Название | Von den Einrichtungen der Klöster |
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Автор произведения | Johannes Cassianus |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Die Schriften der Kirchenväter |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783849659936 |
4. Die Kapuze (cucullus) der Ägyptier.
Die Kleidung der ägyptischen Mönche hat einige Eigenthümlichkeiten, welche weniger die Sorge für den Körper bezwecken, als vielmehr Spiegelbilder der Sitten sein sollen, um so die Einfalt und Unschuld ihrer Lebensweise auch in der Kleidung beständig Tag und Nacht festzuhalten. Sie tragen nämlich ganz kleine bis zum Nacken reichende Kapuzen, die nur das Haupt bedecken. Dieß thun sie, damit, während sie die Kleidung der Kinder nachahmen, sie stets daran denken sollen, auch die Unschuld und Einfalt der Kinder zu bewahren. Darum singen sie, zur Kindheit, die Christus verlangt, zurückgekehrt, zu allen Stunden mit Inbrunst und Andacht: „Herr! Nicht ist mein Herz stolz, noch sind meine Augen erhoben, noch habe ich gewandelt in Großem und Wunderbarem, was über mir ist: fürwahr, demüthig ist mein Sinnen, und meine Seele erheb’ ich nicht, wie das entwöhnte Kind ist bei der Mutter.6
5. Das Untergewand der ägyptischen Mönche.
Sie ziehen ein leinenes Untergewand (colobium) mit Ärmeln an, welche kaum bis zu den Ellenbogen herabreichen; im Übrigen lassen sie die Arme unbedeckt. Der Umstand, daß ihnen die Aermel gleichsam abgeschnitten sind, soll sie mahnen, für immer von den Händeln und Werken dieser Welt losgerissen zu bleiben; und das Linnengewand, das sie umhüllt, soll sie erinnern, daß sie von allem irdischen Verkehr abgeschnitten sind, und auf diese Weise sollen sie täglich auf den Apostel hören, der ihnen sagt: „Tödtet euere Glieder, welche über der Erde sind!”7 Ferner soll ihnen diese Kleidung zurufen: „Ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen in Christo.”8 Und wiederum: „Ich lebe zwar, aber nicht ich, es lebt aber in mir Christus; denn mir ist die Welt gekreuzigt, und ich der Welt.”9
6. Die Armschnüren (rebrachiatoria).
Sie tragen auch zweifache Schnüren aus wollenem Faden gewoben, welche die Griechen „ἀναβολαί” [anabolai], wir aber Schurzgürtel oder Schlingen zum Aufziehen der Gewänder nennen können. Dieselben laufen oben vom Nacken herab und am Halse nach den Seiten hin getheilt schlingen sie sich um beide Hüften, schürzen die weiten und langen Gewänder herauf und schließen dieselben enger an den Körper. Auf diese Weise werden die Arme frei, und die Mönche können ungehindert ihre Handarbeit verrichten, wozu sie der Apostel mit den Worten ermahnt: „Nicht bloß mir, sondern auch Denen, welche bei mir sind, haben diese Hände gedient, und wir haben von Niemand Brod umsonst gegessen, sondern in Mühe und Beschwerde haben wir Tag und Nacht gearbeitet, um Keinem zur Last zu fallen;”10 und: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.”11
7. Das Schultergewand (mafors).
Sodann bedecken sie Hals und Schultern mit einem engen Mäntelchen, welches in unserer wie in ihrer Sprache „mafors” heißt. Sie thun Dieß sowohl aus Bescheidenheit in der Kleidung als aus Sparsamkeit; denn sie sparen hier durch die Ausgaben für die weiten und theuren Mäntel und halten eben darum auch die Eitelkeit von sich fern.
8. Das Ziegenfell.
Als letztes Kleidungsstück ist zu erwähnen das Ziegenfell, welches „melotes vel pera“ genannt wird, und ausserdem noch ein Stab. Solches tragen sie, um die Begründer des Klosterlebens im alten Bunde nachzuahmen. Von diesen sagt bekanntlich der Apostel: „Sie wandelten umher in Ziegenfellen, arm, bedrängt, verunglimpft; die Welt war ihrer nicht werth; sie irrten umher in den Einöden, in Gebirgen und Schluchten, in den Höhlen der Erde.“12 Dieses Gewand aus Ziegenfell bedeutet, daß sie ihre Glieder gegen alle fleischlichen Lüste abtödten und mit dem höchsten Ernste sich in der Tugend befestigen sollen, und daß Nichts mehr von dem Ungestüm und der Leidenschaft der Jugend und der früheren Wankelmüthigkeit an ihrem Leibe Platz haben darf.
9. Der Stab.
Daß jene Männer des alten Bundes einen Stab zu führen gewohnt waren, das zeigt uns z. B. Elisäus, wenn er seinen Diener Giezi ausschickt, um den Sohn eines Weibes zum Leben zu erwecken, und zu ihm spricht: „Nimm meinen Stab, geh’ eilig hin und lege ihn auf das Angesicht des Knaben, auf daß er lebe.“13 Er hätte Dieß gewiß nicht thun können, wenn er nicht die Gewohnheit gehabt, den Stab in seiner Hand zu tragen. Das Führen des Stabes aber hat den geistigen Sinn, daß die Mönche in so vielen Versuchungen, welche sie wie Hunde anbellen, und unter