Bund mit Zürich ging bald wieder auseinander, weil die Politik der Reichsstädte in dieser Sache mehrfach wechselte. Die Männer am See dagegen hielten an ihrem Grundgedanken fest, dem unzerbrechlichen Zauberring, den sie um sich geschlossen hatten und wenn es nützlich schien und möglich war, ein wenig, nicht zu viel erweiterten. Dass die Verbindung gegen Habsburg zunächst eine Niederlage erlitt, focht sie nicht an. Die Schwyzer machten damals ein wichtiges Gesetz im Sinne der Freiheit: sie verboten jede Übertragung von Grundbesitz an Landfremde und Klöster und bestimmten, dass kirchliches und grundherrliches Gut im Lande steuerpflichtig sei. Übrigens fuhren sie fort, die Kaiserkämpfe auszunützen. Adolf von Nassauen, Feind der Habsburger, bestätigte willig den Urnern und Schwyzern ihre Freiheitsbriefe. Mit Albrecht, dem Sohne Rudolfs, erneuerte sich die Gefahr, bis ein früher, gewaltsamer Tod sie verscheuchte. Heinrich VII. bestätigte nicht nur den Urnern und Schwyzern, die sich ihm vorstellten, als er im Jahre 1309 sich in Konstanz aufhielt, ihre von den früheren Kaisern ausgestellten Privilegien, sondern auch den Unterwaldnern, die solche gar nicht besaßen, sodass nun die drei Waldstätte sich über ihre Reichsunmittelbarkeit ausweisen konnten. Die Söhne des ermordeten Habsburgers beruhigten sich dabei nicht; nachdem sie sich mit dem Kaiser versöhnt hatten, hielt Leopold ihm vor, dass die den Waldstätten erteilten Rechte gewissen Rechten ihrer Dynastie widersprächen, und erlangte von Heinrich das Versprechen, er werde die Habsburger Herrschaftsansprüche untersuchen lassen und dann die Entscheidung treffen. Das war im Jahre 1311, als er vor Brescia lag. Zwei Jahre später räumte wieder der Tod die den Waldstätten drohende Gefahr hinweg: der noch junge Kaiser starb. Die darauf erfolgende doppelte Königswahl war für die Waldstätte ein glücklicher Umstand, denn Ludwig der Bayer suchte natürlich alle Gegner Habsburgs an sich zu fesseln und lud sie selbst ein, sich ihm anzuschließen, hob auch die Reichsacht auf, der die Schwyzer wegen ihrer gegen das Kloster Einsiedeln verübten Übeltaten verfallen waren. So waren die kleinen Länder in die große Zwietracht hineingerissen, die das Reich zerteilte, die nur mit den Waffen ausgefochten werden konnte. Herzog Leopold beschloss, die Waldstätte, rebellische Bauern, endgültig seinem Hause wieder zu unterwerfen. Es war nicht anzunehmen, dass die unbedeutenden Täler dem österreichischen Herzog, wenn er einmal seine Kräfte sammelte, widerstehen könnten. Etwa 20 000 Mann brachte er zusammen, lauter in den Waffen geübte Ritter, österreichische Lehens- und Dienstleute, hauptsächlich aus den schwäbischen Landen. Während der Herzog diese gegen Schwyz führen wollte, leitete Graf Otto von Straßberg, Leopolds Stellvertreter in den burgundischen Gegenden, ein zweites Heer über den Brünig gegen Unterwalden. Hilfe hatten die Länder keine; Zürich hielt zu Österreich, mit Bern bestand noch keine Verbindung, Luzern war durch die österreichische Herrschaft gebunden. Von den Urnern indessen kam Zuzug nach Schwyz, denn man wusste dort, dass der Herzog beim Engpaß von Morgarten, als dem einzig unbeschützten Punkt, einzufallen beabsichtigte. Dort warteten die Bauern und schleuderten auf die Angreifer, die mit einem leichten Sieg rechneten, Felsblöcke herunter. Die entsetzten Ritter, die zurückweichen wollten, drückten auf die noch nichts ahnenden nachrückenden, und ein furchtbares Gedränge entstand; die nicht vom Feinde vernichtet wurden, ertranken in dem See, der