Название | Perry Rhodan Neo Paket 24 |
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Автор произведения | Perry Rhodan |
Жанр | Языкознание |
Серия | Perry Rhodan Neo |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783845397481 |
Irrte sich Thora oder klang die Positronik verstimmt? Die Arkonidin konnte dem Konzept von Künstlichen Intelligenzen nicht viel abgewinnen. Dass Thora den Rat des Schiffsgehirns, nicht auf dem Planeten zu landen, nicht annahm, schien SENECA ...
Was? Zu verstimmen? Es ist keine KI, erinnere dich. Sie kann nicht beleidigt sein. Der Extrasinn klang amüsiert.
»Landung einleiten!«, befahl Thora. Erstens hatten sie ohnehin keine andere Wahl, und zweitens würde sie ganz sicher nicht auf die nicht vorhandenen Gefühle der Schiffspositronik Rücksicht nehmen.
Die CREST II landete wie geplant auf Carxtröll-Fabb, einem unscheinbaren, grau-schwarzen Klumpen ohne sichtbare Oberflächenbebauung.
Thora war irritiert. Was soll das? Was wollen wir hier?
Breel hat vorhin ein Labor erwähnt, äußerte der Extrasinn. Das muss hier irgendwo sein.
Ich sehe keine Gebäude. Vielleicht sind sie getarnt?
Oder unter der Oberfläche versteckt.
Nachdem die CREST II aufgesetzt hatte, öffnete sich auf dem Planetenboden ein bislang verborgener Zugang in die Tiefen von Carxtröll-Fabb. Ein flexibler Andocktunnel schob sich dort rüsselartig heraus, wurde an eine große Personenschleuse im unteren Haupthangar der CREST II angefahren und dort massiv verankert.
Thoras Optimismus erhielt einen Dämpfer. Damit ist eine schnelle Flucht fast unmöglich. Das Abreißen dieser Andockröhre würde enorme Schäden an der statischen Struktur des Schiffs anrichten, da er mit mehreren Stahlklammern auch an den Landestützen gesichert ist.
Dann bleiben wir wohl vorerst hier und sehen, wie es weitergeht. Der Extrasinn klang, als wäre er sogar gespannt darauf.
Thora versuchte es mit einem inneren Augenrollen. Ganz ehrlich, ich werde noch eine geraume Zeit brauchen, um mich an dich zu gewöhnen.
Aber du WIRST dich an mich gewöhnen, entgegnete der Extrasinn optimistisch.
Ein privater Ruf auf Thoras implantiertem Kommunikationsgerät traf ein. Sie drehte sich unauffällig nach Breel um. Der Druuwe schickte sich gerade an, die Zentrale zu verlassen. Sobald sich das Schott hinter ihm geschlossen hatte, nahm Thora das Gespräch an – es kam aus der Medostation.
»Sud, was ist los?«
Direkt auf Thora Rhodan da Zoltrals Netzhaut projiziert, erschien das Bild der äußerst besorgten Ärztin. »Wir haben Probleme mit Merkosh!«
3.
Das Intarsium
Sud musste sich zusammenreißen, um nicht emotional zu werden. Auch wenn Thora Rhodan da Zoltrals Implantat das Komholo für andere uneinsehbar direkt auf die Netzhaut der Arkonidin projizierte, ging die Sicherheit vor. Die Druuwen durften nicht wissen, wie viel potenziellen Widerstand es gegen die Piraten an Bord gab – und Sud war eine der Keimzellen des Widerstands, da sie sich mittels ihrer Paragabe erfolgreich gegen die Mentalkontrolle durch den Halteparasiten hatte wehren können. Soweit Sud wusste, überwachten die Druuwen die Krankenstation nicht. Sie verließen sich fast blind auf den Halteparasiten. Dennoch war es besser, vorsichtig zu sein.
»Es ist ...«, setzte Sud neu an. »Sein Zustand verschlechtert sich. Die Konzentration der Flocken aus Dunkelleben in seinem Gehirn hat zugenommen. Dass die Blut-Hirn-Schranke vermehrt durchbrochen wird, macht mir Sorgen. Deshalb bitte ich dich, die Sonderbehandlung zu genehmigen, die wir bereits besprochen haben.« Diese Genehmigung war nicht notwendig, doch sie formell anzufordern, war ein Weg, um Thora zu informieren und die Druuwen zu täuschen, falls das Gespräch doch belauscht werden sollte. Schließlich brauchte Sud für jedes Gespräch mit der Schiffskommandantin einen guten Grund.
»Tu, was nötig ist«, beschied Thora. Sie behielt einen neutralen, beinahe monotonen Stimmmodus bei, als stünde sie unter der Kontrolle des Halteparasiten.
