst du herausfinden, Danza? Einfach so? Schnell! Berichte!«

       »Ich – ich kann ihre Gedanken nicht lesen.«

       »Du kannst Gedanken lesen?«, entfuhr es der erschrockenen Fay Wray, aber sie schüttelte den Kopf und sagte sich im Stillen:

       Logisch, was denn sonst? Sie ist schließlich Danza, ein Geschöpf halb Mensch und halb Alien...

       Danza ging gar nicht auf die Frage ein.

       »Als hätten die Fremden gar keine Gedanken. Als wäre ihr Gehirn leer. Haben sie überhaupt ein... Gehirn?«

      4

       Endlich fiel Captain Dawn ein, wie der Chefwissenschaftler hieß:

       »Professor Carl Segal, hören Sie?«

       »Ja?«, murmelte der alte Mann verdattert.

       »Strengen Sie Ihr Hirn an, verdammt. Was geht da vor? Wie ist das zu erklären?«

       »Nun – äh – ich... Äh, immerhin...«

       »Was denn nun?«

       »Der Planet sollte unbewohnt sein.«

       »Sollte, ist aber nicht. Und wieso wissen wir nichts