Название | Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Chefarzt Dr. Norden |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740953034 |
»Weil ich selbst nicht viel über den Fall weiß. Die Kollegin Maurer hat den Patienten heute Nacht aufgenommen.«
Fuchs schlüpfte durch die zufallende Tür.
»Aber wir müssen nach Kontaktpersonen suchen.«
»Mit dieser Aufgabe sind der Kollege Aydin und Frau Sander betraut. Wenn Sie nähere Informationen brauchen, setzen Sie sich bitte mit ihnen in Verbindung.« Vor seinem Büro blieb Matthias Weigand stehen. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen. Ich habe zu tun. Und Zeit ist schließlich Geld. Nicht wahr?« Er deutete eine Verbeugung an.
Dem Verwaltungsdirektor blieb nichts anderes übrig, als sich auf den Weg zu Milan Aydin zu machen. Er fand den Neurologen im Aufenthaltsraum der Ärzte. Seine Stimme hallte hinaus auf den Flur. Fuchs spähte durch den Spalt in der Tür und hielt die Luft an. Aydins Rollstuhl war umringt von einer Schar Schwestern.
»Als du geboren wurdest, weinte der Himmel, weil er seinen schönsten Stern verlor.«
Die Schwestern brachen in prustendes Gelächter aus.
»Manchmal frage ich mich, wie es dir gelingt, eine Frau nach der andere rumzukriegen. Bei diesen blöden Sprüchen«, bemerkte Schwester Astrid und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.
Statt beleidigt zu sein, lachte Milan mit ihnen.
»Deshalb frage ich euch doch.« Er strich den Satz auf der Liste in seiner Hand aus. »Aber ich habe noch mehr Auswahl. Was haltet ihr von diesem hier?«
Er holte Luft, als Fuchs die Tür aufstieß.
Beim Anblick des Verwaltungsdirektors stieben die Schwestern auseinander wie eine Schar Hühner. Plötzlich hatte jede eine unaufschiebbare Aufgabe zu erledigen. Der Aufenthaltsraum leerte sich in Windeseile.
»Ich denke, Sie kümmern sich um die Schweinepest!«, zischte Fuchs. »Stattdessen machen Sie sich hier zum Affen.«
»Falsch!« Dr. Aydin fasste an die Greifräder und fuhr auf den Verwaltungsdirektor zu. »Im Gegensatz zu Ihnen bringe ich die Menschen zum Lachen, lerne nebenbei noch etwas und sorge so dafür, dass die Welt ein etwas besserer Ort wird.«
Fuchs bebte am ganzen Körper.
»Ihr Lachen wird Ihnen schon noch vergehen«, drohte er. »Haben Sie die Kontaktpersonen des Schweinegrippen-Patienten ausfindig gemacht? Wenn nicht, können Sie sich einer Abmahnung sicher sein.«
Entspannt lehnte sich Milan im Rollstuhl zurück.
»Erstens kann ich nach achtzehnstündigem Dienst in meiner Pause machen, was ich will. Und zweitens habe ich mit der Fluggesellschaft telefoniert, mit der der Patient nach Deutschland gekommen ist. Die Dame am Telefon – reizend übrigens – hat versprochen, sich mit sämtlichen Passagieren des Flugs in Verbindung zu setzen und sie über das Risiko aufzuklären. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Nordens Assistentin Andrea Sander.«
Er schenkte dem Verwaltungsdirektor ein strahlendes Lächeln, ehe er an ihm vorbei aus dem Zimmer fuhr. Dieter Fuchs starrte ihm nach. Er wusste nicht, worüber er sich mehr ärgerte: über diese Antwort oder über die verschwendete Zeit.
*
Dienste mit einer Dauer von 36 oder 48 Stunden waren auch in der Behnisch-Klinik an der Tagesordnung. Um sich den Patienten trotzdem noch mit aller Sorgfalt und Aufmerksamkeit widmen zu können, waren Ruhepausen unerlässlich. Nach dem wohlverdienten Kaffee im Klinikkiosk machte sich Dr. Weigand auf den Rückweg in die Notaufnahme.
»Was machst du denn hier?«, fragte er seine Freundin und Kollegin Fee Norden, die ihm auf dem Flur entgegenkam. »Ich dachte, du hast heute Oma-Tag, während sich dein Mann auf dem Kongress herumtreibt.«
»Fynn liegt auf der Kinderstation. Vermutlich ein viraler Infekt.« Fee klang, als schwebte ihr Enkel in Lebensgefahr.
