Название | Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Вестерны |
Серия | |
Издательство | Вестерны |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745203561 |
„Wie hieß Ihr Freund, den die Banditen angeblich umgebracht haben?“, fragte McCabe.
Es wurde augenblicklich still. Man hätte in dieser Sekunde einen Aschenkegel von einem Zigarillo fallen hören können. Das aufgebrachte Stimmengewirr, das gerade noch geherrscht hatte, verstummte.
Grainger war sehr bewusst, dass von der richtigen Beantwortung dieser Frage sein Leben abhing. „Er hieß Owen Jennings und betrieb einen Werkzeughandel in Minneapolis. Im Bürgerkrieg hatte Owen seine rechte Hand verloren. Deswegen trug er eine Holzprothese. Er wäre gar nicht in der Lage gewesen, eine Waffe zu ziehen, geschweige denn abzudrücken. Aber das hat diese Kerle nicht gekümmert. Ich war dabei, als man seiner Witwe Marjorie das Telegramm mit der traurigen Nachricht überbrachte. Die Arme ist seitdem nicht mehr dieselbe!“
„Alles Gewäsch!“, polterte der rothaarige O’Flaherty. „Der Kerl denkt sich irgendetwas aus, um davonzukommen.“ Er spuckte vor Grainger auf den Boden. „Gleichgültig, ob er einen Prozess bekommt oder wir ihn gleich töten, er sollte nie wieder ein Pferd besteigen!“
„Bringt ihn um!“ Wieder erhob sich Palaver. Grainger wurde heiß und kalt. „Eine Kugel ist für diesen Bastard noch zu schade!“
Der Town Marshal von Ogden hob erneut die Hand und wieder trat Stille ein. „Nein, es stimmt, was er sagt!“, widersprach McCabe. Er wandte sich an seine Männer. „Ich habe tatsächlich ein Telegramm an die Witwe von Mr. Jennings geschickt. Und ihr Name ist wirklich Marjorie. Ich muss also annehmen, dass dieser Mann die Wahrheit sagt.“
Er drehte sich nach seinen Leuten um. „Oder hat einer von euch eine bessere Erklärung, warum er all diese Einzelheiten weiß?“ Schweigen und betretene Gesichter, sonst nichts. O’Flaherty trat von einem Fuß auf den anderen und nagte an seiner Unterlippe herum.
McCabe aber wandte sich wieder an Grainger. „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, Mr. Grainger.“
„Nichts für ungut, ist ein verdammt harter Job, den Sie tun.“
„Sie verstehen den Ärger dieser Männer sicher besser, wenn ich Ihnen sage, dass die meisten von ihnen Freunde oder Verwandte durch diese Mörderbande verloren haben.“
„Verstehe.“ Grainger blickte in die Runde. „ Doch Hass und Rache sind schlechte Ratgeber – auch wenn ich sehr gut nachvollziehen kann, wie es dazu kommt. Doch man neigt allzu schnell zu Fehlurteilen.“
„Mag sein, aber wir sind keine Heiligen, Grainger!“
„Ich auch nicht.“
„Und erzählen Sie mir nicht, dass es Ihnen nicht um Rache geht, sonst würden Sie es kaum auf sich nehmen, sich in dieses schroffe Land zu wagen. Ein Land, das Gott im Zorn erschaffen haben muss!“
„Es geht mir um das Recht, Marshal.“ Grainger sah dem anderen in die Augen. „Um das Recht, und um sonst nichts.“
„Gibt’s da einen Unterschied?“ McCabe zuckte mit den breiten Schultern. „Ich weiß es selbst nicht.“
Es dauerte nicht lange, bis Cold Blood hoch zu Ross zu den anderen zurückkehrte. Er führte Graingers Braunen am Zügel mit sich. Außerdem hatte er dessen Waffen eingesammelt. Die Winchester steckte im Scubbard, der Remington Revolver hinter seinem breiten Gürtel.
