Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten. Hayley Morgan

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Название Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten
Автор произведения Hayley Morgan
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783961224845



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ich zum Essen ausgehen konnte. Jedenfalls kam es mir so vor.

      Alles hatte ganz harmlos angefangen: Ich fühlte mich in der Gemeinde irgendwie unsichtbar und war ein bisschen verletzt, dass niemand mich wahrnahm. Und statt alles daranzusetzen, meine Beziehungen zu vertiefen, zog ich mich zurück. Ich floh in den Schutzraum unseres Hauses und in die Ruhe meiner eigenen Gedankenwelt. Ich bin ein Mensch, der gut mit sich selbst allein sein kann, daher hat es ein Weilchen gedauert, bis ich merkte, dass ich mich zutiefst einsam fühlte. Und das überraschte mich.

      Auch Jesus war nicht immun gegen Einsamkeit. Er war häufig von Menschenmassen umgeben und stieg bei einer Gelegenheit sogar in ein Boot und ruderte ein Stückchen aufs Meer hinaus, damit er zu den Menschen reden konnte. Er wusste, wie es ist, wenn alle Erwartungen an dich haben und dich bemerken.

      Aber selbst seine wahren, engsten, vertrautesten Freunde waren nicht auf Augenhöhe mit ihm. Ständig wusste er offenbar mehr als sie. Er war der Lehrer, dem sie lauschten. Er war zwar bei ihnen und mit ihnen unterwegs, aber er war in gewisser Hinsicht auch aus dem Kreis der Freunde herausgehoben.

      Im Abendmahlssaal – der sich vermutlich im Obergeschoss des Hauses eines Jerusalemer Bürgers befand – genoss er sein letztes Essen mit seinen Freunden. Er liebte sie, aber er wusste auch, dass viele von ihnen ihn verlassen würden, ja, dass sie sogar leugnen würden, ihn zu kennen. Er wusste, dass ihn eine Einsamkeit erwartete, die weitaus tiefer war als alles, was er bis dahin erlebt hatte.

      Wie sich herausstellen sollte, kehrte einer seiner guten Freunde Jesus ganz den Rücken – dieser Freund, Judas, verriet ihn. Petrus leugnete, ihn zu kennen, als für ihn persönlich viel auf dem Spiel stand, selbst wenn das nichts daran änderte, dass er Jesus liebte. Jesus konnte sich nicht darauf verlassen, dass seine Freunde ihn wirklich kannten, ihn wirklich wahrnahmen oder ihn wirklich liebten.

      Ja, es stimmt: Jesus weiß um all unsere Enttäuschungen, alle Herausforderungen, alle Schwierigkeiten. Er lebte das ganz reale Leben eines ganz realen Menschen und war denselben Prüfungen ausgesetzt wie wir. Deshalb können wir uns an ihn wenden, wenn wir einsam sind, wenn wir mit Ablehnung oder Verachtung konfrontiert werden. Wir können zu ihm gehen, wenn wir verraten wurden; er verspricht, dass er uns niemals so etwas antun wird. Er ist ein absolut verlässlicher Freund, der all unsere Bedürfnisse stillen kann.

      Jesus weiß um all unsere Enttäuschungen, alle Herausforderungen, alle Schwierigkeiten.

      Als ich mich einsam fühlte, zeigte er mir, dass ich mich selbst von anderen isoliert hatte. Liebevoll forderte er mich auf, mich in die Frauen in meinem Umfeld zu investieren und mich dort zu verwurzeln. Was mir anfangs unmöglich vorkam, fühlte sich immer wirklicher an, und irgendwann hatte ich die Freundinnen gefunden, nach denen ich mich sehnte. Diese Freundschaften waren noch besser als alles, was ich mir erhofft hatte, denn sie begannen mit Gehorsam und nicht mit Sympathie, Gemeinsamkeiten und einer ähnlichen Weltsicht. Mir ging es nicht länger darum, dass andere mich lieben; jetzt versuchte ich, andere zu lieben.

      Wir alle wünschen uns gute Freunde, und zwar viele. Gott hat uns so erschaffen, dass wir Gemeinschaft brauchen. Wir sind darauf angewiesen, dass jemand uns durch und durch kennt und uns sieht. Aber so wichtig Freundschaften auch sind: Letztendlich wird diese Sehnsucht nur von Jesus völlig erfüllt. Er ist der eine wahre Freund, der sich nie abwendet, sich nie zurückzieht, nie die Hoffnung aufgibt. Er macht der Einsamkeit in unserem Herzen ein Ende.

