Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Название Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Familie Dr. Norden Box
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740976255



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und auch welche mit grimmigem Ausdruck. Er hatte auch in toten Gesichtern lesen gelernt und war zu der Überzeugung gekommen, daß die letzten Gedanken sie geprägt hatten.

      Konnte man einem Toten alles verzeihen, was er Unrecht getan hatte? Nein, wenn man ehrlich mit sich selbst war, konnte man es nicht, wenn es solche Wunden geschlagen hatte. Aber vielleicht gelang es Maxi doch zu vergessen, um Patricks willen. Es würde ihr zumindest innere Ruhe geben, daß er nicht mehr lebte und sie das dem Jungen gutes Gewissens sagen konnte, ohne ihn einmal mit Ausreden abspeisen zu müssen.

      Daniel konnte sich diesen Mann aber auch nicht mehr in der Rolle des glücklichen Ehemannes vorstellen, den er zumindest an seinem Hochzeitstag so perfekt gespielt hatte.

      Mit dem Gedanken, daß Ray Gambill keinem anderen mehr etwas zuleide tun konnte, fuhr Dr. Norden heim, zu seiner Frau und seinen Kindern. Lenni wartete schon mit frischgebackenem Kuchen, und der Kaffeeduft zog durchs Haus.

      »Jetzt wissen wir es genau, Feelein. Ich werde Maxi fragen, ob er nach England überführt werden soll.«

      Aber darüber hatte Maxi schon nachgedacht. Ihre Gedanken trafen sich, und sie rief wenig später an. Sie wollte ihren Anwalt damit beauftragen, alles für die Überführung in die Wege zu leiten. Es ist besser so, da sie nie nach England zurückkehren würde, aber in der Familiengruft solle er auch nicht beigesetzt werden, um James’ Ruhe nicht zu stören.

      »Sie meint wohl, daß Rays Seele keine Ruhe findet und die seines Vaters stören könnte«, meinte Fee nachdenklich.

      »Ich frage mich, ob er eine Seele hatte.«

      »Die hat jeder Mensch, wie sie auch sei.«

      »Auf seinem Gesicht liegt Staunen«, sagte Daniel gedankenvoll, »was er sich wohl gedacht haben mag, als er durch die Luft flog?«

      »Er hatte fast drei Promille im Blut«, sagte Fee sarkastisch. »Kann man da noch denken?«

      »Alkoholiker sehen oft klarer als nüchtern. Na ja, ich will mich nicht als Psychoanalytiker betätigen. Man macht sich nur seine Gedanken, und ich habe schon manches Mal gestaunt, wen man als Alkoholiker einstufen mußte. Leugnen tun es die meisten, bis es zu spät ist. Es ist wie mit dem Rauchen, es ist auch eine Sucht, aber Raucher sind überzeugt, daß es ihnen nicht schadet, bis sie Lungenkrebs haben.«

      »Manche kriegen aber keinen Krebs.«

      »Dann sterben sie an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall oder an Asthma.«

      »Und sie merken nicht, wie der Rauch in ihren Wohnungen und in ihrer Kleidung bleibt.«

      »Wendy sagt es ihnen, aber es sind zum Glück nur ein paar Patienten, und denen ist es dann doch peinlich.«

      »Wenn sie es sich zu Herzen nehmen, ist es doch gut, und du bist dann wenigstens auch nicht schuld, wenn sie die Folgen zu spüren bekommen.«

      Sie konnten noch auf der Terrasse sitzen und die frische würzige Luft einatmen. Danny und Felix hatten den Rasen gemäht, und das rochen sie besonders gern. Daniel dachte nicht mehr an die Pathologie. Er ließ sich Lennis guten Kuchen schmecken. Sie strahlte, wenn sie dafür ein Extralob bekam. Die Kinder spielten jetzt Kricket, Danny und Felix fuhren noch eine Stunde zum Schwimmen vor dem Abendessen.

      »Wolltest du mitgehen?« fragte Fee.

      »Ich habe vier Stücke Kuchen gegessen«, meinte er lachend. »Mit vollem Magen geht man leicht unter.«

      »Die Buben auch. Hoffentlich passiert nichts.«

      »Die strampeln es sich auf den Rädern wieder ab, und Rasen gemäht haben sie auch. Ist doch nett von ihnen.«

      »Ich denke, das wird uns was kosten.«

      »Sie kriegen genug Taschengeld.«

      »Ich meine, sie haben einen anderen Wunsch in petto. Da kommt doch so eine Band in den nächsten Wochen, die Karten sind ziemlich teuer.«

      »Und du hast schon wieder so eine Ahnung.«

      »Ich kenne doch unsere Pappenheimer«, lachte Fee. Man sah es ihr an, daß sie von Sorgen befreit war. Sie hatte sich tatsächlich viele Gedanken gemacht, wie es für Maxi und Patrick weitergehen sollte.

