Perry Rhodan 3089: Das Atlan-Update. Kai Hirdt

Читать онлайн.
Название Perry Rhodan 3089: Das Atlan-Update
Автор произведения Kai Hirdt
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845360898



Скачать книгу

Wie war ihr das gelungen?

      Und nicht minder wichtig: warum? Stand sie im Dienst einer fremden Macht? Der Cairaner vielleicht? Was hatte es mit dem Implantat in ihrem Gehirn auf sich? Hatte sie es freiwillig einsetzen lassen, oder war sie dazu gezwungen worden? Wieso war es bei den regelmäßigen medizinischen Scans nie aufgefallen?

      Auf einem x-beliebigen Schiff hätte ich das verstanden. Aber wir befanden uns auf dem Flaggschiff des terranischen Residenten. Es gab wohl keine Einheit in der Liga, in der eine höhere Sicherheitsstufe galt. Wie war Halampa bloß durch die Maschen dieses engen Netzes gerutscht?

      Bull weigerte sich, mir die Informationen des Haluters aus dem Sternenrad weiterzuleiten, weil er an eine undichte Stelle glaubte. Recht hatte er – weil seine eigenen Leute eine Verräterin auf die THORA versetzt hatten. Dabei hätte allein die völlige Unauffälligkeit dieser Frau auffallen müssen. Ich freute mich schon darauf, ihm das bei Gelegenheit aufs Brot zu schmieren.

      Ein Signal von der Medostation ging ein. Waren die Ärzte weitergekommen? Gespannt eilte ich zu ihnen.

      Halampa lag in einer isolierten Behandlungskabine. Ihr Zustand war so stabil, wie es unter den Umständen zu erwarten war. Die Kopfwunde war immer noch offen, aber ein genau abgepasstes Prallfeld simulierte das fehlende Stück des Schädelknochens. Das Objektiv eines Hochleistungs-Medoscanners war auf die Wunde gerichtet.

      »Was habt ihr gefunden?«, fragte ich.

      »Nichts«, antwortete Ivo Remsch, der Leiter der Hauptmedostation. »Ein erstaunliches Nichts«, fügte er schnell hinzu, als er meine sich verfinsternde Miene sah.

      »Kannst du das genauer erklären?«, fragte ich ungehalten.

      Er winkte mich zu der Patientin. »Was siehst du?«

      Der Medoscanner sandte einen grellen, weißblauen Lichtstrahl auf das offen liegende Hirngewebe. Er strahlte durch die grüne Verfärbung hindurch und machte das zylinderförmige Implantat deutlich sichtbar. »Einen Fremdkörper. Aber das ist nichts Neues. Was ...«

      Remsch unterbrach mich und lotste mich zum Darstellungsholo des Scanners. »Und das sehen unsere Geräte.«

      In der Darstellung sah ich ein gesundes menschliches Gehirn. Keine Verletzung, kein Fremdkörper, kein Implantat. Deshalb also hatte niemand Halampas kleines Upgrade bei den Routinetests bemerkt.

      Damit war eine meiner Fragen beantwortet. Sie führte direkt zur nächsten: Wer war zu so etwas in der Lage? Im Moment lag es nahe, hinter jeder Seltsamkeit das Werk der Cairaner zu vermuten, aber ich konnte mir dessen auf keinen Fall sicher sein.

      »Welche medizinischen Auswirkungen hat dieses Ding?«, fragte ich. »Ist es gesundheitsgefährdend?«

      »Wir wissen es nicht«, sagte Remsch bedrückt. »Es sitzt nahe beim Erinnerungszentrum und könnte sich am ehesten darauf auswirken. Aber das ist reine Spekulation.«

      »Kann man es entfernen?«

      Der Arzt atmete durch. »Soweit wir das beurteilen können: ja«, sagte er. »Zumindest, wenn es einfach nur ein Fremdkörper ist. Aber vielleicht ist es gesichert, bemerkt, dass es aufgefallen ist, und tötet den Träger. Ich würde deshalb lieber die direkte Kontaktschicht zwischen Hirnmasse und Implantat durch Bestrahlung veröden. Das müsste den Kontakt zu Halampa unterbinden und das Implantat isolieren.«

      Der separate Logiksektor meines eigenen Gehirns meldete sich zu Wort. Das Ding ist schlau genug, sich vor unseren modernsten Scannern zu verstecken, sagte die Stimme in meinen Gedanken. Geh mal davon aus, dass es auf jeden Fall mitbekommt, wenn ihr es ausschalten wollt. Ob mit Skalpellen oder per Bestrahlung.

      Ich gab die Überlegung an den Mediker weiter.

      Remsch nickte grüblerisch. »In dem Fall sollten wir es lieber entfernen. Aber es bleibt ein Risiko.«

      »Es ist ebenfalls ein Risiko, es drin zu lassen«, gab ich zu bedenken.

      Der Mediker atmete durch. »Wir operieren«, entschied er.

