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      Band 231

      Angriff der Druuwen

      Susan Schwartz

      PERRY RHODAN KG, Rastatt

      Gut fünfzig Jahre nachdem die Menschheit zu den Sternen aufgebrochen ist, bildet die Solare Union die Basis eines friedlich wachsenden Sternenreichs. Aber die Sicherheit der Menschen ist immer wieder in großer Gefahr.

      Kaum hat Perry Rhodan eine Invasion der Erde durch die Arkoniden abwenden können, macht sich eine weitaus unheimlichere Bedrohung wieder bemerkbar – das Dunkelleben. Es scheint seinen Ursprung im Zentrum der Milchstraße zu haben.

      Deshalb bricht Rhodan mit der CREST II und seiner bewährten Mannschaft zu einer Erkundungsmission in den Sagittarius-Sektor auf. Diese Reise wird jedoch jäh unterbrochen, das irdische Raumschiff muss notlanden.

      Noch während die Menschen die Schäden an Bord reparieren, werden sie von einer Piratenflotte überfallen. Weil ein Großteil der Bordsysteme auf der CREST II ausgefallen ist, bleibt eine Gegenwehr zunächst unmöglich. Perry Rhodan hat keine Wahl – er kapituliert vor dem ANGRIFF DER DRUUWEN ...

      1.

      Gekapert

      »Nein!« Thoras Schrei gellte zum dritten Mal durch die Zentrale der CREST II.

      Sie sprang vor – aber nicht zu dem reglos am Boden liegenden Perry Rhodan, sondern zu dem rot gerüsteten Invasor, der ihren Mann kaltblütig niedergeschossen hatte.

      Ihre Reflexe waren so schnell, dass der Anführer der Druuwen keine Chance zur Gegenwehr hatte. Thora Rhodan da Zoltral schlug ihm noch im Sprung mit einem mächtigen Fußtritt die Waffe aus der Hand. Bevor sie auf dem Boden landete, ließ sie einen Hagel von Schlägen und Tritten auf Zakhaan Breel niederprasseln, stieß sich dann sofort wieder ab und setzte den Angriff fort. Thora war Dagormeisterin, sie flog geradezu, jeder Hieb saß und wäre unter normalen Umständen tödlich gewesen.

      Seine schwere Kampfrüstung indes schützte den Druuwen. Zunächst wurde er in die Defensive gedrängt und wich zurück, offensichtlich völlig verblüfft von dem unerwartet massiven Ansturm.

      Dann war das Überraschungsmoment vergangen, es hatte kaum mehr als drei oder vier Sekunden gewährt. Seinen Energiestrahler hatte Breel durch den ersten Tritt verloren, wehrlos war er aber keineswegs.

      Während Thora ihn weiter mit rasend schnellen Schlägen attackierte und versuchte, eine Schwachstelle an ihm zu treffen, verharrte Breel, ging mit dem Oberkörper nach vorn, krümmte sich leicht und zog die Arme vor der Brust zusammen.

      Es sah nach Defensive aus, doch daraus wurde Offensive. Thoras Schläge prallten an dem vorgehaltenen Arm ab – und mit dem anderen zog der Druuwe durch, von unten nach oben, hebelte die Arkonidin aus, dann schmetterte er seinen Unterarm gegen ihren Bauch. Während sie ächzend etwas zusammensackte, holte er erneut mit dem Unterarm zu einem weiteren, seitlichen Schlag gegen dieselbe Stelle aus und schleuderte sie wie ein lästiges Insekt von sich.

      Die Wucht war so gewaltig, dass Thora quer durch die Zentrale flog. Sie versuchte, sich zu drehen und abzufangen, prallte aber gegen eine Steuerkonsole, was ihr hörbar die Luft aus den Lungen presste. Haltlos rutschte sie an dem Arbeitspult zu Boden, blieb keuchend und benommen liegen.

      Entsetzte Rufe schallten durcheinander, einige Offiziere wollten aufspringen und eingreifen. Aber die Diskusroboter, die den Druuwen begleitet hatten, hinderten sie daran, indem sie die Waffen bedrohlich auf die Menschen richteten oder sogar damit zuschlugen.

      »Bitte!«, rief Gabrielle Montoya, die wie gelähmt die Szene beobachtet hatte. Noch nicht mal zwei Minuten waren vergangen, seit Perry Rhodan, von einem roten Strahl in die Brust getroffen, zusammengebrochen war. Früher hätte Montoya Thora sofort unterstützt. Aber dazu war die Erste Offizierin der CREST II aufgrund ihres Alters körperlich nicht mehr in der Lage. Also musste sie ihre Fähigkeiten auf andere Weise einsetzen.

