Название | Deutsche Geschichte |
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Автор произведения | Ricarda Huch |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Sachbücher bei Null Papier |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962817725 |
Im Beginn seiner Regierung hatte der König Gelegenheit, einen Vorteil über den Papst davonzutragen. Schon zurzeit seines Vorgängers machte die Stadt Rom den Versuch, sich vom Papst unabhängig und zu einer selbstständigen Republik zu machen. In Erinnerung an ihre einstige Größe wurde ein Senat eingesetzt, der Konrad III. aufforderte, zu kommen und nach Beseitigung des klerikalen Widerstandes von ihm die Krone zu empfangen. Konrad antwortete nach längerem Zögern so, dass er für die Einladung dankte und sein Kommen in Aussicht stellte, die gemeldete Neuordnung aber unerwähnt ließ. So ging, ohne dass von kaiserlicher Seite davon Notiz genommen wurde, die römische Bewegung weiter und verband sich mit dem von religiösen Ideen ausgehenden Kampfe des Arnold von Brescia gegen die weltliche Macht der Kurie. Was dieser vom geistlichen Standpunkt aus verlangte, dass der Papst sich auf das Geistliche beschränke, wollten die Römer, um von der päpstlichen Herrschaft unbehindert ihre Stellung als herrschender Weltstaat wiedergewinnen zu können. Papst Eugen IV. wurde vertrieben, Arnold und die Stadt Rom forderten Friedrich auf, sich in Rom die Kaiserkrone zu holen. Vermutlich kam ihm so wenig wie Konrad auch nur auf einen Augenblick der Gedanke, sich auf diese Weise von seinem mächtigen Gegner zu befreien. Die Römische Republik hatte kein Gewicht im Gedächtnis der germanischen Könige gegenüber der Erinnerung an das Römische Kaiserreich. Gewiss war Rom für sich kein Machtbereich und mit seinem anspruchsvollen, unruhigen Adel und seiner beschäftigungslosen Bevölkerung uneinig und unzuverlässig; aber Arnold von Brescia hatte Anhänger, und es war denkbar, dass ein über ein starkes Heer gebietender König mit den Kräften, die sich ihm in Rom zur Verfügung stellten, etwas ausrichten könnte. Das alles aber, was die Römer vorbrachten, war für den König leerer Schall. Wirklichkeit hatte für ihn nur das Imperium, das von Gott den deutschen Königen vermittels des Papstes übertragen war, wovon die Krönung und Salbung durch den Papst in Rom die vollendenden Zeichen waren. Er zweifelte an der Kirche mit ihrem Oberhaupt, dem Papst, so wenig wie an Gott, so wenig wie am Imperium der deutschen Könige und seinem eigenen Recht.
Dem glücklichen politischen Gedanken Friedrichs, der Versöhnung mit den Welfen, dankte er es, dass er sich ungehemmt nach Italien wenden konnte; es zeigte sich, dass einem deutschen Könige, der über alle Mittel des Reiches verfügen konnte, noch eine große Machtfülle zu Gebote stand. Das einige Reich, einig durch das Zusammenwirken zweier Fürsten, erregte überall Bewunderung und Schrecken. Die Könige von Dänemark, Ungarn, Polen, durch dynastischen Zwist geschwächt, mussten sich abhängig bekennen. Nach Italien zog Friedrich mit dem Entschluss, dieselbe Stellung wiederzugewinnen, die Karl der Große und Otto der Große eingenommen hatten. Er fand Entgegenkommen beim Adel und Widerstand bei den Städten, namentlich bei Mailand, der größten und reichsten; aber gerade darauf legte er Wert, dass er die Mittel der reichen handeltreibenden Städte in die Hand bekäme. Nach altem Herkommen hielt er eine Tagung auf den Ronkalischen Feldern, wo die Lehensträger zu erscheinen und ihre Lehen in Empfang zu nehmen hatten. Dort wurde mit Hilfe von