Sud nickte. Sie nutzte die Verbindung, um Thora ein Bild von Merkosh zu zeigen. Der zwei Meter lange Oproner ruhte auf einer Behandlungsliege in einem Isolationsbereich der Medostation. Sein schlaksiger Körper wirkte gläsern, als sei er aus Kristall gefertigt. Die Organe zeigten sich wie die Strukturen im Innern einer Qualle. Die großen, dunkelgrünen Augen standen weit offen. Wie von Moos überzogene Steine lagen sie im kristallklaren Bach von Merkoshs spindeldürrem Körper, ohne die Welt über sich wahrnehmen zu können.
Merkosh hatte die Lippen zu einem Rüssel ausgestülpt. Sie bewegten sich sacht, schienen etwas wispern zu wollen. Mehrfach hatte Sud versucht, es zu verstehen, doch es waren nur unzusammenhängende Laute, keine Sprache, die einen Sinn ergeben hätte.
Thoras Blick verriet Sud, dass die Kommandantin verstanden hatte. Sud beendete die Verbindung. Eigentlich hatte sie erwartet, sich nach Thoras Zustimmung besser zu fühlen, doch das Gegenteil war der Fall. Merkosh veränderte sich, wurde immer durchsichtiger – mit Ausnahme der pechschwarzen Gehirnsektoren und der Augen, die dunklen, toten Fremdkörpern gleich im kugelrunden Kopf lagen. Schwarze Partikel trieben wie langsam sinkende, winzige Schneekristalle durch den Rumpf, die sechsgliedrigen Arme und Beine. Sie folgten dem Blutkreislauf, bildeten ein Geflecht, das jedoch nicht einfach im glasklaren Blut der Venen und Arterien schwamm, sondern sich an einigen Stellen konzentrierte. Besonders in Brust und Hals verdichteten sich die winzigen Flocken, als lauerten sie darauf, ins Gehirn einfallen zu können und es noch finsterer einzufärben, um endlich doch Einfluss auf die essenziellen Vitalfunktionen zu nehmen.
Bisher zeigte sich Merkosh erstaunlich stabil für jemanden, der sich mit Dunkelleben infiziert hatte.
Es lag allein an Sud, ob sie diesen beängstigenden pathologischen Effekt aufhalten konnte oder nicht. Sie musste ihre heilenden Kräfte einsetzen. Je länger der sonderbare Zustand andauerte, desto mehr setzte er Merkosh zu. Der Oproner schlief viel, und wenn er zu sich kam, wollte er Dinge an sich reißen, um sie gegen seine Haut zu drücken. Selbst in diesem Moment, in einer Art Betäubung, verstärkt durch das Gel aus seinem Vitron, griff eine der beiden Hände träge nach einem schwebenden, faustgroßen Medoroboter. Er wollte die Maschine an sich heranziehen und sie sich trotz ihres kläglichen Protestgepiepes gegen die Brust pressen. Die Schwimmhäute zwischen seinen Fingern schienen sich an dem fliegenden Gerät festzusaugen.
Sud nahm Merkosh vorsichtig, aber bestimmt, die Maschine ab und entließ sie wieder in die Freiheit. Der Oproner jedoch gab nicht auf und versuchte, eine von Suds langen, schwarzen Haarsträhnen zu erwischen.
»Lassen Sie es gut sein, Sie alter Kleptomane«, murmelte Sud und legte Merkoshs Hand beiseite. Sie hoffte, dass sie den Oproner nicht mit einem Fesselfeld ruhigstellen musste.
Wie einen Schleier legte die Erinnerung ihr ein anderes Bild über den dürren, überlangen Körper des Außerirdischen: das Situativ der Meister der Insel, in dem einst sie gelegen hatte, hilflos, dem Tod näher als dem Leben und von Fesselfeldern gehalten. Um zu Sud zu werden, hatte sie einiges durchmachen müssen. Sie wusste, was es hieß, wenn der eigene Körper plötzlich fremd war, der Verstand nicht mehr einem selbst gehörte und das, was einen ausmachte, zu zerreißen drohte.
Ob Merkosh gerade Ähnliches durchlitt? Was da in seinem Körper vor sich ging, machte Sud ratlos, und das nicht nur aus der Sicht der Medizinerin.
Merkosh verwandelte sich mehr und mehr in ein Fenster: ein Fenster, hinter dem ein fremdes Land lag, voller schwarzem Schnee, Rätseln und Wundern. Ein Zauberreich, wie Sud es aus Märchen kannte. Wie gern wäre Sud geflohen, durch dieses Fenster hinein in die andere Welt. Und war es nicht das, was sie seit Stunden tat?
Die CREST II war von Piraten gekapert, doch Sud kannte primär eine Aufgabe: Merkosh. Ihr Patient ging vor, lenkte sie ab von der verzweifelten Situation, in die sie geraten war, und von dem grausamen Schicksal, das der Besatzung auf dieser Laborwelt drohen mochte, auf der sie gerade gelandet waren.
Perry konnte entkommen, dachte Sud. Er wird uns nicht