      »Bitte, wir sind waffenlos! Wir hatten uns bereits ergeben!« Sie hob die Hände, die leeren Handflächen nach außen gerichtet. Eine universell verständliche Geste.

      Breel ging zu seiner Waffe, hob sie auf und steckte sie ein. »Unnötige Aufregung.« Trotz seines geschlossenen Helms war die Verachtung in seiner Stimme klar herauszuhören. »Eure Aktion war völlig überzogen und sinnlos.«

      »Sie bedrohen unsere Leute auf überflüssige Weise, Zakhaan Breel!«, rief Montoya erbost und wies auf die in Schach gehaltenen Offiziere. »Trotz unserer Kapitulation erschießen Sie ...«

      »... Ihren Anführer. Tja, das ist nun mal so Sitte, damit jedem klar wird, dass wir nicht mit uns spaßen lassen. Irgendwelche Einwände?«

      »Jede Menge!« Montoya wollte zu Thora eilen.

      Breel streckte jedoch den Arm vor, versperrte ihr in den Weg. »Lassen Sie das. Ich sage es kein weiteres Mal.«

      In diesem Moment kam wieder Bewegung in Thora. Sie schüttelte ihre Benommenheit ab, stemmte sich an der Konsole hoch und kam taumelnd auf die Beine. Montoya vermutete, dass Thoras gesamter Körper mit grünen und blauen Prellungen übersät war. Doch als Dagormeisterin konnte die Arkonidin nicht nur austeilen, sondern auch einstecken. Und das auf eine beachtliche Weise.

      Wo Montoya sich vermutlich eine Menge Knochen angeknackst oder gebrochen hätte und erst mal auf der Krankenstation gelandet wäre, hatte Thora sofort umgeschwenkt in die Defensive. Sie hatte dem Schlag nachgegeben, der sie fortgeschleudert hatte, alle weiteren Widerstände abgefangen und abgefedert. Und schon stand sie wieder.

      Montoya war nicht die Einzige, die die Kommandantin der CREST II dafür bewunderte, wie sie so mancher Miene der Offiziere entnehmen konnte. Manchen stand sogar der Mund leicht offen.

      Thora strich sich das lange, weiße Haar zurück, dem Ausdruck ihrer goldroten Augen nach zu urteilen, war ihr Stolz erheblich angeknackst. Dabei bestand dazu keinerlei Grund, sie war waffenlos gewesen und wurde nicht von einer Körperrüstung geschützt. Trotz der Bemühungen, sich zu beherrschen, verzerrte sich ihr Gesicht leicht und verriet, welche Schmerzen sie gerade hatte. Aber sie richtete die Uniform und nahm Haltung an.

      »Dafür werden Sie büßen«, schwor sie voller Zorn, während sie betont gemessenen Schrittes und ohne zu humpeln an Montoyas Seite kam.

      Ihr Blick glitt dabei immer wieder zu Rhodan. Montoya war klar, dass die Arkonidin heftig mit sich kämpfen musste, um nicht bei ihrem Mann niederzuknien und nachzusehen, ob wenigstens noch ein leichter Pulsschlag festzustellen war. Doch abgesehen von der Tränenflüssigkeit, die sich bei jedem Arkoniden in starker Erregung aus den Augenwinkeln presste, gab sie sich keine weitere Blöße, indem sie sich womöglich von einem Roboter zurücktreiben ließ. Die Situation war demütigend genug – für alle.

      »Pah, so viel Aufregung um nichts«, erwiderte der Anführer der Druuwen leichthin. »Sind Sie alle so schrecklich theatralisch?«

      »Thora!«, rief Montoya hastig.

      2.

      Der Reisende

      Du wanderst.

      Es ist sonderbarerweise nicht bewusst herbeigerufen, es geschieht einfach. Vielleicht waren es zu viele Gedanken, die dein Unterbewusstsein zum Anlass genommen hat, dich auf eine Reise zu entführen.

      Du wartest auf das Gefühl, in einem Zug zu sitzen und die Universen an deinem Fenster vorbeiziehen zu sehen. Aber so ist es diesmal nicht.

      Du wanderst auf eigenen Füßen dahin und dahin und dahin.

      Du fühlst nichts, keine Kälte, keine Wärme, keinen Luftzug. Dein Körper