Название | Die Goldminen von Midian |
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Автор произведения | Richard Francis Burton |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843806770 |
»Semper Libya novi aliquid parit«, sagt der Historiker – und niemals hat Libyen etwas glücklicher hervorgebracht als jenen neuen Hafen.
Besagte Verbesserungen, die in Alexandria wirklich diesen häufig missbrauchten Begriff verdienen, finden sich vor allem um die Place de Consuls, jetzt Méhémet-Ali-Platz genannt. Im Jahr 1853 war dieser große rechteckige Platz eine kahle, von Winden gepeitschte, unfruchtbare Wildnis, die abwechselnd von Staub und dunklem Schlamm bedeckt wurde. Seitdem nun Europa die Sache in die Hand genommen hat, entwickelte er sich zu einem hochgeschätzten Ort, gesäumt von Bürgersteigen und Gehwegen aus Stein. Die den Spaziergängern vorbehaltene innere Fläche, wo der Turban tragende Napoleon inmitten von grünenden Bäumen und fließendem Wasser auf seinem arabischen Ross sitzt, ist von Pfählen und Ketten eingefasst, und allenfalls der verschwenderische Umgang mit Metall dürfte hier als sündhaft bezeichnet werden: Sie sind massiv genug für den Notanker eines Panzerschiffes, und die mächtigen Spitzen erinnern gruselig an die Mamelukenbeys und ihre bevorzugte Bestrafungsart, welche – ohne Musurus Pascha zu nahe treten zu wollen – nicht gänzlich aus der Mode gekommen ist. Den runden weißen Bassins mangelt es nicht länger an Wasser. Es gibt kioskartige Musikpavillons, wo Musik die schönen Sommernächte belebt; die englische Kirche erscheint weniger hausbacken-hässlich, als ihr gewöhnlich nachgesagt wird, und der hellblaue Palazzo Tositza am östlichen Ende beherbergt eine hinlänglich funktionierende Stadtverwaltung sowie den Gerichtshof. Obwohl es die britische Art ist, außerhalb der Stadt zu leben, sind die alten, nach Norden gerichteten Palazzi groß und komfortabel, da sie die Meeresbrise einfangen und zugleich die Sonne ausschließen.
Aber Alexandria wird, gleich Damaskus und ähnlichen Orten, mehr von dem Land-Reisenden geschätzt, der auf anderem Wege eintrifft, wie auch von dem Zurückkehrenden, der die Stadt von Süden her betritt. Die Kairo-Eisenbahnlinie zeigt sich allen anderen weit überlegen: Selbst die von Einheimischen benutzten Bummelzüge sind pünktlich, und die Postzüge legen ihre 131 Meilen in viereinhalb Stunden zurück. In der warmen Jahreszeit ist die erste leichte Meeresbrise so erfreulich wie das erste Glas Nilwasser, und der Anblick des Máryút-Sees erfrischt Orientalen und Abendländern gleichermaßen das Auge, das unter dem blendenden Licht von Kairo und der Wüste gelitten hat. Die Hauptstraßen sind ebenfalls nach der Mode italienischer Städte mit großen Steintafeln aus jenem eolithischen Sandstein gepflastert, mit dem Triest noch immer einen schwunghaften Handel treibt. Die Häuser sind nummeriert, obwohl die Hauptverkehrsstraßen keine Namen haben.
Die europäischen Geschäfte präsentieren sich wie Kaufläden – nicht wie die erbärmlichen französischen Marktbuden der Hauptstadt, wo einem für drittklassige Artikel erstklassige Pariser Preise berechnet werden. Das »Einkaufen« ist in der Tat in ganz Ägypten ein teurer und unbefriedigender Zeitvertreib: Bei Ebners Buchhandlung in Kairo wurde ich um zehn Franken für die letzte Druckschrift meines Freundes Brugsch-Bey erleichtert, welche Leipzig für fünfeinhalb Franken verkauft, während die Zentralapotheke mir vier Franken für Augentropfen – ein halbes Quäntchen Borax in einer Rosenwasser-Phiole – abverlangte.
Der »Kanal der zwei Meere« (Suezkanal) war das erste Unglück für Alexandria, welches einmal so stolz auf seine Vorrangstellung als Hafen-Hauptstadt der Levante war. Der Hafen hatte sich zum erfolgreichen Rivalen von Algier und Smyrna entwickelt. Dem folgte am 19. April ein weiterer Schock, als der Süßwasserkanal »El Ismaelíyyeh«, der den Nil bei Kairo mit dem Timsáh-See verbindet, das Gebiet mit seinen Importen und Exporten auf den absolut kleinsten Umkreis beschränkte. Die Stadt ist arm, und ihre Armut greift um sich.