      *

      Sergeant Megrat Halampa verstarb achtzehn Minuten nach Beginn der Extraktionsprozedur. Niemand konnte sagen, ob ihre Verletzung schuld war oder die Entfernung des Implantats.

      Ich biss mir auf die Lippe. War ich verantwortlich für ihren Tod? Oder jene, die ihr dieses Ding ins Gehirn gepflanzt hatten?

      Wahrscheinlich lag die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Ganz freisprechen konnte und wollte ich mich nicht. Aber ich war nicht der Ausgangspunkt dieser unheilvollen Entwicklung gewesen. Ich würde jedoch herausfinden, wer dahintersteckte, und diesen frühen und sinnlosen Tod rächen.

      Nachdem die Wiederbelebung gescheitert war, ging der Rest der Extraktion schnell. Das grünliche Hirngewebe hatte eine anderthalb Zentimeter lange Kapsel von einem halben Zentimeter Durchmesser umschlossen. Die Oberfläche war teils metallen, teils organisch – dies waren vermutlich die Kontaktflächen, über die eine Verbindung zum Hirn des Wirts aufgebaut wurde.

      Eine solche Technik war der Liga und den Arkoniden nur oberflächlich vertraut, aber man wusste, welchem Volk sie zuzuordnen war: den Shenpadri. Die wurm- oder schlangenartigen Wesen, die gleichzeitig mit den Cairanern in der Milchstraße aufgetaucht waren, optimierten ihre Körper durch extern und intern eingebaute Organoide. Eines davon hatte wir gerade aus dem Kopf von Sergeant Halampa gezogen, wo es definitiv nicht hingehörte.

      Die Shenpadri arbeiteten häufig mit den Cairanern zusammen. Damit bestätigte sich meine Vermutung, wer hinter dem Ganzen steckte.

      Das Ganze bedeutete leider, dass wir in tiefen Schwierigkeiten steckten. Wenn ein Besatzungsmitglied so ein Ding im Hirn stecken hatte, das mit Medoscannern nicht zu entdecken war – wer sagte, dass es nicht noch mehr Verräter an Bord gab, die auf diese Weise manipuliert waren?

      3.

      Ich saß wieder über Halampas Akte und suchte nach einem Hinweis. Es musste einen Anhaltspunkt geben, wann und wo sie sich das Implantat eingefangen hatte. Ein Zusammentreffen mit Shenpadri oder Cairanern während eines Außeneinsatzes? Während meiner Zeit an Bord war das nicht geschehen, aber sie war schon zuvor drei Jahre auf der THORA stationiert gewesen. Wenn ich die entsprechende Stelle fand, konnte ich herausfinden, wer noch mit dabei gewesen war – und demzufolge ebenfalls verdächtig war.

      Und was willst du dann machen?, fragte der Extrasinn. Ihnen eine Hirnoperation aufzwingen, um nach Grünspan zu suchen?

      Ich beantwortete die Frage nicht, denn ehrlich gesagt hatte ich noch keine genaue Ahnung. Ein erster Schritt musste es sein, die Betroffenen von allen wichtigen Informationen zu isolieren. Mich erschütterte die Vorstellung, dass da Ariga recht hatte und ein Verräter von meinem Schiff für Tschirmayns Schicksal verantwortlich war.

      Was geschehen ist, lässt sich nicht ändern, rief mich der Extrasinn zur Ordnung. Du hast andere Probleme zu lösen.

      Das stimmte. Der Baron, agh Fermi und ich waren unterbrochen worden, bevor ich sie von meinem Plan überzeugen konnte. Doch ein zweiter Versuch zum jetzigen Zeitpunkt hatte keinen Sinn. Erst musste ich sicherstellen, dass es keine weiteren undichten Stellen gab. Sonst würde ich zum einen nicht die Genehmigung für meinen Vorstoß erhalten. Und zum anderen sollten die Cairaner nicht unbedingt vorab wissen, was ich plante.

      Es lag also in meinem ureigenen Interesse, den Spionagefall bis ins Letzte aufzuklären. Ich hatte lang genug einen galaxisweit agierenden Geheimdienst geleitet und wusste, dass Spione oft paarweise oder sogar in noch größeren Einheiten agierten. Ich musste also herausfinden, wer Halampas Partner waren, falls es sie gab.

      Immer wieder las ich die Akte, suchte nach etwas, was ich übersehen hatte. Irgendeinen Anhaltspunkt musste es geben. Aber nein: Ihr privates Betragen war makellos. Ich ließ TOIO, die Hauptpositronik der THORA, ihre sozialen Kontakte nachvollziehen, soweit diese verzeichnet waren. Dabei zeigte sich nichts Ungewöhnliches: die üblichen Freundschaften mit Kollegen und Quartiernachbarn. Nicht übermäßig gesellig, aber auch keine Einzelgängerin. Keine Kontaktpersonen,