      Hayley

      … auch wenn du das Gefühl hast, nicht in die Gemeinde zu passen

      Als Jesus das hörte, sagte er zu ihnen: „Die Gesunden brauchen keinen Arzt – wohl aber die Kranken. Ich bin gekommen, um Sünder zu rufen, nicht Menschen, die sich schon für gut genug halten.“

      Markus 2,17

      Bevor ich Jesus kennenlernte, war mein Leben ziemlich kaputt. Ich war zwar erst fünfzehn, hatte aber schon zu allen möglichen Alternativen Zuflucht gesucht, bei denen ein Mensch, der Gott nicht kennt, gewöhnlich Zuflucht sucht: Drogen. Sex. Alkohol. Alles davon. Ich hatte mehr als einmal in einem Polizeiauto gesessen. Ich hatte öfter die Schule geschwänzt, als in der Klasse gesessen. Ich hatte meine Eltern nach Strich und Faden belogen, während sie dachten, ich sei ein ganz normaler Teenager.

      Und dann geschah eines Tages ein Wunder: Jesus sprach so deutlich zu meinem Herzen, dass ich nicht mehr anders konnte, als ihm zu antworten. Ich sagte damals zu ihm – genau mit diesen Worten: „Na schön. Ich ergebe mich. Wir versuchen es jetzt mal auf deine Weise.“ Und das ist die ganze wunderbare Geschichte meiner Lebenswende. Ich hatte ihn bis zu diesem Moment hingehalten. Ich wusste, dass es ihn wirklich gibt und dass er auf mich wartete, aber bis zu diesem wunderbaren Augenblick war ich nicht bereit für eine Beziehung zu ihm.

      Nachdem ich mein Leben Jesus anvertraut hatte, wusste ich, es war an der Zeit aufzuräumen. Meine Familie hatte gerade eine neue Gemeinde gefunden, und dort traf ich ein paar gleichaltrige Freunde, die diese Sache mit Jesus unglaublich ernst nahmen. Sehr schnell erkannte ich, dass sie nichts von dem taten, was ich bislang getan hatte, und wusste, dass sich etwas ändern musste. Und zwar grundlegend.

      Gott hat seinen Sohn gesandt, um gebrochene Herzen zu heilen, um die Kranken liebevoll zu pflegen und um die Gemeinde ins Leben zu rufen – einen Ort, an den Menschen so kommen, wie sie sind, um ihn in seiner ganzen Fülle zu empfangen.

      Leider erkannte ich aber auch sehr schnell – und daran hat niemand anders als ich schuld –, dass die Gemeinde eher eine Art Bühne war, auf der wir unsere Frömmigkeit zur Schau stellten, und kein Krankenhaus für Menschen mit verletzten Seelen und kranken Herzen. Ich verbarg meine Abhängigkeiten und meine Zerbrochenheit, denn die Vorstellung, dass jemand sehen könnte, wie fertig ich war, machte mir Angst. Und das Traurigste an der Sache? Dass mir die Heilung entging, die Jesus uns anbietet, weil ich glaubte, wenn Menschen nicht mit meiner Verletztheit umgehen konnten, dann konnte Gott das auch nicht.

      Welch ein fataler Irrtum!

      Und so lebte ich jahrelang auf diese Weise – doch dann brach ich schließlich zusammen. Bis ich eines Tages auf den heutigen Bibelvers stieß.

      Gott hat seinen Sohn nicht gesandt, damit dieser Schiedsrichter bei einem Schönheitswettbewerb sein sollte. Gott hat Jesus nicht gesandt, um die Rechtschaffenen und Gesunden zu einer makellosen Gemeinde zusammenzuschweißen. Gott hat seinen Sohn gesandt, um gebrochene Herzen zu heilen, um die Kranken liebevoll zu pflegen und um die Gemeinde ins Leben zu rufen – einen Ort, an den Menschen so kommen können, wie sie sind –, die erfüllt ist von Christus, der alles ganz mit seiner Gegenwart erfüllt.

      Und weißt du was? Es gibt keine Schablone, in die du als Christin hineinpassen musst. Wenn du mit Jesus unterwegs bist, dann gehörst du dazu. Du bist gut genug, so wie du bist, weil Christus in dir lebt. Wenn du das Gefühl hast, ganz kaputt zu sein, dann vergiss nicht: Wir alle sind in der einen oder anderen Form kaputt. Wenn du dich zerbrochen fühlst, dann glaube niemandem, der behauptet, dass er es nicht sei. Du gehörst dazu, weil Gott sagt, dass du dazugehörst, und das kann dir niemand nehmen.

      Jess

      … auch wenn du irgendeinem undefinierbaren Standard nicht entsprichst

      Oder erkennt ihr an euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist?

      2. Korinther 13,5 (Luther)

      Mein Vater setzte große Hoffnungen in mich. Als ich geboren wurde, war er fest davon überzeugt, ich sei ein winziges Knäuel an unerschlossenem Potenzial. Wenn er mich ansah, lagen Stolz, Hoffnung und Staunen in seinem Blick. Er investierte in mich. Er ermutigte mich. Und stellte