Lost & Dark Places Berlin. Christine Volpert

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Название Lost & Dark Places Berlin
Автор произведения Christine Volpert
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783734322068



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       Nicht alle Türen führen zum Ziel.

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       Immer gut zu wissen, wo der Notausgang ist.

      Pläne für eine Umgestaltung des Geländes Mit der Wiedervereinigung wuchs die Ungewissheit über die Zukunft des Geländes. Im Jahr 1990 stellte man das Bötzow-Areal unter Denkmalschutz und in den Folgejahren wechselte es mehrfach den Besitzer. Das Grundstück erfuhr verschiedene Zwischennutzungen, bis es Ende 2010 vom Unternehmer Hans Georg Näder erworben wurde. Zusammen mit dem Architekten David Chipperfield, der die Sanierung des Neuen Museums und den Bau der James-Simon-Galerie in Berlin verantwortete, möchte er das Areal für die zukünftige Nutzung umgestalten. Die ursprüngliche Bausubstanz mit ihren großen Freiflächen wird, so der Plan, weitestgehend erhalten bleiben und auch ein Biergarten soll hier wieder entstehen.

       Das besondere Erlebnis

      In der näheren Umgebung, also fußläufig, gelangen Sie zum Kollwitzplatz mit seinem Wochenmarkt, zahlreichen Cafés und Restaurants sowie den vielen kleinen, inhabergeführten Geschäften, die zum Bummeln einladen. Die etwas turbulentere Schönhauser Allee und der Alexanderplatz sind ebenfalls nicht weit entfernt. Sollten Sie es etwas ruhiger mögen, empfiehlt sich ein Spaziergang zum Volkspark Friedrichshain.

      2 Verblasste Strahlkraft

      Kernkraftwerk Rheinsberg

       Was passiert eigentlich mit stillgelegten Kernkraftwerken? In Rheinsberg, im Norden von Brandenburg, kann man sich dies zum Beispiel bei einer Führung ansehen.

      Rheinsberg, Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Brandenburg Ort Am Nehmitz See 1, 16831 Rheinsberg GPS 53.1478055, 12.9882277 Anfahrt Mit dem Auto über die B167 bis Gransee, dann weiter auf der L222. In Stechlin links abbiegen auf die Roofenstraße. Dieser Straße folgen Sie ca. 4 km.

      Kraftwerk mit Aussicht Es ist idyllisch gelegen zwischen Großem Stechlinsee und Nehmitzsee, umgeben von Wald und Natur – das ehemalige Kernkraftwerk Rheinsberg. Man würde es vielleicht nicht vermuten, aber hier, hoch oben im Norden von Brandenburg, befindet sich das erste kommerziell genutzte Kernkraftwerk der ehemaligen DDR. Im Mai 1966 wurde es feierlich in Betrieb genommen, der Dauerbetrieb begann dann im Oktober 1966. Angedacht war zunächst eine Laufzeit von 20 Jahren. Nach aufwendigen Rekonstruktionsarbeiten konnte diese dann 1986 um weitere fünf Jahre verlängert werden. Die eigentliche Abschaltung sollte somit 1992 erfolgen. Nach 24 Jahren wurde es wegen anstehender umfangreicher Anpassungen im Zuge nunmehr geltender gesamt-deutscher Gesetzgebung (AtG) bereits 1990 geschlossen und abgewickelt.

      Eines der ersten Versuchs- und Forschungskraftwerke weltweit Hier kam auch der erste Kernreaktor, der von der Sowjetunion exportiert wurde, zum Einsatz. Neben der Stromerzeugung war dieses Kraftwerk auch eine wichtige Forschungs- und Ausbildungsstätte in der DDR. Getreu dem Motto »Vorwärts immer, rückwärts nimmer« wurden in dem VE Kombinat Kernkraftwerke Bruno Leuschner einst Atome gespalten, um die DDR mit Energie zu versorgen. Für die über 600 Mitarbeiter des Betriebs baute man in der Stadt Rheinsberg eine eigene Wohnsiedlung. Bis zum Zeitpunkt seiner Schließung leistete das Kraftwerk etwa 130.000 Betriebsstunden.

