Die Goldminen von Midian. Richard Francis Burton

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Название Die Goldminen von Midian
Автор произведения Richard Francis Burton
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783843806770



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angesammelt, weil das Geld knapp ist, dafür aber stetig; und die zahlreichen hochgebildeten amerikanischen Offiziere, welche aus dem Inneren Afrikas an ihren ausgezeichneten Inspekteur General Stone (Pascha) berichten, werden dazu originäre Beiträge in großer Vielfalt und Menge liefern. Die Société schlägt auch vor, Reisende aller Nationen, die beabsichtigen, in das Herz Afrikas vorzudringen, mit Rat, Landkarten, Plänen und anderen Notwendigkeiten zu unterstützen. Dies ist augenscheinlich die wichtigste ihrer Aufgaben. Möchtegernmonopolisten werden sich über kurz oder lang einstellen, aber wir wollen darauf vertrauen, dass sie immer in der Minderheit bleiben werden.

      In Bombay schlossen sich kürzlich die Asiatische und die Geographische Gesellschaft zusammen und bilden nun einen starken Körper statt zweier schwacher. Sollte dieses gute Beispiel nicht von Ägypten nachgeahmt werden, wo eine Subvention von 5000 Franc pro Jahr für eine einzelne gelehrte Körperschaft genügte und wo die vereinigten Bibliotheken – eine mit alten, die andere mit neuen Büchern – einander ergänzen würden? Aber die anscheinend kleinen Schwierigkeiten sind in Wahrheit groß; es erforderte schon einen Cavour oder einen Bismarck, sie zu vereinigen, wo doch bereits ein Thersites genügt, um ein Königreich oder eine Gesellschaft zu spalten.

      In der Hauptstadt vermissen wir den alten zweckmäßigen öffentlichen Lesesaal im koptischen Viertel, von wo unter der Leitung von Professor Spitta die seltenen und wertvollen Bücher an die Zentrale Bibliothek des Bildungsministeriums im Darb el-Dschamámíz übergeben worden sind. Es wäre selbstsüchtig, diese Änderung bedauern zu wollen, die schon so viel Gutes bewirkt hat, und ich war recht überrascht, die große Zahl einheimischer Studenten und Kopisten zu sehen, welche die gut beleuchteten und komfortablen Räume besuchten. Das Bulák-Museum für ägyptische Altertümer, welche – außer einigen von Herrn Generalkonsul Hübner angekauften Artikeln – alle das Ergebnis von Ausgrabungen von Herrn Auguste Mariette aus Boulogne sind, erfreut sich zu großer Bekanntheit, um eine Beschreibung zu benötigen. Letztes Jahr erschien die sechste Ausgabe seiner Notice des Principaux Monuments (Kairo, Mourès), ein 300 Seiten starker Band von besonderem Wert in durchdachtem Katalogstil. Der einzige Mangel dieser vortrefflichen Sammlung ist das geplante und versprochene Gebäude. Gegenwärtig besitzt es die alte Bulák-Station der Nildampfer, einschließlich der Little Asthmatic, und deren Mauern scheinen nicht allzu sicher zu sein. Auf der Westseite des Nils wurden die für das neue Museum beabsichtigten Fundamente in den Schlamm gesetzt. Warum überlässt man ihm nicht die Rennbahn als Baugelände?

      Die Zeiten in Kairo sind fast so »hart« wie in Alexandria und erinnern den Sammler an ein bestimmtes altes Sprichwort über krank machende Winde. Vor vielen Jahren ist Birmingham (Massenproduktion von billigen Artikeln – d. Ü.) in den Nil geflossen, wie der Orontes in den Tiber, und die Sintflut von Nachahmungen und schamlosen Imitationen endete erst, als sie den Käufer fast abschaffte: Kaum ein Tourist wagte mehr, einen Skarabäus oder eine Statuette auch nur anzuschauen. Der »Antíká-Jäger« konnte während der letzten zwei Jahre seiner Sache ziemlich sicher sein. Es ist für den Bauern billiger, wirkliche Überbleibsel zu finden, als sein Geld für Fälschungen zu riskieren. Doch sollte ich dem wohlhabenden Amateursammler, der solche Sachen zu kaufen oder in alte Rüstungen und »Damaskus«-Klingen, in Türkise und Rosenöl, in persische Ziegel, Münzen und dergleichen mehr zu investieren gedenkt, dringend raten, sich ein Empfehlungsschreiben für einige hochrangige einheimische Persönlichkeiten zu sichern.

      Die unvermeidlichen Abstecher in die Umgebung – zu dem Schubrá-Palast, nach Mataríyyeh und zum versteinerten Wald, nach Rodeh (Nilometer), nach El-Dschezireh (Zoologische und Botanische Gärten), nach Alt-Kairo und Memphis, nach Sakkára und zu den Pyramiden, um nur die wichtigsten zu erwähnen – sind auf eine Weise zwar vereinfacht, auf die andere aber erschwert worden. Die Schubrá-Straße zum Beispiel, noch immer die angesagte Strecke für eine abendliche Spazierfahrt, fängt gut an, endet aber mit Schlaglöchern, die den Kutschenfedern hart zusetzen.