die Flucht versperrte. Der Chronist verglich sie mit Fischen, die in einem Fanggarn gefangen werden. Es war der 15. November des Jahres 1315, als diese erstaunliche Schlacht stattfand, mehr eine Katastrophe als eine Schlacht. Die Kunde davon verbreitete solchen Schrecken, dass Graf Otto von Straßberg für besser fand, mit seinem Heer umzukehren, und so hastig flüchtete, dass er sich eine Verletzung zuzog, an der er starb. In den drei Ländern schlugen die Herzen hoch. In Strömen war das Blut der Ritter geflossen, das ihre hatten sie gespart für die Zukunft. Am 9. Dezember erneuerten sie bei Brunnen ihren Ewigen Bund. Er war diesmal in deutscher Sprache verfasst und nannte Österreich als den Feind, gegen den er sich richtete. Aufrecht standen sie da als bewährte Kämpfer und Sieger, gesättigt mit Ruhm und Ehren. Ludwig der Bayer lobte ihre Treue und beschenkte sie mit Gnaden, indem er, außer dass er ihre Reichsunmittelbarkeit bestätigte, den Habsburgern die Rechte aberkannte, die sie an den Waldstätten zu haben behaupteten. Zwei Jahre nach der Schlacht wurde der Landammann von Uri zum Reichsvogt von Urseren und Livinen und damit zum Aufseher über den Gotthardverkehr ernannt. So waren denn die Waldstätte dicht an den Berg hinangerückt, der ihres Schicksals Herr war; sie hatten, das fühlten sie, an seine Felsen angeklammert einen festen Stand, den menschliche Kraft nicht erschüttern konnte. Nun führten sie allmählich auch die urtümliche Germanenfreiheit wieder ein, die ihrem Sinn entsprach. Es hatte unter ihnen einen Adel gegeben, der sich nicht rechtlich über den Freien erhob, dem nur so viel Ehrerbietung und Gehorsam gezollt wurde, wie persönlicher Tüchtigkeit freiwillig gewährt wurde. Den Lehens- oder Dienst-Adel, der jetzt herrschte, machten seine Ansprüche und Übergriffe verhasst; weil sie keine Geschlechter aufkommen lassen wollten, die den freien Bauern unterdrückten, vertrieben sie die adligen Familien, die unter ihnen heimisch waren. Den Herrschaften, die Rechte in Uri hatten, wurden diese abgekauft. In Unterwalden wurden einzelne Familien, die Lehen von Österreich hatten, unfähig zur Bekleidung öffentlicher Ämter erklärt. Weder sollten Knechte noch sollten Edelleute der engen Verbundenheit aller zu gleicher Treue zur Heimat und Opferbereitschaft für die Freiheit eine Hemmung sein.
Dem demokratischen Gedanken fiel in Uri die Familie von Attinghausen zum Opfer, der, wie man annimmt, vorzüglich der großartige Aufschwung der eidgenössischen Politik zu danken war. Im Jahre 1358 wurde Hans von Attinghausen, nachdem er jahrzehntelang die Geschicke des Landes erfolgreich geleitet, sein Bündnis mit den Städten befördert hatte, durch einen Aufstand vertrieben. Seine Burg in der Nähe von Altdorf, deren Trümmer noch vorhanden sind, wurde zerstört. Ruhm und Erfolg hatten das Geschlecht höher getragen, als für den demokratischen Gedanken zulässig war. Es war der führende Stern, der, während das Volk, dem er in dunkler Zeit lange geleuchtet hat, sicheren Ganges in die Zukunft schreitet, tragischem Untergang verfällt. Man weiß nicht, wie und wo der letzte Attinghausen gestorben ist.
Von dem durch die Schlacht am Morgarten gewonnenen Standpunkt aus erweiterten die Länder ihren Ring, indem sie Bündnisse mit Luzern, mit Zürich und Bern schlossen, das bäuerliche Misstrauen gegen die Städte zurückstellend. Sie unterstützten Bern, das sich gegen die Bischöfe von Lausanne und Basel, gegen die Grafen von Kiburg und andere Dynasten wehren musste, und hatten Anteil an der Schlacht bei Laupen, durch