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       Die Schaltzentrale des Kernkraftwerks

      Demontage des Reaktors Viele Teile des Kraftwerks sind im Lauf der Jahre demontiert und zerlegt worden. Dies geht bei einem Gebäude dieses Typs jedoch selten problemlos vonstatten. Verschiedene Materialien erfordern unterschiedliche Herangehensweisen. Beton zerschneidet man mit diamantbeschichteten Sägen, Stahl wird mithilfe von Trennschleifern (sog. Flexen) zerlegt. Die Demontage des Reaktorbehälters war hierbei jedoch die eigentliche Mammutaufgabe. Um zunächst den Ausbau der Einbauten zu bewerkstelligen, wurden die Abklingbecken in der Reaktorhalle vollständig mit Wasser geflutet. Über einen Leitstand zwischen Reaktorhalle und Maschinenhaus konnte man dann mittels Kamera und Joystick die Ausbauarbeiten steuern. Für die eigentliche Zerlegung der Reaktoreinbauten unter Wasser wurden spezielle Sägen sowie ein Plasmaschneider verwendet. Die hohe Energiedichte des vom Plasmaschneider erzeugten Lichtbogens lässt das Material regelrecht schmelzen. Der Reaktorbehälter selbst wurde ins Zwischenlager Lubmin in der Nähe von Greifswald gebracht.

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       Seit 30 Jahren steht das Werk nun still.

      Kontaminierte Gebäude In einigen Bereichen des Kernkraftwerks muss man auch heute Schutzkleidung tragen, da sie noch immer radioaktiv belastet sind. Teilnehmer einer Führung, die hier regelmäßig angeboten wird, müssen diesbezüglich aber keine Angst haben. Seit der Schließung 1990 steht der Betrieb jedoch keineswegs still. Im Gegenteil. Von den einst über 600 Mitarbeitern sind mehr als 100 nach wie vor hier beschäftigt. Damit zählt dieses stillgelegte Kernkraftwerk zu den wichtigsten Arbeitgebern im Ruppiner Land. Die verbleibenden Mitarbeiter sind auch 30 Jahre nach der Betriebsschließung mit dem Rückbau beschäftigt, der wohl noch viele Jahre dauern wird. Ziel des Rückbaus ist die Entlassung aus dem AtG (Atomgesetz). Um dies zu erreichen, müssen sämtliche Gebäude vollständig dekontaminiert sein. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, denn in Rheinsberg genügt es nicht, lediglich die Böden, Decken und Wände zu reinigen. Es müssen auch sämtliche Leitungen in den Gebäuden auf Kontamination geprüft werden – und diese wurden zum Schutz vor radioaktiven Partikeln eingemauert.

      Langer Rückbau des Kernkraftwerks Schätzungen zufolge wird es wohl noch 15 Jahre oder sogar länger dauern, bis Rheinsberg abgebaut ist. Das wären dann über 40 Jahre Rückbau, während der Bau nur sechs Jahre gedauert hat. Die Gesamtkosten des Rückbaus schätzt der Betreiber, die EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH, auf etwa eine Milliarde Euro. Für eine Nachnutzung gibt es derzeit keine Pläne.

       Das besondere Erlebnis

      Das Kernkraftwerk kann heute im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Über die aktuellen Führungen informiert die Webseite der EWN (siehe unten). Auf dem Rundgang hat man die einmalige Möglichkeit, ein Kernkraftwerk von innen zu sehen. Besonders interessant ist dabei die Schaltzentrale, auch Blockwarte genannt, von der aus alles überwacht wurde. Die Führung ist kostenlos, eine Anmeldung ist erforderlich unter: www.ewn-gmbh.de oder Tel.: 033931/572 03.

      3 Darauf hat Berlin gebaut

      Museumspark Rüdersdorf

       Bauwerke wie das Brandenburger Tor, das Berliner Olympiastadion und Schloss Sanssouci würde es ohne den Rüdersdorfer Kalkstein heute wohl nicht geben.

      Rüdersdorf, Märkisch-Oderland, Brandenburg Ort Heinitzstraße 9, 15562 Rüdersdorf GPS 52.476015, 13.778149 Anfahrt Mit der S3 bis Friedrichshagen und von dort mit der Straßenbahnlinie 88 bis zum Halt Heinitzstraße in Rüdersdorf. Oder mit dem RE1 bzw. der S3 bis Erkner und dann mit dem Bus 950 bis zum Halt Landhof in Rüdersdorf. Bei Anreise mit dem Auto über die A10 an der Anschlussstelle Rüdersdorf abfahren und den Hinweisschildern folgen.

      Museum der besonderen Art Bergbau in Brandenburg? Manche Dinge liegen tatsächlich näher, als man denkt. Der Tagebau ist nach wie vor aktiv und das Zementwerk Rüdersdorf exportiert seinen Zement von hier nach ganz Europa. Noch beeindruckender ist aber der unmittelbar neben dem Tagebau gelegene 17 Hektar große Museumspark Rüdersdorf.