Matthias hatte Mühe, sich ein Lachen zu verkneifen. Die erfahrene Chefärztin, die tagtäglich mit Unfällen, Autoimmunerkrankungen, Krebs und dergleichen zu tun hatte, schickte ihren Enkelsohn mit einem Infekt in die Klinik?
»Das tut mir ja wirklich leid. Aber ist das nicht ein bisschen übertrieben?«
»Er hat über 41 Grad Fieber.«
Das änderte die Sachlage natürlich.
»Wissen die Eltern schon Bescheid?«
»Noch nicht. Aber viel länger werde ich es nicht für mich behalten können.« Felicitas sah auf die Uhr über der Tür. »In zwei Stunden kommen Tatjana und Danny bei uns vorbei, um Fynn abzuholen.«
Der Flur gabelte sich. Matthias blieb stehen. Fee musste nach rechts, er nach links abbiegen. Sie bemerkte einen Schatten im Augenwinkel und trat beiseite, um den Weg frei zu machen.
Doch Volker Lammers dachte nicht daran, weiterzugehen. Er blieb vor ihr stehen und stemmte die Hände in die Hüften.
»Ich möchte mal wissen, was Sie mit dem Schreihals angestellt haben. Bis jetzt ist das Fieber kaum gesunken.«
Plötzlich hatte Fee es eilig.
»Ich gehe noch einmal zu ihm.«
»Das ist mein Fall!«, rief Lammers ihr nach.
»Keine Angst, ich mische mich schon nicht in Ihre Therapie ein«, rief sie über die Schulter und verschwand um die Ecke.
Lammers und Weigand blieben allein zurück.
»Verzogener Fratz. Hat sogar eine echte Pilotenmütze dabei. Als ob so ein Spielzeugteil nicht ausreichen würde.«
Matthias sah den Kollegen verwundert an.
»Die Mütze gehört bestimmt dem zweitältesten Sohn der Nordens. Felix, er ist Pilot und meines Wissens gestern am späten Abend aus Südamerika gekommen.«
Natürlich wusste Volker Lammers, wer Felix Norden war. Gern erinnere er sich allerdings nicht an ihre Bekanntschaft.
»Ist er nicht schon mal abgestürzt? Die armen Passagiere.« Volker grinste breit.
Doch Weigand hörte ihm gar nicht zu. Ein anderer Gedanke war ihm in den Kopf geschossen. Ein schrecklicher Gedanke. Unvermittelt packte er den Kollegen am Arm.
»Meine Güte!«, echauffierte sich Lammers. »Seit wann so empfindlich. Man wird doch wohl noch einen kleinen Scherz machen dürfen.«
»Südamerika …«, presste Matthias durch die Lippen. »Unser Quarantäne-Patient. Der kam auch aus Mexiko. Gestern am späten Abend.«
Dr. Lammers Mundwinkel wanderten nach unten.
»Welche Diagnose?«
»H1N1.«
»Schweinegrippe«, murmelte der Kinderarzt, wandte sich ab und lief los.
*
Mit einem Schlag tauchte Silja Johannson aus den Tiefen ihres Bewusstseins hoch an die Oberfläche. Als hätte jemand den Ton angedreht, hörte sie wieder die Geräusche im Zimmer. Das Piepen des Monitors. Schritte und leise Stimmen. Ihre Augen brauchten etwas länger, bis sie sich wieder an das Licht gewöhnten. Erst nach und nach wurde die Welt um sie herum klarer. Eine Schwester trat ans Bett und drehte am roten Rädchen der Infusion.
»Wo …« Warum kratzte ihr Hals nur so? Silje räusperte sich. »Wo ist mein Handy? Ich … ich muss meinen Freund anrufen.«
Schwester Camilla lächelte.
»Er war die ganze Zeit da und ist nur kurz in den Kiosk gegangen, um einen Happen zu essen. Wissen Sie das nicht mehr? Er saß die ganze Zeit an Ihrem Bett. Sie haben sich sogar unterhalten.« Camilla notierte die Werte des Geräteturms im Krankenblatt.
»Wirklich?«
»Warum sollte ich lügen?«
»Entschuldigung.«
»Schon gut.« Camilla lächelte. Hier hatte