juristisch gebildeten Personen untersucht, was dem Kaiser zustehe, was nicht; denn es war Friedrich ernst damit, sein Recht, aber nichts als das in Anspruch zu nehmen. Die Juristen der berühmten Schulen von Bologna und Padova unterstützten ihn über Erwarten; für ihre formalistische Denkart kam einem römischen König deutscher Nation als Nachfolger der römischen Cäsaren dieselbe unumschränkte Herrschaft zu wie den Kaisern des Altertums. Nach ihren Ansprüchen war ein römischer König nicht sehr verschieden von einem Despoten, der über Hab und Gut seiner Untertanen verfügen kann. Friedrich war sich bewusst, dass er in Rechtsfragen an die Zustimmung der Großen seines Reiches gebunden war; aber die aus dem römischen Recht geschöpften Sentenzen über die Göttlichkeit der Kaiserwürde hoben doch sein imperatorisches Selbstgefühl. Vor allen Dingen den Städten gegenüber glaubte er unbedingter Herr zu sein; er sah in ihnen nicht wie im hohen Adel Genossen, nicht wenigstens durch den kriegerischen Beruf ihm Angeglichene wie die Dienstleute, die Ministerialen, sondern dem Stande nach Tieferstehende, emporgekommene Untertanen, die schlechtweg zu gehorchen hatten. Allerdings achtete er die von seinen Vorgängern erteilten Privilegien, nicht aber, was durch Gewohnheit üblich geworden, von den Ausübenden als Recht betrachtet wurde. Friedrichs Auftreten war unwiderstehlich, der Anblick schon seiner kriegstüchtigen deutschen Ritter, ihrer gleichmäßig kraftvollen, elastischen, blitzenden Gestalten verbreitete Schrecken. Den befestigten Städten gegenüber mit ihren gewaltigen Türmen und Bastionen genügten allerdings die Katzen und Igel und Widder nicht, wie denn im ganzen Mittelalter sehr selten eine Belagerung den Zweck erreichte; aber in offener Schlacht blieben die Deutschen Sieger.
Obwohl Friedrich das aufrührerische Rom unterwarf, Arnold von Brescia auslieferte und dem Papst die Rückkehr in seine Stadt ermöglichte, blieb Hadrian I., der einzige Engländer auf dem römischen Stuhle, misstrauisch ablehnend. Da bei der Begegnung Friedrich sich weigerte, dem Papst den Stallmeisterdienst zu leisten, nämlich ihm beim Besteigen des Pferdes den Steigbügel zu halten, weigerte sich der Papst, obwohl Friedrich ihm den Fuß küsste, ihm den Friedenskuss zu geben. Getreu seinem Gerechtigkeitssinn rief Friedrich die Fürsten, die ihn begleiteten, zusammen und überließ ihnen zu entscheiden, was Rechtens sei. Das Reich sollte darüber entscheiden, was sich mit kaiserlicher Ehre vereinen lasse. Das Urteil der Herren fiel zugunsten des Papstes aus: es war Überlieferung, dass Pipin der Kurze dem Papst, als er ins Frankenreich kam, den Marschallsdienst geleistet habe, und die älteren unter den Anwesenden erinnerten sich, von Lothar dasselbe gesehen zu haben. Friedrich fügte sich der Entscheidung und hielt im Angesicht des Heeres dem Papst die Steigbügel, worauf er den Friedenskuss empfing. Zwei in der Wurzel feindliche Gewalten wurden durch künstliche Veranstaltung auf der schmalen Schneide des Einverständnisses erhalten. Nun wurde Friedrich nach altem Ritual zum Kaiser geweiht. Vor der silbernen Pforte der Peterskirche hielt der Bischof von Albano das erste Gebet, mitten in der Kirche der Bischof von Porto das zweite: »Gott, du geheimnisvoller Schöpfer der Welt – schütte auf die Fürbitte aller Heiligen über diesen König das Füllhorn deines Segens aus und festige den Thron seines Reiches. Suche ihn heim wie den Moses im Dornbusch … und übergieße ihn mit deinem Sternensegen und dem Tau deiner Weisheit wie David und seinen