Название | Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten |
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Автор произведения | A. F. Morland |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745204445 |
„Und wie soll es weitergehen?“
„Wenn ich meine Aussage vor Gericht überlebe, will ich wegziehen, nach Vilona.“
„Himmel hilf. Wo ist denn das?“
„Das ist eine vom Massen-Tourismus Gott sei Dank noch nicht ruinierte Kanareninsel. Dort besitze ich ein Grundstück direkt am Meer und eine Bauerlaubnis für eine Ferienbungalowsiedlung. Einen sprach- und landeskundigen Partner aus der Branche habe ich auch schon gefunden, dort will ich mich verstecken.“
„Vor wem?“
„In erster Linie vor Schiefer, der ja nicht ewig im Knast sitzen wird und dessen Rachsucht ich aus eigener Anschauung kenne.“
*
MEHTAR BEN ALI WAR Tunesier, ein gebildeter, weltläufiger Mann, mehrfacher Dollar-Millionär, der fließend Englisch, Französisch und Italienisch sprach. Gregor Nellen, ein Rechtsanwalt mit viel Geld und einem schlechten Ruf bei Kollegen und der Justiz, unterhielt sich mit ihm auf Französisch. Dolmetscher konnten sie bei den heiklen Dinge, die sie zu erledigen hatten, nicht gebrauchen.
„Die Familie hält vorerst still“, versicherte Ben Ali. „Aber sobald Schiefer verurteilt ist, müssen wir entscheiden, was mit seiner Firma geschehen soll. Ich habe jemanden an der Hand, der der Sache schon mit Einsatz seines Lebens gedient hat, und genügend Geld und Kenntnisse und Connections mitbringt. Wir können ihm vertrauen.“
„Ich würde sagen, das entscheidest du. Ich verstehe zu wenig von der Sache und von dem neuen Geschäft. Vor allem fehlen mir die Sprachkenntnisse.“
Was Ben Ali nur Recht war. Er hielt den Rechtsanwalt Gregor Nellen für einen skrupellosen, geldgierigen Lumpen ohne Überzeugungen und ohne jedes Gewissen. Aber das musste er ihm ja nicht verraten, vermutete allerdings, was Nellen schon ziemlich genau ahnte, was Ben Ali von ihm hielt. Der räuspert sich: „Die Druckerei arbeitet doch noch?“
„Zu den alten Bedingungen und in alter Qualität.“
„Das ist gut. Hier habe ich fünfzehn Namen und Fotos von Männern, für die ich die üblichen Papiere brauche.“
„Geht in Ordnung. Du musst aber dafür sorgen, das die nicht wie dein Landsmann Amri durch Deutschland turnen und eine Dummheiten nach der anderen begehen.“
*
RAINER HILGENRATH HATTE wie jeden Tag, bevor er abends sein Büro verließ, noch einmal in seinen Computer geschaut und die mail des Chefs gelesen, dass ein sandfarbener Corsa gesucht wurde. Hilgenrath hatte kein Ahnung, was das zu bedeuten hatte, ihm fiel nur das Kennzeichen auf, RH waren nämlich seine Initialen und 234 ließ sich gut behalten. Vom Bonner Talweg fuhr er nicht lange nach Lengsdorf, wo er sich eine Eigentumswohnung gekauft hatte. Von Männern wie ihm lebte die Lebensmittelindustrie, er war ein guter Bediener der Mikrowelle und schluckte lieber teure Lebensmittelergänzungsprodukte, als sich einmal frisches Gemüse zu kaufen und zuzubereiten. Obst kam ihm nicht auf den Tisch oder Teller. Objektiv betrachtet führte er ein tristes Leben, was ihm schon gar nicht mehr auffiel, und während sich die Schale in der Mikrowelle drehte, überlegte er, wann er zum letzten Mal eine mail oder einen Auftrag von der Frankfurter Utom oder der Agentur Kollau bekommen hatte. Früher, als Außen-, Finanz- und Wirtschaftsministerium des Bundes noch an einem Ort waren, hatte sein Weizen geblüht, aber das war lange vorbei. Ihm hatten die Wiedervereinigung und der Regierungsumzug nach Berlin nur Nachteile gebracht. Allerdings hatte er auch nie die Entschlusskraft aufgebracht, seine Zelte hier abzubrechen und nach Berlin oder Frankfurt umzuziehen. Linda hatte ihn vor Jahren verlassen; eine andere Frau hatte er nicht mehr kennengelernt. Er trank noch seine übliche Flasche Weißwein von der Ahr und ging, unzufrieden mit sich, seinem Leben und vor allem mit dem Fernsehprogramm früh zu Bett.
