Название | Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen) |
---|---|
Автор произведения | Чарльз Дарвин |
Жанр | Математика |
Серия | |
Издательство | Математика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027208876 |
Fig. 5. Vordertheil des Körpers von Callianassa (nach Milne-Edwards), die ungleich und verschieden gebildeten Scheeren der rechten und linken Seite des Männchens zeigend. NB. Durch Versehen des Zeichners ist die linke Scheere die größte geworden (die Zeichnung ist ohne Spiegel auf Holz übertragen worden).
Fig. 6. Fuß des zweiten Paares der männlichen Orchestia Tucuratinga (nach Fritz Müller).
Fig. 7. Dasselbe vom Weibchen.
Fritz Müller führt an, daß gewisse Arten von Melita von allen andern Amphipoden durch eine Eigenthümlichkeit der Weibchen unterschieden sind; nämlich »die Hüftblätter des vorletzten Fußpaares sind in hakenförmige Fortsätze ausgezogen, an die sich das Männchen mit den Händen des ersten Fußpaares festklammert«. Die Entwicklung dieser hakenförmigen Fortsätze ist wahrscheinlich das Resultat des Umstandes, daß diejenigen Weibchen, welche während des Reproductionsactes am sichersten gehalten wurden, die größte Anzahl von Nachkommen hinterlassen haben. Ein anderer Brasilianischer Amphipode ( Orchestia Darwinii, Fig. 8) bietet ähnlich wie Tanais einen Fall von Dimorphismus dar; es finden sich nämlich hier zwei männliche Formen, welche in der Structur ihrer Scheeren von einander abweichen.545 Da Scheeren einer der beiden Formen ganz entschieden zum Festhalten der Weibchen hingereicht haben würden, – denn beide Formen werden ja jetzt zu diesem Zwecke benutzt, – so entstanden die beiden männlichen Formen wahrscheinlich dadurch, daß einige in der einen, andere in einer andern Art und Weise variierten, wobei beide Formen aus der verschiedenen Gestalt ihrer Organe gewisse specielle, aber beinahe gleiche Vortheile erlangten.
Es ist nicht bekannt, daß männliche Crustaceen um den Besitz der Weibchen mit einander kämpften; doch ist dies wahrscheinlich der Fall; denn es gilt für die meisten Thiere, daß, wenn das Männchen größer ist als das Weibchen, ersteres seine bedeutende Größe dadurch erlangt hat, daß seine Vorfahren viele Generationen hindurch mit andern Männchen gekämpft haben. In den meisten Ordnungen der Crustaceen, und besonders in der höchsten, der der Brachyuren, ist das Männchen größer als das Weibchen; dabei müssen indessen die parasitischen Gattungen, wo die beiden Geschlechter verschiedene Lebensweisen haben, und die meisten Entomostraken ausgenommen werden. Die Scheeren vieler Crustaceen sind Waffen, welche für einen Kampf wohl geeignet sind. So sah ein Sohn des Mr. Spence Bate, wie eine Krabbe, Portunus puber, mit einer andern, Carcinus maenas, kämpfte, wobei es nicht lange dauerte, bis die letztere auf den Rücken geworfen und ein Bein nach dem andern vom Körper losgerissen wurde. Wenn mehrere Männchen eines brasilianischen Gelasimus, einer mit ungeheuren Scheeren versehenen Art, von Fritz Müller zusammen in ein Glasgefäß gethan wurden, so verstümmelten und tödteten sie sich gegenseitig. Mr. Bate brachte ein großes Männchen von Carcinus maenas in einen Trog mit Wasser, welchen
Fig. 68. Orchestia Darutinii (nach Fritz Müller), die verschieden gebildeten Scheeren der beiden männlichen Formen zeigend.
bereits ein Weibchen bewohnte, das sich mit einem kleineren Männchen verbunden hatte; das letztere wurde sehr bald aus dem Besitze vertrieben. Mr. Bate fügt aber hinzu: »wenn sie um den Besitz kämpften, so war der Sieg ein unblutiger; denn ich sah keine Wunden«. Derselbe Naturforscher trennte einen männlichen Sandhüpfer, Gammarus marinus, der so gemein an den englischen Küsten ist, von seinem Weibchen, welche beide in einem und demselben Gefäße mit vielen anderen Individuen derselben Species in Gefangenschaft gehalten wurden. Das hierdurch geschiedene Weibchen begab sich bald in die Gesellschaft seiner Kameraden. Nach einiger Zeit wurde das Männchen wiederum in dasselbe Gefäß gebracht, und nachdem es eine Zeit lang herumgeschwommen war, stürzte es sich mitten in die Menge und holte sich sofort ohne irgend einen Kampf sein Weibchen wieder. Diese Thatsache beweist, daß bei den Amphipoden, einer in der Stufenreihe so tief stehenden Ordnung, die Männchen und Weibchen einander erkennen und eine gegenseitige Anhänglichkeit besitzen.
Die geistigen Fähigkeiten der Crustaceen sind wahrscheinlich höher, als auf den ersten Blick wahrscheinlich zu sein scheint. Jeder, der versucht hat, eine der Uferkrabben, welche an vielen tropischen Küsten so gemein sind, zu fangen, wird wahrgenommen haben, wie schlau und alert sie sind. Es giebt eine große Krabbe, Birgus latro, welche sich auf Corallen-Inseln findet und sich auf dem Grunde einer tiefen Grube ein dickes Bett aus den abgezupften Fasern der Cocosnuß baut. Sie nährt sich von den abgefallenen Früchten des Cocosbaumes, indem sie die Schale, Faser für Faser, abreißt; und stets beginnt sie an dem Ende der Frucht, wo sich die drei augenähnlichen Vertiefungen finden. Dann beißt sie durch eine von diesen Vertiefungen durch, wobei sie ihre schweren Vorderscheeren wie einen Hammer benutzt, dreht sich dann herum und holt den eiweißartigen Kern mit ihren schmäleren hinteren Scheeren heraus. Diese Handlungen sind aber wahrscheinlich instinctiv, so daß sie wohl von einem jungen Thiere ebensogut wie von einem alten ausgeführt werden. Den folgenden Fall kann man indessen kaum in dieser Art beurtheilen: ein zuverlässiger Beobachter, Mr. Gardner,546 sah einer Strandkrabbe ( Gelasimus) zu, wie sie ihre Grube baute, und warf einige Muschelschalen nach der Höhlung hin. Eine davon rollte hinein und drei andere Schalen blieben wenige Zolle von der Öffnung entfernt liegen. In ungefähr fünf Minuten brachte die Krabbe die Muschel, welche in die Höhle gefallen war, heraus und schleppte sie bis zu einer Entfernung von einem Fuß von der Öffnung; dann sah sie die drei andern in der Nähe liegen, und da sie augenscheinlich dachte, daß diese gleichfalls hinein rollen könnten, schleppte sie auch diese auf die Stelle, wo sie die erste hingebracht hatte. Ich meine, es dürfte schwer sein, diese Handlung von einer zu unterscheiden, die der Mensch mit Hülfe der Vernunft ausführt.
Was die Färbung betrifft, welche so oft in den beiden Geschlechtern bei Thieren der höheren Classen verschieden ist, so kennt Mr. Spence Bate kein irgend scharf ausgesprochenes Beispiel einer solchen Verschiedenheit bei den Englischen Crustaceen. Indessen weichen in einigen Fällen Männchen und Weibchen unbedeutend in der Schattierung von einander ab; doch hält Mr. Bate diese Verschiedenheit nicht für größer, als durch die verschiedenen Lebensgewohnheiten der beiden Geschlechter erklärt werden