Ihr bleibt nun nichts anderes übrig, als Fisch aus dem Fieber ausbrütenden Máryút-See gegen Getreide, Wein und Öl zu tauschen, wie es mehr als eine englische Handelsgesellschaft vorgeschlagen hat. Das schwindende Fahrgastaufkommen jedoch macht die Hotels weit angenehmer und bequemer als ehedem.
Doch leider muss ich sagen, dass die Aussicht auf Bankrott keineswegs dazu angetan war, die Lebensgeister von Alexandria zu wecken. Die »Araber«, wie die Ägypter genannt werden – wahrscheinlich weil so wenig arabisches Blut in ihren Adern fließt –, sind mürrisch, und der umtriebige Stamm der Levantiner ist noch verdrießlicher. Bei einem Dschihad, einem heiligen Krieg, und dem drohenden Entfalten des Chirqa Scheríf – des heiligen und apostolischen Banners – werden die Muslime Schutz gegen die Christen anfordern. Kairo ist in Glaubensfragen immer schon gleichgültig gewesen, während Suez nach wie vor fanatisch »gläubig« ist.
Die neue Polizei in Alexandria hat einiges zur Verminderung der Plage getan, welche jeder Fremde in der »düsteren und herzbedrückenden Stadt« des Jahres 1852 zu beklagen hatte. Als der Handel mit Baumwolle und Getreide den Hafen bereicherte, verkam sie zum Diebesnest – zur gewöhnlichen Gosse für all den Abschaum und Auswurf des Mittelmeeres. Ab und an wurden energische Maßnahmen gegen die griechischen und italienischen Proleten mit ihren schnellen Messern ergriffen: Man wies sie aus, aber irgendwie gelang es ihnen, immer wieder zurückzukommen. Während meiner letzten zwei Besuche bemerkte ich jedoch eine deutliche Verbesserung in dieser Hinsicht, und zweifellos wird die Zeit das Ihre dazu tun.
Der Zustrom von Ausländern birgt gewiss Nachteile – dennoch dürfen wir unsere Augen nicht vor der Kehrseite der Medaille verschließen. Man vergleiche Ägyptens aufstrebende Hauptstadt, seinen ausgezeichneten Hafen, seinen Meeresund Süßwasser-Kanal sowie seine fünfzehn Eisenbahnlinien mit dem unglücklichen Syrien, dessen Beirut lediglich ein Dorfhafen und dessen Hauptstadt Damaskus, das »Auge des Orients«, ein baufälliger Haufen geworden ist. Seit jenen Tagen, als Ibrahim Pascha Ägypten durch Eroberungsfeldzüge zu erweitern und mit Verwaltungsreformen und verschiedenen fortschrittlichen Maßnahmen zu modernisieren suchte, kann das Heilige Land kein einziges bedeutendes öffentliches Bauwerk mehr vorweisen außer denjenigen, die ihm von den Ägyptern selbst vermacht wurden. Ibrahim Paschas Bestrebungen wurden allerdings von Lord Palmerston vereitelt, der drohte, »Mohammed Ali in den Nil zu werfen«, und dabei unabsichtlich zum Helfershelfer Russlands wurde.
Nil-Landschaft
Hätte sich Letzterer in Stambul auf den Thron gesetzt, wäre die Türkei nicht zum hoffnungslose Bankrotteur geworden – ein erobertes Königreich und Schatten seines früheren Selbst.
Die Hauptaufregung in Alexandria verursachte selbst in jenen Tagen, als die Russen am 24. April den Pruth überquerten, die große Obeliskenfrage. Mohammed Ali Pascha hatte 1801 England den Zwillingsobelisken von »Kleopatras Nadel« angeboten, der einmal den Tempel des Sonnengottes Tom in On (Heliopolis), der Stadt der untergehenden Sonne, zierte; aber England, von liberalen Wirtschaftsideen geplagt und zu arm, um 10 000 Pfund zu zahlen, hatte das Geschenk abgelehnt, das infolgedessen null und nichtig geworden war. Das Angebot wurde durch Scheríf Pascha unter dem gegenwärtigen Vizekönig wiederholt und diesmal angenommen – obwohl die Oberfläche des Obelisken im Laufe von 3500 Jahren stark gelitten hatte. Auf der nach Norden weisenden Seite ist nur die Kartusche Pharao Thuthmoses’ III. gut erhalten. Von der Unterseite, die im Erdboden gelegen hat, wurde die Erde abgekratzt, und einer örtlichen Legende zufolge kroch eine königliche Hoheit persönlich unter den »hässlichen alten Felsblock« – wie eine englische Zeitung ihn profan bezeichnet –, um festzustellen, dass der Stein in seinem feuchten Grab keinen ernsthaften Schaden gelitten hat. Ist außerdem Dr. Richard Lepsius nicht jederzeit bereit, Obeliskenschäden aller Art zu restaurieren? Anfang 1877 trat der Streit um die Große Nadel in eine absonderliche Phase, denn nun ging es