      »Gut, daß die Kleinen noch nicht so anspruchsvoll sind«, meinte Daniel.

      »Na, warte nur, lange dauert das auch nicht mehr. Meinst du, daß ich auch dazuverdienen sollte?«

      »Was hast du denn im Auge?« scherzte er.

      »Vielleicht Praxisvertretungen?«

      »Schluß mit lustig, mein Schätzchen.«

      »Oder ich könnte mal bei einem Quiz mitmachen. Ich weiß doch eine ganze Menge.«

      »Und wenn du ein Blackout hast, lachen sie dich aus.«

      »Alles ist menschlich. Zuhause am Bildschirm ist alles leichter. So aus Spaß würde ich das schon mal probieren.«

      »Erspar mir bitte solche Aufregungen. Vertreten wir uns lieber noch die Füße.«

      Da waren Anneka und die Zwillinge auch gleich dabei, und als sie von einem langen Spaziergang zurückkamen, waren Danny und Felix auch wieder daheim. Es war Zeit für das Abendessen.

      *

      Am Dienstag kam Maxi nach München. Patrick blieb auf der Insel. Sie hatte ihm auch nicht zugeredet, doch mitzukommen, sondern war Anne und Hannes Cornelius dankbar, daß sie sich so um den Jungen kümmerten. Für sie war es besser, allein mit ihrer Mutter sprechen zu können, denn es würde doch manches erörtert werden, was Patrick nicht hören mußte.

      Mit Herzklopfen betrat sie die Behnisch-Klinik. Jenny war schon vorbereitet und nahm sich auch die Zeit, Maxi selbst zu begrüßen.

      »Sie haben sich wenigstens schon gut erholt«, stellte sie fest. »Ihre Mutter wird es auch brauchen können. Jetzt ist sie aber auf dem Weg der Genesung. Sie hatte viel Blut verloren, und der Schock saß tief.«

      »Es ist schrecklich, daß sie das meinetwegen durchmachen mußte.«

      »So sollten Sie nicht denken! Sie sind eine Familie, und Gambill hatte seine Pläne. Er hatte es sich wohl so gedacht, daß er ihre Mutter auf seine Seite bringen konnte. So denkt sie es, aber Sie werden selbst mit ihr sprechen. Dr. Werling hat gute Vorarbeit geleistet. Sie werden ihn gleich kennenlernen.«

      Er war bei Monika im Zimmer.

      Als Maxi eintrat, hielt er Monikas Hand.

      »Das ist meine Tochter, Dr. Werling«, sagte Monika. Er kam Maxi zwei Schritte entgegen.

      Sie reichte ihm jetzt die Hand.

      »Ich freue mich, Sie nun auch kennenzulernen«, sagte sie stockend. »Jetzt möchte ich erst Muni begrüßen.«

      Sie hatte Hemmungen, weil ihre sonst so distanzierte Mutter so vertraut mit ihm schien. Aber er war so ganz anderes, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Wie hatte sie ihn sich denn eigentlich vorgestellt?

      »Ich war immer der Meinung, daß dich nur sehr attraktive Männer beeindrucken können, Muni«, sagte sie im scherzhaften Ton.

      »Und du meinst, daß Dr. Werling nicht beeindruckend ist?«

      »Vielleicht auf eine andere Art.«

      »Weil er ein paar Narben hat? Er hatte einen schweren Unfall.«

      »Ich weiß, Anne hat es mir erzählt. Ich wäre enttäuscht, wenn er so ein glatter Typ wäre, aber ist er nicht ein bißchen jung für dich?«

      Monika lachte herzhaft. »Wenn er das jetzt hören würde! Ich habe keine solche Absichten, Maxi, ich mag ihn einfach. Er ist sehr einfühlsam und ich konnte mit ihm über alles reden.«

      »Über alles?«

      Monika nickte. »Über meine Ängste, daß er dir und Patrick etwas antun wollte. Er wollte das Kind, um an das Erbe zu kommen, Maxi. Er hätte dich irgendwie aus dem Weg geräumt, davon bin