Название | Zwei Jahre Ferien |
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Автор произведения | Jules Verne |
Жанр | Языкознание |
Серия | Jules Verne bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962817879 |
»Ich muss das Kap vor Wiedereintritt des Hochwassers erreichen!« sagte sich Briant. »Dieser Teil des Landes ist bei der letzten Flut überschwemmt gewesen, und das wird bei der nächsten bis zum Fuße des hohen Ufers wieder der Fall sein. Bin ich gezwungen, entweder zurückzuweichen oder mich auf ein Felsstück zu flüchten, so komm’ ich zu spät an. Ich muss also um jeden Preis hindurch, ehe die Flut das Vorland bedeckt!«
Ohne auf die Anstrengung zu achten, die ihm fast die Glieder lähmte, suchte der mutige Knabe den kürzesten Weg einzuschlagen. Zuweilen musste er Stiefel und Strümpfe ausziehen, um bis zum halben Bein versinkend durch Wasseransammlungen zu waten. Befand er sich dann wieder auf den Klippen, so setzte er sich manchem gefährlichen Sturz aus, den er nur durch seine Gewandtheit glücklich vermied.
Wie er sich hier überzeugte, tummelte sich gerade an dieser Stelle der Bai das Seegeflügel in größter Menge; ja, man konnte sagen, dass es hier von Tauben, Austernfressern und Enten wimmelte. Ferner spielten hier zwei oder drei Paar Pelzrobben am Rande der Klippen, welche nicht die geringste Furcht zeigten und gar nicht ins Wasser zu entfliehen suchten. Daraus war der Schluss zu ziehen, dass diese Amphibien dem Menschen nicht misstrauten, weil sie von ihm nichts zu fürchten zu haben glaubten, und dass mindestens seit langen Jahren keine Fischer hierher gekommen waren, um auf sie Jagd zu machen.
Bei näherer Überlegung erkannte Briant aus dieser Anwesenheit von Robben, dass diese Küste in noch höherer Breite liegen musste, als er vorher angenommen, und jedenfalls südlicher als Neuseeland. Der Schoner musste also bei der Fahrt über den Stillen Ozean nicht unbeträchtlich nach Südosten abgewichen sein.
Diese Wahrnehmung wurde noch weiter bestätigt, als Briant, nachdem er den Fuß des Vorgebirges erreicht, ganze Scharen von Plattfischen, welche die antarktischen Gegenden bewohnen, sich umhertummeln sah. Diese glitten zu Hunderten durcheinander unter ungeschickter Bewegung ihrer großen Flossen, welche ihnen natürlich mehr zum Schwimmen als zum Fliegen dienen. Übrigens ist mit deren ranzigem und öligem Fleische nichts anzufangen.
Es war jetzt zehn Uhr morgens, ein Beweis, wie viel Zeit Briant zur Zurücklegung der letzten Meilen gebraucht hatte.
Erschöpft und ausgehungert, hielt er es für das Klügste, sich erst etwas zu stärken, ehe er die Besteigung des Vorgebirges unternahm, dessen Kamm sich bis dreihundert Fuß über die Meeresfläche erhob.
Briant setzte sich also, geschützt gegen die ansteigende Flut, welche schon über den Klippengürtel hinwegschäumte, auf einen Felsen nieder. Sicherlich hätte er nach einer Stunde zwischen der Brandung und am Fuß des steilen Ufers nicht mehr hindurchkommen können, ohne von der Flutwelle umspült zu werden. Das beunruhigte ihn nun nicht weiter, und am Nachmittag, wenn das Wasser sich bei der Ebbe wieder ins Meer zurückgezogen hatte, hoffte er auch an dieser Stelle einen gangbaren Weg zu finden.