      Überdies muss man nun zunächst eine Genehmigung des Konsulats einholen, um die früher für den allgemeinen Besucherverkehr geöffneten Palastgärten aufzusuchen. Dieser offizielle Pass ist neuerdings auch für die Einrichtungen auf El-Dschezireh und für bestimmte Moscheen erforderlich – wo dort früher dein Kawwás (Janitschar) lediglich »Bakhschísch« bezahlen musste. Den alten malerischen Anblick und die amüsanten Reiseunfälle gibt es jetzt nicht mehr. Man mietet eine Kutsche, überquert Vater Nil auf einer großen Gitterbrücke, die nur 1 800 000 Francs gekostet hat, passiert eine zweite von El-Dschezireh nach dem libyschen Ufer und schließlich einen breiten, lockeren und staubigen, mit jungen Bäumen bepflanzten Straßendamm, welcher sich fast wie eine Fernverkehrsstraße in der Normandie oder Kanada über die Felder erstreckt und in einer Art von Umrisslinie endet. Nach zwei Stunden langt man an der Basis des Felsplateaus an, welches die Ghizeh-Pyramiden trägt, die letzten Wohnstätten von Khúfú (Cheops) und Kháfrá (Chephren).

      Es herrscht ein Mangel an Schicklichkeit auf dieser zurechtgestutzten, modernen Chaussee, die zu jenen Gebäudekomplexen von kolossaler alter Majestät führt, zu den ersten Früchten und den besten unter den klugen Arbeiten Ägyptens, zu dem Vermächtnis einer Rasse, die auf die Griechen wie auf vorlaute und starrsinnige kleine Kinder herabschaut. Aber jetzt bricht ihr Geist in offene Revolte aus.

      Diese Rampe aus Steinmetzarbeit, bereits halb begraben unter den Sanden von Typhon – von ihm, der in Philae schläft – was macht sie hier?

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       Cheopspyramide und Sphinx

      Und dieses Cockney-Gartenhäuschen, welches am unmittelbaren Fuß der Großen Pyramide sitzt, es entweiht den kühlen violetten Abendschatten und verdirbt jede Fotografie – ist es ein grober Scherz über das neunzehnte Jahrhundert? Oder ein Maß für den Unterschied zwischen uns Würmern des Jahres 1877 und den Riesen und Halbgöttern von 3700 v. Chr.?

      Der nächste Schritt wird gewiss in »Verbesserungen« an »Khut« (dem Herrlichen, Prächtigen) und an »Ur« (dem Großen) bestehen. Wir werden an Khúfús und Kháfrás Wunderwerken eine Flucht komfortabler Stufen vorfinden, die sich im Zickzack an den nördlichen Fassaden hinauf- und an den südlichen hinabschlängeln, gesichert durch ein ordentliches eisernes Geländer von M. M. Cérisy et Cie. de Lyons, aus Gründen der Ästhetik und der Wirtschaftlichkeit in kräftigem Erbsengrün angemalt. Der Vermessungspunkt auf der obersten Plattform wird einem schmucken Kaffeekiosk Platz machen, wo neben anderen Dingen Pelel und Kaffee mit Zichorie konsumiert werden können, ganz zu schweigen von der ehrenwerten und genialen »Saturday Review«. Und vielleicht dürfen wir auch damit rechnen, dass das Gartenhäuschen zu einem »Hôtel des Pyramides« verschandelt wird, mit Küchenchef und Kellermeistern und Kellnern – angetan mit dem alten Gewand von Kemi, dem Schwarzen Land.

      Diese Modernisierungen werden wahrlich einen bemerkenswerten Kontrast zu den Grundsätzen des Neuen Glaubens mit den von den Pyramidisten Filopanti, John Taylor, Abbé Moigno und C. Piazzi Smyth enträtselten Symbolen bilden, in dem »größten, ältesten, am besten gebauten, höchst mathematisch ausgerichteten und in geographischer Hinsicht zu den Ländern der ganzen Erde am zentralsten gelegenen Gebäude (30° nördlicher Breite)«.

      Währenddessen behandelt der gelehrte Ägyptologe Herr H. Brugsch-Bey, der ein solch verheerendes Chaos mit der erhaltenen Version des Exodus angerichtet hat, die Pyramiden auf seine eigene neuartige und einfallsreiche Weise. Da er kein hieratisches Wort findet, um »Pyramide« darzustellen, kann er nur eine Metathesis von Abumer vorschlagen (eine »große Gruft«), verfälscht zu Aburam, Buram, und Buram-is. Gewöhnlich gehen wir davon aus, dass sich in dem unter Arabern noch immer populäre koptische »Piramis« das Wort Haram verbirgt, wobei ihm das ägyptische Pi, Pui oder Pa vorangestellt und mit einem griechischen Suffix annehmbar gemacht wird: Pe-haram-is = Pyramis. Andere hingegen finden das Wort in Pi-re-mit, das »Zehnte an Zahlen«. Er rehabilitiert zudem nach der Mode des Jahrhunderts das Gedenken an Cheops und Chephren, die seit 450 v. Chr. die Muster-Tyrannen repräsentiert haben: Herodot, so scheint es, wurde von seinem Dragoman ebenso getäuscht wie jede ältere Jungfer des neunzehnten Jahrhunderts, die die malerische Schönheit einer goldbetressten Jacke und großer Reisetaschen bewundert.

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