McCabe erzählte ihm, was inzwischen geschehen war. „Ich hätte es selbst nicht geglaubt, aber der Mann hat mich davon überzeugt, dass er nicht zu den Eisenbahnräuber gehört“, schloss er. Cherokee zog wortlos den Remington aus seinem Gurt und warf ihn Grainger zu. Der streckte die Hand aus und fing ihn sicher auf.
„Reiten Sie mit uns?“, fragte Cold Blood. „Ich denke wir können jeden gebrauchen, der in der Lage ist, eine Waffe zu benutzten! Und da Sie ohnehin in der Gegend waren, um die Spur der Banditen aufzunehmen...“ Er wandte sich an seinen Boss. „Oder was denken Sie, McCabe?“
„Allein haben Sie keine große Aussicht, den nächsten Tag zu überleben“, stellte McCabe klar. „Die Eisenbahngesellschaft hat bereits einen Trupp von sechs Pinkerton-Detektiven hinter der Bande hergeschickt. Keiner von denen wurde je wieder gesehen. Die verfluchten Pawnees und Crowes machen kurzen Prozess mit jedem, der in dieses Gebiet eindringt.“
„Ich komme mit Ihnen“, kündigte Grainger an.
„Okay“, sagte McCabe.
5
Gemeinsam ritten sie nach Süden ins Indianergebiet. Im Laufe der Vormittagsstunden gab es erste Graupel-Schauer. Kein gutes Omen, dachte Grainger. Ein früher Wintereinbruch konnte die Verfolgung der Banditen völlig unmöglich machen.
Das Aufgebot erreichte eine Einöde, die an Trostlosigkeit kaum zu überbieten war. McCabes Leute hatten auf ihrer Jagd nach den Banditen anfangs eine Spur gehabt. Aber die war längst verloren.
Sie glaubten nur zu wissen, dass die Bande nach jedem Überfall in dieses Gebiet floh und von den Indianern geschützt wurde. „Wir vermuten, dass die Scheißkerle Waffen und Alkohol an die Roten liefern“, sagte McCabe zu Grainger.
Der Weg des Aufgebots führte durch eine lang gezogene Schlucht. Immerhin war die Gruppe hier dem Wind nicht so ausgesetzt. Cold Blood zügelte plötzlich sein Pferd und hielt an. „Was ist los?“, fragte McCabe. „Eine Spur?“
„Nein. Seht euch nicht um.“ Cold Blood tat, als würde er den staubigen Boden betrachten . „Wir werden beobachtet.“
„Crowes?“
„Ich denke, es sind Pawnees.“
„Was sollen wir tun?“
„Ruhig bleiben und weiterreiten, als wäre nichts geschehen.“ Der Cherokee gab seinem Pferd die Sporen. „Aber wir müssen auf einen Angriff gefasst sein.“
Das Aufgebot setzte zunächst den Weg fort. McCabe und seine Männer hatten im Übrigen auch gar keine andere Wahl.
Grainger bemerkte jetzt ebenfalls, dass sich hoch oben an den Hängen etwas tat. Hier und da sah er eine Bewegung aus den Augenwinkeln, kaum mehr als Schatten; manchmal nicht einmal das. Cold Bloods Instinkt und seine Erfahrung als ehemaliger Army Scout waren untrüglich.
Der Weg wurde immer schmaler. Der Trupp musste einen steilen Geröllhang bewältigen. Die Pferde rutschten und strauchelten. Den Männern blieb zeitweilig nichts übrig als aus den Sätteln zu steigen und die Tiere hinter sich herzuziehen.
Endlich erreichten sie ein Plateau. Der Untergrund wurde wieder fester. Die Männer schwangen sich zurück in die Sättel.
„Haben Sie schon irgendwo auch nur ein winziges Stück Feuerholz gesehen, Grainger?“, fragte McCabe.
Grainger schüttelte den Kopf. „Wird ‚ne kalte Nacht werden.“
McCabe wollte noch etwas erwidern. Aber er kam nicht mehr dazu. Ein Schuss traf ihn in die Brust. Er sackte nach vorn.