Ein tüchtiges Stück Fleisch und einige herzhafte Schlucke aus der Kürbisflasche, mehr bedurfte es nicht, um Hunger und Durst zu stillen, während der Aufenthalt seine Glieder neu stärkte. Gleichzeitig gab er sich aber auch den ihn bestürmenden Gedanken hin. Allein und ferne von seinen Kameraden suchte er sich seine Lage völlig klarzumachen, fest entschlossen, sich dem Wohlsein und der Rettung aller bis zum Ende mit allen Kräften zu widmen. Wenn das Auftreten Doniphans und einiger anderer ihm manche Sorge einflößte, so war das nur deshalb, weil er eine Trennung für höchst verderblich hielt. Er nahm sich jedoch bestimmt vor, sich jeder Handlung, die ihm seine Kameraden zu gefährden schien, unbedingt zu widersetzen. Dann dachte er an seinen Bruder Jacques, dessen Benehmen ihm rechte Sorge machte. Es schien ihm, als ob das Kind irgendeinen, wahrscheinlich vor der Abfahrt begangenen Fehler verheimliche, und er gelobte sich, solange in Jacques zu dringen, bis dieser sich herbeiließ, ihm zu antworten.
Briant dehnte seinen Aufenthalt bis auf eine Stunde aus, um wieder ganz zu Kräften zu kommen, dann schnürte er den Sack wieder zu, warf ihn auf den Rücken und begann die ersten Felssprossen emporzuklimmen.
Ganz am Ende der Bai gelegen, zeigte das in eine ganz scharfe Spitze auslaufende Vorgebirge eine sehr merkwürdige geologische Bildung. Man hätte es als eine durch Feuer erzeugte Kristallisation ansehen können, welche unter dem Einfluss plutonischer Kräfte entstanden war.
Dieser Hügel stand übrigens mit dem steilen Ufer nicht, wie es aus der Ferne den Anschein hatte, in unmittelbarer Verbindung. Seiner Natur nach unterschied er sich ja auch wesentlich von jenem, da er aus Granitfelsen aufgebaut war, statt der Kalkschichten, wie solche den englischen Kanal in Europa umrahmen.
Dieses Verhalten fiel Briant sofort ins Auge; er bemerkte ebenso, dass eine enge Schlucht das Vorgebirge von dem Steilufer trennte. Auf der anderen Seite erstreckte sich das Vorland über Sehweite nach Norden hinaus. Da der Hügel die ihn umgebenden Höhepunkte jedoch gut um hundert Fuß überragte, musste der Blick von dessen Gipfel eine ziemlich umfassende Fernsicht gewähren, und darauf kam es ihm ja vorzüglich an.
Die Ersteigung war ziemlich beschwerlich; er musste dabei von einem Felsstück zum anderen emporklimmen, und diese waren nicht selten so groß, dass Briant nur mit größter Mühe ihre oberen Kanten erlangen konnte. Da er jedoch zu derjenigen Klasse von Knaben gehörte, welche man mit Recht »Klettertiere« nennen könnte, da er von Jugend auf eine besondere Vorliebe für solche Wagstücke gehabt und sich dadurch eine ungewöhnliche Kühnheit, Geschmeidigkeit und Gewandtheit erworben hatte, so setzte er schließlich den Fuß auf den Gipfel, nachdem er wiederholt manch recht verderblichen Sturz glücklich vermieden hatte.
Das Fernrohr vor den Augen, lugte Briant nun zuerst in der Richtung nach Osten hinaus.
Diese Gegend erschien, soweit er sehen konnte, völlig flach. Das steile Ufer bildete ihre größte Erhebung, und dessen Hochebene senkte sich ganz allmählich nach dem Inneren zu hinab. Weiter hinaus unterbrachen noch einige sehr mäßige Erhöhungen diese Fläche, ohne das Bild des Landes besonders zu verändern. Nach derselben Richtung hin bedeckten es große Waldmassen, welche unter ihrem jetzt mehr gelblichen Blätterdache die Wasserläufe bergen mochten, die dem Uferlande zueilten. Das Ganze erschien also bis zum Horizont hinaus als große Ebene, deren Durchmesser