*
ISA UND RUDI HATTEN bis kurz vor Mitternacht sich gegenseitig erzählt, wie es ihnen nach dem Abschied auf Lanzarote ergangen war, wobei eine zweite Flasche Wein daran glauben musste. Das Doppelbett war nicht die Krönung des Schlafkomforts. Der erste Sex nach fünfzehn Jahren war dagegen großartig, wie beide fanden und sich gegenseitig versicherten.
Freitag, 13. Juni
Sie fuhren am nächsten Vormittag in die Innenstadt, ohne festes Ziel, nur um zu bummeln. Beide wollten sie ein Stück am Rhein laufen, Beethoven vor der Post begrüßen, vielleicht das Beethovenhaus besichtigen, und Isa wünschte sich einen Stop auf dem Kreuzberg am Kapellchen, weil das in der Morgensonne so hübsch ausgesehen hatte. Er wollte wenigstens einmal einen Blick auf die Arbeitsstelle werfen, die ihm Katrin bei den Bellmanns so großmütig zugewiesen hatte. Doch vor diese löblichen Absichten hatte das Schicksal die Suche nach einem Parkplatz gesetzt: Sie fanden einen auf der Poppelsdofer Allee und achteten beim Einrangieren nicht weiter auf einen Kleinwagen, aus dem ein vielleicht vierzigjähriger Mann mit einer mürrischen Miene stieg, dem Rudi den angepeilten Platz weggeschnappt hatte. Rainer Hilgenrath ärgerte sich und schaute eigentlich nur deshalb auf das Kennzeichen des sandfarbenen Autos. Aus Wiesbaden, natürlich, wieder einer dieser unnützen Besucher des ehemaligen Bundesdorfes. Doch dann stutzte er. RH 234 , seine Initialen und die Zählanleitung für Kleinkinder. Wo hatte er das kürzlich gesehen oder gelesen? Er lief vorbei an Zunz seliger Witwe auf den Bonner Talweg und warf seinen Computer an. Da war es. Keine Minute später ging eine Mail an den Chef raus: Der gesuchte Corsa WI – RH 234 parkte im Moment auf der Bonner Poppelsdorfer Allee in Höhe des Hauses Nr. 25. MfG Hilgenrath. Sekunden später begann der Chef wie ein Wilder zu telefonieren, und während Rudi und Isa auf der Hofgartenseite am Schloss vorbeischlenderten, organisierte der Chef eine lückenlose Beobachtung und spätere Verfolgung des sandfarbenen Autos mit dem Wiesbadener Kennzeichen. Rudi und Isa waren etwas enttäuscht. Zwar schien die Sonne aus einem blauen wolkenlosen Himmel, das Siebengebirge war gut zu erkennen, aber der Rein führte so wenig Wasser, das nur teilweise beladene Schiffe mit gebremster Geschwindigkeit bergauf und talwärts fuhren. Schon weit vor dem alten Wasserwerk, das sie sich als Ziel gesetzt hatten, bogen sie ab. Die Schlange vor dem Haus der Geschichte war ihnen zu lang und deswegen nahmen sie die Straßenbahn zurück zur Universität. Beethoven musste warten, am Kaiserplatz fanden sie ein noch nicht überfülltes Restaurant und stöhnten, als sie daran dachten, dass ihnen nun noch ein Fußmarsch fast bis an das Poppelsdorfer Schlösschen bevorstand. Isa winkte sofort ab, als er sich erkundigte: „Noch das Kapellchen auf dem Kreuzberg?“
„Angeblich muss man auf den Knien eine lange Treppe hochrutschen.“